Olivera Lazarević

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Mileva Olivera Lazarević (serbisch-kyrillisch Деспина Оливера Лазаревић, Sultanin Mileva, Despina Hatun oder auch Olivera Despina oder nur Despina; 1373 – nach 1444), ursprünglich Mileva Olivera Lazarević war die Tochter des serbischen Fürsten Lazar und dessen Frau Milica. Nach der Schlacht auf dem Amselfeld wurde sie mit dem osmanischen Sultan Bayezid I. vermählt. Durch die Schlacht bei Ankara kam sie mit Bayezid in die Gefangenschaft Timurs, kehrte 1403 nach Europa zurück, wo sie danach in Serbien, der Zeta und der Republik Ragusa lebte.

Leben

Olivera Despina wurde zwischen 1373 und 1376 in Kruševac als jüngste Tochter von Milica und Lazar Hrebeljanović geboren. Sie wuchs in Kruševac auf, wurde 1389 mit Sultan Bayezid I. vermählt und lebte 12 Jahre im Harem in Bursa. Olivera wurde nach der Niederlage der Osmanen in der Schlacht bei Angora 1402 aus Bursa mit zwei Töchtern in Timurs Gefangenschaft geschickt.[1] Nachdem ihr Bruder Stefan sie 1403 bei Timur auslösen konnte, kehrte sie nach Serbien zurück und lebte am Hofe des Despoten in Belgrad. Nach dem Tode Stefans 1427 zog sie zu ihrem Schwager Đurađ Branković nach Smederevo und war häufig bei ihrer Schwester Jelena Balšič in Dubrovnik sowie der Zeta und Zahumlje.

Ihr eigentlicher Name Olivera wird häufig durch Despina (von Despotin abgeleitet) ergänzt. Diesen bekam sie von Ragusanern, auch ihre Schwester Jelena nannte sie Despina. Dass die Schwestern Olivera und Jelena bis zum Lebensende verbunden geblieben sind, geht aus dem Testament Jelenas 1442 hervor, die Despina ihre goldene Ikone sowie 200 Dukaten vererbte.[2] Olivera starb vermutlich 1444.

Quellen und Legenden

Das wechselvolle Leben von Olivera als Frau des Sultans im Harem in Adrianopel sowie als vermeintliche Dienerin in mongolischer Gefangenschaft wurde in unterschiedlichen Quellen oft romanhaft dargestellt. So konnten sich sowohl im osmanischen als auch im westlichen Kulturkreis zahlreiche Legenden bilden. In der Chronik Aşıkpaşazâdes (1400–1484) wurde Olivera Despina Hatun in einen überwiegend negativen Kontext gestellt. So soll sie Bayezid zum Alkohol verführt haben, da Bayezid das Weintrinken nachgesagt wurde. Es sollen orgiastische Trinkgelage stattgefunden haben, und letztendlich soll Bayezid unter ihrem Einfluss zum Christentum übergetreten sein. Nach Laonikos Chalkokondyles musste sie den Mongolenherrscher nackt unter den Augen des in einem Käfig eingekerkerten Bayezid bedienen, weswegen sich Bayezid aus Wut und Verzweiflung den Kopf so lange an den Wänden seines Kerkers angestoßen haben soll, bis er daran und Olivera zwei Tage nach dem Tode Bayezids aus Gram verstorben seien.[3] Diese Geschichte wiederholt auch Marvo Orbini, indem er noch anfügt, dass sie ihr Kleid bis zum Nabel abschneiden musste. Dagegen berichtet Konstantin Kostenecki in der Vita des Despoten Stefan Lazarević, dass Olivera nicht lange nach ihrer Gefangennahme freikam.

In der serbischen Volksüberlieferung soll sich die Sultanin Mileva (Olivera) in Kruševac mit Bayezid vermählt haben. Dazu soll sie eine Moschee zu Ehren ihres Gemahls gestiftet haben, weil er auch ihr in seiner Residenz eine Kirche erbauen ließ. Diese angebliche Moschee der Sultanin war noch zu Felix Kanitz Zeiten erhalten, aber in Wahrheit war sie nur ein türkisches Badehaus (Hamam).

Im Kloster Studenica ist ein golddurchwebtes, für den Sarg des Hl. Simeon bestimmtes Leintuch von Olivera Despina mit einer zwischen goldenem Rankenwerk in den Stoff eingewebten türkischen Inschrift erhalten.[4]

Dramaturgische Behandlung

Eine dramaturgische Umsetzung der Gefangenschaft Olivera Despinas als Zabina erfährt sie in Christopher Marlowes Drama Tamburlaine the great, einem der einflussreichen Werke des Elisabethanischen Theaters.[5][6] Zabina und Bayazit sind darin als sich treu liebendes Paar in der Gefangenschaft dargestellt. Zabina wird als Dienerin der Dienerin der Konkubine Timurs Zenocrate gedemütigt und muss ihrem als Attraktion in einem Käfig gehaltenen Mann, der von Timur als Fußschemel benutzt wird, mit Speiseresten verpflegen. Durch Selbstmord in einem Käfig Tamerlans beenden Zabina und Bayazit diese Tortur. Den gleichen historischen Kontext verwendet das vielfach vertonte Opernlibretto Tamerlano von Agostino Piovene (vgl. Georg Friedrich Händels Tamerlano, Antonio Vivaldis Tamerlano/Bajazet oder Josef Myslivečeks Il gran Tamerlano), ohne jedoch eine parallele dramatische Figur zu Despina zu entwickeln.

Quellen

  1. Sıla Şenlen, Dramatic Representation of the Battle of Ankara and Bayezid I’s Captivation by Tamerlane (PDF; 208 kB)
  2. Mittelalterlich Quellen zum Amselfeld, Jelena Balšićs Testament, 1442 Testament Jelene Balšić
  3. Prenses Olivera Despina auf Scribd.com
  4. Felix Kanitz: Das Königreich Serbien und das Serbenvolk von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Land und Bevölkerung. 2. Bd., Leipzig, 1909.
  5. Christopher Marlow, Tambulaine the great Tamburlaine the great
  6. Tamburlaine the great (PDF; 208 kB) auf Ankara.edu.tr

Literatur

  • Princeza Olivera: Zaborovljena srpska kneginja (dt. Prinzessin Olivera: Die vergessene serbische Fürstin). Fond Princeza Olivera, Belgrad 2009.