Safranblättriger Hautkopf
Safranblättriger Hautkopf | ||||||||||||
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Safranblättriger Hautkopf (Cortinarius croceus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cortinarius croceus | ||||||||||||
(Schaeff. : Fr.) Gray |
Der Safranblättrige Hautkopf oder Gelbblättrige Hautkopf (Cortinarius croceus, Syn.: C. cinnamomeolutescens, C. cinnamomeobadius) ist eine Pilzart aus der Familie der Schleierlingsverwandten (Cortinariaceae). Der mittelgroße, sehr variable Hautkopf hat einen gelb- bis rot-braunen Hut, gelbe Lamellen und einen gelben Stiel. Seine Sporen sind recht klein (meist < 9,5 µm lang). Die Fruchtkörper des Mykorrhizapilzes erscheinen in Laub- und Nadelwäldern. Wie bei allen Hautköpfen können die getrockneten Fruchtkörper wegen ihrer Anthrachinon-Farbstoffe zum Färben von Wolle verwendet werden. Der Safranblättrige Hautkopf wird wie sämtliche Hautköpfe als giftverdächtig eingestuft.
Merkmale
Makroskopische Merkmale
Der Hut ist 2–5(–7) cm breit; anfangs kegelig-glockig, später ausgebreitet und mehr oder weniger gebuckelt. Die trockene, matte Hutoberfläche ist erst fein, dann grob radialfaserig und dunkel oliv-gelb bis gelb-braun, rötlich-braun oder oliv-braun gefärbt. Der Hutrand ist oft mehr oder weniger gelb. Die dünnen, breit angewachsenen Lamellen sind anfangs schön gelb und bleiben lange so gefärbt. Sie bilden einen deutlichen Kontrast zum dunkleren Hut. Später sind sie dann zimt- bis oliv-braun und bisweilen können sie einen Safranton haben. Der schlanke, zylindrische und oft verbogene Stiel ist 7–10 cm lang und 0,5–1 cm breit. Er ist zitronengelb, safran- bis oliv-gelb gefärbt und nackt. Nur bei der Varietät porphyrovelatus ist er durch die purpur-braune Velumzone gegürtelt. Das feste Fleisch ist gelb bis olivgelb gefärbt und riecht schwach und wenig auffällig nach Iod oder Rüben.[1][2][3]
Mikroskopische Merkmale
Die rauen, elliptischen Sporen messen circa 8 × 4,5 µm. Die Cheilozystiden sind schmal und selten septiert.[1]
Artabgrenzung
Der Safranblättrige Hautkopf ist ein sehr variabler Pilz, der mit einer ganzen Reihe von Hautköpfen verwechselt werden kann. Ein gutes Kennzeichen sind die lebhaft gelben Lamellen, die im Kontrast zum dunkleren, olivfarbenen Hut stehen. Am ehesten kann die Art mit dem Orangefüßigen Hautkopf (C. bataillei) verwechselt werden, der feuchte bis nasse Standorte, oft im Torfmoos, besiedelt und sich durch die orange-rot durchgefärbte Stielbasis vom Safranblättrigen Hautkopf unterscheidet. Recht ähnlich ist der seltene und wenig bekannte Wiesen-Hautkopf (C. pratensis). Er ist heller rötlich-braun getönt und kommt auf Wiesen und Waldlichtungen vor. Seine Cheilozystiden sind gegliedert wie die Zweige einer Opuntie. Auch der ebenfalls häufige Zimtbraune Hautkopf (C. cinnamomeus) kann manchmal ähnlich aussehen. Er hat aber weniger lebhaft gefärbte Lamellen.[1][3]
Ökologie und Verbreitung
Der Safrangelbe Hautkopf kommt in Nordamerika (USA) und Europa vor. Er ist in ganz Europa verbreitet und kommt hier in nahezu allen Klimazonen vor. Er wurde auch auf Grönland und Island nachgewiesen. In Nordeuropa ist er häufiger als im Süden, dennoch kommt er auch hier vor. In Großbritannien und Irland ist der Hautkopf eher selten, aber gleichwohl weit verbreitet.
Die Fruchtkörper des Mykorrhizapilzes erscheinen von Juli bis Oktober (November) überwiegend in Nadelwäldern. In jungen Fichten- und Kiefernforsten gehört er zu den häufigsten Pilzarten. Oft wächst er hier in Widertonmoospolstern. Man findet ihn aber auch in Laubwäldern bei Birken, Buchen und Eichen. Der Schleierling bevorzugt saure Silikatböden. (61 % der Fundnachweise in Österreich, 9 % auf Kalkböden). Die optimale Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8 °C, die Höchsttemperatur 9 °C, Tiefsttemperatur bei −1 °C.[5] In der Schweiz liegt der höchstgelegene Fundort 2350 m[24] über dem Meeresspiegel, auch in Österreich wurde der Pilz in über 2200 m Höhe gefunden.[5][3]
Systematik
1774 beschrieb der deutsche Naturforscher Jacob Christian Schäffer einen Pilz mit einem safran- bis pomeranzenfarbenem Hut, hellgelben Lamellen und Stiel, der im Herbst auf bergigen Wiesen wächst. Er nannte ihn Safranblättriger Blätterschwamm und gab ihm den wissenschaftlichen Namen Agaricus croceus.[25] E.M. Fries sah in Schäffers Zeichnung und Beschreibung eine Varietät von C. cinnamomeus. Durch die Erwähnung in Fries Systema Mycologicum wurde Schäffers Namen sanktioniert.[26] Im gleichen Jahr stellte der britische Botaniker Samuel Frederick Gray den Pilz als Cortinaria crocea in die Gattung Cortinarius und gab ihm durch seine Neukombination seinen heute gültigen Namen.[27] Ein homotypisches Synonym ist Dermocybe crocea (Schaeff.) M.M. Moser. Weitere Synonyme sind C. cinnamomeobadius Rob. Henry (=Dermocybe cinnamomeobadia (Rob. Henry) M.M. Moser) und C. cinnamomeolutescens Rob. Henry.
Das lateinische Artepitheton croceus (safrangelb) bezieht sich laut J.C. Schäffer auf die dunkel-safrangelbe Hutfarbe, während Fries auf die Lamellenfarbe (flavo-croceus) Bezug nimmt.
Bedeutung
Der Safranblättrige Hautkopf ist wie alle Hautköpfe kein Speisepilz und gilt als giftverdächtig. Wie bei allen Hautköpfen können die getrockneten Fruchtkörper wegen ihrer Anthrachinon-Farbstoffe ((3R,3R',M)-flavomannin-6,6'-di-O-methyl Ether) zum Färben von Wolle verwendet werden.[28][29]
Quellen
- Cortinarius croceus. In: Index Fungorum. Abgerufen am 5. Oktober 2015.
- Cortinarius croceus. In: MycoBank.org. International Mycological Association, abgerufen am 5. Oktober 2015 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 226 (englisch: The mushrooms and toadstools of Britain and Northwestern Europe. Übersetzt von Till R. Lohmeyer).
- ↑ German Josef Krieglsteiner, Andreas Gminder (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 5: Ständerpilze. Blätterpilze III. Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-3572-1, S. 14–15.
- ↑ a b c Karin Montag: Safranblättriger Hautkopf Cortinarius croceus Im virtuellen Pilzbuch. In: Tintling.com. Abgerufen am 5. Oktober 2015.
- ↑ Rapportsystemet för växter: Cortinarius croceus. In: artportalen.se. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. August 2012; abgerufen am 20. Oktober 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b c Datenbank der Pilze Österreichs. In: austria.mykodata.net. Österreichischen Mykologischen Gesellschaft, abgerufen am 20. Oktober 2015.
- ↑ Basidiomycota Checklist-Online – Cortinarius croceus. In: basidiochecklist.info. Abgerufen am 20. Oktober 2015.
- ↑ Cvetomir M. Denchev, Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. Band 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (online [PDF]).
- ↑ Belgian List 2012 – Cortinarius croceus. Abgerufen am 20. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ Torbjørn Borgen, Steen A. Elborne, Henning Knudsen: Arctic and Alpine Mycology. Hrsg.: David Boertmann, Henning Knudsen. Band 6. Museum Tusculanum Press, 2006, ISBN 87-635-1277-7, A checklist of the Greenland basidiomycetes, S. 56 (online).
- ↑ Armin Mesic, Zdenko Tkalcec: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia. II. Families Agaricaceae, Amanitaceae, Cortinariaceae and Hygrophoraceae. In: Mycotaxon. Vol. 83, 2002, S. 453–502 (englisch, cybertruffle.org.uk).
- ↑ Estonian eBiodiversity Species description Cortinarius croceus. In: elurikkus.ut.ee. Abgerufen am 20. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ Weltweite Verbreitung von Cortinarius croceus. In: GBIF Portal / data.gbif.org. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. Februar 2016; abgerufen am 20. Oktober 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Georgios I. Zervakis u. a.: Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece: II. Macrofungi associated with conifers in the Taygetos Mountain (Peloponnese). In: Mycotaxon. Vol 83:, 2002, S. 97–126 (cybertruffle.org.uk).
- ↑ D. M. Dimou, G. I. Zervakis, E. Polemis: Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece: IV. Macrofungi from Abies cephalonica forests and other intermixed tree species (Oxya Mt., central Greece). In: [Mycotaxon]. Vol: 104, 2008, S. 39–42 (englisch, online [PDF]).
- ↑ Cortinarius croceus. In: grzyby.pl. Abgerufen am 20. Oktober 2015.
- ↑ Ilkka Kytövuori u. a.: Kapitel 5.2, Distribution table of agarics and boletes in Finland. ISBN 952-11-1997-7, S. 105–225 (helsinki.fi [PDF] Originaltitel: Helttasienten ja tattien levinneisyystaulukko.).
- ↑ Jean-Pierre Prongué, Rudolf Wiederin, Brigitte Wolf: Die Pilze des Fürstentums Liechtenstein. In: Naturkundliche Forschung im Fürstentum Liechtenstein. Vol. 21. Vaduz 2004 (online [PDF]).
- ↑ S. Petkovski: National Catalogue (Check List) of Species of the Republic of Macedonia. In: Acta Botanica Croatica. 2009 (englisch, PDF, 1,6MB ( vom 15. Februar 2010 im Internet Archive) [abgerufen am 20. Oktober 2015]).
- ↑ Nahuby.sk – Atlas húb – Cortinarius croceus. In: nahuby.sk. Abgerufen am 20. Oktober 2015.
- ↑ Cortinarius croceus / Norwegian Mycology Database. In: nhm2.uio.no / Norwegian Mycology Database. Abgerufen am 20. Oktober 2015 (englisch).
- ↑ Cortinarius croceus. Pilzoek-Datenbank, abgerufen am 20. Oktober 2015.
- ↑ T. V. Andrianova u. a.: Cortinarius croceus. Fungi of Ukraine. In: www.cybertruffle.org.uk/ukrafung/eng. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 22. Dezember 2015; abgerufen am 21. Oktober 2015 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ NMV Verspreidingsatlas online : Cortinarius croceus. In: verspreidingsatlas.nl. Abgerufen am 20. Oktober 2015.
- ↑ a b Verbreitungsatlas der Pilze der Schweiz. In: wsl.ch. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2012; abgerufen am 20. Oktober 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Jacob Christian Schäffer: Fungorum qui in Bavaria et Palatinatu circa Ratisbonam nascuntur icones, nativis coloribus expressae. Band 3-4. Apud J.J. Palmium, Erlangae (Erlangen) 1774, S. 4 (online).
- ↑ Elias Magnus Fries: Systema Mycologicum. Volumen I. Ex Officina Berlingiana, Lund & Greifswald 1821, S. 229 (Latein, cybertruffle.org.uk).
- ↑ Samuel Frederick Gray: A natural arrangement of British plants. according to their relations to each other as pointed out by Jussieu, De Candolle, Brown. Hrsg.: F. Bataille, Besançon. Vol 1. London 1821, S. 630 (englisch, online).
- ↑ J. Velíšek, K. Cejpek: Pigments of higher fungi: a review. In: Czech Journal of Food Sciences. Band 29, 2011, S. 87–102 (http://www.agriculturejournals.cz/publicFiles/37205.pdf online [PDF]).
- ↑ Arleen Rainis Bessette, Alan Bessette: he Rainbow Beneath My Feet: A Mushroom Dyer's Field Guide. Syracuse University Press, 2001, ISBN 0-8156-0680-X, S. 73 (einsehbar über Google Books).
Weblinks
- Cortinarius croceus. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 5. Oktober 2015 (italienisch, Fotos vom Safranblättrigen Hautkopf).
- Wolfgang Bachmeier: Safranblättriger Hautkopf (Cortinarius croceus). In: www.123pilze.de / pilzseite.de. Abgerufen am 5. Oktober 2015.
- Roger Phillips: Cortinarius croceus. In: RogersMushrooms. Rogers Plants Ltd., abgerufen am 9. Oktober 2015 (englisch).