Benutzer:DrJunge/Tilas 1743 Nachricht vom Svukugebirge

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Daniel Tilas: Abhandlungen, aus der Naturlehre, Haushaltungskunst und Mechanik,auf das Jahr 1743. Hrsg.: Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften. Band 5. Georg Christian Grund / Adam Heinrich Holle, Hamburg / Leipzig 1751, S. 136–140 ([1] [abgerufen am 30. März 2009]).

Nachricht über das Svuku-Gebirge, durch Daniel Tilas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"Karte von der Gegend des Svukugebirges, ein Teil der östlichen Seite des Femundsees im Jahr 1741."
"Karte von der Gegend des Svukugebirges, ein Teil der östlichen Seite des Femundsees im Jahr 1741."

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Svukugebirge liegt mitten in dem Landstrich, der auf der schwedischen Seite von den Kirchspielen Särna, Älvdalen und Idre, Dalarnas län sowie der Stadt Härjeädalen begrenzt ist. Der beschriebene Landstrich erstreckt sich auf der norwegischen Seite bis nach Akershus (siehe Festung Akershus) und Trondheim.

Die Lage ist aus den Abbildungen I und II der Tafel IV zu ersehen.

Gewässer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Land in dieser Gegend und rings herum ist so hoch gelegen, dass das Wasser von da nach allen Seiten und Weltgegenden herab fließt, Norden ausgenommen, wo sich der genannte Gebirgsrücken weiter erstreckt. Die vielen Quellen des Österdalälven liegen in diesem Gebiet. Sie vereinigen sich bei Idre und fließen in östlicher Richtung durch Schweden um dann als Dalälven der in der Ostsee zu münden. Die Femundsgewässer, und die Flüsse Glomma und Golan, die hier in der Nähe entspringen, fließen südwärts durch das Värmland und das südliche, gebirgige Norwegen hinaus, während die Gewässer, die weiter nördlich und hinter Skarfdören liegen, westlich durch das nördliche, gebirgige Norwegen fließen.

Stör Svuku[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Svukugebirge hat am nordwestlichen Ende einen großen, aufsteigenden, runden und hohen Gipfel, Svukustör genannt; dessen Lage fast auf allen Seiten längshin abfällig, und gesenkt ist,

(a) an der südlichen Seite ganz hinunter bis an den Restlingedalen, dann zum Elgshägna-Gebirge aufzusteigen anfängt.
(b) Auf der ganzen westlichen Seite streckt es sich bis an den Femundsee.
(c) Auf nordwestlicher und nördlichen Seite reicht es bis an die Röa, die in den Femund mündet, worauf im Anschluß an die Gegend und einige Meilen weit, die Vigels-Gebirge sich erheben.
(d) Auf der Nordostseite fällt das Land durch das große und weitläufige Grötäthal hindurch ab.
(e) Die einzige Seite, wo dieser Gipfel mit andern Gebirgen zusammenhängt, ist ostwärts, wo er sich mit den mittleren und äußeren Swuckugipfeln und weiter mit den Gröthägna Gebirgen verbindet, die jedoch die Höhe dieses Gipfels nicht erreichen.

Lage zum Femundsee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieses Svukugebirge, das vom nächstgelegenen Ufer des Femundsees knapp über 1/2 schwedische Meile (5,35 km, 1 schwedische Meile = 10,69 km (galt als guter Abstand zwischen zwei Gasthäusern)) entfernt ist, erhebt sich mit dem Fuße und Gipfel nach Versuchen mit dem Barometer auf 2268 schwedische Ellen (ca. 1.346 m, 1 schwedische Elle = 59,38 cm (vor 1863)) senkrecht über der Wasseroberfläche des Femundsees.

Svuku-Gipfel (Topologie)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Svuku-Gipfel (1.3) hat oben ein rundes Feld, ungefähr 600 Ellen (ca. 356 m) im Durchmesser, ziemlich eben und glatt, die nördliche Seite ausgenommen, wo sich eine kleine Erhöhung einer Famnar (schwedischer Faden, nautisches Maß, ca. 1,78 m) hoch mit Scheeren und Klippen zeigt.

Svuku-Gipfel (Gesteinsarten)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gipfel (1.3) besteht wie an einigen Orten, sowohl unten am Fuße, als ganz oben bei den kleinen Scheeren (1.5) zu sehen ist, aus hartem, zusammengeflossenen und bisweilen ein wenig feuersteinartigem Sandsteine, dessen Stoff Sandkörner von etwas Feldspat, aber meist von Quarz sind. Diese Sandsteinart fällt etwas schiefrig, bald in waagerechten Schichten, bald in schräg geneigter (donlegigter) und abfallender Stellung.

Svuku-Gipfel (Gesteinszustand)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An allen Orten, an denen sich feste Felsen und Klippen zeigen, (1.5 und 1.10) sieht man deutlich, dass sie geborsten, gesprungen, klüftig, umgestürzt und zerrüttet sind.

Svuku-Gipfel (Vegetation)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit den Merkmalen dieser Zerstörung ist der ganze Gipfel so überdeckt, und sowohl oben als an den Seiten voll Steinhaufen von losen Steinen, dass man nur mit größter Mühe darauf klettern kann. Nur an wenigen Orten sieht man grüne Flecken von Moos oder Gras, noch seltener sind bloße Felsen. Oben ist nichts von Gewächsen zu merken.

Gesteine an der Westseite des Stör Svuku[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die losen Steine (1.8) bestehen überall aus der gleichen Materie (1.6) wie der Gipfel selbst. Hiervon ausgenommen sind einige lose Steine auf der Westseite, die aus schwarzgrauem und grünlichem, mit Hornbergs vermengtem Kalk zusammen festgesetzt sind, welcher Einsprengungen von lichtem Kies und leberfarbige Flecken hat, die gleichwohl in diesem Gebirge schwerlich ihre Lagerstelle haben.

Grabensystem südöstlich des Stör Svuku (Abbildung III)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unten am Fluss und wo das Land gegen den Femundsee abhängt, aber meist gegen Westen sind tiefe Gräben von 2, 3, 4 Famnar (3,6 – 7,1 m) Breite und ebensolcher Tiefe, die sich 2 bis 300 Ellen (1-180 m) erstrecken. Sie befinden sich an der Seite des Gipfels und haben an den Rändern aufgeworfene Steine und sehen wie alte Gruben und Vertiefungen aus. Oben vor diesen Gräben strecket sich ein langer Quergraben in gerader Linie von außen her an den Gipfel, an dessen östlicher Seite keine solche Gräben zu finden sind. Den Grundriss und die Lage zeigt Abbildung III der Tafel.

Überschwemmung des Gipfels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus vorhergehender Beschreibung scheint zu fließen, dass das Wasser den ganzen Gipfel überschwemmt, und die bloßen Felsen bei starker Ebbe und Flut zerrüttet hat. Denn dass die Felsen (1.7) so gräulich haben können zerstöret, der ganze Gipfel mit einer fast unglaublichen Menge loser Steine (1.8) überstreuet, und haufenweise bedecket, und die aufgeworfenen Graben aufgerissen werden, lässt sich schwerlich auf eine andere vernünftige Weise begreifen.

Einfluss von Ebbe und Flut auf den Gipfel?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hat ein starker Schwall Wassers, aus einer gewissen Weltgegend, die Zerstörung und Umstürzung verursachet, oder rühret es nur von der Ebbe und Flut her? Dieses lässt sich mit völliger Gewissheit nicht sagen, doch ist mir die Letztere wahrscheinlicher, wenn man bedenkt:

(a) was für einen gewaltigen Sturm Ebbe und Flut von so hohen Wassern verursachet hat,
(b) dass auf dem höchsten Gipfel der ganze Berg völlig vis auf die nördliche Ecke niedergerissen und zerstört ist, (1.5) so dass solchergestalt ein oft hin und hergehender Schwall nach Süden zu, diese Umstürzung klärlich gemacht hat.
(c) Die am Fuße des Berges befindlichen Gräben, (1.10) welche an einem starken abhängenden Teile des Gebirges liegen, können nicht anders als durch ein hin- und herlaufendes Wasser aufgerissen sein, welches wieder nicht eher angegangen ist, wo sich jetzt der Fuß des Gebirges befindet.
(d) Und zuletzt, obwohl auf der südwestlichen Seite des Gipfels ein großer Raum und eine weite Öffnung ist, so kann man doch bei Nachdenken entdecken, dass in den damaligen Zeiten sehr zusammengedrängtes Wasser von der Femundsseite darin gewesen ist, welches die Swuckugipfel und Gröthägna Gebirge auf der einen und die Elgshägna Gebirge auf der anderen Seite umgeben haben.

Da nun das Wasser, wenn es in einen engen Raum gezwungen wird, einen stärkeren Schuss bekommt und durchreißt, so scheint es, man könne hier schließen, dass die Ebbe und Flut diese Wirkung getan habe, vornehmlich, weil die Flut und das Auswaschen des Wassers, in den Graben, nach den tiefsten Tälern hier herum, und nachgehend niederwärts nach dem Femundsee gesenkt ist.

Herkunft der Steine aus nicht lokalen Gesteinsarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wollte man denken, ein starker Schwall von einem Sturme habe diese Ebbe und Flut getrieben, und ihr geholfen, (1.12) einen so grausamen Umsturz zu machen, so wäre solches nicht ungegründet, weil die losen fremden Steinarten, (1.9) die ihres gleichen gar nicht in den Gebirgen da herum haben, an die Hand geben, dass sie von einer andern Gegend losgerissen, und mit dem Schwalle und den Wellen hierher geworfen sind.

Diskussion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach allen diesen entsteht die Frage, ob man die beschriebene Steinart des Schwuckugipfels für uralt (petra primaeua) oder für neuerlich durch verschiedene Zufälle zusammen gewachsen (concreta) halten soll? Leugnet man das erste, so folgt das letztere, und da wird geantwortet: Das Zusammenwachsen müsse offenbar, vornehmlich in der großen und bekannten allgemeine noachische Flut geschehen sein, worauf eine spätere Flut die Wirkung, die hier (1.11, 1.12 und 1.13) beschrieben ist, muss getan haben, da man denn wieder die Beschwernis hat, zu beweisen, dass eine so große und spätere Flut zu so großer Höhe, als erstlich vom Meere zum Femundsee, und nachgehend daran hinauf zum höchsten Gipfel des Swuckugebirges, (1.4) diesen Strich überschwemmet haben, besonders da keine Spur in einigen Geschichten davon zu finden ist.

Anmerkungen des Übersetzers Abraham Gotthelf Kästner, 1751[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Zweifel will wohl nicht gar zu viel sagen. Außerdem, dass sich den Naturforschern überall Berge voll Urkunden Zeugen gegen welche alle Geschichtsbücher jung sind, ein Einziges etwa ausgenommen, dessen Urheber aber gewesen, eher als die Berge und die Erde und die Welt gewesen sind, so haben die Geschichtsschreiber von je her die Werke der Menschen sorgfältiger erzählet, als die Werke der Allmacht. Unzählbare Proben überführen uns, dass das Meer viele von unsern höchsten Gebirgen eine längere Zeit als 150 Tage bedecket hat. Vielleicht hat sich das Gewässer der Sündflut nach Verfluss dieser Zeit nur vornehmlich von den Gegenden verlaufen, die Noah zu bewohnen angefangen hat, und andere Länder sind später davon befreiet worden. Dass wir bei uns versteinerte Sachen aus den entferntesten Weltgegenden finden, scheint allerdings eine allgemeine Überschwemmung darzutun, und wenn diese Versteinerungen eine längere Zeit, als die Zeit der Sündflut unter Wasser gestanden zu haben, zu erfordern scheinen, so können sie doch wohl von der Sündflut herrühren, deren Wasser sich an solchen Orten vielleicht lange Zeit darnach erst verloren hat. Ich will keine Schriftsteller anführen, die man etwa mit diesen Gedanken vergleichen könnte, denn wo findet man das Ende, wenn man Schriftsteller von den Versteinerungen und der Sündflut anzuführen anfängt?