Amalie Bensinger

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Amalie Bensinger, Portrait einer Italienerin mit Tamburin
Amalie Bensinger, Portrait einer stillenden Römerin

Amalie Bensinger (* 28. März 1809 in Bruchsal; † 16. November 1889 in Reichenau) war eine deutsche Malerin und Konvertitin zum katholischen Glauben.

Leben und Wirken

Sie entstammte der in Mannheim alteingesessenen, ursprünglich jüdischen Kaufmannsfamilie Bensinger. Ihr Vater war katholischen Glaubens und als Obergerichtsadvokat tätig, die Mutter gehörte dem protestantischen Bekenntnis an, in dem sie auch die Tochter erzog. Amalie Bensinger wuchs in Mannheim auf und gehörte ab 1835 der Düsseldorfer Malerschule an, wo sie Schülerin von Julius Hübner (1806–1882) und Karl Ferdinand Sohn (1805–1867) wurde.[1]

Nach weiteren Studien in Mannheim und Karlsruhe begab sie sich 1851 nach Italien, hielt sich in Florenz und ab 1852 in Rom auf. Sie lernte dort Joseph Victor von Scheffel kennen, befreundete sich mit ihm und inspirierte den Dichter zu der Szene seines „Ekkehart“, wo der gleichnamige Mönch die Herzogin Hadwig von Schwaben über die Klosterschwelle tragen muss. Dafür verewigte er Amalie Bensinger als Figur in seinem Werk „Der Trompeter von Säckingen“. Beide gehörten in Rom auch zum engsten Freundeskreis um Eduard von Engerth (1818–1897) und dessen italienischer Gattin. [2]

Amalie Bensinger kam auch mit den hier ansässigen Nazarenermalern in Kontakt und begeisterte sich für deren religiös motivierte Malerei. Besonders Peter von Cornelius (1783–1867) und Friedrich Overbeck (1789–1869) übten einen besonderen künstlerischen Einfluß auf sie aus, wodurch sie sich verstärkt der Sakralmalerei zuwandte.[3] Die Nazarener lebten anfangs als Künstlerbruderschaft in dem römischen Kloster Sant’Isidoro a Capo le Case und Amalie Bensinger träumte davon, eine ähnlich religiös motivierte Künstlergemeinschaft für Frauen zu gründen.

Ab 1857 hielt sich die Malerin in München auf, wo sie 1859 Mitglied des Kunstvereins wurde. 1860 konvertierte sie in der Klosterkirche zu Lichtenthal/Baden vom evangelischen zum katholischen Glauben. Nach einem Selbstzeugnis in den „Convertitenbildern aus dem 19. Jahrhundert“ von David August Rosenthal hatte sie sich durch den Auftrag eines Hochaltarbildes der Verklärung Christi für die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Lahr/Schwarzwald, so eingehend mit biblischen Themen und religiösen Büchern beschäftigt, dass sie dadurch endgültig zum katholischen Bekenntnis gelangte.[4]Dieses Bild ist bis heute in der Lahrer Kirche als Hochaltarblatt erhalten.[5]

Amalie Bensinger kam schließlich in Berührung mit den Kirchenmalern Pater Desiderius Lenz (1832–1928) und Jakob Wüger (1829–1892; später Pater Gabriel Wüger)[6] die gerade aus dem Nazarenerstil heraus ihren eigenen spezifischen Malstil entwickelten, der unter dem Namen Beuroner Kunst bekannt werden sollte.[7] Mit beiden arbeitete sie 1864 die Statuten zu einem „Kunstkloster“ aus, dessen Sitz zunächst in Rom geplant war, das jedoch infolge der Bekanntschaft von Amalie Bensinger mit Fürstin Katharina von Hohenzollern-Sigmaringen (geb. von Hohenlohe-Waldenburg), der Witwe des Fürsten Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, ab 1868 in Beuron entstand.

Die Malerin zog sich auf die Insel Reichenau zurück und verfolgte weiter die Idee einer klösterlichen Gemeinschaft für Künstlerinnen. Dafür erwarb sie dort das sogenannte "Schlößle" in Mittelzell, welches sie als weibliche Filiale der Abtei Beuron anzuschließen gedachte, wozu es aber nicht kam.

Amalie Bensinger starb auf der Insel Reichenau und wurde auf dem Friedhof zu Niederzell beigesetzt, wo man ihr ein schönes Grabmal mit Pirminiusdarstellung, im Beuroner Kunststil errichtete.[8][9]

Die frühen Arbeiten von Amalie Bensinger sind weitgehend Portrait- und Genremalereien im realistischen Stil der Düsseldorfer Malerschule. Spätestens ab ihrer Konversion widmete sie sich fast ausschließlich der Sakralmalerei und wird zu den Spätnazarenern gezählt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helmut Tenner: Mannheimer Kunstsammler und Kunsthändler bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts , Mannheim 1966; Ausschnitt aus der Quelle
  2. Ruediger Engerth: Eduard Ritter von Engerth (1818-1897): Maler, Lehrer, Galeriedirektor und Kunstschriftsteller : Beiträge zu Leben und Werk (Band 26 von Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte), Wien 1994, Seite 27, ISBN 3700546440; Ausschnitt aus der Quelle
  3. Badisches Landesmuseum Karlsruhe: 750 Jahre Zisterzienserinnen-Abtei Lichtenthal: Faszination eines Klosters, Thorbecke Verlag, 1995, Seite 363; Ausschnitt aus der Quelle
  4. Scan aus der Quelle
  5. Webseite der kath. Pfarrgemeinde Lahr, mit vergrößerbarem Foto des Hochaltares, dessen Altarblatt „Verklärung Christi“, den Anstoß zur Konversion der Künstlerin gab
  6. Webseite über den Malerpater Gabriel Wüger
  7. Webseite mit typischen Gemälden von Pater Gabriel Wüger
  8. Badisches Landesmuseum Karlsruhe: 750 Jahre Zisterzienserinnen-Abtei Lichtenthal: Faszination eines Klosters, Thorbecke Verlag, 1995, Seite 363; Ausschnitt aus der Quelle
  9. Online Zeitungsartikel mit Erwähnung des Grabes von Amalie Bensinger in Niederzell/Reichenau