Alfred Rust (Prähistoriker)

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Alfred Friedrich Wilhelm Rust (* 4. Juli 1900 in Hamburg; † 14. August 1983 in Ahrensburg) war ein deutscher Prähistoriker.

Leben und Wirken

Der aus einfachen Verhältnissen stammende Alfred Rust schloss die Volksschule ab. 1915 begann Rust eine Ausbildung zum Elektrotechniker, später wurde er Meister in diesem Beruf. 1918 wurde er als Pionier im Ersten Weltkrieg in Flandern eingesetzt. Er besuchte ab 1923 als Gasthörer ur- und frühgeschichtlichen Vorlesungen.[1]

Zum besseren Verständnis der Ursprünge mitteleuropäischer paläolithischer Steinwerkzeuge reiste der Archäologiestudent Alfred Rust 1930 mit dem Fahrrad von Hamburg über den Balkan und die Türkei in den Vorderen Orient. Dort entdeckte er mit den Höhlen von Jabrud einen der wichtigen paläolithischen Fundplätze des Vorderen Orients. Die abenteuerliche Geschichte der Entdeckung und die Ergebnisse seiner in den Jahren 1931 bis 1933 in Jabrud durchgeführten Ausgrabungen veröffentlichte Rust in einem Begleitband der Zeitschrift Offa.

Rust, der später hauptberuflich in einer Elektrikfirma arbeitete und anfangs als Amateur galt, wurde von dem norddeutschen Prähistoriker Gustav Schwantes gefördert. Durch Grabungen bewies er in 1930er Jahren die Existenz von Eiszeitmenschen im Ahrensburg-Meiendorfer Tunneltal bei Hamburg. Er fand Geräte aus Rentiergeweihen und Flint sowie Knochen von Opfertieren und konnte nachweisen, dass Rentierjäger der spätpaläolithischen Hamburger Kultur am Ende der Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren in dieser Gegend gejagt haben. In einer hierauf folgenden wärmeren Klimaphase lebten hier vor etwa 13.400 Jahren die Jäger der Callenhard-Magdalénien-Kultur, denen dann während des erneuten Kälterückfalls vor etwa 12.700 Jahren nochmals die Rentierjäger der Ahrensburger Kultur folgten.

In der Zeit des Nationalsozialismus war Rust Mitglied in der SS-Unterorganisation Ahnenerbe und von Wehr- und Kriegsdienst befreit. 1942 griff er die Thesen von Julius Andree (1889–1942) an. Andree postulierte die Existenz einer Hochkultur in Deutschland vor 250.000 Jahren und ihre Ausbreitung über den ganzen Erdball.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Rust wissenschaftlicher Mitarbeiter des Landesamtes für Vor- und Frühgeschichte Schleswig-Holstein. Rust arbeitete unter anderem über Werkzeugformen des Paläolithikum. Einige seiner Aussagen werden von der modernen Forschung abgelehnt.

Für seine Mitgliedschaft im Ahnenerbe geriet Rust stark in die Kritik, die Feierlichkeiten zu seinem 100. Geburtstag (im Jahr 2000) in Ahrensburg wurden abgesagt.

Ehrungen

Rust wurde 1940 von der Universität Kiel die Ehrendoktorwürde verliehen. 1965 ernannte ihn die Stadt Ahrensburg zum Ehrenbürger. Im September 2005 wurde der Alfred-Rust-Wanderweg (vom U-Bahnhof Ahrensburg Ost zum Gut Stellau in unmittelbaren Nähe einiger Fundstätten) eingeweiht.[3] 1966 erhielt er die Albrecht-Penck-Medaille.

Publikationen (Auswahl)

  • Das altsteinzeitliche Rentierjägerlager Meiendorf, Neumünster 1937
  • Die alt- und mittelsteinzeitlichen Funde von Stellmoor, Neumünster 1943
  • Die Höhlenfunde von Jabrud (Syrien). Offa-Bücher 8, Neumünster 1950
  • Werkzeuge des Frühmenschen in Europa, Neumünster 1971

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. BArch R/4901 fol. 3–5 (Lebensläufe Alfred Rusts).
  2. Michael H. Kater: Das „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945: Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reichs. 4. Auflage. Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-57950-9, S. 300 (online).
  3. Bauernblatt Schleswig-Holstein 2008