„Anna Katharina Emmerick“ – Versionsunterschied

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Anna Katharina Emmerick (auch: Emmerich) wurde in der Coesfelder [[Bauernschaft (Siedlungsform)|Bauernschaft]] Flamschen als Kind armer [[Kötter]]sleute geboren. Als ihr Geburtstag gilt der 8. September 1774, allerdings ist dies der Tag des Eintrags in das Taufregister, wobei in einer Taufbescheinigung sogar wegen eines Übertragungsfehlers der 30. September 1774 genannt wird. Der eigentliche Geburtstag hingegen ist unbekannt, dürfte jedoch nah an diesem Tag liegen.
Anna Katharina Emmerick (auch: Emmerich) wurde in der Coesfelder [[Bauernschaft (Siedlungsform)|Bauernschaft]] Flamschen als Kind armer [[Kötter]]sleute geboren. Als ihr Geburtstag gilt der 8. September 1774, allerdings ist dies der Tag des Eintrags in das Taufregister, wobei in einer Taufbescheinigung sogar wegen eines Übertragungsfehlers der 30. September 1774 genannt wird. Der eigentliche Geburtstag hingegen ist unbekannt, dürfte jedoch nah an diesem Tag liegen.


Schon als Kind hatte sie einen engen Bezug zur Kirche und gute biblische Kenntnisse. Die Schule besuchte sie nur vier Monate. Mit 13 Jahren verdingte sie sich als Magd. Nachdem sie zunächst eine Lehre als Näherin absolviert hatte und in der Umgebung von Coesfeld arbeitete, trat sie in das Augustinerinnenkloster in Dülmen ein und wurde am 13. November 1802 als [[Novize|Novizin]] eingekleidet. Am 13. November 1803 legte sie ihre feierliche [[Ordensgelübde|Profess]] ab.

Während ihrer Zeit im [[Kloster]] wurde sie häufig krank und litt unter großen Schmerzen. Als das Kloster im Zuge der [[Säkularisation]] im Dezember 1811 aufgehoben wurde, führte Anna Katharina den Haushalt des aus Frankreich emigrierten [[Priester (Christentum)|Priesters]] Lambert. Bald wurde sie jedoch so krank, dass sie das Haus nicht mehr verlassen konnte. An ihrem Körper erschienen die [[Stigmatisation|Wundmale]] Jesu Christi, und in den folgenden zwölf Jahren hatte sie mystische [[Vision (Religion)|Visionen]], in denen sie an jedem Freitag die [[Passion Christi]] durchlitt. Während dieser Zeit sah sie in ihren Visionen Ereignisse aus der biblischen Schöpfungs- und Heilsgeschichte. Dies erregte die Aufmerksamkeit der gläubigen Bevölkerung, aber auch staatlicher und kirchlicher Stellen. Der preußische Staat leitete Untersuchungen ein, bei denen versucht wurde, Anna Katharina Emmerick als Betrügerin zu entlarven. Der Nachweis für den Betrugsvorwurf konnte aber nicht erbracht werden.

Zwischen 1819 und 1824 hielt sich der Schriftsteller [[Clemens Brentano]] dauernd in Dülmen auf, besuchte die kranke und sehr schwach gewordene Nonne regelmäßig und stellte ihr Fragen zu ihren Visionen. Die Ergebnisse dieser Befragungen, die von einem Interesse Brentanos an einer möglichst zusammenhängenden Darstellung der biblischen Geschichte geleitet waren, schrieb er in umfangreichen Aufzeichnungen nieder, die er später zu Büchern ausarbeitete.<ref>Vgl. Wolfgang Frühwald: ''Das Spätwerk Clemens Brentanos (1815-1842). Romantik im Zeitalter der Metternich’schen Restauration'', Niemeyer, Tübingen 1977.</ref>

[[Datei:Emmerickhaus.jpg|miniatur|250px|Geburtshaus in [[Coesfeld]]-Flamschen]]


Anna Katharina Emmerick wurde auf dem neuen Friedhof vor den Toren der Stadt Dülmen beerdigt. Ihr Nachlass wurde von [[Luise Hensel]] gesichtet und geordnet.
Anna Katharina Emmerick wurde auf dem neuen Friedhof vor den Toren der Stadt Dülmen beerdigt. Ihr Nachlass wurde von [[Luise Hensel]] gesichtet und geordnet.

Version vom 27. Januar 2010, 16:10 Uhr

Darstellung aus dem 21. Jahrhundert

Anna Katharina Emmerick (* 8. September 1774 in Coesfeld; † 9. Februar 1824 in Dülmen, Westfalen) war Ordensschwester (im Augustinerorden), Jungfrau und Mystikerin. 2004 wurde sie durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Ihr Gedenktag ist der 9. Februar.

Leben

Anna Katharina Emmerick (auch: Emmerich) wurde in der Coesfelder Bauernschaft Flamschen als Kind armer Köttersleute geboren. Als ihr Geburtstag gilt der 8. September 1774, allerdings ist dies der Tag des Eintrags in das Taufregister, wobei in einer Taufbescheinigung sogar wegen eines Übertragungsfehlers der 30. September 1774 genannt wird. Der eigentliche Geburtstag hingegen ist unbekannt, dürfte jedoch nah an diesem Tag liegen.


Anna Katharina Emmerick wurde auf dem neuen Friedhof vor den Toren der Stadt Dülmen beerdigt. Ihr Nachlass wurde von Luise Hensel gesichtet und geordnet.

Nach Wiederaufnahme des Seligsprechungsprozesses wurden ihre Gebeine 1975 in die Krypta der 1938 neben dem Friedhof errichteten Heilig-Kreuz-Kirche umgebettet.

Clemens Brentanos Emmerick-Schriften

In seinen umfangreichen Aufzeichnungen mischte Brentano die Aussagen Anna Katharina Emmericks mit eigenen Hinzufügungen und Ausgestaltungen, weshalb es unmöglich ist, die Exaktheit der Aufzeichnungen hinsichtlich der dokumentarischen Wiedergabe der Emmerickschen Visionen abschließend zu bewerten. In Folge verfasste er die vier Werke Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi, das Leben der hl. Jungfrau Maria, das Leben Jesu sowie eine unvollendete Biographie der Anna Katharina Emmerick.

Die Aufdeckung dieser Bearbeitungen, die unter anderem durch Winfried Hümpfner, Hermann Cardauns, Joseph Adam geleistet wurde, hat in der Einschätzung von Brentanos Emmerick-Büchern zu unterschiedlichen Auffassungen geführt. Teils wird einfach unterschlagen, dass er und nicht Anna Katharina Emmerick der Verfasser der Bücher ist, teils werden die Werke wie die übrigen literarischen Schriften des Autors als Teil seines Werkes behandelt und nach literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten untersucht.[1]

Die Berichte über die Visionen der Emmerick, die nur in der Wiedergabe Brentanos erhalten sind, weckten teils den Glauben, hier liege eine neue Offenbarung vor, teils wurden diese Berichte – innerhalb der katholischen Kirche, aber auch von Brentanos engsten Freunden und Angehörigen – von Anfang an bezweifelt. In Frage steht dabei vor allem die Glaubwürdigkeit der Wiedergaben Brentanos, der seine Berichte nachweislich mit anderen Legenden und historischen Quellen abgeglichen hat.[2]

Aufgrund von Brentanos Wiedergabe der Visionen von Anna Katharina Emmerick in seinem Buch Das Leben der hl. Jungfrau Maria wurden auf einem Hügel in der Nähe von Ephesus Ausgrabungen vorgenommen und dort das sogenannte Haus Mariens entdeckt.

Seligsprechung

Ein erster Prozess zur Seligsprechung Anna Katharina Emmericks wurde 1892 eingeleitet und 1928 zunächst eingestellt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Clemens Brentanos Aufzeichnungen und Bücher nicht verwertbar waren. Der Seligsprechungsprozess wurde 1973 neu eröffnet und 2004 abgeschlossen. Am 3. Oktober 2004 wurde sie durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Die zuständige Kommission erklärte, die Seligsprechung betreffe lediglich die Heiligkeit der Person Emmerick und gebe kein Urteil über den Wahrheitsgehalt der Bücher von Clemens Brentano ab. Seit dem Tag der Seligsprechung befindet sich eine Reliquie Anna Katharina Emmericks beim Heiligen Stuhl.

Gedenkstätte und Pilgerweg

In Dülmen befindet sich in der Kirche Heilig Kreuz die Anna Katharina-Gedenkstätte und das Grab. Zudem gibt es in Dülmen den Anna-Katharina-Weg als Pilgerweg zu den Lebensstationen.

51° 55′ 43″ N, 7° 8′ 27″ O

Karte des Pilgerweges

Der Anna-Katharina-Weg (Pilgerweg) verbindet als Rad- und Wanderweg die Lebensorte in Coesfeld, Flamschen und Dülmen. Ausgangspunkt dieses Weges ist Coesfeld. Dort beginnt der Pilgerweg unter dem Coesfelder Kreuz in der St.-Lamberti-Kirche. Er führt anschließend über den Marktplatz, an dem Anna Katharina ein Weile gewohnt hat, zur St.-Jakobi-Kirche. Dort befindet sich der Taufstein, an dem sie 1774 getauft wurde. Der Pilgerweg führt durch die Stadt in die Bauernschaft Flamschen zum Emmerick-Haus (Anna Katharinas Geburtshaus) und von dort an der Flamschener Freilichtbühne vorbei auf eher abgelegenen Feldwegen in die Nähe von Lette. Auf dem weiteren Weg zwischen Merfeld und Dülmen sind mehrere Findlinge aufgestellt, auf denen Zitate der „Seherin aus dem Münsterland“ angebracht wurden. Abschließend führt der Weg durch den Wildpark in die Dülmener Innenstadt zum Standort des ehemaligen Augustinerinnenkloster Agnetenberg in der Nähe der St.-Viktor-Kirche. Die Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen, in deren Krypta sich die Grabstätte Anna Katharina Emmericks befindet, stellt den Endpunkt des Pilgerweges dar.

Filme

Der Regisseur Dominik Graf verarbeitete die Begegnung von Clemens Brentano und Anna Katharina Emmerick in seinem Film „Das Gelübde“, der auf dem gleichnamigen Roman von Kai Meyer basiert.[3]

Mel Gibsons Film „Die Passion Christi“ (2004) basiert in der Handlungsführung und vor allem in der Ausführlichkeit und Art der dargestellten Grausamkeiten fast vollständig auf Brentanos "Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi".

Literatur

  • Clemens Brentano: Lehrjahre Jesu. Hg. v. Jürg Mathes, W. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1982-1983 (Frankfurter Brentano-Ausgabe, Bd. 24,1-2) ISBN 3-17-007338-9, ISBN 3-17-008658-8
  • Clemens Brentano: Das bittere Leiden unsers Herrn Jesu Christi. Hg. v. Bernhard Gajek und Irmengard Schmidbauerm W. Kohlhammer, Stuttgart u.a. 1980-1995 (Frankfurter Brentano-Ausgabe, Bd. 26 und 27,2) ISBN 3-17-012652-0, ISBN 3-17-004917-8
  • Clemens Brentano: Materialien zu nicht ausgeführten religiösen Werken. Anna Katharina Emmerick-Biographie. Hg. v. Jürg Mathes, Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1981 (Frankfurter Brentano-Ausgabe, Bd. 28).
  • Clemens Brentano/Anna-Katharina Emmerick: Visionen aus dem Tagebuch Brentanos. In erstmaliger Veröffentlichung der Urtexte, hg. v. Jozef de Raedemaeker, Privatdruck, Mechelen/Belgien 1998ff. (Veröffentlichung der Aufzeichnungen Brentanos, aus denen die späteren Emmerick-Bücher zusammengestellt worden sind)
  • Clemens Engling: Unbequem und ungewöhnlich. Anna Katharina Emmerick – historisch und theologisch neu entdeckt. Echter, Würzburg 2005.
  • Anna Katharina Emmerick. Die Mystikerin des Münsterlandes. Symposium 1990. Hg. v. Clemens Engling u. a. Laumann, Dülmen/Westf. 1991.
  • Anna Katharina Emmerick. Ihr Leben. Ihre Seligsprechung. Ihre Ausstrahlung. Hrsg. im Auftrag des Bistums Münster. Dialogverlag. Münster 2004. ISBN 3-933144-965
  • Anna Katharina Emmerick. Spuren. Hrsg. von Friedrich-Wilhelm Hemann, Ludger Hillermann und Peter Nienhaus. Gemeinsame Sonderausgabe der Dülmener Heimatblätter und der Emmerickblätter. Dülmen 2004. ISSN 1615-8687
  • Georg Veit: An den Enden der Treppe. Ein Roman um Anna Katharina Emmerick. Waxmann, Münster 2008, ISBN 978-3-8309-2000-7

Einzelnachweise

  1. Vgl. Clemens Engling u. a. (Hrsg.): Emmerick und Brentano. Dokumentation eines Symposiums; Dülmen/Westfalen: Laumann, 1983.
  2. Vgl. Winfried Hümpfner: Clemens Brentanos Glaubwürdigkeit in seinen Emmerick-Aufzeichnungen; Würzburg 1923.
  3. Vorlage:IMDb Titel