Abraham M. Erichsen

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Abraham M. Erichsen, Photographie, 1928

Abraham Martinius Erichsen (* 26. Juli 1875 in Porsgrunn, Norwegen[1]; † 11. Juni 1951 in Berlin, Deutschland) war ein norwegischer Ingenieur und Erfinder. Er ließ sich zahlreiche Prüfverfahren und technische Erfindungen patentieren und gründete 1910 das Unternehmen ERICHSEN GmbH & Co. KG. Unter anderem erfand er ein Verfahren für den Tiefungsversuch[2][3] von Blechen und Bändern.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Vorfahren lassen sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Sein Großvater Erik Erichsen (1813–1886) betrieb einen Landhandel. Sein Vater Eduard Erichsen (1842–1880) erweiterte das Geschäft um den Handel mit Holz, Export von Natureis sowie eine kleine Werft.

Mit 15 Jahren erlangte er die mittlere Reife an der Mittelschule von Porsgrunn. Danach absolvierte er eine dreijährige Ausbildung an der Mechaniker-Fachschule (Skiensfjordens Mekaniske Fagskole). Anschließend durchlief er zwei Jahre lang eine Techniker-Weiterbildung am Technikum in Oslo. Im Jahre 1895 begann er ein Studium an der Technischen Hochschule Hannover für Elektrotechnik. Dort schloss er 1898 ab und begann seine berufliche Laufbahn.

Im Jahr 1911 heiratete Erichsen die Lehrerin Margarete Fabritius (24.4.1887 – 16.8.1963) in Wien. Aus dieser Ehe stammten drei Kinder: die Söhne Sven (20.05.1912 – 20.5.1977) und Per (27.11.1913 – 31.7.1988), welche später den Betrieb ihres Vaters erfolgreich weiterführten, sowie Tochter Annemargret (19.01.1918 – 03.04.1953).

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges zog es ihn vorübergehend zurück in sein Geburtsland. Dort gründete er die A/S Norsk Metalverk. Die Entstehung eines neuen NE-Halbzeugwerkes gestaltete sich jedoch aufgrund der teils aufwendigen Import- und Exportbedingungen des Krieges in Europa sehr schwierig. Nach der Beendigung der Unternehmung in Norwegen kehrte er 1926 nach Berlin-Teltow zurück. Bis zu den ersten schweren Bombardierungen von Berlin im Zuge des Zweiten Weltkrieges leitete er den Betrieb in Berlin. Von 1943 bis 1945 zog er sich nach Sylt zurück und überließ die Hauptgeschäftsführung seinem Sohn Sven Erichsen. Dieser wurde 1945 jedoch von russischen Truppen repatriiert und musste nach Norwegen ausreisen. A. M. Erichsen überwand die Zonengrenze und setzte das Unternehmen bis zum Neustart 1949 in Hemer fort. Dort übergab er dann die Leitung des Betriebes vollständig an die beiden Söhne.[4]

Arbeiten und Erfindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berufliche Laufbahn:

Werbeanzeige Ingenieurbüro A.M.Erichsen, 1910
  • 1898 Lüdenscheid – Elektro-Lichtbogenschweißen von Kupfer
  • 1900 Flensburg – Betriebsleiter bei Crusauer Kupfermühle
  • 1904 Budapest – Technischer Direktor bei Nichteisenmetall-Halbzeugwerk Manfred Weiss
  • 1910 Berlin – Erstes eigenes Unternehmen
    • Ingenieur A. M. Erichsen „Konsulent für den Bau und Betrieb von Metallwalzwerken und Munitionsfabriken“
    • Eigene Versuchsschmelze in Berlin-Reinickendorf mit 5 Mitarbeitern
    • Herstellung der Produkte erfolgte in Hemer (basierend auf der eigenen Konstruktion) bei der Sundwiger Eisenhütte, Maschinenfabrik Grah & Co. – gusseiserne Einfach- und Doppel-Kokillen für Walzplatten und Pressbolzen in allen NE-Metallen; Vertrieb von Berlin aus
  • 1915 Gründung des „NE-Halbzeugwerks“ in Porsgrunn[5] (1926 scheidet AME aus diesem Unternehmen aus)
  • 1926 Umzug und Wiederaufnahme des Kokillengeschäfts in Berlin
  • 1937 Gründung der Filiale A.M. Erichsen & Son Ltd in Slough bei London
  • 1949 Führung des Unternehmens in Berlin. Im selben Jahr Neustart des Unternehmens ERICHSEN in Hemer und Übergabe an seinen Sohn Per. Das Unternehmen besteht noch heute und ist eines der führenden Unternehmen für die Herstellung von Blechprüfmaschinen.

Erfindungen, Patente & Rechte:

Kokille, 1914
  • Erichsen Tiefungsmaschine
    1910 Blechprüfvorrichtung – mit Zusatz-Prüfwerkzeugen für schmale Bänder, Münzen, Näpfchen[6] und Draht. Patent Deutschland Nr. 260180[7], Österreich Nr. 63446B[8], Frankreich Nr. 451937, USA Nr. 1094319.[9]
  • 1912 Wassergekühlte Kokille – DRP Nr. 263697
  • 1915 Kokille mit Warmkühlverfahren – DRP Nr. 300378[10]
    • Basis unter anderem für kontinuierliche Strang-Gießverfahren für Stahl von Siegfried Junghans
    • Blechprüfverfahren kam 1936 in eine Vornorm DIN DVM 101 und 1947 in die DIN 50101
      • Prüfverfahren: Das zu prüfende Blech wird zwischen einer Matrize und einem Blechhalter eingeklemmt. Das Blech wird mit Einheitsvaseline eingefettet und dann mit einem definierten Kugelstempel so weit durchstoßen, bis eine Stofftrennung auftritt. Dabei gibt die dabei erreichte Tiefung (Beule) in mm den Wert an für die Tiefzieh- und Dehnungsfähigkeit des Materials. Darüber hinaus gibt die entstehende Oberflächentopographie einen Anhalt für die Kornbeschaffenheit.
  • 1928 Aufnahme der Tiefzieh-Näpfchen-Prüfung – erfunden von Herrn Naumann –, Kauf der Herstellungs- und Vertriebsrechte
  • Druckmesser zur Einstellung des Blechhalterdruckes
  • Quasihydraulische Rondell-Stanze für die Blechzuschnitte
  • Zipfelausmessgerät DIN 50155-1981 – Ausmessung der Zipfelbildung von Anisotopischen Blechen
  • Zusammenarbeit mit Professoren Erich Siebel und Anton Pomp des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung zu Düsseldorf – Übernahme der Tiefzieh-Aufweitprobe
  • Liegende Kühlkokille DRP 650 062[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eckart Doege, Bernd-Arno Behrens: Handbuch Umformtechnik – Grundlagen, Technologien, Maschinen. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2010, S. 299–300.
  • M. Schmidt: Die Prüfung von Tiefziehblech. In: Arch. Eisenhüttenw. Band 3, 1929, S. 213–222.
  • W. Engelhardt: Über ein neues Verfahren zur Prüfung der Tiefziehfähigkeit und seine Anwendung. In: Mitteilungen der Forschungsgesellschaft Blechverarbeitung e.V. Nr. 22, 1959, S. 287–292.
  • E. Siebel, A. Pomp: Ein neues Prüfverfahren für Feinbleche. In: Mitt. K.-Wilh.- Inst. Eisenforschg. Band 11, 1929, S. 287.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zensus 1910. Abgerufen am 12. April 2022 (norwegisch).
  2. ISO 11531:2015-11
  3. DIN EN ISO 1520:2007-11
  4. Familienchronik von Per Erichsen bis 1986
  5. Porsgrunn Kommunenverzeichnis. Abgerufen am 12. April 2022.
  6. DIN EN 1669:1997-02
  7. Patent DE260180C: Verfahren und Vorrichtung zum Prüfen von Metallblechen. Angemeldet am 6. Juli 1912, veröffentlicht am 21. Mai 1913, Erfinder: Abraham Erichsen.
  8. Patent AT63446B: Vorrichtung zum Prüfen von Metallblechen. Angemeldet am 2. Dezember 1912, veröffentlicht am 10. Februar 1914, Erfinder: Abraham Marthinius Erichsen.
  9. Patent US1094319A: Apparatus for testing metal sheets, &c. Angemeldet am 6. Januar 1913, veröffentlicht am 21. April 1914, Erfinder: Abraham Marthinius Erichsen.
  10. Patent DE300378C: Verfahren und Vorrichtung zum Gießen von Eisen und sonstigen Metallen oder Legierungen in Metallformen. Angemeldet am 23. September 1915, veröffentlicht am 11. September 1917, Erfinder: Abraham M. Erichsen.
  11. Patent DE650062C: Liegende, an ihrer oberen Längsseite offene Giessform zum Erzeugen flacher Gussblöcke oder ähnlicher Werkstücke. Angemeldet am 24. Februar 1934, veröffentlicht am 28. Juli 1938, Erfinder: Abraham Marthinius Erichsen.