Morbus Köhler I

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Klassifikation nach ICD-10
M92.6 Juvenile Osteochondrose des Tarsus
- Os naviculare
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der Morbus Köhler I oder die Juvenile Osteochondrose des Tarsus („jugendliche Umwandlung von Knorpel zu Knochen an der Fußwurzel“) ist die aseptische Knochennekrose des Os naviculare (Kahnbein der Fußwurzel) bei Kindern und Jugendlichen.[1]

Das seltene Auftreten beim Erwachsenen wird als Müller-Weiss-Syndrom bezeichnet. Die Krankheit ist benannt nach Alban Köhler.[2] Sie gehört zu den sogenannten präarthrotischen Fußdeformitäten.[3]

Definition und Abgrenzungen

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Diese Köhlersche Krankheit heißt auch Köhler I oder aseptische Knochennekrose des Os naviculare pedis. Es handelt sich um eine aseptische juvenile Epiphyseonekrose des Kahnbeins am rechten oder linken Fuß. Diese Entwicklungsstörung tritt oft doppelseitig auf.[4] Es besteht eine Androtropie. Es kommt zu schmerzhaften Weichteilschwellungen. Im Röntgenbild sieht man Verschmälerungen der Knochenbälkchen. Im späteren Verlauf kommt es zur Strukturverdichtung mit einer sogenannten Bisquitform des Knochens. Regelhaft kommt es nach drei Jahren zur Spontanheilung.[5]

Andere Namen sind Köhler-Krankheit und Köhler-Müller-Weiss-Syndrom. Es ist eine aseptische und avaskuläre Kahnbeinnekrose an einem Fuß.[6] Der Morbus Köhler I ist vom Morbus Köhler II abzugrenzen; das ist die Köhler-Freiberg-Krankheit (Köhler-Syndrom II). Die Benennungen Köhler I und II sind Klinikjargon.

Die Köhlersche Krankheit (Köhler I) tritt meist einseitig auf, in 30 Prozent der Fälle aber beidseitig. Meistens sind Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren betroffen. Es kommt zu Fußschmerzen besonders bei Druck und Belastung.

Die Krankheit Köhler I wurde zuerst 1908 von Alban Köhler[7] und 1910 von Kay Schäfer beschrieben. Anfänglich sprach man nur von der Köhlerschen Krankheit.

Die Ätiologie ist unbekannt.

Klinik, Diagnostik und Differenzialdiagnostik

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Morbus Köhler I bei einem achtjährigen Mädchen, normale Gegenseite

Es bestehen belastungsabhängige Schmerzen im Mittelfuß. Bei der klinischen Untersuchung findet man Druckschmerz und gelegentlich Schwellung über dem betroffenen Os naviculare.

Im Röntgenbild imponieren eine scheibenförmige Verschmälerung und eine zunehmende Knochendichte im Os naviculare. Ein schollenförmiger Zerfall des Knochens ist möglich. Weiterhin besteht eine Gelenkspaltverbreiterung zwischen Talus und Os naviculare.

Die Differenzialdiagnosen beinhalten eine posttraumatische Vaskularisationsstörung, einen Tumor, eine Entzündung sowie ein Os naviculare bipartitum. „Eine Fußwurzeltuberkulose muß differentialdiagnostisch ausgeschlossen werden.“[8]

Fehlt hingegen die klinische Symptomatik bei lediglich auffallender Struktur des Os naviculare im Röntgenbild, liegt in der Regel eine harmlose Normvariante vor (Ossifikationsvariante).[9]

Therapie und Prognose

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Bei akuten Schmerzen Ruhigstellung im Unterschenkelgips und Entlastung für acht bis zwölf Wochen, danach Einlagenversorgung in beiden Schuhen zur Unterstützung der Längswölbung. Meist erfolgt eine Restitutio ad integrum. Eine sekundäre Arthrose ist möglich.

Es gibt insgesamt fünf nach Alban Köhler benannte orthopädische Krankheiten an den Extremitäten (Köhlersche Krankheiten, Köhlersche Syndrome):

Irrtümlich wurden die Krankheiten Köhler I und Köhler II von Maxim Zetkin und Herbert Schaldach dem deutschen Biologen Georges Jean Franz Köhler zugeschrieben.[13]

  • Thomas von Rothkirch, O. Schwarz, Rüdiger Döhler: Morbus Köhler I – Langzeitbeobachtungen bei 31 Fällen. In: Beiträge zur Orthopädie und Traumatologie. Band 34 (1987), S. 351–364.
  • Andreas B. Imhoff, Ralf D. Linke, René Baumgartner: Checkliste Orthopädie. 2., komplett überarbeitete und erweiterte Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart u. a. 2011, ISBN 978-3-13-142282-8.
  • Eva von Stillfried, Marc-André Weber: Aseptische Osteonekrosen bei Kindern und Jugendlichen. In: Der Orthopäde. Jahrgang 43 (2014), Nummer 8, S. 750–757.
  • Heidi L. Tuthill, Evan R. Finkelstein, Allen M. Sanchez, Paul D. Clifford, Ty K. Subhawong, Jean Jose: Imaging of Tarsal Navicular Disorders, A Pictorial Review. In: Foot & Ankle Specialist. Jahrgang 7 (2014), Nummer 3, S. 211–226.

Einzelnachweise

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  1. Duden: Wörterbuch medizinischer Fachbegriffe. Dudenverlag, 10. Auflage, Berlin 2021, ISBN 978-3-411-04837-3, S. 444.
  2. Peter Reuter (Hrsg.): Springer Lexikon Medizin. Springer-Verlag, Berlin 2004, ISBN 978-3-540-20412-1, Lemma Köhler.
  3. Wolfgang Dihlmann: Gelenke – Wirbelverbindungen. 2. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart / New York 1982, ISBN 3-13-471202-4, S. 408 f.
  4. Walter Guttmann: Medizinische Terminologie. 10. und 11. Auflage, Verlag Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1919, Spalte 618.
  5. Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Verlag Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung, München / Berlin / Wien 1971, 4. Ordner (Hyperm–Mel), ISBN 3-541-84004-8, S. K 158.
  6. Peter Reuter: Springer Klinisches Wörterbuch 2007/2008. Springer-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-34601-2, S. 965.
  7. Alban Köhler: Ueber eine häufige, bisher anscheinend unbekannte Erkrankung einzelner kindlicher Knochen. In: Münchner Medizinische Wochenschrift vom 18. September 1908, 55. Jahrgang, S. 1823–1825. Ueber eine häufige, bisher anscheinend unbekannte Erkrankung einzelner kindlicher Knochen. Münchener medizinische Wochenschrift.
  8. Günter Dahmen, Gerhard Josenhans, Karl Tillmann (Hrsg.): Erkrankungen des Bewegungsapparates. In: Praxis der Allgemeinmedizin, Band 14, Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore 1985, ISBN 3-541-10911-4, S. 195.
  9. Alban Köhler, Emil A. Zimmer, J. Brossmann, C. Czerny, Jürgen Freyschmidt: Grenzen des Normalen und Anfänge des Pathologischen in der Radiologie des kindlichen und erwachsenen Skeletts. 14. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart / New York 2001, ISBN 978-3-13-362214-1.
  10. Hexal Lexikon Orthopädie, Rheumatologie. Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore 1992, ISBN 3-541-16421-2, S. 62.
  11. Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Verlag Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung, München / Berlin / Wien 1971, 4. Ordner (Hyperm–Mel), ISBN 3-541-84004-8, S. K 158.
  12. Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 269. Auflage, Verlag Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2023, ISBN 978-3-11-078334-6, S. 919.
  13. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin, 16. Auflage, Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-86126-126-1, S. 1066.