Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg
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Der heutige Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg (AIV) wurde 1824 unter dem Namen Architekten-Verein zu Berlin von 18 Architekten gegründet als eine Vereinigung zur Vertiefung der künstlerischen und kunsthistorischen Ausbildung der Architekten. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Eduard Knoblauch und Friedrich August Stüler. Erster Vorsitzender war John James Blaurock.[1] Von 1879 bis 1881 war Gustav Möller Vorsitzender.
Geschichte
Mitglieder des Vereins waren sowohl beamtete als auch junge freischaffende Architekten. Im Jahr 1870 hatte der Verein über tausend und im Jahr 1906 über 2400 Mitglieder. Unter den Mitgliedern des Vereins befanden sich bekannte Architekten und Baumeister wie beispielsweise James Hobrecht, Ludwig Hoffmann, Peter Behrens, Johann Heinrich Strack, Wilhelm Böckmann, Alfred Messel, August Orth, Julius Ludwig Quassowski, Bernhard Sehring, Franz Schwechten oder Paul Wallot, aber auch Karl Friedrich Schinkel, Ludwig Persius, Gottfried Semper und Walter Gropius. 1912 trat Elisabeth von Knobelsdorff, die erste deutsche Diplom-Ingenieurin der Fachrichtung Architektur, als erste Frau dem Verein als Mitglied bei.
1875 erwarb der Verein das von Hermann Ende und Wilhelm Böckmann errichtete Haus Wilhelmstraße 92/93. Das Haus musste aus finanziellen Gründen 1916 an das Preußische Kriegsministerium verkauft werden, konnte aber weiter vom Verein genutzt werden. 1879 hat sich von dem Verein die Vereinigung Berliner Architekten abgespalten.
2007 erhielt der Verein die Ferdinand-von-Quast-Medaille.
Der AIV heute
Heute hat der AIV rund 300 Mitglieder, darunter auch Stadtplaner, Landschaftsarchitekten, Wissenschaftler und Künstler. Er versteht sich als interdisziplinärer und generationsübergreifender Vermittler von Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur, Kunst, Stadtgeschichte, Tragwerksplanung, Verkehrsplanung und Bauphysik. Wissenschaftliche Vorträge, Fortbildungen, Baustellenbesichtigungen, Empfänge und Feste bieten Gelegenheit, das berufliche Netzwerk zu pflegen und zu erweitern.
Der Verein steht für die Werte der europäischen Stadt. Der AIV wird von den zuständigen Verwaltungen und der Presse zu aktuellen Themen der Stadtentwicklung befragt. Als Mitglied im Rat für Stadtentwicklung trägt der AIV seine Ideen aktiv in die öffentliche Debatte ein.
Der Schinkel-Wettbewerb als ältester und bekanntester deutscher Nachwuchswettbewerb richtet sich seit 1855 jährlich an junge Planende aus den Bereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur. Verkehrsplanung und Freie Kunst, um deren Kreativität für die Lösung zukunftsorientierter Planungsaufgaben zu wecken.
Seit 1877 veröffentlicht der AIV die Reihe Berlin und seine Bauten, die als das Standardwerk zur Architektur Berlins gilt und die umfassendste Dokumentation der Berliner Baukultur darstellt. Zum 200. Jubiläum 2024 soll die Buchreihe als Online-Datenbank neu aufgearbeitet werden.
1920 entstand auch auf Initiative des AIV „Groß-Berlin“, so wie es heute noch besteht. An dieses Jubiläum erinnert der AIV mit einer Vielzahl von Initiativen. Dazu gehören der „Internationale Städtebauliche Ideenwettbewerb Berlin-Brandenburg 2070“ mit Beiträgen aus 18 Ländern (1. Preis: Architekturbüro Bernd Albers aus Berlin) und die Ausstellung „Unvollendete Metropole“, die bis Mai 2022 auf dem Gelände des Behrens-Ufer-Areals zu sehen ist.
„100 Jahre Städtebau für (Groß-)Berlin“ stehen im Mittelpunkt – programmlich eng verbunden mit den „Metropolen-“ und „Städtebaugesprächen“, dem „BB2070 – Magazin für Städtebau und urbanes Leben“ sowie dem zweibändigen auch englischsprachig erhältlichen Katalog.
Fixpunkt des erfolgreichen Projekts ist das „Städtebau-Manifest für Berlin und Brandenburg“, das der AIV im Februar 2021 zusammen mit zehn städtebau- und planungsorientierten Verbänden und Vereinen der Öffentlichkeit vorgelegt hat.
Schriften und Periodika
- Notizblatt des Architektenvereins, ab 1833
- Zeitschrift für Bauwesen, ab 1851
- Wochenblatt des Architekten-Vereins zu Berlin, ab 1867, später: Deutsche Bauzeitung
- Zeitschrift Deutscher Architekten und Ingenieure, ab 1922
- Berlin und seine Bauten : zwei Theile, Berlin 1877 (Digitalisat)
- Berlin und seine Bauten, 2 Bände, Ernst & Korn, Berlin 1877 (als Faksimile: Berlin 1984)
- Berlin und seine Bauten, 3 Bände, Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1896 (als Faksimile: Berlin 1988)
- Hundert Jahre Architekten-Verein zu Berlin 1824–1924, Verlag des Architekten-Vereins zu Berlin, Berlin 1924.
- Berlin und seine Bauten, Wilhelm Ernst & Sohn et al., Berlin 1966 ff. (thematische Einzelbände)
Literatur
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Architektenverein zu Berlin. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Band 1: A bis N. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
Weblinks
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin
- Unvollendete Metropole – Städtebau für Groß-Berlin
- Literatur von und über Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Centralblatt der Bauverwaltung, 19. Jg. 1899, Nr. 43 (online), S. 263.