Alter Markt (Potsdam)

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Der Alte Markt (2016)
Der Alte Markt (2005)

Der Alte Markt ist ein zentral gelegener Platz in der Potsdamer Innenstadt, er bildet den historischen Kern der Stadt. Der Alte Markt umfasst die Fläche rund um die Kirche St. Nikolai. Der Begriff wird heute vor allem für den Platz vor der Nikolaikirche benutzt.

Im Gegensatz zum deutlich kleineren Neuen Markt ist der Alte Markt offen und wird von repräsentativen Bauten begrenzt.

Geschichte

Blick auf das Stadtschloss um 1772

Das Stadtschloss wurde ursprünglich ab 1666 auf Befehl des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm erbaut. An derselben Stelle stand vorher bereits eine Burganlage. Der Alte Markt wurde unter Friedrich dem Großen in der Mitte des 18. Jahrhunderts als römischer Platz gestaltet. Das Alte Rathaus entstand in den Jahren 1753 bis 1755 unter Leitung der Baumeister Johann Boumann und Christian Ludwig Hildebrandt. Der Marmorobelisk wurde 1753 nach einem Entwurf von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet, um den Charakter als römischen Platz zu betonen. Die Nikolaikirche wurde nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel 1830 bis 1837 als Zentralbau im klassizistischen Stil errichtet.

Nachdem nur einige Gebäude des historischen Ensembles die Bombardierungen des Zweiten Weltkrieges überstanden hatten, wurde der Platz umgestaltet. Nach 1945 wurden die Nikolaikirche und das Alte Rathaus wiederaufgebaut, der Marmorobelisk wurde 1979 restauriert. Der Schaft des Obelisken zeigte ursprünglich Medaillons der vier Hohenzollernherrschern, die das Bild Potsdams nachhaltig prägten: Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm sowie die Könige Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Bei der Restaurierung wurden sie durch Porträts vier bedeutender Architekten Potsdams ersetzt: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Carl Philipp Christian von Gontard, Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius, um den Bezug zu den Hohenzollern aufzuheben.[1] Andere Kriegsruinen wurden abgetragen, darunter das Stadtschloss und der Palast Barberini. Der Alte Markt war damit an seiner Südseite offen und verlor den Charakter eines geschlossenen Platzes. Westlich wurde zwischen 1971 und 1977 ein modernes, zweckdienliches Fachhochschulgebäude erbaut und kurz vor dem Mauerfall an der Stelle des Stadtschlosses ein Theaterneubau begonnen. Dessen Rohbau wurde nach einigen Jahren aber wieder abgerissen, nachdem die Stadtverordnetenversammlung bereits 1990 beschlossen hatte, die Entwicklung des Stadtbildes wieder an die historische Gestalt anzupassen. Nachdem am Ufer des Tiefen Sees eine neue Spielstätte für das Hans-Otto-Theater eröffnet worden war, konnte 2007 das hierfür errichtete provisorische Theaterhaus, wegen seiner Wellblechfassade auch Blechbüchse genannt, wieder abgebaut und die schrittweise Rekonstruktion des Platzes begonnen werden.

Die Landeshauptstadt Potsdam strebt ab, den Alten Markt in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen und auch bis etwa 2025 die angrenzende Altstadt Potsdams wieder zu gewinnen. Umgesetzt sind von diesem Konzept der Potsdamer Mitte:

  • Der Bau des Brandenburgischen Landtages mit der Außen- und Hoffassade des ehem. Stadtschlosses. Das Fortunaportal als marktseitiger Eingang des Schlosses wurde bereits 2002 dank einer Spende des Journalisten Günther Jauch originalgetreu wiederhergestellt. Stück für Stück erhält der Bau seine Attikafiguren wieder.
  • An der Südseite des Platzes ist der Palast Pompei als Nachbau des 1540 errichteten veroneser Palazzo Pompei von Michele Sanmicheli wiedererstanden. Die erste Kopie des Renaissance-Adelspalastes besorgte Carl Ludwig Hildebrandt im Jahr 1754. In die Fassade sind originale Maskarons des ersten Potsdamer Baus eingefügt worden.[2]
  • Ebenfalls an der Südseite errichtet der Software-Milliadär Hasso Plattner zur Zeit das Museum Barberini als Kopie des Vorgängerbaus Palast Barberini. Den barocken Bau errichtete Carl von Gontard 1771/2 nach Motiven des römischen Renaissancepalastes Palazzo Barberini. Das Museum soll im Frühjahr 2017 öffnen.
  • Beide Palastkopien werden durch das Noacksche Haus verbunden, das Carl von Gontard 1777 im palladianischen Stil auf dem schmalen, dazwischen liegenden Grundstück entwarf. Auch dieser Bau ist eine Fassadenkopie der friderizianischen Fassung des Hauses. Eine mitunter behauptete Verwandtschaft des Noackschen Hauses mit dem Chiericati-Palast in Vicenza ist nicht belegbar und wohl ein Margetinggag des Bauträgers. um die entstandenen Eigentumswohnungen besser zu vermarkten.[3][4]
  • An der Ostseite ist das Alte Rathaus, eine 1755 durch Jan Bouman entstandene Kopie der unausgeführten Palastfassade Palladios für den Grafen Angarano in Vicenza saniert. Das Gebäude beherbergt heute das Potsdam Museum, das sich auch auf die Nebenbauten erstreckt, das sogenannte Windelbandsche und Lehmannsche Haus (zu DDR-Zeiten bis heute häufig als Knobelsdorffhaus bezeichnet, obwohl dieser dort nie gewohnt hat)[5].
  • An der Westseite steht noch heute das Gebäude des in den 1970er Jahren errichteten ehem. Instituts für Lehrerbildung der DDR, in dem heute noch zwei Fakultäten der Fachhochschule Potsdam untergebracht ist. Der Stahlbetonbau ist eine Fassadenkopie eines Bankgebäudes Mies van der Rohes, das dieser 1962 in Des Moines, Iowa, USA errichtete. Offenbar wollten die Bauverantwortlichen die Weltläufigkeit ihrer Baupolitik unterstreichen. Die FH wird nach dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 2017 abgebrochen. Anstelle des quer zur ehem. Altstadt stehenden DDR-Gebäudes sollen die historischen Straßenzüge Schwertfegerstraße und Kaiserstraße mit etwa 50 neu zu errichtenden Häusern entstehen.

Bauwerke

Bauwerke und Anlagen, die an den Alten Markt angrenzen:

Bauvorhaben am und um den Alten Markt:


Näheres Umfeld des Alten Markts:

Commons: Alter Markt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmut Caspar: Fürsten,Helden, große Geister, Denkmalgeschichten aus der Mark Brandenburg, Berlin Edition 2004, S.77-78
  2. Vgl.: Hans-Joachim Giersberg, Friedrich als Bauherr, Berlin (Siedler-Verlag) 2001
  3. Die Autorin der jüngsten Gontard-Monographie, Astrid Fick, bekennt, dass beim Noackschen Haus ein "Vorbild nicht bekannt" sei. In: Astrid Fick: Potsdam - Berlin - Bayreuth, Carl Philipp v. Gontard und seine bürgerlichen Wohnhäuser, Immediatbauten und Stadtpalais, Petersberg (Imhof Verlag) 2000, Seite 87.
  4. Herbert Pée, Die Palastbauten des Andrea Palladio, Würzburg (Konrad Triltsch Verlag) 1941, S. 30 (zum Chiericati).
  5. Friedrich Mielke, Das Bürgerhaus in Potsdam, Textteil, Tübingen (Ernst Wasmuth Verlag) 1972, S. 330.
  6. PNN – Obelisk am Alten Markt fertig saniert; 24. November 2014
  7. Neues Leben an der Alten Fahrt. MAZ-Online, 4. September 2015, abgerufen am 5. November 2015.
  8. PNN – Baustart an der Alten Fahrt vom 30. September 2013
  9. a b MAZ-online Bis Oktober 2017 soll Gebäude am Alten Markt geräumt sein, 7. November 2014
  10. Tagesspiegel – Potsdam hat sein Herz wieder; 10. Oktober 2013
  11. Warten auf Steuben
  12. Die Rückkehr der Säulen pnn.de vom 28. Juli 2015

Koordinaten: 52° 23′ 45″ N, 13° 3′ 40″ O