Georges Oltramare

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Februar 2023 um 07:31 Uhr durch Gerald Fix (Diskussion | Beiträge) (Biografie: Commission gouvernementale de Sigmaringen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Von der Gewerkschaft FOBB für die Opfer der Unruhen von 1932 aufgestellter Gedenkstein, heute am Boulevard du Pont-d’Arve 40 in Genf.[1]

Georges Oltramare (* 17. April 1896 in Genf; † 16. August 1960 ebenda) war ein Schweizer Politiker der rechtsextremen Union nationale.

Biografie

Oltramare betrieb Jura-Studien in Genf, war als Steuereinnehmer in Bukarest, als Journalist und im Pressedienst des Völkerbundes tätig. Er schrieb für die Genfer Zeitung La Suisse und war von 1923 bis zu ihrem Verbot 1940 Herausgeber der Satirezeitschrift Le Pilori. Im Jahr 1927 erhielt er für seinen Roman Don Juan ou la solitude den Welti-Preis von 3000 Franken.[2] Eine von ihm organisierte politische Veranstaltung führte zu den Unruhen von Genf 1932. Von 1933 bis 1936 gehörte er als Gründer der Union nationale dem Genfer Grossrat an.

Von 1936 bis 1938 war Oltramare mehr als zehnmal zu Besuch bei Benito Mussolini. 1940 liess er sich im besetzten Paris nieder, wo er zunächst die Leitung einer von der deutschen Besatzungsmacht herausgegebenen Zeitung übernahm und danach auch im Radio und für andere Zeitungen tätig wurde. 1944 floh er mit der Vichy-Regierung nach Sigmaringen. Am 21. April 1945 wurde er von den Alliierten festgenommen und an die Schweiz ausgeliefert.

Der rechtsextreme Oltramare wurde 1947 vom Bundesgericht wegen Vergehen gegen die Unabhängigkeit der Schweiz zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt; 1950 verurteilte ihn ein Gericht in Paris in Abwesenheit wegen Kollaboration zum Tode.

Familie

Sein Bruder André Oltramare war sozialdemokratischer Politiker und Lebenspartner der Philosophin Jeanne Hersch.

Literatur

  • Mauro Cerutti: Oltramare, Georges. In: Handbuch des Antisemitismus, Band 2/2, 2009, S. 598 f.
  • Jean-Noël Cuénod: De l’assassinat de Sissi à l’acquittement de Mikhaïlov: un siècle de procès à Genève. Genf 1999.
  • Maria Keipert (Redaktion): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3: Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6, S. 406 f.

Einzelnachweise

  1. Katharina Hohmann, Ambroise Tièche, Fritz von Klinggräff: 111 lieux à Genève à ne pas manquer. Emos Verlag, Köln 2020, ISBN 978-3-7408-0868-6, S. 124 f.
  2. Minerva-Zeitschrift, 1927, Seite 268.