AG Weser

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Ein Modell der Werft um 1980 mit den beiden markanten Portalkränen

Die Aktien-Gesellschaft „Weser“ (umgangssprachlich nur AG Weser genannt) war eine Schiffswerft in Bremen-Gröpelingen. Der 1872 gegründete Betrieb wurde 1983 als Folge weltweiter Überkapazitäten im Schiffbau und allzu einseitiger Konzentration auf den Bau von Großtankern geschlossen.

Im Laufe ihres 140-jährigen Bestehens wurden von der A.G. „Weser“ etwa 1.400 Schiffe gebaut; neben dem zivilen Schiffbau hat sich die Werft sehr stark im militärischen Schiffbau engagiert, sowohl für die Kaiserliche Marine (1872 – 1918) als auch später für die Reichs- bzw. Kriegsmarine (1921 – 1945). Sie hatte in beiden Weltkriegen großen Anteil am Bau von U-Booten.

Von 1926 bis 1945 war der Betrieb Teil der Deutschen Schiff- und Maschinenbau AG (Deschimag).

Geschichte

Entstehung

Die A.G. „Weser“ entstand 1872 als Nachfolger der 1843 von Johann Carsten Hinrich Waltjen und Heinrich Leonhardt gegründeten Eisengiesserei und Maschinenbau-Anstalt Waltjen & Leonhard, die am Stadtrand von Bremen an der Stephanikirchenweide (heute Teil der Überseestadt) angesiedelt war. Diese Eisengiesserei und Maschinenfabrik hatte ein weitgefächertes Programm „für alles was sich aus Eisen fertigen läßt“, wie Brücken und Kräne, eiserne Schleusentore, Dampfkessel und Dampfmaschinen bis hin zu ganzen Fabrikausrüstungen. Nach dem Ausscheiden von Heinrich Leonhardt wurde das Unternehmen 1846 in die Aktiengesellschaft C. Waltjen & Co. umgewandelt.

Im selben Jahr entstand auch erstmalig ein Schiffsneubau. Das erste größere Schiff mit der Bau Nr. 1 war 1847 der Raddampfer Roland, verwendet als Schleppfahrzeug und zur Personenbeförderung. Etwa 50 Jahre lang versah es seinen Dienst zunächst auf der Oberweser, dann auf der Unterweser und im Seebäderdienst nach Norderney und Wangerooge. Es folgten weitere Schiffsbauten, darunter 1871 drei Torpedoboote für die Kaiserlichen Marine.

Mit der Erkenntnis, dass der Schiffbau einen stetigen Aufstieg nehmen werde und Bremen hieran beteiligt sein müsse, erfolgte 1872 die Gründung der Actien-Gesellschaft „Weser” durch achtzehn Bremer Kaufleute und Unternehmer. Wegen seiner günstigen Lage am Weserufer erschien das Waltjen-Unternehmen als Grundlage gut geeignet und wurde folglich – offensichtlich nach anfänglichem Widerstreben des Inhabers Carsten Waltjen – aufgekauft. Carsten Waltjen wurde später Mitglied im Vorstand der neuen Aktiengesellschaft.

Das neue Unternehmen – laut Annonce in der Weser-Zeitung vom 28. März 1872 eine „Gesellschaft zum Bau eiserner Schiffe, Dampfschiffe, Dampfmaschinen, Maschinentheile etc.“ - startete den Schiffbau mit einigen kleineren Einheiten. Der erste größere und für das Überleben der Werft wichtige Auftrag erfolgte von der Kaiserlichen Marine. Zwischen 1875 und 1884 wurden insgesamt 29 Kanonenboote gebaut. Hiermit erfolgte für die A.G. „Weser” der Einstieg in den militärischen Schiffbau. Hauptaufträge erfolgten jedoch zunächst im nichtmilitärischen Bereich. Es zeigte sich jedoch schon bald, dass wegen der ansteigenden Auftragseingänge sowie auch der zunehmenden Schiffsgröße - vor allem im militärischen Bereich - eine Erweiterung der Werft erforderlich werden würde. Die derzeitige verfügte lediglich über eine einzige Querhelling.

Im Jahre 1901 pachtete daraufhin das Unternehmen vom Bremer Staat ein 47 ha großes Grundstück im Vorort Gröpelingen etwa 5 km von der Bremer Altstadt entfernt in der Nähe der Bremer Häfen für die Dauer von 60 Jahren. Produktion und Personal wurden sukzessive in das neue Werk verlegt, Mitte 1905 war die Umsiedlung beendet. Die alte Werft war inzwischen an den Norddeutschen Lloyd verkauft worden.

Entwicklung zur Großwerft

Von der Gründung der Werft 1872 bis in den Ersten Weltkrieg hinein wurden laut A.G.„Weser“-Neubautenlisten etwa 125 zivile „Schiffe mit Eigenantrieb“ – Fracht- und Passagierdampfer, Schlepper, Fischdampfer, Schwimmkräne u.a. – abgeliefert, darunter 1915 die drei bisher größten Frachtdampfer mit jeweils 8.319 BRT für die Bremer D.D.G. Hansa. Dies waren gleichzeitig die letzten im Krieg abgelieferten zivilen Bauten. Hinzu kamen zahlreiche „Schiffe ohne Eigenantrieb“ – Schleppkähne, Pontons und insgesamt vier Segelschiffe – sowie etliche „Schwimmbagger“.

Erstaunlicherweise vergab die Bremer Großreederei Norddeutscher Lloyd (NDL) nicht viele Aufträge an die Werft, obwohl Waltjen & Leonhard 1866 mit der Falke (II), 663 BRT, das erste und für lange Zeit auch einzige in Deutschland gebaute Seeschiff dieser Reederei geliefert hatten. Der NDL orderte erst 1883 wieder in Deutschland Schiffe und erst ab etwa 1895 überwiegend aus Deutschland. Die AG Weser lieferte 1900 den Dampfer Deli für die Ostasiatische Küstenfahrt, dann 1903 den Reichspostdampfer Prinz Sigismund, zwei Reichspostdampfer der Feldherren-Klasse (Goeben, Lützow) und schließlich 1909 die über 17.000 BRT große Berlin (II) für den Mittelmeer–New York-Dienst. Die Werft stellte 1913 für die DEMAG den Ponton des Schwimmkrans „Langer Heinrich“ her. Während des Ersten Weltkrieges wurden außer einigen zivilen Schiffen insgesamt 81 U-Boote der Typen UB, UC und U 57[1] fertiggestellt.

Nach dem Krieg übernahm am 27. August 1919 der Bremer Bankier J. F. Schröder, Inhaber der Schröder-Bank, den Vorsitz des Aufsichtsrates. Schröder initiierte später eine Werftenkonzentration, die zur Gründung der Deschimag führte. Am 1. April 1921 übertrug man Franz Stapelfeldt den Vorsitz im Vorstand.[2]

Zur Umgehung des Versailler Vertrages wurde 1922 mit Unterstützung der deutschen Reichsmarine zusammen mit den Werften Vulcan-Werke Hamburg und Stettin Actiengesellschaft und der F. Krupp Germaniawerft in Kiel in Den Haag die Tarnorganisation Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw gegründet mit dem Zweck, den U-Boot-Bau fortzusetzen und die Kenntnisse des U-Boot-Baus zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Das spanische U-Boot E-1, entworfen vom Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw

Als die Situation im Schiffbau Mitte der 1920er Jahre kritisch wurde, schloss sich die AG Weser 1926 mit sieben anderen Werften zur Deutsche Schiff- und Maschinenbau Aktiengesellschaft (Deschimag) zusammen. Nach Vorstellung der Deschimag-Gründer, überwiegend Bremer Kaufleute, Bankiers und Industrielle, sollte die nunmehr Deschimag A.G. „Weser” firmierende Werft hierin die Führungsposition übernehmen. In den folgenden Jahren gingen die meisten Werften der Deschimag jedoch in Konkurs, wurden verkauft oder wurden aus anderen Gründen geschlossen. Lediglich die A.G. „Weser” und die 1928 übernommene Seebeckwerft in Bremerhaven überlebten und führten den Schiffbau fort. Trotz dieses Konzentrationsprozesses und dem damit verbundenen Abbau von Schiffbaukapazitäten wurden die folgenden Jahre wirtschaftlich schwierig.

Der 1927 begonnene Bau des Turbinen-Passagierdampfers Bremen - eines der berühmtesten zivilen Schiffe der deutschen Seefahrtsgeschichte – sorgte mehrere Jahre für ausreichende Beschäftigung. Nach dessen Ablieferung 1929 an den Norddeutschen Lloyd waren zwar noch einige Neubauaufträge vorhanden, trotzdem mussten Ende 1929 von der etwa 12.000köpfigen Belegschaft mehr als 5.000 entlassen werden. Nachdem 1930 mit der Uhlenfels der vorerst letzte Neubau an die DDG Hansa abgeliefert worden war, standen die Helgen für mehrere Jahre leer. Der Schiffsneubau kam während dieser Zeit völlig zum Erliegen. Erst im Mai 1934 erfolgte mit der Cairo wieder der Stapellauf eines Neubaus.

Weitere Geschäftsfelder neben dem Schiffbau waren zu der damaligen Zeit der Bau von Schiffsantrieben wie Dampfmaschinen, Dieselmotoren und Dampfturbinen, Schiffsgetrieben und –kupplungen und Dampfkessel – sowohl Eigenentwicklungen als auch Lizenzfertigungen - sowie Abdampfturbinen, eine von der Wesermünder Tecklenborgwerft nach deren Schließung übernommene Entwicklung. Erfolgreich war die AG Weser auch in der Vergabe von Lizenzen für viele diese Aggregate. Längere Zeit war die Werft auch Vorreiter im Bau von Schiffen nach der Maier-Form, einer speziellen Rumpfform zur Erhöhung der Seetüchtigkeit und Wirtschaftlichkeit.

Die erste Hälfte der 1930er Jahre waren wirtschaftlich schwierig; es wurden nur wenige Schiffe gebaut. Um ein neues Geschäftsfeld zu erschließen, wurde 1934 das Tochterunternehmen Weser-Flugzeugbau-GmbH gegründet.

Militärischer Schiffbau

Mit dem Bau von Kanonenbooten für die Kaiserliche Marine hatte sich die AG Weser bereits zu Anfang ihres Bestehens im militärischen Schiffbau engagiert. Mit insgesamt 146 Einheiten für die Kaiserliche Marine und 196 Einheiten für die Kriegsmarine wurde die Werft zu einem der wichtigsten Lieferanten von Kriegsschiffen. Damit stand die A.G. „Weser” im Gegensatz zur zweiten Bremer Großwerft Bremer Vulkan, der sich mit Ausnahme der Kriegsjahre ausschließlich auf den zivilen Schiffbau konzentrierte und erst in den 1980ern in den Kriegsschiffbau einstieg.

Der Anteil der Marinebauten an den abgelieferten Neubauten betrug für die AG Weser in den Jahren 1909/10 bereits etwa 50% und 1917/18 fast 100%, 1936 bereits wieder 66% mit steigendem Anteil auf 82% im Jahre 1938.

Bereits 1912 gab es auf der Werft ein Konstruktionsbüro für U-Boote. Zur Umgehung des Versailler Vertrages wurde 1922 mit Unterstützung der deutschen Reichsmarine und zusammen mit den Vulcan-Werften in Hamburg und Stettin und der Krupp Germaniawerft in Kiel die Tarnorganisation Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw iim holländischen Den Haag gegründet mit dem Zweck, den U-Boot-Bau fortzusetzen und die Kenntnisse des U-Boot-Baus zu erhalten und weiter zu entwickeln.

1936 erfolgte mit dem Bau des Artillerie-Schulschiffs Brummer der erste Schiffsbau für die Kriegsmarine. Die Kriegsmarine erteilte der Werft in den darauf folgenden Jahren Großaufträge vor allem zum Bau von Zerstörern und Unterseebooten: allein 1935 vier Zerstörer und acht U-Boote. Bis Ende 1939 liefert die Stammwerft AG Weser 17 U-Boote der Baureihe I A, VII A, IX A und IX B, zehn Zerstörer der Baureihen 1934 A und 1936 und ein Artillerieschulschiff. Sechs Torpedoboote der Baureihe 1935 befanden sich in der Endausrüstung. Die beiden von Stapel gelassenen Schweren Kreuzer wurden jedoch nie fertiggestellt.

Konstruktionszeichnung U-Boot Typ XXI

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden fast nur noch Kriegsschiffe gebaut, neben 15 Zerstörern der Baureihen 1936 A, 1936 A (Mob), 1936 B u.a. insgesamt 146 (?) Unterseeboote. Die U-Boote waren Boote der größeren Klassen IX (Überseeboote) und (ab Ende 1943) XXI (Elektroboote). Nur Blohm & Voss stellte mehr U-Boote her.

Im Oktober 1944 wurde die Werft bei Bombenangriffen so schwer beschädigt, dass der Betrieb vorübergehend eingestellt werden musste. Unter den 20.000 Werftarbeitern waren fast ein Fünftel Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, 1944 kamen zudem noch 1.500 KZ-Häftlinge aus dem KZ Neuengamme hinzu.

1944 wurde auf dem Gelände der AG Weser unter harten und unmenschlichen Bedingungen[3] von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen der Bau des U-Boot-Bunker Hornisse begonnen. Im Schutz vor Bombenangriffen sollten hierin U-Boot Sektionen gebaut werden, die anschließend im Bunker Valentin unter Leitung des Bremer Vulkan zu U-Booten montiert werden sollten. Beide Bunker sind nie fertiggestellt worden.

Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Werft ganz aus dem Kriegsschiffbau aus. Im Auftrag des Bremer Vulkan als Generalunternehmer wurde nur noch ein einziges Kriegsschiff gebaut - die 1982 in Dienst gestellte Fregatte Niedersachsen der Bundesmarine.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Krieg wurde die Werft zerlegt und der größte Teil des Maschinenparks wurde konfisziert und wurde zwischen 1945 und 1948 als Reparationsleistung an die Sowjetunion ausgeliefert, Helgen und Kräne wurden gesprengt. Teilweise waren Werftgelände und Werfthafen durch beschädigte oder gesunkene Schiffe, hauptsächlich U-Boote und beschädigte Schwimmdocks, blockiert. Schätzungen gehen davon aus, dass auf dem Werftgelände an den Gebäuden ein Zerstörungsgrad von 25 bis 40 Prozent bestand und die Werft nach der Demontage des Maschinenparks zu etwa 80 Prozent arbeitsunfähig war. Die Deschimag wurde Ende 1945 aufgelöst, die Werften firmierten wieder unter ihren ursprünglichen Namen Aktien-Gesellschaft „Weser“ bzw. A.G. „Weser” Seebeckwerft.

Da der Schiffbau durch die Militärregierung verboten war, wurde nach Auswegen gesucht, einen möglichst großen Teil der Belegschaft der Werft zusammenzuhalten und damit das erworbene Know-how zu bewahren sowie die notwendigen Aufräumungsarbeiten einzuleiten und einen eventuellen späteren Schiffbau vorzubereiten. Im Sommer 1946 wurde deswegen die Bremer Maschinenbau und Dockbetrieb GmbH , kurz Bremer Dock, gegründet, die sich auf dem Werftgelände ansiedelte und einen großen Teil des „Weser”-Belegschaft übernahm. Die Bremer Dock beschäftigte sich in den folgenden Jahren hauptsächlich mit Reparaturarbeiten von Schiffen und anderer Verkehrsmittel, Instandsetzungsarbeiten zerstörter Betriebe sowie allgemeinen Aufgaben des Maschinenbaus.

Laut Potsdamer Abkommen sollte die A.G. „Weser” zu den fünf für immer ausgelöschten deutschen Werften gehören. Insbesondere durch den Einsatz des damaligen Bremer Bürgermeister Wilhelm Kaisen gelang die Aufhebung der alliierten Schiffbaubeschränkung, daraufhin erhielt die Weser 1951 die Genehmigung für Schiffsneubauten. Die weniger zerstörte und von einer Demontage verschonte Seebeckwerft hatte diese bereits 1949 erhalten. Die Bremer Dock war nunmehr überflüssig und wurde aufgelöst. Der erste Schiffsneubau der Werft war 1952 der 2.650 BRT große Frachter Werratal.

Von 1963 bis 1970 wurde ein umfangreiches Modernisierungsprogramm durchgeführt. Danach präsentierte sich die Werft mit Kränen für 500 und 780 t Hubkraft, die zwei Helgen für Schiffe bis 500.000 tdw überspannten. Daneben wurden Gebäude errichtet, in denen mit modernster Technik rationelle Vormontagen von Schiffs- und Maschinenteilen erfolgten. Zu dieser Zeit beschäftigten die AG Weser und deren angeschlossene Seebeckwerft etwa 8.000 Mitarbeiter. Damit war sie wieder die größte Werft im Weser-Ems-Gebiet.

Die A.G. „Weser” konzentrierte sich im folgenden auf Schiffsgrößen bis 400.000 tdw., die Bremerhavener Seebeckwerft auf solche bis 20.000 tdw. Neben dem Schiffsneubau beinhaltete das Programm auch Schiffsreparaturen und -umbauten ebenso wie den Motoren- und Aggregatebau.

Ab 1963 war es mit dem Ausbau der Werft möglich, Schiffe bis zu einer Größe von 150.000 tdw zu bauen. Bald war die AG Weser wieder die größte Werft im Weser-Ems-Gebiet.

Die Fregatte Niedersachsen (F208)

In den folgenden Jahren wurde die Werft immer weiter ausgebaut, ohne dass die Fertigungsprozesse grundsätzlich verändert wurden. In der Folge wurden viele Aufträge für Großtanker hereingenommen. Der letzte Ausbau in den frühen 1970er Jahren vergrößerte die Werft soweit, dass sie Schiffe bis zu 650.000 tdw hätte bauen können.

Nach der erste Ölkrise 1973 kam es aber nicht zu weiteren Tankeraufträgen. Großtanker konnten in Deutschland nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Preisen hergestellt werden konnten, der Großtankerbau verlagerte sich nach Japan und weiter nach Korea, wo eine nationale Schiffbaupolitik strategische Investitionen in den Bau von Großsektionen in Serien ermöglichte. Zudem war der letzte Großaktionär, mit 86 Prozent die Fried. Krupp GmbH, eine Tochter der Friedrich Krupp AG, stets reich an strategischen Konzepten zur Diversifikation, aber knapp mit Investitionskapital.

Nach langen, schließlich gescheiterten Verhandlungen und einer Besetzung der Werft durch die Arbeiter unter Führung des Betriebsratsvorsitzenden Hans Ziegenfuß, die für einen Erhalt der Werft kämpften, wurde die AG Weser am 31. Dezember 1983 geschlossen. Für den Krupp-Konzern war das lediglich eine von vielen folgenden Portfoliobereinigungen, für den Standort Bremen die zweite Stilllegung in der Werftbranche mit zahlreichen Zulieferbetrieben und Dienstleistern nach der Stilllegung der Werft der Atlas-Werke[4] (im Zuge der Zergliederung der Hugo Stinnes AG in 1965/66).

Gebäude

Verwaltungsgebäude von 1905
Verwaltungsgebäude von 1930

Verwaltungsgebäude von 1905

Das Verwaltungsgebäude der A.G. „Weser“, Schiffbauerweg 2/4 im Stadtteil Bremen-Häfen an der Grenze zu Gröpelingen wurde von 1903 bis 1905 nach Plänen des Architekten Diedrich Tölken gebaut und 1930 erweitert. Ein Umbau erfolgte 1949/50 nach Plänen von Th. Rottgeri. Das wuchtige dreigeschossige, rotsteinsichtige Gebäude mit seinen Walmdächern im Stil der Neorenaissance entspricht in der Gestaltung der Epoche des Historismus. Es gruppiert sich um zwei Lichthöfe.

Es gehörte zu den repräsentativsten Bauten Bremens, vergleichbar mit den Kontorhäusern von Johann Poppe (Sparkasse Bremen, Reisbörse, Bremer Baumwollbörse, Lloydgebäude) und mit der von Tölcken und Albert Dunkel entworfenen Bremer Bank am Domshof. Nach den Kriegsschäden und den Umbauten sind sämtliche Zwerchgiebel und Dachaufbauten wie der Uhrturm- als Dachreiter und die überkuppelte Laterne des Turmerkers verschwunden. Heute kennzeichnet das Bauwerk das wuchtige Rundbogenportal des Haupteingangs mit dem bildhauerischem Schmuck. Die ruhige, zeittypische Gliederung aus hellem Sandstein gibt dem Gebäude eine sachliche Note.

Verwaltungsgebäude von 1930

Das 1930 errichtete viergeschossige Erweiterungsgebäude, Schiffbauerweg 4, passt sich in Gesimshöhe und Fassadenmaterial dem Altbau von 1905 an. Es steht in der Tradition des norddeutsch-niederländischen barocken „Backsteinklassizismus“ des 17. Jahrhunderts. Der Erweiterungsbau ergänzt das Hauptgebäude und bildet mit diesem eine untrennbare Baugruppe. Über dem Eingang zum östlichen Verbindungsgang zwischen beiden Baukörpern befindet sich das Relief eines „heroischen“ Schiffbauers.

Denkmalschutz

2006 wurden die Verwaltungsgebäude unter Denkmalschutz gestellt (siehe dazu: Liste der Kulturdenkmäler in Bremen-Häfen zum Bau von 1905 und zum Bau von 1930).

Heutiger Zustand

Bestehendes Verwaltungsgebäude-Ensemble

Maschinenpark und Inventar der A.G. „Weser" wurden verkauft, die Gebäude nach und nach abgerissen. Die 1905 und 1930 errichteten Verwaltungsgebäude sind erhalten und stehen unter Denkmalschutz, sie beherbergen heute die Hanse Wasser Bremen.[5] Die beiden Portalkräne – weithin sichtbares Wahrzeichen der Werft – standen noch längere Zeit bis auch sie einen Käufer fanden und demontiert wurden.

Die Bremer nannten und nennen noch heute die A.G. „Weser” umgangssprachlich „Use Akschen“, also „Unsere Aktien(gesellschaft)“, was die Verbundenheit der (Gröpelinger) Bürger mit „ihrer“ Werft zeigt. Auf dem ehemaligen Werftgelände befinden sich auch die Einkaufspassage Waterfront Bremen, die Veranstaltungshalle Pier 2 und einige weitere kleinere Unternehmen, nachdem der ursprünglich dort angesiedelte Space Park Bremen nach knapp sieben Monaten Betrieb aufgrund des zu geringen Besucherinteresses im September 2004 wieder geschlossen wurde.

Die Straße Use Akschen führt heute durch das ehemalige Werftgelände.

Schiffe

Auswahl gebauter Schiffe mit Eigenantrieb; Jahreszahlen bezogen auf Indienststellung

Bei der AG Weser entstanden für die Kaiserliche Marine die Küstenpanzerschiffe und SMS Beowulf (Stapellauf 1890) und Frithjof (1891), die Großlinienschiffe Westfalen (1908), Thüringen (1909) und Markgraf (1913), der Panzerkreuzer Gneisenau (1908), der Große Kreuzer Victoria Luise (1897) und vierzehn Kleine Kreuzer beginnend mit Hela (1895), dann Niobe (1899), Ariadne und Medusa (1900), Frauenlob und Arcona (1902), Bremen (1903), München (1904) und Leipzig (1905), Magdeburg (1911) und Stralsund (1911), dann Regensburg (1914), Königsberg (II) (1915) und Emden (II) (1916); der Kleine Kreuzer Leipzig (II) wurde nicht mehr fertiggestellt. Bei der AG Weser entstanden auch die Minenkreuzer Nautilus (1906) und Albatross (1908) und das Vermessungsschiff Planet (1905).

  • 1847, Bau-Nr. 1, Raddampfer Roland, 346 BRT (nach Thiel, nach Kludas 187 BRT, was glaubhafter erscheint) für die Gesellschaft für die Betreibung einer Dampfschifffahrt auf der Oberweser, 1857 an den Norddeutschen Lloyd (NDL) verkauft
  • 1866, Bau Nr. 6, Dampfer Nordsee für den NDL, u.a. im Helgoland-Dienst eingesetzt, 1933 abgewrackt
  • 1870, Bau-Nr. 12, Raddampfer Lloyd, 332 BRT, erstes Schiff für den Norddeutschen Lloyd, im Seebäderdienst eingesetzt. AG Weser liefert bis zum Kriegsbeginn 1914 an die Bremer Großreederei nur elf Schiffe.
  • 1876, Panzerkanonenboot Wespe, erstes Schiff für die Kaiserliche Marine, Typschiff von zehn weiteren bei AG Weser gebauten Booten, die nur selten im Dienst waren.
  • 1877, Bark Fürst Bismarck[6]
  • 1883, Bau-Nr. 62, Frachtdampfer Soneck für die Deutsche Dampfschiffahrtsgesellschaft „Hansa“ (DDG Hansa), erstes von 56 Schiffen für diese Reederei bis 1967, davon 15 bis 1915.
  • 1900, Kleiner Kreuzer Niobe der Gazelle-Klasse, bis 1916 werden weitere elf Kleine Kreuzer für die Kaiserliche Marine fertiggestellt, dazu drei Aviso und zwei Minenkreuzer.
  • 1900, Bau-Nr. 126, Frachtdampfer Deli, 1394 BRT, für den Küstendienst des Norddeutschen Lloyd zwischen Singapur und Bangkok.
  • 1903, Bau-Nr. 136, Reichspostdampfer Prinz Sigismund, 3302 BRT, für den Norddeutschen Lloyd zum Einsatz auf der Nebenlinie Singapur-Neuguinea-Sydney, später Australien-Neuguinea-Yap-Japan.
  • 1906, Bau-Nrn. 148/9, Frachter Thüringen und Lothringen, 5000 BRT, für den Australiendienst des Norddeutschen Lloyd.
  • 1906, Bau-Nr. 155, Feuerschiff Reserve Sonderburg als erstes von vier Schwesterschiffen, heute umgebaut Segelschulschiff Alexander von Humboldt.
  • 1907, Bau-Nr. 151, Reichspostdampfer Goeben, 8792 BRT, für den Norddeutschen Lloyd zum Einsatz auf der Hauptlinie nach Ostasien.
  • 1907, Linienschiff Westfalen der Nassau-Klasse für die Kaiserliche Marine, nahm 1916 an der Skagerrakschlacht teil, 1920 an Großbritannien ausgeliefert, 1924 abgewrackt.
  • 1908, Bau-Nr. 160, Reichspostdampfer Lützow, 8818 BRT, für den Norddeutschen Lloyd zum Einsatz auf der Hauptlinie nach Ostasien.
  • 1909, Bau-Nr. 164, Passagierdampfer Berlin, 17324 BRT, für den Norddeutschen Lloyd zum Einsatz zwischen Genua und New York.
  • 1911/1913, Linienschiffe Thüringen (Helgoland-Klasse) und Markgraf (König-Klasse) für die Kaiserliche Marine, beide Schiffe nahmen an der Skagerrakschlacht teil; Thüringen 1920 an Frankreich ausgeliefert, 1923-33 abgewrackt; Markgraf 1918 in Scapa Flow interniert, dort 1919 selbst versenkt, 1936 gehoben und abgewrackt.
  • 1914-1918, 81 U-Boote für die Kaiserliche Marine, davon 36 der Baureihe UB III.
  • 1926, Bau-Nr. 398, Rotor-Motorschiff Barbara, Versuchsschiff mit Zusatzantrieb durch drei Flettner-Rotoren auf dem Deck (Ausnutzung des Magnus-Effekt, siehe auch Rotorschiffe).
  • 1929, Bau-Nr. 872, Turbinenschnelldampfer Bremen für den Norddeutschen Lloyd. Die Bremen errang auf ihrer Jungfernfahrt das Blaue Band mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,83 Knoten. Auf ihrer 187sten Atlantiküberquerung Ende August 1939 wurde die Bremen vom Kriegsbeginn überrascht; unter ihrem Kapitän Kommodore Ahrens gelang der Durchbruch von New York über Murmansk nach Deutschland. Das Schiff brannte im März 1941 am Bremerhavener Kai aus, vermutlich durch Brandstiftung eines Besatzungsmitglieds.
  • 1935, Bau-Nr. 891, Schnelldampfer Scharnhorst II für den Ostasiendienst des Norddeutschen Lloyd mit turbo-elektrischem Antrieb. Bei Kriegsbeginn in Japan wurde Scharnhorst dort 1942/43 zu einem Flugzeugträger umgebaut. Als Shinyo am 17. November 1944 von einem US-U-Boot vor Shanghai versenkt.
    • das Schwesterschiff, Bau-Nr. 893, Gneisenau, auch für den Ostasiendienst aber mit Getriebeturbinen, war bei Kriegsbeginn in der Heimat. Ein auch hier geplanter Umbau zu einem Flugzeugträger unterblieb. Diente als Truppentransporter und Wohnschiff. Am 2. Mai 1943 vor Gedser nach Minentreffer gesunken.
  • 1936, das Artillerieschulschiff Brummer war das erste Schiff, das AG Weser für die Kriegsmarine fertigstellte.
  • 1936, auch noch 7 U-Boote ausgeliefert, Bau-Nrn. 903/4, U 25 und U 26, erste Hochseeboote der Kriegsmarine und einzige Boote der Baureihe IA, sowie Bau-Nrn.908-912, U 27 bis U 31, sogenannte Atlantikboote der Baureihe VIIA. AG Weser stellte bis zum Kriegsende noch U 32 vom Typ VIIA, 113 Hochseeboote der verschiedenen Baureihen des Typs IX und 41 des Typs XXI fertig.
  • 1937, Bau-Nr. 899, Zerstörer Z 5 Paul Jacobi; 1958 in Frankreich abgewrackt. Die AG Weser baute 25 von insgesamt 40 Zerstörern der Kriegsmarine.
  • 1937, Bau-Nrn. 906/907, 917/918, 950, fünf Frachtmotorschiffe des Typs Ehrenfels für die DDG Hansa, vier Schwesterschiffe beim Bremer Vulkan,
    • darunter 1937, Bau-Nr. 917, Kandelfels, im Krieg eingesetzt als Hilfskreuzer Pinguin, 1941 vom britischen Kreuzer HMS Cornwall gestellt und beschossen, nach Treffer im Minenladeraum explodiert und gesunken, über 300 Tote.
  • 1937, Bau-Nr. 933, Walfangmutterschiff Unitas für die Margarine-Union, die zugehörigen Fangboote wurden 1937 beim Bremer Vulkan gebaut (Unitas I, Bau Nr. 751, und Unitas II-VIII, Bau Nr. 740-746)
  • 1937, Bau-Nrn. 925-930, sechs Frachtmotorschiffe des Typs Eider für den Norddeutschen Lloyd, der Rumpf der beiden letzten Schiffe im Unterauftrag bei Seebeck-Werft gebaut,
    • darunter 1938, Bau-Nr. 926, Ems, im Krieg eingesetzt als Hilfskreuzer Komet; Ende 1942 im Ärmelkanal durch britische Flugzeuge und Motortorpedoboote versenkt. 251 Tote, nur ein Überlebender
  • 1939, Kreuzer Seydlitz und Lützow der Admiral-Hipper-Klasse, beide Schiffe wurden nicht fertiggestellt.
  • 1953–1954, Turbinentanker Olympic Cloud, -Wind, -Storm, -Breeze, -Rainbow, -Sky für die Olympic Transportation Co., New York (Reeder: Aristoteles Onassis)
  • 1979, Fregatte Niedersachsen für die deutsche Bundesmarine (in Zusammenarbeit mit dem Bremer Vulkan als Generalunternehmer)
  • 1983, Bau-Nr. 1417, Das Motorschiff Ubena für die DAL (Deutsche Afrika-Linien), Hamburg war das letzte bei der AG Weser gebaute Schiff.

Literatur

  • Peter Kuckuk: Spanten und Sektionen: Werften und Schiffbau in Bremen u.d. der Unterweserregion im 20. Jhd. Hochschule Bremen, Bremen Steintor 1986, ISBN 3-926028-03-3.
  • Peter Kuckuk (Hrsg.): Die AG „Weser“ in der Nachkriegszeit 1945 – 1953. Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens, Heft 14. Edition Temmen, Bremen 2005, ISBN 3-86108-546-1.
  • Peter Kuckuk (Hrsg.): Unterweserwerften in der Nachkriegszeit, von der „Stunde Null“ zum „Wirtschaftswunder“. Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens, Heft 20, Edition Temmen, Bremen 1998, ISBN 3-86108-612-3.
  • Heiner Heseler, Hans Jürgen Kröger (Hrsg.): Stell dir vor, die Werften gehörn uns… VSA-Verlag, Hamburg 1983, ISBN 3-87975-251-6.
  • Reinhold Thiel: Die Geschichte der Actien-Gesellschaft „Weser“ 1843 - 1983. Band I: 1843 - 1919. Hauschild Verlag, Bremen 2005, ISBN 3-89757-271-0.
  • Reinhold Thiel: Die Geschichte der Actien-Gesellschaft „Weser” 1843 - 1983. Band II: 1919 - 1945. Verlag H.M. Hauschild GmbH, Bremen 2006, ISBN 3-89757-338-5.
  • Reinhold Thiel: Die Geschichte der Actien-Gesellschaft „Weser” 1843 - 1983. Band III: 1945 - 1983. Verlag H.M. Hauschild GmbH, Bremen 2007, ISBN 978-3-89757-342-0.
  • Arnold Kludas: Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd 1857 bis 1970. Lizenzausgabe Weltbildverlag, Augsburg 1998, ISBN 3-86047-262-3.

Einzelnachweise

  1. uboat.net (engl.)
  2. Peter Müller: Die A.G. "Weser" in Bremen. (Memento vom 21. Juli 2011 im Internet Archive)
  3. vgl. Eike Hemmer, Robert Milbradt: Bunker „Hornisse“. KZ-Häftlinge in Bremen und die U-Boot-Werft der „AG Weser“ 1944/45. Donat, Bremen 2005, ISBN 3-938275-02-2, insbes. S. 65ff und S. 100ff.
  4. Atlas-Werke
  5. Denkmaldatenbank des LfD
  6. Friedrich Ludwig Middendorf: Bemastung und Takelung der Schiffe. Springer, Berlin 1903, Nachdruck 1971 und Amsterdam 2005, ISBN 90-302-9654-2, S. 137 f.

Weblinks

Commons: Aktien-Gesellschaft „Weser“ – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 6′ 45″ N, 8° 44′ 55″ O