Mittelmeer-Mönchsrobbe

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Mittelmeer-Mönchsrobbe

Mittelmeer-Mönchsrobbe in einem Diorama des Naturhistorischen Museums von Mailand

Systematik
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
ohne Rang: Robben (Pinnipedia)
Familie: Hundsrobben (Phocidae)
Tribus: Mönchsrobben (Monachini)
Gattung: Monachus
Art: Mittelmeer-Mönchsrobbe
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Monachus
Fleming, 1822
Wissenschaftlicher Name der Art
Monachus monachus
(Hermann, 1779)
Verbreitungskarte

Die Mittelmeer-Mönchsrobbe (Monachus monachus) ist eine vom Aussterben bedrohte Robbenart aus der Familie der Hundsrobben. Mit geschätzten 350 bis 450 geschlechtsreifen Individuen[1] ist sie eines der seltensten Säugetiere Europas.

Beschreibung

Hauptcharakteristikum ist die doppelte Schwanzflosse. In der Farbe sind diese Robben sehr variabel; sie liegt zwischen hellgrau und schwarzbraun. Mit einer Länge von 240 cm und einem Gewicht von 280 kg (Weibchen) ist die Mittelmeer-Mönchsrobbe deutlich größer als ein Seehund. Weibchen sind etwas kleiner als Männchen. Jungtiere werden mit etwa 80 cm und einem schwarzen Geburtsfell, welches oftmals einen weißen Fleck aufweist, zur Welt gebracht.[2]

Verbreitung

Die einzige Robbenart des Mittelmeers ist durch Verfolgung extrem selten geworden. Die größten Populationen befinden sich an den griechischen und türkischen Küsten (Foça, Anamur und Alonnisos). Allein im griechischen Alonnisos Marine Park sollen zwei Drittel des Bestandes beheimatet sein.[3] Kleinere Restpopulationen leben an der afrikanischen Küste zwischen Marokko und der Westsahara (dort an der Südspitze der Halbinsel Ras Nouadhibou) und bei den Ilhas Desertas im Madeira-Archipel im Atlantik, aber auch in der Straße von Sizilien bei La Galite (Tunesien). Die Kolonie bei Madeira umfasst ca. 30 Tiere und der Bestand ist in den letzten Jahren im Anstieg begriffen.[4] Weiterhin finden sich kleine Populationen an der Küste Istriens, etwa in der Nähe der Stadt Pula.[5]

Lebensweise

Die Mittelmeer-Mönchsrobbe ist ein tagaktiver Fischfresser, der in kleinen Kolonien von maximal zwanzig Tieren anzutreffen ist. Zum Gebären sucht sie typischerweise Höhlen auf, die nur unter Wasser erreichbar sind, wobei historische Beschreibungen zeigen, dass bis zum 18. Jahrhundert auch offene Strände genutzt wurden.[2]

Fortpflanzung

Über das Fortpflanzungsverhalten der Mittelmeer-Mönchsrobbe ist nur sehr wenig bekannt. Wissenschaftler vermuten, dass die Art polygyn lebt. Obwohl Geburten über das ganze Jahr verteilt vorkommen, erreichen sie im Oktober und November einen Höhepunkt. Auch weil in dieser Zeit viele Höhlen durch Hochwasser oder Sturmfluten überschwemmt werden, ist die Sterblichkeit unter Jungtieren sehr hoch: so geht die IUCN davon aus, dass von den zwischen September und Januar geborenen Tieren lediglich 29 % überleben. Die Laktationszeit beträgt durchschnittlich 134 Tage.

Mittelmeer-Mönchsrobbe und Mensch

Schon Aristoteles lieferte eine Beschreibung der Mönchsrobbe, die somit die erste beschriebene Robbe überhaupt ist. Seit Jahrhunderten sahen viele Fischer in dieser Robbe eine Konkurrenz. Dadurch und durch die starke Umweltverschmutzung der Lebensgebiete ist dieses Säugetier heute sehr stark vom Aussterben bedroht.

Funde von Knochen mit Schnittspuren in der Gorham-Höhle, Gibraltar belegen, dass bereits der Neandertaler zumindest gelegentlich Mönchrobben nutzte. Eine aktive Jagd mit Waffen auf erwachsene Robben ist bislang nicht nachweisbar. Dies belegt jedoch eine frühere Verbreitung der Mönchsrobbe auch entlang der iberischen Südküste.

Schutzmaßnahmen

Zum Schutz der Art wurden 1992 die Nationalparks um die Ilhas Desertas bei Madeira und die Nördlichen Sporaden in der Ägäis eingerichtet. Des Weiteren ist diese Art im CITES-Anhang I (totales Handelsverbot) gelistet.[6]

Eine Studie des italienischen Umweltministeriums von 2013 bestätigt das Vorhandensein von Mönchsrobben im Meeresschutzgebiet der Ägadischen Inseln. 2020 konnte dort eine Robbe in einer Höhle fotografiert werden.[7][8] Eine Studie des spanischen Umweltministeriums kam 2018 zu dem Ergebnis, dass eine Wiederansiedlung der Mittelmeer-Mönchsrobbe auf Fuerteventura machbar wäre. 2023 wurden Interessengruppen auf den Kanarischen Inseln zu dem Thema befragt. Die Fischer positionierten sich strikt gegen jegliche Wiederansiedlungsbemühungen, weil sie um ihre Existenz fürchten.[9]

Einzelnachweise

  1. Alexandros Karamanlidis (MOm/Hellenic Society for the Study and Protection of the Monk Seal), Panagiotis Dendrinos (MOm/Hellenic Society for the Study and Protection of the Monk Seal): IUCN Red List of Threatened Species: Mediterranean Monk Seal. 16. Juli 2015, abgerufen am 25. April 2020.
  2. a b Mediterranean Monk Seal Fact Files: Overview. Abgerufen am 18. November 2021.
  3. ΕΘΝΙΚΟ ΘΑΛΑΣΣΙΟ ΠΑΡΚΟ ΑΛΟΝΝΗΣΟΥ ΒΟΡΕΙΩΝ ΣΠΟΡΑΔΩΝ – Θαλάσσιο Πάρκο Αλοννήσου. Abgerufen am 18. November 2021 (griechisch).
  4. madeirabirds: Mediterranean Monk Seal Monachus monachus. 20. Februar 2013, abgerufen am 18. November 2021 (britisches Englisch).
  5. Mittelmeer-Mönchsrobbe regelmäßiger Gast an Stränden in Pula. PulaInfo. Abgerufen am 29. April 2014.
  6. Appendices | CITES. Abgerufen am 18. November 2021.
  7. The Monk seal has returned to Capraia. ISPRA Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale, abgerufen am 11. Dezember 2022.
  8. http://www.isprambiente.gov.it/files/comunicati-stampa/ComunicatoEgadiMinistrorev13_05_revisione2.pdf
  9. Fischer gegen Wiederansiedlung der Mönchsrobbe auf Fuerteventura. Fuerteventura-Zeitung, 24. Juni 2023

Literatur

  • David Macdonald: The New Encyclopedia of Mammals. Oxford University Press, Oxford 2001. ISBN 0-19-850823-9
Commons: Monachus monachus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien