Ahrbrücke (Rech)
Die Ahrbrücke oder auch Nepomukbrücke in Rech, einer Ortsgemeinde im Landkreis Ahrweiler (Rheinland-Pfalz), war eine 300 Jahre alte Steinbogenbrücke über die Ahr. Die Straßenbrücke verband den Ortskern mit der Bundesstraße 267 und war seit 1981 ein geschütztes Kulturdenkmal. Beim Hochwasser der Ahr am 14./15. Juli 2021 wurde das Bauwerk stark beschädigt und zwei Jahre später abgebrochen.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1723 bis 1724 errichtete die Gemeinde Rech an einer Engstelle der Ahr zwei steinerne Flusspfeiler, auf die eine dreifeldrige Holzbalkenbrücke gelegt wurde. Im Jahr 1759 wurde die Brückenkonstruktion durch zwei Bögen aus Bruchsteinen ersetzt. Nach einem Hochwasser am 21. Juli 1804, das durch gestautes Treibholz vor den Brückenbögen den Ort teilweise überflutete und einen Bogen zerstörte, folgte die Ergänzung durch zwei weitere Bögen.[2] Das Hochwasser der Ahr am 13. Juni 1910 zerstörte alle kleineren und acht große Ahrbrücken. Nur die Brücken bei Dernau und Rech blieben erhalten. Die ursprüngliche Steinfigur des heiligen Nepomuk, die 1789 auf einer Brüstung aufgestellt worden war, wurde 1919 von amerikanischen Besatzungstruppen in die Ahr gestürzt und zerstört. Eine neue, 1,7 Meter hohe Figur aus Basalt stiftete 1920 der Eifelverein. 2008 erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten, bei denen wohl eine Stahlbetonfahrbahnplatte eingebaut wurde, die beim Abbruch vorgefunden wurde.[3] Die Baukosten betrugen 934.000 Euro.
Beim Hochwasser der Ahr am 14./15. Juli 2021 wurde die Brücke schwer beschädigt. Der vierte Brückenbogen wurde mit einem großen Teil des südlichen, rechtsseitigen Ufers fortgerissen.[4] Der die Ahr querende Verkehr erfolgte behelfsmäßig zuerst mit Hilfe von Pendelbooten, dann bis zum 25. August 2021 mit einer Panzerschnellbrücke.[5] Oberhalb der Panzerschnellbrücke errichtete die Bundeswehr zusätzlich eine Mittlere Trägerbrücke. Außerdem wurde eine Schwimmstegbrücke für Fußgänger im Bereich der Straße Im Bungert gebaut, die im Oktober etwas weiter östlich vom THW durch eine 39 Meter lange Behelfsbrücke für den Straßenverkehr ersetzt wurde. Die Statue war vom Hochwasser von ihrem Sockel gerissen worden, aber bei Aufräumarbeiten kopflos wiedergefunden, spätestens am 4. Oktober 2021 war sie restauriert zurück auf ihrem Platz auf der Brücke.[6][7]
Die Gemeinde Rech ist der zuständige Straßenbaulastträger und war damit für die Brücke zuständig.[8] Mitte Dezember 2021 beschloss der Gemeinderat von Rech mit acht Ja- und drei Neinstimmen die Reste des denkmalgeschützten Bauwerks abreißen zu lassen, um das Risiko für erneute Überschwemmungen zu minimieren.[9] Gegen den geplanten Abriss gab es öffentlichen Protest, lokale Initiativen plädierten für den Erhalt der Brücke.[10] Hierzu hatten sich mehrere Bürgerbewegungen gebildet, die für den Erhalt der Brücke kämpften. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatte mehrfach an die Verantwortlichen appelliert, Gespräche angeboten und Aufklärungsarbeit geleistet sowie einen Online-Eil-Appell gestartet, an dem sich über 5400 Personen beteiligten. Im Jahr 2023 wurde die Nepomukbrücke vom Deutschen Verband für Kunstgeschichte in die Rote Liste gefährdeter Baudenkmale aufgenommen.[11] Der Gemeinderat sprach sich jedoch am 29. Juni 2023 erneut für den Abriss aus.[12] Seit dem 7. Juli 2023 wurden Vorarbeiten zum Abbruch der Brücke durchgeführt, dabei wurde die Statue des namensgebenden Heiligen abgebaut. Ab dem 19. Juli begannen die Hauptarbeiten für den vollständigen Abriss.[13][14] Seit Januar 2024 wird nach einem neuen Standort für einen Neubau der Nepomukbrücke gesucht.[15]
Konstruktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die rund 43 Meter lange, bis zu fünf Meter hohe Brücke aus Grauwackemauerwerk besaß vier flache, 4,94 Meter breite Korbbögen. Die beiden inneren Bögen hatten eine lichte Weite von je 8,40 Meter, die äußeren von 9,45 Meter bzw. 9,12 Meter. Die Pfeilerbreiten variierten zwischen 1,85 Meter und 2,92 Meter. Eine 47 Zentimeter dicke, 76 Zentimeter hohe, gemauerte Brüstung begrenzte die 4,0 Meter breite Fahrbahn.[16]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler. 17. Band, 1. Abteilung, Verlag von L. Schwann, Düsseldorf 1938, S. 519.
- Reinhold Nischalke: Zwei alte Steinbrücken über die Ahr in Dernau und Rech. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1989, Bad Neuenahr-Ahrweiler 1988.
- Arno Sauer: Ahrbrücke Rech. In: Steinbrücken in Deutschland. Beton-Verlag Düsseldorf 1988, ISBN 3-7640-0240-9, S. 435–438.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- TV Mittelrhein: Regen-Tief "Bernd": Katastrophenalarm im Kreis (Teil 2) auf YouTube, 15. Juli 2021 (Letzte Videoaufnahmen der noch intakten Brücke).
- Rech, Ort, St. Nepomukbrücke, Teil 4, Update Ahr Flutkatastrophe auf YouTube, 23. Juli 2021 (Aufnahmen der Zerstörung nach der Flut).
- Abriss der Nepomukbrücke in Rech auf YouTube, 1. August 2023 (Die Nepomukbrücke in Rech (Rheinland-Pfalz) wurde am 19. Juli 2023 abgerissen. 300 Jahre Geschichte landeten Stück für Stück im Wasser der Ahr.).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Nepomukbrücke in Rech: Alle drei Brückenbögen sind abgerissen - SWR Aktuell. In: swr.de. 19. Juli 2023, abgerufen am 11. März 2024.
- ↑ Arno Sauer: Ahrbrücke Rech. In: Steinbrücken in Deutschland. Beton-Verlag Düsseldorf 1988, ISBN 3-7640-0240-9, S. 437
- ↑ https://www.denkmalschutz.de/ahrtalbruecken/nepomukbruecke.html
- ↑ Christian Koniecki: Nach der Katastrophe: In Rech verlässt man sich lieber auf Selbsthilfe. In: rhein-zeitung.de. 21. Juli 2021, abgerufen am 23. Juli 2021.
Lars Wienand: Brücken im Kreis Ahrweiler (6, Nepomukbrücke in Rech, bekannt aus der Szene mit dem Campingwagen, der da wie Papier zusammengedrückt wird. Erbaut 1724). In: Twitter. 17. Juli 2021, abgerufen am 19. Juli 2021. - ↑ Raphaela Sabel: Unwetter-Katastrophe im Ahrtal: Ortsteile von Rech waren vier Tage lang getrennt. In: ga.de. 20. Juli 2021, abgerufen am 3. Juli 2023.
Sven Westbrock: Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler: Brücke der Bundeswehr vereint Rech. In: ga.de. 21. Juli 2021, abgerufen am 3. Juli 2023. - ↑ https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Der-heilige-Nepomukist-wieder-da-480902.html
- ↑ Rideoak: 04.10.21: Rech aus verschiedenen Einstellungen gesehen, Update Ahr Flutkatastrophe auf YouTube, 5. Oktober 2021, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 4:29 min).
- ↑ Kreisverwaltung Ahrweiler: Nepomuk-Brücke Rech, Informationen zur denkmalrechtlichen Genehmigung für den Abbruch der Nepomuk-Brücke in Rech
- ↑ Ute Müller: Abriss nach der Flut: Nepomukbrücke in Rech wird nicht wieder aufgebaut. In: rhein-zeitung.de. 18. Dezember 2021, archiviert vom am 3. Juli 2023; abgerufen am 3. Juli 2023.
- ↑ Dominik Nierada: Petition: Revidierung der Entscheidung zum Abriss des Kulturdenkmals „Nepomukbrücke“. In: change.org. 25. Dezember 2021, abgerufen am 17. Mai 2022.
- ↑ Nepomukbrücke in die Rote Liste gefährdeter Baudenkmale aufgenommen. In: Denkmalschutz.de. 11. April 2023, abgerufen am 11. April 2023.
- ↑ Celina de Cuveland: Deutsche Stiftung Denkmalschutz erschüttert: Rechs Gemeinderat nun doch für den Abriss der Nepomukbrücke. In: rhein-zeitung.de. 3. Juli 2023, archiviert vom am 3. Juli 2023; abgerufen am 3. Juli 2023.
- ↑ Nepomuk in Ketten: Umstrittener Rückbau der Brücke in Rech hat begonnen. 7. Juli 2023, abgerufen am 8. Juli 2023.
- ↑ Nepomukbrücke in Rech, SWR aktuell, abgerufen am 5. August 2023
- ↑ Nepomukbrücke. Zukunft Mittelahr, abgerufen am 10. August 2024.
- ↑ Arno Sauer: Ahrbrücke Rech. In: Steinbrücken in Deutschland. Beton-Verlag Düsseldorf 1988, ISBN 3-7640-0240-9, S. 436–437.
Koordinaten: 50° 30′ 50,9″ N, 7° 2′ 10,5″ O