Akutes cholinerges Syndrom
Klassifikation nach ICD-10 | |
---|---|
T44 | Vergiftung durch primär auf das autonome Nervensystem wirkende Arzneimittel |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Ein Akutes cholinerges Syndrom (auch muskarinerges Syndrom) ist ein krankhafter Zustand des vegetativen Nervensystems, bei dem der Nervus vagus (Parasympathikus) überstimuliert wird.
Ursache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Meist tritt das Syndrom als Folge von unerwünschten Arzneimittelwirkungen bzw. Vergiftungen, aber auch nach Insektenstichen auf, siehe Acetylcholin in Tier- und Pflanzengiften.
Es kann als vorübergehende Nebenwirkung bei Gabe des in der Chemotherapie verwendeten Irinotecan auftreten.
Ferner können Pestizide sowie Nervenkampfstoffe wie Sarin zu einem akuten cholinergen Syndrom führen.[1]
Klinische Erscheinungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Symptome sind:[2]
- Durchfall
- Schwitzen
- Bauchschmerzen
- tränende Augen
- Sehstörungen mit engen Pupillen
- vermehrter Speichelfluss
- Schüttelfrost
- Bindehautentzündungen
- Blutgefäßerweiterung mit niedrigem Blutdruck
- Benommenheit, Unwohlsein, Schwindel
Die Häufigkeit des Auftretens bei onkologischer Behandlung wird mit 1 % angegeben.[3]
Therapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Behandlung erfolgt durch Atropin, welches allerdings lediglich ein partielles Gegengift (Antidot) darstellt, da Atropin hauptsächlich an den muskarinergen Acetylcholinrezeptoren bindet, jedoch nicht an den nikotinischen Acetylcholinrezeptoren.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- M. J. Hsieh, Z. S. Yen, S. C. Chen, C. C. Fang: Acute cholinergic syndrome following ingestion of contaminated herbal extract. In: Emergency medicine journal : EMJ. Band 25, Nummer 11, November 2008, S. 781–782, doi:10.1136/emj.2008.060889. PMID 18955628.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Fluoridealert
- ↑ Jurnalonko
- ↑ Uni Tübingen ( vom 19. August 2014 im Internet Archive), abgerufen am 17. April 2024.
- ↑ Funktion und Pathologien. 27. August 2022, abgerufen am 27. August 2022 (deutsch).