Alfred Schmasow

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Alfred Wilhelm Schmasow (* 5. Januar 1862 in Berlin; † 16. Mai 1924 ebenda[1]) war ein deutscher Schauspieler, Komiker und Autor.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schmasow, Sohn eines Bankbeamten, lernte das Schauspielerhandwerk bei Wanderbühnen und in der Provinz. In Essen bekam er sein erstes festes Engagement. Weitere Beschäftigung fand er in Köln, Aachen, Chemnitz, Görlitz und Breslau.[A 1] 1888 kam er nach Berlin[A 2] ans Adolf-Ernst-Theater, wo Lokalposse und Vaudeville sein Metier wurden. Hier trat er in heiteren Volksstücken und Schwänken auf. Ab 1890 spielte er am Central-Theater, danach wechselte er in die Ensembles des Friedrich-Wilhelmstädtischen und des Belle-Alliance-Theaters. Ebenso im komischen Fach trat er ab 1894 am Schiller-Theater in Erscheinung. Hier konnte er sich als Darsteller von Berliner Typen aus dem Handwerker- und Kleinbürgermilieu einen Namen machen. Besonders lagen ihm die Komödien von Adolph L’Arronge, wie z. B. Der Registrator auf Reisen oder Hasemanns Töchter, und von Heinrich Wilken, wie die viel gespielte Posse Kyritz-Pyritz.[2] Auch für das Vortragen von Couplets zeigte er sich begabt; sie sollten bald seine Spezialität werden.

Auch für den noch stummen Film war Schmasow tätig. 1916 schrieb er nach der Vorlage von Fritz Reuter das Drehbuch für den Einakter Das Loch in der Pfanne, 1918 spielte er in dem Dreiakter Das Blitzmädel den Udo von Buldern, und bis 1923 wirkte er noch in einer Reihe von Stummfilmen mit, vorwiegend als Kleindarsteller in Detektiv- und Gesellschaftsdramen. Er war als Gerichtsvollzieher, Gefängniswärter und Krematoriumsdiener ebenso überzeugend wie als Professor oder Landstreicher. Mehrfach spielte er Kriminalbeamte.

Schmasow wurde über die Schauspielerei hinaus auch als Autor von Original-Couplets und Bühnensketchen bekannt; schon um die Jahrhundertwende gab er eine Auswahl seiner Couplets unter dem Titel Lachende Gesichter heraus.[A 3] Viele davon werden wie Volkslieder noch heute gesungen, ohne dass man sich dabei noch ihres Verfassers entsänne.

Von ihm stammen z. B. die Worte zu Julius Einödshofers bekanntem Schlager vom „kleinen Cohn“ (1902) und auf die beliebte Berliner Kreuzpolka „Siehste wohl, da kimmt’ er“;[3] im gleichen Jahr vertonte Victor Hollaender sein Reiselied „Der Ehemannszug nach Heringsdorf“.[4] Im Ersten Weltkrieg war er auch deftigen vaterländischen Propagandatexten („Druff, Jungens! Eure Faust geballt!“, „Verwalkt die Völkerrassen!“) nicht abgeneigt.[5]

Sammelausgaben seiner Original-Vorträge wurden unter Titeln wie Hundert Lacherfolge bzw. Ränke und Schwänke bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder neu aufgelegt.[6]

Schmasow war seit 1895 mit der Schauspielerin Margarete Horling (1862–1939) verheiratet.[7] Er starb mit 62 Jahren am 16. Mai 1924 in Berlin. Sein jüngerer Bruder Edmund Schmasow (1864–1915) war ebenfalls Schauspieler.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Op. 15 (1890): Der Lieutenant von der India-Faser-Compagnie: Original-Couplet mit Pianofortebegleitung von Alfred Schmasow. Musik von Eugen Philippi[8]
  • Op. 34 (1895): Da komm’ wir zusamm’: Originalcouplet von Alfred Schmasow. Musik von Richard Krause[8]
  • Op. 41 (1895): zusammen mit Eugen Philippi: Der Tempelhofer. Urkomische Tanzpolka für Littke-Carlsen.[9]
  • 1895: Schlaraffen-Humor. Verlag Jäger, Berlin.
  • 1903: Ein edler Landmann. Allegorie. (= Möller’s Bibliothek für Gesundheitspflege, Erziehung und Volksaufklärung. Heft 16). Verlag Möller, Berlin.
  • 1908: Caviar fürs Volk. Humor von Alfred Schmasow. Verlag von F. Harnische & Co., Berlin.
  • 1908: mit Paul Lincke: Die lustige Spreewälderin. Rheinländer. In: Eine lustige Spreewaldfahrt! Burleske mit Gesang in 2 Bildern. Repertoirestück des Apollotheaters in Berlin; Apollo-Verlag, Berlin[10]
  • 1913: Ränke und Schwänke! Humorist. Original-Vorträge in Poesie u. Prosa von Alfred Schmasow. 2. Auflage. Möller, Oranienburg / Berlin.
  • 1913: Unsere Blaujacken in Kiautschou: Schwank (= Militärisches Theater-Album Nr. 93) 2. Auflage. Verlag Volger & Klein, Landsberg a. W.
  • 1923: Der Zerrissene. Posse in drei Aufzügen von Johann Nestroy, neu bearbeitet von Alfred Schmasow; Reclam UB3626. Verlag Philipp Reclam Jun., Leipzig 1930; Erstauflage 1923.
  • um 1950: mit Rudolf Presber, Karl Müller-Hausen: Hundert Lacherfolge – das lustige Vortragsbuch der beifallssicheren Schlager. 9. Auflage. Verlag W. Möller, Berlin (um 1950)[11]
  • Alfred Schmasows Gedicht „Der Schnarcher“ erschien sogar in Amerika in der deutschsprachigen Indiana Tribüne, Volume 20, Nummer 113, 10. Januar 1897.[12]
  • „Das Opfer des Vesuvs“: Lustige Verse um eine Hochzeitsreise (o. J.)[13]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1918: Kitty, auch: Komteß Kitty
  • 1918: Das Blitzmädel
  • 1920: Der Abenteurer von Paris
  • 1920: Der Unerkannte
  • 1920: Der schwarze Gast
  • 1920: Die Liebeskur
  • 1920: Heiratsbüro Süßlein
  • 1920: Menschliche Hyänen
  • 1920: Nihil Nemo Kakadu
  • 1920: Der Fluch der Menschheit, 1. Teil: Die Tochter der Arbeit
  • 1920: Apachenrache, Teil 3: Die verschwundene Million
  • 1920: Apachenrache, Teil 4: Der Affenmensch
  • 1920: Das Gastmahl des Satans
  • 1920: Der Tanz auf dem Vulkan, 1. Teil: Sybil Young
  • 1921: Ratten der Großstadt, 1. Teil: Die geheimnisvolle Nacht
  • 1921: Monte Carlo
  • 1921: Aus den Tiefen der Großstadt
  • 1921: Das goldene Netz
  • 1921: Terpsichore. Die Macht des Tanzes
  • 1921: Mensch - verpump deinen Frack nicht
  • 1921: Das Gewissen der Welt, 1. Teil: Schattenpflanzen der Großstadt
  • 1921: Die Schreckensmühle
  • 1921: Die rätselhafte Zwölf
  • 1921: Das tote Hotel
  • 1922: Der Taugenichts
  • 1922: Die Männer der Frau Clarissa
  • 1922: Der Herr Papa
  • 1922: Jugend
  • 1922: Hotel zum goldenen Engel
  • 1922: Die Zigarettengräfin
  • 1923: Quarantäne

Tondokumente (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Musikkatalog der DNB führt 8 Titel von Schmasow auf. Bei Leimbach sind 14 verzeichnet.
  • Edison Goldgußwalze # 15 127 Siehste, Puppchen, meine kleine süße Fee! (Hagen) Aufgen. Berlin, 15. September 1904
  • Edison Goldgußwalze # 15 211 Der Allerwelts-Sänger (Schmasow) Aufgen. Berlin, 15. November 1904
  • Grammophon 21 160, 21 161 (Matr. 7369 ½ L, 7370 ½ L) Im zoologischen Garten: 1. u. 2. Teil. Gesprochen von Alfred Schmasow u. Ensemble mit Orchesterbegleitung, Berlin
  • Grammophon 21 232, 21 233 (Matr. 12 742 ½ u, 12 743 ½ u) Auf dem Potsdamer Platz, 1. und 2. Teil
  • Grammophon 41 119 (Matr. 428) Radfahrers Stammbuch
  • Grammophon 41 120 (Matr. 487) Aus der Schule geplaudert
  • Grammophon 42 575 (Matr. 489) In Charlottenburg am Knie, Couplet (1901, Text Alfred Schmasow, Musik Paul Lincke)
  • Anker Record No. 790 (Matr. 02124 und 02123) Wannsee-Erlebnisse: Aus dem Familienbad, I. u. II. Teil. Humoristische Szene mit Orchester. Alfred Schmasow u. Hermann Picha, Berlin
  • International Zonophone Company X-21 121 (Matr. 4992 h und 4993 h) Nunne und Nante im Luftballon: humoristische Scene, I. Teil (Schmasow) Gesprochen von Alfred Schmasow und Paul Lehmann, Berlin. German. Talking.
  • International Zonophone Company X-22 907 (Matr. 13 597 u) Wenn die Butterblumen blühen, von Eugen Jürich. Gesungen von Alfred Schmasow mit Orchesterbegleitung, Berlin. Comic w. Orch.
  • International Zonophone Company X-22 908 (Matr. 13 598 u) Im Storchnest, von A. Behling. Gesungen von Alfred Schmasow mit Orchesterbegleitung, Berlin. German. Comic w. Orch.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 889 f., (Textarchiv – Internet Archive).
  • Fritz Backhaus: „Hab'n Sie nicht den kleinen Cohn geseh'n?“ Ein Schlager der Jahrhundertwende. In: Helmut Gold, Georg Heuberger (Hrsg.): Abgestempelt: Judenfeindliche Postkarten. Auf der Grundlage der Sammlung Wolfgang Haney. Umschau/Braus, Heidelberg 1999, ISBN 3-8295-7010-4, S. 235–240.[14]
  • J. Bielefeld Verlag (Hrsg.): Berlin und Die Berliner. Verlag BoD – Books on Demand, 2012, ISBN 978-3-95454-334-2, S. 138. ("Alfred Schmasow, Johanniterstr. 15, Schauspieler am Berliner Theater. Komiker")
  • "Brandenburgia.": Monatsblatt der Gesellschaft für heimatkunde der provinz Brandenburg zu Berlin, Band 15 [Autor: Brandenburgia, gesellschaft für heimatkunde der provinz Brandenburg, Berlin ; Mitwirkende: Brandenberg, Berlin. Märkisches provinzial-museum] Verlag P. Stankiewicz, 1907, S. 34.
  • Deutschland: Monatsschrift für die Gesamte Kultur. Band 7, Verlag C. A. Schwetschke und Sohn, 1906, S. 768.
  • Deutscher Bühnenverein (Hrsg.): Bühne und Welt: Monatsschrift für das deutsche Kunst- und Geistesleben. Band 13, Teil 2. Verlag Bühne und Welt, Berlin 1911, S. 84.
  • Deutsche Zeitschrift: Unabhängige Monatshefte für die politische und geistige Gestaltung der Gegenwart. Band 23, Ausgaben 19-24, Berlin 1910, S. 29.
  • Wilhelm Kosch (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. 2. Auflage. Band 3, Bern 1956, S. 2511.
  • Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. 1. Auflage. Eigenverlag, Göttingen 1991, DNB 911350551.
  • Ossip Demetrius Potthoff, Georg Kossenhaschen: Kulturgeschichte der Deutschen Gaststätte: umfassend Deutschland, Österreich, Schweiz und Deutschböhmen. Neuauflage. Verlag Olms Presse, 1933, ISBN 978-3-487-08332-2, S. 479.
  • Lukas Richter: Der Berliner Gassenhauer - Darstellung, Dokumente, Sammlung. Mit e. Register neu hrsg. v. Deutschen Volksliedarchiv. (= Volksliedstudien. Band 4). Waxmann Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8309-6350-5, S. 174, 444, 449, 458. (hier “Schmarsow” geschrieben; Erstausgb. 1969).
  • Ludwig Sittenfeld: Geschichte des Breslauer Theaters von 1841 bis 1900. Preuß & Jünger, Breslau 1909. (Reprint. Forgotten Books, London 2013).
  • George Steinmetz: The Devil's Handwriting. Precoloniality and the German Colonial State in Qingdao, Samoa, and Southwest Africa. (= Chicago Studies in Practices of Meaning). Verlag University of Chicago Press, 2008, ISBN 978-0-226-77244-8, S. 586. (englisch)
  • Die Stimme seines Herrn, Zeitschrift für Grammophonkunst. Band 2 (= Schriften der Universitätsbibliothek Eichstätt. Band 16). Verlag H. Schneider, 1992, ISBN 3-7952-0705-3, S. 106.
  • Lutz Thamm: Erinnerungsstücke: das Museum als soziales Gedächtnis. (= Deutsche Vergangenheit: "Stätten der Geschichte Berlins", Herausgeber Udo Gösswald, Heimatmuseum Neukölln. Band 59). Edition Hentrich, Berlin 1991, S. 111.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sterberegister Standesamt Berlin 4a, Nr. 314/1924
  2. Posse mit Gesang in 5 Bildern. UA: 1882 Berlin, Belle-Alliance-Th., wurde noch 1931 als Tonfilm "Kyritz-Pyritz oder Die fidele Sängerfahrt" mit Darstellern wie Max Adalbert und Paul Westermeier realisiert, vgl. Kyritz - Pyritz bei filmportal.de
  3. Vgl. Lukas Richter S. 174 u. 444, Abbildung des Notentitels »Daase, Rudolph: Siehst du wohl, da kimmt er, lange Schritte nimmt er ! Berliner Kreuz-Polka mit humoristischem Text von Alfred Schmasow (nebst Anleitung zum Tanz), Op. 494. Verlag: Emil Wehde, Berlin« bei abebooks.de (aufgerufen am 22. Februar 2017).
  4. Titelblatt und Text abgebildet bei usedomspotter.de
  5. Vgl. Ansichtskarte mit Couplettext „Vaters Dreibund“, um 1914 stiticflickr.com
  6. überwiegend im Verlag von Wilhelm Möller in Berlin. Dieser hat bisher 70 Publikationen innerhalb der Jahre von 1906 bis 1993 hauptsächlich in Oranienburg, Berlin-Hermsdorf und Oranienburg bei Berlin veröffentlicht, vgl. buch-info.org (Memento vom 22. Februar 2017 im Webarchiv archive.today)
  7. Heiratsregister Standesamt Berlin 6, Nr. 904/1895
  8. a b SLUB Dresden
  9. Lukas Richter: Der Berliner Gassenhauer - Darstellung, Dokumente, Sammlung. Hrsg.: Deutsches Volksliedarchiv. (= Volksliedstudien. Band 4). Waxmann Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8309-6350-5, S. 96, 266, 448 f. (Erstausgb. 1969).
  10. SLUB Dresden
  11. Titel abgebildet bei amazon.com (abgerufen am 22. Februar 2017).
  12. Vgl. in.gov
  13. Text bei frohefestefeiern.de. Abgerufen am 22. Februar 2017.
  14. zum.de

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „In Lustspiel und Posse tat sich der jugendliche Komiker Alfred Schmasow hervor“ schrieb Ludwig Sittenfeld 1909 über ihn auf S. 258 seiner Geschichte des Breslauer Theaters
  2. Laut Berlin und Die Berliner. S. 138 ließ er sich im Ortsteil Kreuzberg in der Johanniterstraße 15 nieder.
  3. Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Eigenverlag, Göttingen 1991.