A lieta vita Amor c’invita

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Canto (Melodiestimme) von A lieta vita in Gastoldis Balletti, Ausgabe 1596
Gastoldis Satz (MIDI-Datei)

A lieta vita Amor c’invita („Zu fröhlichem Leben lädt Amor uns ein“) ist ein fünfstimmiges Madrigal – Originalbezeichnung balletto („Tänz­chen“) – von Giovanni Giacomo Gastoldi. Das Chorlied ist das zweite Stück der Balletti a cinque voci, veröffentlicht 1591.[1]

Inhalt und Form[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der vierstrophige Text eines unbekannten Verfassers handelt von der Freude spendenden, aber auch unbedingten Herrschaft des Gottes Amor über die Verliebten. Dem entsprechen die kurzzeilige, daktylische Strophenform, der „leichtfüßige“ Dreiertakt und die heitere Tonart G-Dur bzw. Mixolydisch mit frühbarocker Kadenzharmonik.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dir ist Freude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im deutschen Sprachraum wurde die Melodie mit dem Textanfang In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesus Christ als Kirchenlied bekannt, zuerst veröffentlicht von Johann Lindemann 1598, bearbeitet zum Beispiel von Johann Sebastian Bach im Orgelbüchlein, BWV 615. Als Verfasser des deutschen geistlichen Textes, der Römer 8,38–39 LUT entfaltet, wird vielfach Cyriacus Schneegaß genannt, die Zuschreibung ist jedoch unsicher.[2] In dieser Fassung sind die musikalischen Wiederholungen austextiert. Verbindungsglied zwischen dem weltlichen Original und der geistlichen Kontrafaktur ist das Stichwort Freude.

Abgedruckt ist In dir ist Freude u. a. in folgenden Gesangbüchern:

Christus is opstahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1989 wurde zur Gastoldi-Melodie ein zweistrophiger plattdeutscher Ostertext mit dem Titel Christus is opstahn („Christus ist auferstanden“) verfasst. Darin werden alle Menschen, aber auch „Land, Meer un Water“ zur Freude über den Ostersieg Jesu aufgefordert. Die ersten vier Zeilen der zweiten Strophe basieren auf den entsprechenden Zeilen von In dir ist Freude.

Das Lied ist abgedruckt in

  • Dor kummt een Schipp Nr. 55 (Als Verfasserangabe wird die Arbeitsstelle Plattdeutsches Gesangbuch 1989 genannt.[4])
  • Evangelisches Gesangbuch, Regionalteil Niedersachsen und Bremen, Nr. 551[5]

Weitere Bearbeitungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch David Spaiser veröffentlichte 1609 einen vierstrophigen geistlichen Text zu Gastoldis Melodie,[6] der jedoch keine Verbreitung fand.

Die weltliche Textfassung An hellen Tagen von Peter Cornelius (1824–1874) fand in viele deutschsprachige Chorbücher Aufnahme.[7]

Thomas Morley veröffentlichte in seinem First book of Ballets to Five Voyces 1595 eine englische Fassung Sing we and chant it, while love does grant it. Gastoldis Komposition ist darin jedoch stark verändert.[8]

Originaltext und Übersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Originaltext Übersetzung Reimübertragung[9]

A lieta vita
Amor ci invita,
falala… |:…:|
Che gioir brama
Se di cor ama
Donerà il core
A un tal Signore,
falala… |:…:|

Hor lieti homai
Scacciando i guai,
falala… |:…:|
Quanto ci resta
Viviamo in festa
E diam l’honore[10]
A un tal Signore,
falala… |:…:|

Chi a luì non crede
Privo è di fede,
falala… |:…:|
Onde haver merta
Contra se aperta
l’ira e’l furore
D’un tal signore,
falala… |:…:|

Ne fuggir giova
Ch’egli ognun trova,
falala… |:…:|
Veloci ha l’ali
E foco e strali
Dunque s’adore
Un tal Signore,
falala… |:…:|

Zu fröhlichem Leben
lädt Amor uns ein,
falala…
Wer sich nach Freude sehnt,
wenn er von Herzen liebt,
soll sein Herz
einem solchen Herrn ergeben,
falala…

Fröhlich denn also,
die Übel verjagend,
falala…
lasst uns, soviel [Zeit] uns bleibt,
in Festfreude leben
und die Ehre geben
einem solchen Herrn,
falala…

Wer an ihn nicht glaubt,
hat keinen Glauben,
falala…
Darum verdient er,
offen gegen sich zu haben
den Zorn und die Wut
eines solchen Herrn,
falala…

Auch Fliehen nützt nichts,
denn er findet jeden,
falala…
Er hat schnelle Flügel
und Feuer und Pfeile,
daher bete man an
einen solchen Herrn,
falala…

Fröhliches Leben,
Amor kann’s geben,
falala… |:…:|
Will euch verzehren
Liebesbegehren,
lasst ihn regieren
und euch verführen,
falala… |:…:|

Liebende müssen
scherzen und küssen,
falala… |:…:|
Kurz sind die Tage,
weg alle Plage!
Feiert zu Ehren
solch eines Herren,
falala… |:…:|

Die ihn verachten,
müssen verschmachten,
falala… |:…:|
Amor wird’s rächen,
den Stolz zerbrechen,
wird sie ereilen
mit seinen Pfeilen,
falala… |:…:|

Willst du ihn fliehen,
lässt er dich glühen,
falala… |:…:|
Sein Flug ist schneller,
sein Feuer heller,
niemand kann wehren
solch einem Herren,
falala… |:…:|

Geistliche und weltliche Kontrafaktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geistlich (1598), hier nach EG Weltlich (Peter Cornelius, Fassung 1909)

In dir ist Freude
in allem Leide,
o du süßer Jesu Christ!
Durch dich wir haben
himmlische Gaben,
du der wahre Heiland bist;
hilfest von Schanden,
rettest von Banden.
Wer dir vertrauet,
hat wohl gebauet,
wird ewig bleiben. Halleluja.
Zu deiner Güte
steht unser G’müte,
an dir wir kleben
im Tod und Leben;
nichts kann uns scheiden.[11] Halleluja.

Wenn wir dich haben,
kann uns nicht schaden
Teufel, Welt, Sünd oder Tod;[12]
du hast’s in Händen,
kannst alles wenden,
wie nur heißen mag die Not.
Drum wir dich ehren,
dein Lob vermehren
mit hellem Schalle,
freuen uns alle
zu dieser Stunde. Halleluja.
Wir jubilieren
und triumphieren,
lieben und loben
dein Macht dort droben
mit Herz und Munde. Halleluja.

An hellen Tagen,
Herz, welch ein Schlagen!
Falala… |:…:|
Himmel dann blauet,
Auge dann schauet,
Herz wohl den beiden manches vetrauet.
Falala… |:…:|

Beim Dämmrungsschimmer,
Herz, pochst du immer,
Falala… |:…:|
Sind auch zerronnen
Strahlen und Wonnen,
Herz will an beiden still sich noch sonnen.
Falala… |:…:|

Ward Nacht hienieden,
Herz hat nicht Frieden,
Falala… |:…:|
Schlummer mag walten,
Traum sich entfalten,
Herz hat mit beiden Zwiesprach zu halten.
Falala… |:…:|

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: A lieta vita – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Digitalisat der Ausgabe von 1596
  2. Andreas Marti: 398 – In dir ist Freude. In: Wolfgang Herbst, Ilsabe Seibt (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 15. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-50339-3, S. 48–55.
  3. Hg. v. der Konferenz der Süddeutschen Mennonitengemeinden, Ludwigshafen 1972.
  4. DkeS, 1. Aufl. 1991, Nr. 55 in Verbindung mit S. 360 u. 363.
  5. Die Verfasserangabe zu Celle 1989 lautet: An der Theologischen Akademie wurde durch den Arbeitskreis »Plattdeutsch und Kirche« in den Jahren 1982-1989 unter der Leitung von Johann Dietrich Bellmann das plattdeutsche Gesangbuch »Dor kummt een Schipp« erarbeitet, das ... auch eigenständige Dichtungen enthält. EG Niedersachsen / Bremen, 1994, Nr. 957, unter dem Stichwort Celle.
  6. O Gott mein Herre, in Vier und zwaintzig Geystliche Lieder, S. 6–9
  7. erstmals wohl bei Adolf König, Karl Küffner, Karl Nüzel: Gute Geister. 4stimmige gemischte Chöre. Nürnberg 1909, S. 72
  8. St. Cecilia Press, Seite mit Links zum Digitalisat des Originals; Sing we and chant it, MIDI-Datei
  9. Rabanus Flavus, selbst eingestellt, gemeinfrei
  10. „l’honoro“ in der 1596er Ausgabe
  11. Röm 8,33 ff LUT
  12. Psalm 73,25–26 LUT