Akzessorischer Knochen
Das menschliche Skelett besteht bei einem Erwachsenen aus 206 bis 214 einzelnen Knochen. Bei einem kleinen Teil der Bevölkerung gibt es eine Reihe von zusätzlichen Knochen, sogenannte überzählige oder akzessorische Knochen (Ossa accessoria, Singular Os accessorium). Sie entstehen normalerweise dadurch, dass bei der Verknöcherung Knochenkerne nicht miteinander verschmelzen.[1]
Formen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den akzessorischen Knochen werden gerechnet:
- persistierende Epiphysen und Apophysen
- zusätzlich embryonal angelegte Knochen
- überzählige Knochenfortsätze
- Verknöcherungen von Sehnenansätzen
- verknöcherte Sehnenbogen
- Verdopplungen
- Spaltbildungen
- Verschmelzungen
- Spongiosavariationen
- Schaltknochen am Schädel
Beispiele für Akzessorische Knochen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Os odontoideum
Nicht mit dem übrigen Wirbelkörper des 2. Halswirbels (Axis) verschmolzener Knochenkern im Dens axis, der ontogenetisch den Wirbelkörper des ersten Halswirbels (Atlas) darstellt. Dies kann mit einer Fraktur verwechselt werden.[2]
- Halsrippe (Costa cervicalis)
Bei etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung findet sich am 7. Halswirbel eine dorsal ansetzende stummelförmige Rippe, die entweder über Knorpel oder Bindegewebe mit dem Brustbein verbunden ist. Bei Frauen ist eine Halsrippe häufiger anzutreffen als bei Männern. In einigen Fällen kann diese Halsrippe zum Halsrippensyndrom führen.[3][4]
- Lendenrippe (Costa lumbalis, engl. lumbar rip)
Eine zusätzliche Rippe kann bei 7,75–8,46 % der Bevölkerung am 1. Lendenwirbel, seltener am 2. Lendenwirbel, beobachtet werden. Die Varianten reichen dabei vom kleinen Stummel bis zur voll ausgebildeten Rippe. Lendenrippen sind symptomfrei und haben keine klinische Bedeutung. Bei der Differentialdiagnose sind sie allerdings von Frakturen und Pseudarthrosen abzugrenzen.[5] Bei einigen Mäusestämmen sind Lendenrippen sehr häufig vorhanden.[6] Durch bestimmte Chemikalien beziehungsweise Arzneistoffe, wie beispielsweise Methylglycol, Dinoseb, Natriumsalicylat[7] und Valproinsäure können bei Mäusefeten Lendenrippen induziert werden.[8]
- Inkabein
Das Inkabein ist ein Schaltknochen am Schädel des Menschen. Er befindet sich im Bereich der Lambdanaht (Sutura lamdoidea), der Verbindung zwischen Scheitel- (Os parietale) und Hinterhauptsbein (Os occipitale).
- Akzessorische Handknochen
- Os styloideum
- Os hypolunatum
- Os triangulare
- Os epilunatum
- Os radiale externum
- Os centrale
- Akzessorische Fußknochen
Insbesondere an den Fußwurzelknochen können eine Reihe von akzessorischen Fußwurzelknochen beobachtet werden. Sie sind teilweise weitverbreitet und in vielen Fällen symptomlos. Meist handelt es sich um Zufallsbefunde bei einer Röntgenuntersuchung. Das Os tibiale externum ist beispielsweise bei etwa einem Fünftel aller Erwachsenen vorhanden.[11] Das Os trigonum kommt bei 3–15 % der Erwachsenen vor.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Atli Þór Ólason, J. R. Döhler: Deltaformation in foot polydactyly. Archives of Orthopaedic and Traumatic Surgery 107 (1988) 348–353
- E. Bücheler, M. Thelen: Einführung in die Radiologie: Diagnostik und Interventionen. Georg Thieme Verlag, 2006, ISBN 3-13-316011-7, S. 52–53. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- J. Brossmann, C. Czerny, J. Freyschmidt: Freyschmidts Köhler/Zimmer Grenzen des Normalen und Anfänge des Pathologischen. 14. Auflage. Thieme Verlag, 2001, ISBN 3-13-362214-5.
- Özkan Köse: The Accessory Ossicles of the Foot and Ankle; a Diagnostic Pitfall in Emergency Department in Context of Foot and Ankle Trauma. (Review) In: Journal of Academic Emergency Medicine. 11, 2012, S. 106–114, doi:10.5152/jaem.2012.002 (Volltext frei online)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Michael Schünke: Topografie und Funktion des Bewegungssystems: Funktionelle Anatomie für Physiotherapeuten. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage 2023, ISBN 9783132456051, S.
- ↑ S. E. Authorsen: Wirbelsäule, Thorax. In: J. Krämer (Hrsg.): Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Georg Thieme Verlag, 2004, ISBN 3-13-126191-9.
- ↑ Y. Kurihara u. a.: The ribs: anatomic and radiologic considerations. In: Radiographics. 19, 1999, S. 105–119. PMID 9925395 (Review)
- ↑ M. S. Fisher: Eve's rib (letter). In: Radiology. 140, 1981, S. 841.
- ↑ S. E. Authorsen: Wirbelsäule, Thorax. In: J. Krämer (Hrsg.): Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Georg Thieme Verlag, 2004, ISBN 3-13-126191-9. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ S. Branch u. a.: Supernumerary lumbar rib: manifestation of basic alteration in embryonic development of ribs. In: J Appl Toxicol. 16, 1996, S. 115–119. PMID 8935784
- ↑ O. Foulon u. a.: Induction of supernumerary ribs with sodium salicylate. In: Reprod Toxicol 13, 1999, S. 369–374. PMID 10560585
- ↑ J. M. Rogers u. a.: Chemically induced supernumerary lumbar ribs in CD-1 mice: size distribution and dose response. In: Birth Defects Res Part B-Dev Reprod Toxicol 71, 2004, S. 17–25. PMID 14991907.
- ↑ Nachweise: Commons:Template:Accessory bones of the wrist – references
- ↑ a b Nachweise: Commons:Template:Accessory and sesamoid bones of the foot – references
- ↑ C. J. Wirth: Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Georg Thieme Verlag, 2002, ISBN 3-13-126241-9. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche