Bicalutamid

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Strukturformel
Strukturformel von Bicalutamid
Allgemeines
Freiname Bicalutamid
Andere Namen

(RS)-N-[4-Cyan-3-(trifluormethyl)phenyl]-3-(4-fluorphenylsulfonyl)-2-hydroxy-2-methylpropanamid[1]

Summenformel C18H14F4N2O4S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 90357-06-5
EG-Nummer (Listennummer) 618-534-3
ECHA-InfoCard 100.126.100
PubChem 2375
ChemSpider 2284
DrugBank DB01128
Wikidata Q1988832
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L02BB03

Eigenschaften
Molare Masse 430,38 g·mol−1
Schmelzpunkt

191–193 °C[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 351​‐​360​‐​410
P: 201​‐​273​‐​281​‐​308+313​‐​391​‐​501[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Bicalutamid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antiandrogene, welches zur Behandlung des Prostatakarzinoms eingesetzt wird.[4]

Pharmakologie

Bicalutamid bindet an die zytosolischen Androgenrezeptoren in Prostatazellen, was zum Zelltod (Apoptose) und schließlich zur Wachstumshemmung von Prostatakrebszellen führt. Studien haben gezeigt, dass Bicalutamid in Kombination mit der Standardbehandlung (radikale Prostatabehandlung bzw. -entfernung oder Strahlentherapie) wirksamer war als die alleinige Standardtherapie. Darüber hinaus steigt die Überlebensrate der Patienten erheblich, wenn eine Behandlung mit Bicalutamid und Strahlentherapie eingesetzt wird.[5]

In einer Dosierung von 150 mg/Tag wird Bicalutamid als Monotherapie zur Behandlung von frühem (lokalisiertem oder lokal fortgeschrittenem) nicht metastasiertem Prostatakrebs verabreicht. Und in einer Dosierung von 50 mg/Tag wird es in Kombination mit einem LHRH-Analogon oder einer chirurgischen Kastration zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs eingesetzt.[6]

Stereochemie

Bicalutamid ist ein Racemat, und seine antiandrogene Aktivität liegt fast ausschließlich im (R)-Enantiomer vor, während das (S)-Enantiomer nur eine geringe Aktivität aufweist. (R)-Bicalutamid wird langsam und sättigend resorbiert. Es hat eine lange Plasmaeliminationshalbwertszeit (1 Woche) und reichert sich bei täglicher Verabreichung etwa 10-fach im Plasma an. (S)-Bicalutamid wird viel schneller absorbiert und aus dem Plasma ausgeschieden; die Steady-State-Konzentrationen von (R)-Bicalutamid sind 100-mal höher als die von (S)-Bicalutamid. Obwohl eine leichte bis mittelschwere Leberfunktionsstörung die Pharmakokinetik nicht beeinträchtigt, gibt es Hinweise auf eine langsamere Ausscheidung von (R)-Bicalutamid bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung.[6]

Synthese

Die mehrstufige Synthese von Bicalutamid ist in der folgenden Reaktionssequenz beschrieben:[1]

Synthese von Bicalutamid
Synthese von Bicalutamid

Im ersten Schritt der Synthese wird Methylmethacrylat mit Wasserstoffperoxid und Natronlauge zu Methyl-2,3-epoxy-2-methylpropionat umgesetzt. Dieses wird in Anwesenheit von 4-Fluorthiophenol[7], Natriumhydrid und Tetrahydrofuran zu Methyl-2-hydroxy-2-methyl-3-(4-fluor-phenylthio)propionat umgesetzt. Durch Umsetzung mit Kaliumhydroxid und weiterhin mit 4-Cyan-3-trifluormethylanilin, Thionylchlorid und Dimethylamin wird schließlich N-(4-Cyan-3-trifluormethylphenyl)-3-(4-fluorphenylsulfonyl)-2-hydroxy-2-methylpropionamid erhalten. Im letzten Schritt erfolgt die Umsetzung mit 3-Chlorperbenzoesäure zum Produkt Bicalutamid.

Handelsnamen

Casodex (D, F, GB, I)[1], Androcal, Bicalutamid-Uropharm, Bicalutin (D)[4]

Einzelnachweise

  1. a b c A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: Pharmaceutical Substances, 5th Edition: Syntheses, Patents and Applications of the most relevant APIs. Georg Thieme Verlag, 2014, ISBN 978-3-13-179525-0, S. 153.
  2. Eintrag zu Bicalutamid. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 20. Mai 2022.
  3. a b Casodex Tablets – Safety Data Sheet. Astra Zeneca, 2016, abgerufen am 25. Mai 2022.
  4. a b Rote Liste Service GmbH, Rote Liste Service GmbH: ROTE LISTE 2021 Arzneimittelverzeichnis für Deutschland (einschließlich EU-Zulassungen und bestimmter Medizinprodukte). 1. Auflage. Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-946057-64-2.
  5. Keri Wellington, Susan J. Keam: Bicalutamide 150mg. In: Drugs. Band 66, Nr. 6, 1. April 2006, S. 837–850, doi:10.2165/00003495-200666060-00007.
  6. a b Ian D. Cockshott: Bicalutamide. In: Clinical Pharmacokinetics. Band 43, Nr. 13, 1. November 2004, S. 855–878, doi:10.2165/00003088-200443130-00003.
  7. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu 4-Fluorthiophenol: CAS-Nr.: 371-42-6, EG-Nr.: 206-737-6, ECHA-InfoCard: 100.006.125, PubChem: 67789, ChemSpider: 61107, Wikidata: Q72477172.