Amer Albayati

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Amer Albayati (* 1942 in Bagdad) ist ein irakisch-österreichischer Journalist und Autor. Albayati lebt seit 1980 in Wien. Der Islamismus-Experte beschäftigt sich vor allem mit dem radikalen Islam und setzt sich für eine Liberalisierung und Reformierung der Religion ein. Er begründete die Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) und die United Nations Correspondents Association Vienna (UNCAV) mit[1].

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit und Jugend im Irak[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amer Albayati wuchs als zweiter Sohn mit vier Brüdern und einer Schwester in einer gutbürgerlichen Familie in Bagdad auf.[2] Die Eltern Abdulakir Albayati und Wafiqa Ibn Siminah betrieben ein Restaurant. In der Mittelschule war Albayati für die Schülerzeitung aktiv; im Alter von 15 Jahren schrieb er als Jungredakteur für verschiedene irakische Tageszeitungen. Nach der ersten irakischen Revolution 1958 erhielt er in der Bibliothek seines Onkels erstmals Zugang zu Weltliteratur und las Autoren wie Goethe, Kant, Sartre und Marx.

Tätigkeit als Fotograf – Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang der 1960er Jahre zog Albayati nach West-Berlin, wo er sich sein Leben freier Fotograf der Berliner Kulturszene verdiente. Ab 1965 studierte er an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Ost-Berlin. Seine damalige Freundin Brigitte brachte 1968 die gemeinsame Tochter Ines zur Welt. Nach einem Krankenbesuch wurde ihm mit der Begründung, sein Militärdienst sei noch nicht abgeleistet, von den irakischen Behörden die Ausreise verweigert. Infolge des anschließenden Fluchtversuchs wurde Albayati verhaftet und in ein Gefängnis in Basra überstellt.[3]

Tätigkeit als Filmregisseur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wieder in Freiheit, musste sich Albayati ein neues Leben in Bagdad einrichten. In den folgenden Jahren war er als Film- und Fernsehregisseur für verschiedene irakische Medienhäuser tätig. Nebenbei baute er sich unter anderem mit einer Maßschneiderei, Antiquitätenhandel und einem Friseursalon in Bagdad weitere Standbeine auf.[4] Als einer seiner Filme von den Zensoren des neu an die Macht gekommenen Saddam Hussein verboten wurde, flüchtete er 1980 aus dem Irak.[5]

Tätigkeit als Islamexperte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amer Albayati wird häufig als Experte zu TV-Debatten und Diskussionsrunden eingeladen.[6][7] Er warnt dabei vor der Gefahr des politischen Islam für europäische Gesellschaften und vor der Proliferation islamistischer Organisationen wie der Muslimbruderschaft in westlichen Ländern. Wiederholt sprach er sich gegen das Tragen des muslimischen Kopftuchs und für das Verbot islamischer Kindergärten aus.[8] Insbesondere kritisiert Albayati die umstrittene Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), da sie einen Vertretungsanspruch aufweise, obwohl sie nur einen kleinen Teil der inzwischen über 900.000 Muslime in Österreich vertrete und oft Hassprediger schütze.[9][10] Albayati kommentiert aktuelle Entwicklungen in Gastkommentaren unter anderem für die Wiener Zeitung und Die Presse.[11]

Im Oktober 2016 nahm er als Vortragender an der Konferenz 7th Conference on Global Citizen Education: New Paths to Social Inclusion for Safer Cities im Haus der Europäischen Union in Wien teil.[12]

Gründung der ILMÖ – Initiative liberaler Muslime Österreichs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2007 wurde die ILMÖ – Initiative liberaler Muslime Österreichs gegründet, deren Präsident und Vorsitzender Albayati seitdem ist. Im Rahmen der ILMÖ setzt sich Albayati immer wieder für einen reformierten Islam und eine Aufklärung über radikalen Islam und Dschihadismus ein.[13]

Kritik am saudischen König-Abdullah-Zentrum in Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2015 unterstützte Albayati mit der ILMÖ und der österreichischen Partei Die Grünen die Forderung von Ensaf Haidar, der Ehefrau des inhaftierten saudischen Bloggers Raif Badawi, nach dessen Freilassung sowie die Schließung des umstrittenen König-Abdullah-Zentrums in Wien: Österreich räume einem „undemokratischen Regime“ und einer „wahhabitischen Ultrasekte“ die Möglichkeit ein, kontraproduktiv auf Muslime einzuwirken.[14] Keiner wolle wahrnehmen, dass radikale Elemente des Islam am Wachsen seien.[15]

Todesdrohungen und Leben unter Polizeischutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Gastkommentar[16] in der Tageszeitung Die Presse in 2011 erhielt Albayati über ein Dutzend ernstzunehmende Todesdrohungen aus der radikal-islamistischen Szene, darunter von dem zum IS ausgewanderten Austro-Dschihadisten Firas H.[17][18] Seitdem steht er rund um die Uhr unter Polizeischutz.

Sachbuch „Auf der Todesliste des IS“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2016 erschien im Wiener Seifert Verlag sein Sachbuch „Auf der Todesliste des IS: Ein Islam-Insider & -Reformer als Grenzgänger gegen Radikalismus und Terrorismus“, das sich neben autobiographischen Zügen mit den Gefahren des radikalen Islam, Dschihadismus und der Dringlichkeit eines liberalen und reformierten Islam beschäftigt.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Auf der Todesliste des IS: ein Islam-Insider & -Reformer als Grenzgänger gegen Radikalismus und Terrorismus, Seifert Verlag, 2016, ISBN 978-3-902924-54-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Amer Albayati: Zur Person. In: Die Presse. 2. August 2013 (diepresse.com [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  2. Almer Albayati: Auf der Todesliste des IS: Ein Islam-Insider & Reformer als bedrohter Warner vor Radikalismus und Terror. 1. Auflage. Seifert Verlag, Wien 2016, ISBN 3-902924-54-3, S. 232.
  3. Amer Albayati: Auf der Todesliste des IS: Ein Islam-Insider & Reformer als bedrohter Warner vor Radikalismus und Terror. 1. Auflage. Seifert Verlag, Wien 2016, ISBN 3-902924-54-3.
  4. Amer Albayati: Auf der Todesliste des IS: Ein Islam-Insider & Reformer als bedrohter Warner vor Radikalismus und Terror. 1. Auflage. Seifert Verlag, Wien 2016, ISBN 3-902924-54-3.
  5. Christoph Lehermayr, Daniel Steinlechner: Dieser Österreicher steht auf der Todesliste des IS. (PDF) news networld internetservice GmbH, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2016; abgerufen am 18. Dezember 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.isoe.at
  6. „Am Punkt“ mit Sylvia Saringer. Thema: „Osama bin Laden ist tot – droht eine neue Terrorwelle?“ In: OTS.at. 4. Mai 2011 (ots.at [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  7. „Thema“ am 19. Jänner: „Unsere Muslime“ – Islam in Österreich. In: OTS.at. 16. Januar 2015 (ots.at [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  8. www.heuta.at, Heute: Muslim-Präsident: Verbot von Kopftuch und Islamkindergärten. In: Heute.at. 29. März 2016 (heute.at [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  9. STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Kritische Muslime planen Plattform mit österreichischen Behörden. In: derStandard.at. 7. Oktober 2014 (derstandard.at [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  10. Die Trojanischen Pferde des Muslime-Präsidenten Olgun. In: Die Presse. 25. September 2016 (diepresse.com [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  11. Muslime: Es geht nicht um Integration, sondern um Indoktrination. In: Die Presse. 5. Oktober 2011 (diepresse.com [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  12. Dagmar WEINGARTNER: 7th Conference on Global Citizen Education: New Paths to Social Inclusion for Safer Cities – Österreich – European Commission. 4. Oktober 2016, abgerufen am 18. Dezember 2017 (englisch).
  13. STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Kritische Muslime planen Plattform mit österreichischen Behörden. In: derStandard.at. 7. Oktober 2014 (derstandard.at [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  14. Dialogzentrum: Auch Skepsis bei Muslimen. In: Die Presse. 27. November 2012 (diepresse.com [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  15. Teresa Eder: König-Abdullah-Zentrum in Wien „eine Farce“. In: derStandard.at. 9. Juli 2012 (derstandard.at [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  16. Amer Albayati: Muslime: Es geht nicht um Integration, sondern um Indoktrination. In: diepresse.com. 5. Oktober 2011, abgerufen am 20. Dezember 2017.
  17. Morddrohungen gegen Islamexperten Albayati. In: Die Presse. 29. Juni 2012 (diepresse.com [abgerufen am 18. Dezember 2017]).
  18. Christoph Lehermayr, Daniel Steinlechner: Dieser Österreicher steht auf der Todesliste des IS. (PDF) In: isoe.at. News Networld Internetservice GmbH, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2016; abgerufen am 18. Dezember 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.isoe.at