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Harry Scheibe, 1968
Harry Scheibe, 1968

Harry Scheibe (* 22. April 1897 in Weimar; † 30. Januar 1979 ebenda) war ein deutscher Schriftsetzer, Schriftsteller und Philosoph (der sog. „Bauhausphilosoph“).

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Harry Gebhard Martin Scheibe wurde 1897 in Weimar geboren. Sein Vater Ernst Scheibe war ein angesehener Hoflithograph und führte eine Buch- und Steindruckerei, einen Verlag, eine Buchbinderei und mit seiner Frau eine Papier- und Schreibwarenhandlung. Nach dem Besuch von Volksschule und Gymnasium absolvierte Harry Scheibe im väterlichen Betrieb eine Lehre als Schriftsetzer. 1916 bis 1918 wurde er zum Ersten Weltkrieg eingezogen.

Zurück in Weimar betrieb er, wie schon von Jugend an, intensive philosophische Studien, verkehrte in Künstlerkreisen und hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Eine Begegnung mit Karl Peter Röhl im Jahr 1919 war der Beginn intensiver Kontakte zum Bauhaus und einer daraus resultierenden zeitweisen Mitarbeit bei Theo van Doesburg. Mit Röhl, Max Burchartz, Walter Dexel, Werner Graeff und Andor Weininger gehörte Scheibe zur sich formierenden Weimarer De Stijl–Gruppe[1]. Speziell für van Doesburg, aber auch J. J. P. Oud, übertrug er in den Jahren 1921 bis 1923 Vorträge, Aufsätze und Unterrichtsmaterial vom Niederländischen ins Deutsche und wirkte mit an der Übersetzung der Grundbegriffe der neuen gestaltenden Kunst[2]. 1922 war er Teilnehmer am Internationalen Kongress der Konstruktivisten und Dadaisten[3] in Weimar. 1926 verfasste er seinen beachteten Aufsatz Die Atmosphäre der neuen Architektur[4] und die Filosofischen Sturzflüge[5]. Eine engere Freundschaft verband ihn in dieser Zeit mit der Künstlerin Lena Maas.

Nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau traf er sich weiterhin mit ehemaligen Bauhäuslern aber auch Weimarer Künstlern wie Heinrich Brocksieper, Walter Determann, Alfred Ahner, Bruno Voigt, Martin Pohle und Harry Schmidt-Schaller. In den 1930er Jahren wurde er zunehmend schwerhörig, litt infolge Anfeindungen unter einer psychischen Erkrankung und vereinsamte dadurch immer mehr. Von 1939 bis 1948 wurde er in verschiedenen Heil- und Pflegeanstalten (Blankenhain, Stadtroda, Rastenberg) untergebracht.

In einem Altenheim wieder in Weimar lebend, verband ihn seit Anfang der 1950er Jahre eine enge Freundschaft mit dem Weimarer Grafiker, Drucker, Lyriker und Philosophen Arno Fehringer. Bis zu dessen Tod 1974 entstanden im Rahmen eines regelmäßigen philosophischen Gedankenaustauschs einige gemeinsame Arbeiten[6][7], die sich mit der Zeitgeschichte und der Rolle von Erkenntnis und Handeln bei der Gestaltung der Gesellschaft auseinander setzten. Zu einem lange geplanten Buch über das Bauhaus kam es nicht mehr, da fast alle seine Aufzeichnungen in den Wirren der Jahre verloren gingen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Constanze Hofstaetter: Karl Peter Röhl und die Moderne. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-088-4.
  • Wies van Morsel: Durchschnitt reicht nicht! Nelly van Doesburg 1899-1975. Niggli Verlag, Sulgen, Zürich 2003, ISBN 3-7212-0493-X.
  • Lothar Kühne: Gegenstand und Raum (= Fundus-Reihe. Band 77/78). VEB Verlag der Kunst, 1981, ZDB-ID 254005-8 (Online als gz-Archiv [RTF.GZ; 310 kB; abgerufen am 25. Januar 2018]).
  • Eckhard Neumann (Hrsg.): Bauhaus und Bauhäusler – Erinnerungen und Bekenntnisse. DuMont Buchverlag, Köln 1985, ISBN 3-7701-1673-9.
  • Christian Tesch, Ulrich Völkel (Hrsg.): kleines lexikon bauhaus weimar. wtv weimarer taschenbuch verlag, Weimar 2010, ISBN 978-3-939964-14-8.
  • Christina Ada Anders (Hrsg.): Vorläufig muß ich leben bleiben. Alfred Ahner – aus den Briefen und Tagebüchern des Weimarer Künstlers (1890-1973). Georg Olms Verlag, Hildesheim, Zürich, New York 2014, ISBN 978-3-487-08551-7.
  • Wolfgang Thiede: Bruno Voigt, Widerstandskunst 1912-1988. AGO-Galerie, Berlin 1988, ISBN 978-3-927415-00-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dunja Schneider: Worträume. LIT Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2011, ISBN 978-3-643-10764-0.
  2. Theo van Doesburg: Grundbegriffe der neuen gestaltenden Kunst. Bauhausbücher, Band 6. Albert Langen Verlag, München 1925.
  3. Bernd Finkeldey (Hrsg.): Konstruktivistische Internationale Schöpferische Arbeitsgemeinschaft, 1922-1927, Utopien für eine europäische Kultur. Katalog zur Ausstellung, Düsseldorf, Halle/Saale 1992, ISBN 978-3-7757-0376-5.
  4. Walter Curt Behrend (Hrsg.): Die Form - Zeitschrift für gestaltende Arbeit. 1. Jahrgang/ Heft 15. Verlag Hermann Reckendorf, Berlin Dezember 1926, S. 329–331.
  5. Harry Scheibe: Vom Sinn und Grund des Lebens – Filosofische Sturzflüge. Unveröffentlicht (Nachlass Arno Fehringer). 1926.
  6. Arno Fehringer, Harry Scheibe: Die Glanzlösung unserer Gesamterkenntnis (Goethe - Leibniz). Unveröffentlicht (Nachlass Arno Fehringer). 1967.
  7. Arno Fehringer, Harry Scheibe: Quintessenz und Quintessenz II. Unveröffentlicht (Nachlass Arno Fehringer). 1969.