Benutzer:Enyavar/Baukasten2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Projekt: Geschichte der Handelsschule

Handelsschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Handelsschule (Darstellung der Gegenwart in Deutschland, Österreich. Deutschland: Berufsfachschule. Österreich: Mittelschule/Sek I mit Schwerpunkt Wirtschaft.)fa
  • Wirtschaftsgymnasium (Darstellung der Gegenwart in Deutschland: Sek II mit Schwerpunkt Wirtschaft.
  • Wirtschaftsschule (Bayern)/Höhere Handelsschule: Mittelschule Sek I/II mit Schwerpunkt Wirtschaft.
  • Handelsakademie (Österreich: Sekundarschule II mit Schwerpunkt Wirtschaft.
  • Business School (International: HandelsHOCHschule)
  • Wirtschaftshochschule
  • Diplom-Handelslehrer
  • Handelsmittelschule/Wirtschaftsmittelschule
  • Wirtschaftsdiplomschule
  • Handelsschule (Bremen), Handelsschule Zürich, Staatliche Handelsschule Schlankreye, Höhere Handelsschule Marienberg (Neuss),
  • Kein Eintrag in (Meyers) Neues Conversations-Lexikon für alle Stände, 1. Auflage
  • 1.5 Spalten in (Meyers): Neues Conversations-Lexikon für alle Stände (1857–1860), Band 8, Seite 329: (O-Ton, modernisierte Rechtschreibung)
    • H.s. / H.a. / Handelsinstitut, öffentliche oder Privatanstalt, in welcher junge Leute zum Kaufmannsstande vorbereitet, namentlich in den verschieden Handelswissenschaften (s.d.)
      • Handelswissenschaft: die Gesamtheit derselben Kenntnisse, welche dem Kaufmanne zum vortheilhaften Betrieb seines Geschäfts nötig sind und die Grundzüge des Handels und seiner Hilfsgewerbe und Förderungsanstalten umfassen. Erst seit ein paar Jahrhunderten hat man angefangen, das aus der Erfahrung geschöpfte Wissen des Kaufmanns unter Regeln zu bringen und in wissenschaftliche Form zu fassen und so ist nach und nach ein spezielles Lehrsystem zur Bildung des Kaufmanns entstanden das gegenwärtig in den Handelsakademien seine Anwendung findet. Die Handelswissenschaft als System zerfällt in Haupt- und Hilfswissenschaften. Hauptwissenschaften sind: Sprachkenntnisse (Fr, En, It, Sp) die eigentliche Kontorwissenschaft, umfassend Rechenkunst ( das sog. kaufmännische Rechnen, von dem niedern Grade bis zum geläufigen Gebrach der Logarithmen für Interessen und Arbitragerechnung), Buchhaltung, kaufmännische Korrespondent, Abfassung aller kaufmännischen Aufsätze, als z.B. Wechsel, Frachtbriege, Fakturen, Empfangsscheine, Anweisungen, Vollmahten, Kontrakte, Rechnungsauszüge, Zertifikate, Schuldverschreibungen, Verkaufsrechnungen, Konnossemente etc u. Münz-, Valuten, Kurs- und Maß- und Gewichtskunde, Waren- und Warenhandelusanzenkunde, Fonds- und Aktienkunde und Wechselkunde, d.h. die Kenntnis von Allem, was sich auf die Wechselgeschäfte bezieht. Hilfswissenschaften sind Geographie überhaupt und besonders Handelsgeographie und Handelsstatistik, d.h. Kenntnis aller derjenigen Tatsachen, welche in dem Zustande der verschiedenen Länder und Staaten für die Zwecke des Kaufmanns von Bedeutung sein können, Geschichte überhaupt, besonders aber Handelsgeschichte, Handelsrecht, Kunde des Assekuranzwesens und der Schiffahrt, letztere wenigstens insofern sie den Seehandel angeht, Tauschmittellehre, die zum vorteilhaften Austausche eines Gegenstandes gegen einen anderen (Ein- und Verkauf) erforderlichen Kenntnisse umfassend, Fabrikwissenschaft d.h. der Inbegriff aller jener Kenntnisse, welche zur Beurteilung des Fabrik- und Manufakturwesens und zur Wahl, Behandlung, Veredlung Verarbeitung der zur Fabrikation nötigen Stoffe erforderlich sind, alles mit Hinsicht auf den Handel mit Manufakten, Physik, Chemie,m Mechanik und allgemeine sowie spezielle Technologie, Spekulationslehre und Nationalökonomie.
    • unterrichtet werden. Dergleichen Anstalten gehören erst der Neuzeit an. Die von Wurmb in Verbindung mit Büsch (1768) gestiftete, später in Verein mit Ebeling, Brodhag, Herrmann etc. viele Jahre fortgesetzte Handelsakademie kann man als Mutter aller ähnlichen Institute in Deutschland betrachten. Die Unterrichtsgegenstände waren hier Kommerzgeographie und neuere Geschichte, besondere Handelsgeschichte, Technologie, Mathematik, kaufmännisches Rechnen, Buchhalten, Waarenkunde, Korrespondenz, deutsche Srylübung, Französisch, Englisch, Italienisch, Portugiesisch und Spanisch. Die Eleven waren 14-18 Jahre alt und mussten einen Teil des Tages sich in Geschäften einer sogenannten lebenden Handlung, einer fingierten Großhandlung üben. Die älteste Tochter dieser Mutterschule war die 1806 eingegangen, später wieder erneuerte magdeburgische Handelsschule. Ähnliche Institute sind mit wechselndem Erfolge in Berlin (von Schulz), in Krefeld (von Schehl), in Nürnberg (von Leuchs), in Elberfeld (von Weißenstein), in Hannover, Erfurt, Gotha, Wien, Düsseldorf, Bremen, Braunschweig, Homburg, Offenbach, Stuttgart, Würzburg etc. errichtet worden. Auch Russland, England und Frankreich ahmten die Einrichtung der Handelsschulen bald nach, und in ersterem Staate werden sie ganz von der Regierung unterhalten, in manchen anderen Ländern, wie in Österreich und Preußen werden von der Seiten des Staates höchstens Zuschüsse bewilligt. Die 1820 in Paris gestiftete und nach einem umfassenden Plane eingerichtete Ecole spéciale de commerce et d'industrie verdient jetzt vor allen ähnlichen Bildungsanstalten mit Auszeichnung genannt zu werden. Würdig steht derstelben zur Seite die öffentluche Handelslehranstalt zu Leipzig, welche 1831 von der Krämerinnung begründet und nach einem das ganze Gebiet des kaufmännischen Wissens umschließenden Plane gestaltet ward. Sie findet als ein dem Bedürfnis der Zeit ganz entsprechendes und wahrhaft weltbürgerliches Institut in ihrer inneren Einrichtung ihre festeste Größe und zählte schon im ersten Stiftugsjahre 140 Zöglinge. Die Oberaufsicht ist einer Verwaltungskommission aus Mitgliedern des Handelsstandes übertragen. Die Anstalt hat sich den doppelten Zweck gestelt: allen Handelslehrlingen Gelegenheit zu geben, die notwendigste wissenschaftliche Ausbildung zu erwerben, die dem Kaufmanne erforderlich ist (niederer Kursus) und Jünglingen, die sich später erst dem Kaufmannsstande, dem Fabrikwesen oder einem anderen verwandten höheren Gewerbe des bürgerlichen Lebens widmen wollen, theoretisch und praktisch zugleich die nötige Vorbildung in den dazu erforderlichen Wissenschaften, Kenntnissen und Künsten zu geben (höherer Kursus). Beide Hauptabtheilungen, von denen die erste auf einen 4jährigen, die zweite auf einen 3jährigen Kursus berechtnet ist, zerfallen in verschieden Klassen, ohne dass jedoch dadurch allzu enge Schranken gezogen würden, da Jünglinge, die in einem Fache höhere Kenntnisse mitbringen, oder schnellere Fortschritte machen, als die die anderen, für dieses Fach in verschiedenen Abtheilungen einer höheren Klasse sitzen können, und nur die Leistungen in mehreren Fächern über eine allgemeine Rangordnung entscheiden. Zur Aufnahme in dieselbe ist erforderlich, dass der Zögling bereits konfirmiert und durch guten Schulunterricht vorbereitet sei. Verschiedenheit der Nationen und der Religionen bleibt unberücksichtigt. Tritt ein Zögling nach vollendetem höheren Kursus bei irgend einer der sächsischen Handlung in die Lehre, so werden ihm die in der Anstalt zugebrachten 3 Jahre als 2 wirkliche Lehrjahre angerechnet. In Städten übrigens, in denen polytechnische Schulen oder tüchtige Realschulen sich befinden, die eine vorzügliche Beziehung auf den Kaufmann nehmen, können eigentliche Handelsschulen füglich entbehrt werden.


  • 2,5 Spalten in Meyers Konversationslexikon 2. Auflage 1864 Band 8 unter: Handelsschule, S. 543
    • Handelsschule, Handelsakademie, Handelsinstitut, Handelslehranstalt: eine Fachbildungsanstalt für angehende Kaufleute. Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts machte sich in Deutschland die Anschauung geltend, dass für die verschiedenen gewerblichen Berufsgeschäfte eine verschiedenartige, auch theoretische Vorbildung enerlässlich, und dass es gut sei, diese Fachbildung den für das betreffende Gewerbe bestimmten jungen Leuten schon in früher Jugend angedeihen zu lassen. Diese Annahme fürte zu sogenannten Fachschulen, in welche die jungen Leute meist schon mit dem 14. Lebensjahre, oft noch früher, aufgenommen werden, und aus denen sie dann nach einigen Jahren in die Lehre übergehen. Oft geht der Unterricht in solchen Anstalten auch mit dem praktischen Dienst Hand in Hand, bisweilen erfordert er selbst schon einige praktische Vorbildung und wird in diesem Falle damit selbstverständlich erst im 17. oder 18., oder einem noch späteren Lebensjahre begonnen. Die sogenannten Realschlen sollten, im Gegensatze zu den Gymnasien, die Schüler zu wirtschadftlichen Berufsarten heranbilden, dienten aber insbesondere als Fachvorschulen für technische Gewerbe; die Landwirtschaftsschulen gelten als Fachschulen für die Landbau-, die Handelsschulen als solche für die Handelsgewerbe. Die Handelschulen, deren es in Deutschland jetzt viele gibt, erscheinen in verschiedenarten Formen, bald als Lehrlingsschulen, welche Handelslehrlingen Gelegenheit bieten sollen, neben ihrer praktischen Ausbildung sich diejenigen Kenntnisse zu erwerben, welche für unerlässlich zur Betreibung des kaufmännischen Berufes gehalten werden, bald als höhere Handelslehranstalten, welche gewöhnlich für junge Leute bestimmt sind, welche, aus der Elementarschule entlassen, noch nicht alsbald in den praktischen Dienst übergehen sollen, aber für solche, welche einen Teil der Lehrzeit oder diese bereits ganz absolviert haben. Die Schulen dieser Art treten bisweilen unter dem Namen Handelsakademien auf und werden so insbesondere dann genannt, wenn ihnen ein umfassenderer Lehrplan zu Grund liegt, oder wenn sie vornehmlich für schon gereiftere Jünglinge bestimmt sind, oft auch nur mit Rücksicht auf die Art der Unterrichtsverteilung (Vorlesungen statt der Schulstunden, weniger straffe Disziplin etc.) Es soll nicht verkannt werden, dass man in Deutschland Handelslehranstalten jeder der vorgedachten Klassen findet, welche sich als überaus nützlich und segensreich erweisen. Allein die Idee der H.n an sich hat nur ganz einseitige Berechtigung, und im Allgemeinen darf man wohl sagen, dass die H.n die kaufmännische Bildung eher gehemmt, als gefördert, und muss man gestehen, dass die Vorurteile im Betreff des kaufmännischen Bildungsganges befestigt haben, welche ohne jene Anstalten vielleicht längst beseitigt wären. Hat es schon an sich etwas Widernatürliches, Knaben in solchen Lebensaltern, wo Fähigkeiten und Neigungen noch keineswegs ausgeprägt sind, in gewisse Fachschulen einzuzwängen, in denen der wesentliche Unterricht doch eben lediglich auf einen bestimmten zukünftigen Lebensberuf zugeschnitten ist, so muss es auch ernstlich bezweifelt werden, ob der elementare Fachunterricht überhaupt und der höhere Fachunterricht, so lange es an einer eigentlichen Handelswissenschaft noch fehlt,
      • Handelswissenschaft,
    • geeignet ist, die Schüler auf ihren Lebensberuf wirklich gründlich vorzubereiten. Es darf nicht befremden, dass in den Lehrplänen der meisten Hn auch der höheren, der Unterricht in solchen Fächern eine Hauptrolle spielt, die, wie
  • Meyers Konversationslexikon 4. Auflage 1885-1892 Band 8 unter: Handelsschulen.
    • Handelsschulen: Lehranstalten, welche jungen Leuten die für den kaufmännischen Beruf nötige Vorbildung geben. Man kann sie nach der Art ihrer Organisation und nach ihren Lehrzielen in höhere und niedere Handelsschulen teilen. Höhere Handelsschulen sind entweder selbständige Fachschulen oder bloß Abteilungen andrer höherer Lehranstalten. Zur erstern Kategorie gehören z. B. die öffentlichen Handelslehranstalten zu Leipzig, Dresden, Chemnitz, die Handelsakademien zu Prag, Wien etc., zur letztern die Handelsabteilungen an Gymnasien, Real- und Industrieschulen, wie in Frankfurt a. M., München, Zittau etc. Ferner haben die höhern Handelsschulen entweder mehr den Charakter einer Akademie (die älteste Anstalt dieser Art war die 1768 gegründete Hamburger Handelsakademie, welche unter der Leitung des berühmten Direktors Büsch etwa 30 Jahre lang in Blüte stand) oder den einer Mittelschule, je nachdem sie von den eintretenden Zöglingen ein höheres oder geringeres Maß allgemeiner Vorbildung verlangen. Im erstern Fall erstreckt sich der Unterricht fast ausschließlich auf Fachwissenschaften, im letztern wird auch der allgemeinen Weiterbildung im Lehrplan eine Stelle eingeräumt. Die Dauer der Schulzeit bemißt sich dort in der Regel auf 1 Jahr, hier auf mindestens 2-3 Jahre, bei einer wöchentlichen Stundenzahl von 30-36. Das Wesen einer höhern Handelsschule verdeutlicht am besten der Organisations- und Lektionsplan der Leipziger öffentlichen Handelslehranstalt, welche auf Veranstaltung der Leipziger Kramerinnung durch Aug. Schiebe 1831 gegründet wurde und vielen andern Handelsschulen zum Muster gedient hat. Die Mittelschule verlangt von den eintretenden Zöglingen, welche das 14. Lebensjahr erreicht, das 16. nicht überschritten haben dürfen, die Bestehung einer Aufnahmeprüfung und unterrichtet sie in drei Jahresklassen in deutscher, französischer und englischer Sprache, Mathematik, kaufmännischem Rechnen, Physik, mechanischer Technologie, Chemie, Warenkunde, Geographie, Geschichte, Handelswissenschaft, Handels- und Wechselrecht, Kontorarbeiten, Korrespondenz, Buchhaltung, Volkswirtschaftslehre, Schönschreiben, Zeichnen und Turnen. Fakultativ sind: italienische und spanische Sprache und Stenographie. Die Abgangsprüfung ist zugleich Prüfung für die Reife zum einjährigen Militärdienst in der deutschen Armee. Die fachwissenschaftliche Abteilung der Schule, welche erst in neuerer Zeit errichtet wurde, verlangt von den eintretenden Zöglingen bereits die Reife zum einjährigen Militärdienst und unterrichtet sie in zwei Semestern ausschließlich in Fachwissenschaften für den kaufmännischen Beruf. - Niedere Handelsschulen knüpfen gewöhnlich die Fachbildung direkt an die Volksschule an, gehen in ihren Zielen nicht so weit wie die höhern und haben nicht das Recht, Reifezeugnisse mit oben genannter Berechtigung auszustellen. Zu ihnen rechnen wir auch die Lehrlingsschulen, welche Handlungslehrlingen in einer durch ihre Geschäftsthätigkeit beschränkten Zeit Gelegenheit zur theoretischen Fachbildung geben. Sie bestehen entweder selbständig, oder sind mit höhern Handelsschulen verbunden. Bereits 1829 wurde die gegenwärtig noch bestehende Lehrlingsunterrichtsanstalt der Innungshalle zu Gotha gegründet. In Sachsen sind diese Schulen sehr verbreitet. Die mit der genannten öffentlichen Handelslehranstalt zu Leipzig verbundene Lehrlingsabteilung besteht aus drei Jahresklassen, der Unterricht findet wöchentlich fünfmal früh von 7-9 Uhr statt und erstreckt sich auf deutsche, französische und englische Sprache, kaufmännisches Rechnen, Handelswissenschaft, Kontorarbeiten, Buchhaltung, Korrespondenz, Geographie und Schönschreiben. - Das Handelsschulwesen ist am besten ausgebildet in Deutschland, hier speziell in Sachsen, und in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Die Schulen sind meistens in der Hand von kaufmännischen Korporationen oder in Privathänden mit oder ohne Unterstützung des Staats, nur wenige sind reine Kommunalschulen. Von andern Ländern nennen wir noch die École supérieure de commerce in Paris, welche bereits 1820 gegründet wurde, die 1852 gegründete Handelsschule in Antwerpen, welche den Namen l'Institut supérieur de commerce führt, die Openbare Handelsschool in Amsterdam, das Handelsgymnasium zu Christiania und die russischen Handelsschulen, insbesondere die alte als Staatsanstalt in St. Petersburg bestehende Kommerzschule und die bereits 1810 gegründete Moskauer Handelsakademie sowie die Warschauer Handelsschule. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika gibt es ebenfalls eine große Anzahl von Business oder Commercial Colleges für beide Geschlechter. Dagegen ist merkwürdigerweise in England bisher das Handelsschulwesen vernachlässigt worden und findet erst jetzt eine gewisse Förderung.
  • Lexikoneintrag zu »Handelsschule«. Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 949.
    • Handelsschule (Handelsakademie, Handelslehranstalt), eine Lehranstalt, welche ausschließlich eine gründliche u. umfassende kaufmännische Bildung bezweckt. Sie beschränkt sich daher auf diejenigen Wissenschaften, Sprachen u. Fertigkeiten, welche der gebildete Kaufmann in seinem Wirkungskreise nöthig hat. Gewöhnlich sind mit den eigentlichen Handelsfächern, zu welchen kaufmännisches Rechnen, Waarenkunde, Buchhaltung, Correspondenz, Handelskunde u. Handelsgesetzgebung gehört, die Naturwissenschaften, deren praktische Anwendung in den mannigfachen Fabrikanstalten unerläßlich ist, verbunden, insbesondere die Chemie. Die neueren Sprachen, vor allen Französisch u. Englisch, bilden gleicherweise einen Hauptbestandtheil des Unterrichtes in der H., welcher durch die gründliche Behandlung der Geographie u. Statistik, der Handelsgeschichte u. der Nationalökonomie seine Abrundung erhält. Die H-n zerfallen in drei Klassen: die niederen, mittleren u. höheren H- u. Die niederen H-n haben mehr den kleineren Geschäftsmann im Auge u. sind theils Sonntagsschulen für Handlungslehrlinge, theils Privatschulen an kleineren gewerbreichen Orten, wie in Sachsen u. dem südlichen Deutschland; die mittleren H-n bezwecken eine höhere, umfassendere Vorbereitung derjenigen Jünglinge, welche die nöthige allgemeine Bildung besitzen u. sich irgend einem Zweige des Handels od. des Fabrikwesens widmen wollen, sie bestehen ebenfalls in Sachsen, dem südlichen Deutschland u. in Baiern, theils als selbständige Anstalten, theils als besondere Abtheilungen anderer gewerblichen Lehranstalten. Zu den ersteren gehören vor allem die H. in Dresden (seit 1854), in Gotha (seit 1817), in Chemnitz, Nürnberg u. Berlin; zu den letzteren dagegen die commerciellen Abtheilungen der Gewerbeschulen in Württemberg, Baden u. Baiern. Als Übergang von den mittleren zu den höheren H-n ist die im Jahre 1831 gegründete Handelslehranstalt in Leipzig zu betrachten, welche unter Schiebe einen großen Ruf genoß. Die Idee zu einer höheren H. od. Handelsakademie hat zuerst der Vater der H-n u. der Handelswissenschaft, Professor Büsch, in Hamburg im Jahre 1786 zu verwirklichen gewußt; die von ihm mit Ebeling gegründete u. geleitete Handelsakademie war eine Art Hochschule, welche nicht allein auf Hamburg, sondern auf den gesammten deutschen Handelsstand segensreich gewirkt hat. Mit dem Tode ihres Gründers schwand auch ihre Lebensfähigkeit. Die nach ihr in Hamburg u. Lübeck entstandenen H-n sind mehr praktische Handelsakademien (Privatanstalten), in welchen auf die theoretische Bildung weniger Rücksicht genommen wird. Die erste Anstalt, welche in neuerer Zeit als höhere Handelslehranstalt auftrat, ist das 1852 gegründete Institut supérieur de commerce Antwerpen, in welcher neben der volkswirthschaftlichen Bildung die neueren Sprachen geübt u. die Handelsfächer in einem eigenen Comptoir praktisch durchgearbeitet werden. Nach dieser bildete sich im Jahre 1856 die höhere Handelslehranstalt in Prag, organisirt von ihrem jetzigen Director Karl Arenz. Das rasche Aufblühen dieser Anstalt ermuthigte den österreichischen Handelsstand im Jahre 1858 eine ähnliche in Wien u. in Pesth zu gründen. Die Prager höhere Handelslehranstalt besteht aus einem dreijährigen Cursus u. einer Vorschule für solche Jünglinge, welche die zur Aufnahme in die Handelslehranstalt erforderlichen Vorkenntnisse noch nicht besitzen. Neben den ordentlichen Schülern werden auch Hospitanten für einzelne Lehrgegenstände zugelassen.
  • Lexikoneintrag zu »Handelsschulen«. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 740-743. Dieselbe Ausgabe gibt auch zu zahlreichen Städten und anderen Ländern Angaben zu existierenden Handelsschulen.
    • Handelsschulen, eigne Lehranstalten für das Bildungsbedürfnis des Handelsstandes, erscheinen in der europäischen Kulturwelt zuerst um 1700. Der Franzose Jacques Savary (»Le parfait négociant«, 1685) und nach seinem Vorgang der kursächsische Hofrat J. P. Marperger in Dresden (seit 1715) suchten die Kaufmannschaft in formam artis und unter gewisse, methodice vorzutragende Praecepta zu bringen; andre folgten. An mehreren Hochschulen (Göttingen, Wien, Leipzig und Braunschweig) begann man in Deutschland die Handelswissenschaften
      • Handelswissenschaften (Handelsfächer) umfassen diejenigen Wissenszweige, deren Studium dem Kaufmann zum Betrieb seines Geschäfts nötig und nützlich ist. Hierher gehören Handelsarithmetik als Anwendung der Zahlenlehre auf die Verhältnisse des Handels (kaufmännisches Rechnen in Verbindung mit Münz-, Maß- und Gewichtskunde, Zins-, Arbitragerechnung etc.), dann Warenkunde, Handelsgeschichte, Handelsgeographie, Handelsstatistik, Handelsrecht mit Einschluß des Wechselrechts, Handelspolitik (s. diese Artikel), Handelskunde (Lehre von Wesen und Formen des Handels und der Handelsgeschäfte, von den staatlichen und andern Einrichtungen zur Förderung und Pflege des Handels etc.) mit Handels-[747] oder Handelsbetriebslehre als wissenschaftliche Darstellung der Regeln für den Handelsbetrieb (auch Handelswissenschaft im engern Sinn oder theoretische Handelswissenschaft genannt), endlich die Kontorfächer oder Kontorwissenschaft (Buchhaltung, kaufmännische Korrespondenz etc.), die auch als praktische Handelswissenschaft bezeichnet wird. Vgl. Noback, Die Handelswissenschaft (4. Aufl., Leipz. 1886), und die Handbücher von Braune (8. Aufl., das. 1903), Findeisen (6. Aufl. von Gleisberg, das. 1898; »Leitfaden«, 8. Aufl. von Messien, 1904), Beerholdt (8. Aufl., Berl. 1892), andre in den unten angegebenen Sammelwerken; Schiebe u. Odermann, Die Kontorwissenschaft im engern Sinne (9. Aufl., Leipz. 1889); Adler, Leitfaden für den Unterricht in der Handelswissenschaft (5. Aufl., das. 1900); Rothschild, Taschenbuch für Kaufleute (44. Aufl., das. 1901); Huber u. Schär, Handbuch der Kontorpraxis (3. Aufl., Stuttg. 1895); Salomon, Komptoirhandbuch (12. Aufl., Berl. 1899); Maier-Rothschild, Handbuch der gesamten H. (7. Aufl., das. 1900, 2 Bde.) und »Der kleine Maier-Rothschild« (2. Aufl., das. 1896); Lindwurm, Die Handelsbetriebslehre (Stuttg. 1869); Goldberg, Die Handelswissenschaft auf volkswirtschaftlicher Grundlage (6. Aufl., Leipz. 1903); Bohn, Die H. (18. Aufl. von Trampenau, Halberst. 1894); Schlössing, Der Kaufmann auf der Höhe der Zeit (25. Aufl., Berl. 1903); Heyden, Kaufmännisches Handbuch (Rostock 1897); Gleisberg, Allgemeine Handelskunde (Wien 1899); Lünemann, Repetitorium der H. (das. 1902); Courcelle-Seneuil, Manuel des affaires (4. Aufl., Par. 1883; deutsch von Eberbach, Stuttg. 1868); Kathrein, Lehrbuch der kaufmännischen Arithmetik (4. Aufl., Wien 1889–98, 3 Bde.); Feller u. Odermann, Das Ganze der kaufmännischen Arithmetik (17. Aufl., Leipz. 1897); Behm u. Dageförde, Die Praxis des kaufmännischen Rechnens (3. Aufl., Berl. 1901, 3 Bde.); Stern, Das kaufmännische Rechnen (Leipz. 1903); Engelmann, Rechtslexikon für Kaufleute und Gewerbtreibende (2. Aufl., Erlang. 1892); Breunig, Der Kaufmann (Heidelb. 1901). Sammelwerke: »Handbibliothek der gesamten H.« (Stuttg.); »Maier-Rothschild-Bibliothek« (Berl.); »Bibliothek der H. für den Selbstunterricht« (Wien); Pöschels »Sammlung kaufmännischer Unterrichtswerke« (Leipzig); L. Hubertis »Moderne kaufmännische Bibliothek« (das. 1898 ff.); Göschens »Kaufmännische Bibliothek« (das. 1902 ff.). Die verschiedenen »Handelslexika«, wie von Spamer (Leipz. 1874–79, 4 Bde.), Fort (6. Aufl. von Huber, das. 1875), Macculloch (neueste Aufl., Lond. 1882), Maiers »Handelslexikon« (2. Aufl., Stuttg. 1883, 2 Bde.), »Rothschilds kurzgefaßtes Hand- und Kontorlexikon« (2. Ausg., Leipz. 1889) sind z. T. veraltet. Weiteres über Handelskorrespondenz etc. in den betreffenden Artikeln.
    • zu berücksichtigen, während bescheidenern Ansprüchen die im 18. Jahrh. neu entstehenden Realschulen entgegenkamen. Auch besondere H. und sogen. Handelsakademien entstanden und vergingen, so die Handlungsschule von J. P. Guerlange in Hanau (1764), die Académie cambiste des Mr. de la Cornière in Paris (1767), für Deutschland besonders wichtig die Handlungsakademie von J. G. Büsch (1728–1800, s. d.) in Hamburg, selbst schon öffentliche Institute dieser Art, wie die Handelsakademien in Wien (1770[740] bis 1804) und in Moskau (1783, seit 1798 in Petersburg). Dauerndern, wenngleich keineswegs durchgreifenden Erfolg hatten einstweilen die abendlichen Fortbildungsschulen für Handelslehrlinge und -Gehilfen, die sich seit 1797 von Breslau und mehr noch auf E. W. Arnoldis (s. d.) Antrieb seit 1818 von Gotha aus in Deutschland verbreiteten. Bis 1895 entstanden in Deutschland 281 eigentliche derartige Fortbildungsschulen, davon die relativ meisten bei guter, staatlicher Organisation und Aussicht (42) im Königreich Sachsen. Die mittlere Stufe vertraten 1895 im ganzen 42 deutsche H. Einen Ansatz zur Handelshochschule zeigte fast nur Dresden mit seinem »Höhern Fachkurs für Kaufleute«, während die Leipziger öffentliche Handelslehranstalt (gegründet von A. Schiebe 1831) drei Stufen, Lehrlingsabteilung, Mittelschule und fachwissenschaftliche Sektion, in sich vereinigte. Ähnlich, allmählich fortschreitend, aber im ganzen regellos hatte sich das Handelsschulwesen im Ausland, besonders in Großbritannien, Nordamerika, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, entwickelt. Den weitesten Ruf genoß die 1820 von einem kaufmännischen Verein begründete École spéciale de commerce in Paris, 1869 von der Chambre de commerce übernommen und als École supérieure de commerce weitergeführt. Auch sie umfaßt, aus einer Section élementaire und drei aufsteigenden Comptoirs bestehend, alle drei Stufen der kaufmännischen Berufsbildung. Der gewaltige Aufschwung des Welthandels seit etwa 1870 spannte auch das Bildungsbedürfnis im Handelsstande der führenden Nationen höher. Besonders lebhaft gingen die Handelskammern in Frankreich vor; in Bordeaux (1886) und Paris (1889) wurden auch die beiden ersten internationalen Kongresse für Handelsschulwesen gehalten, denen später die zu London (1897), Antwerpen (1898), Venedig (1899) und Paris (1900) folgten. Inzwischen war auch Deutschland in die Bewegung eingetreten. Angeregt besonders durch die Handelskammern in Dresden, Leipzig und Braunschweig, konstituierte sich 1895 der Deutsche Verband für das kaufmännische Unterrichtswesen, der seither alle zwei Jahre (Leipzig, Hannover etc.) deutsche Kongresse veranstaltet und durch rege literarische Tätigkeit Vor- und Fortbildung des kaufmännischen Nachwuchses zu fördern sucht. Ihm steht ein besonderer Verband der Direktoren und Lehrer kaufmännischer Unterrichtsanstalten mitwirkend und beratend zur Seite. Beider Tätigkeit erstreckt sich auf alle drei Stufen des Handelsschulwesens. Die Zahl der kaufmännischen Fortbildungsschulen hat sich infolgedessen wesentlich gehoben, u. deren Organisation, Lehrpläne etc., so sehr Mannigfaltigkeit je nach örtlichem Bedürfnis in ihnen berechtigt ist, zeigt doch bereits in den Grundzügen weit mehr Einheit, im wirklichen Betriebe durchschnittlich mehr Ernst und Nachdruck. Immer entschiedener tritt dabei der Wunsch obligatorischer Einrichtung und staatlicher Aufsicht sowie die Verlegung des Unterrichts von den ungünstigen Abendstunden auf geeignetere Tageszeit hervor, den sich auch der große Verband deutscher Handlungsgehilfen aneignete. Die Handhabe zur Einführung der Schulpflicht bietet § 120 der Reichsgewerbeordnung, der den einzelnen Gemeinden das Recht gibt, durch Ortsstatut Besuchszwang der Fortbildungsschulen bis zum 18. Lebensjahre vorzuschreiben. In dieser Hinsicht sind bereits namhafte Erfolge zu verzeichnen. Im Herzogtum Braunschweig ist eine treffliche, auf Schutzwang und Gemeindepflicht begründete Organisation landesgesetzlich getroffen (15 Schulen). Die meisten neuen Schulen dieser Art haben von vornherein das Zwangsprinzip angenommen. Viele Städte sind dazu übergegangen oder stehen im Begriff, es zu tun. Von etwa 350 kaufmännischen Fortbildungsschulen hatten Ende 1903 den Schulzwang gegen 150. Immer mehr erweist es den höhern Ansprüchen und zumal dem Tagesunterricht gegenüber sich als nötig, auch für diese Stufe mindestens einen Stamm von Lehrern im Hauptamt anzustellen. Für deren Heran- wie zur Fortbildung auch für nebenamtliche Lehrer durch geeignete Studiengänge wie durch Ferien- und Nachhilfekurse zu sorgen, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Handelshochschulen (s. unten).
    • Die Mittelstufe der H. bilden höhere H., Handelsrealschulen und Fachkurse für solche, die der Fortbildungsschule schon entwachsen sind. Aus der großen, in bunt bewegter Mannigfaltigkeit sich entwickelnden Fülle seien als Typen folgende hervorgehoben. Die mittlere Handelsschule (Handelsrealschule) pflegt zugleich allgemeine (Realschul-)Bildung und elementare Berufsbildung; sie schließt mit Erwerb des Rechtes zum einjährig-freiwilligen Heerdienste. Dieses Recht setzt voraus die höhere Handelsschule, die dann das Werk der Realschule mit besonderer Rücksicht auf den kaufmännischen Beruf noch ein, zwei oder drei Jahre fortführt. Auch H. für Frauen und Mädchen, einjährige und dreijährige, gibt es, wenngleich nur in geringer Zahl. Endlich haben manche, besonders größere Städte, wie Leipzig, Frankfurt a. M., Hannover, Koblenz etc., eigne Kombinationen verschiedener Arten von H. geschaffen. Eigentliche Handelshochschulen gab es bis zum Ausgange des 19. Jahrh. in Deutschland nicht. Im Anfange der 1890er Jahre erhob sich in den beteiligten Kreisen der preußischen Rheinprovinz eine eifrige Agitation für Ausfüllung dieser Lücke. Man vermißte gegenüber den steigenden Erfolgen des deutschen Handels Zentralstellen für Sammlung und Bearbeitung alles dessen, was für den Welthandel theoretisch und praktisch bedeutend ist, ähnlich den Universitäten und den technischen Hochschulen auf ihren Gebieten. Diese Anstalten sollten sich zugleich als praktische Aufgaben stellen: wissenschaftliche Ausbildung leitender Kräfte im Handelsstande, besonders von Pionieren des Ausfuhrhandels, von Fachlehrern für mittlere H., von handelskundig geschulten Beamten und Beratern für Reich und Staat, Gemeinden, Handelskammern, von konsularischen Vertretern im Ausland etc. Die preußische Regierung kam entgegen durch Angliederung eines handelswissenschaftlichen Kursus an die Technische Hochschule zu Aachen (1898), der es aber zu irgend nennenswerter Blüte nicht hat bringen können. Inzwischen war von der Leipziger Handelskammer mit staatlicher Beihilfe die öffentliche Handelshochschule in Leipzig (1898) ins Leben gerufen, die in loser Anlehnung an die Universität doch selbständig neben dieser steht und mit einem Seminar für Handelsschullehrer verbunden ist. Während Aachen nicht über 14 Studenten hinausgekommen ist und mit sonstigen Hörern zusammen 1903 nur 17 Teilnehmer zählte, stieg die Zahl der Studenten in Leipzig von anfangs 97 im Jahr 1901 bereits über 300 und hat trotz des Zutrittes zweier neuer gleichartiger Anstalten noch weiter zugenommen bis 450 (mit Hospitanten 486) im Winter 1903/4. Diese beiden neuesten Anstalten (1903) sind Köln (vgl. »Die städtische Handelshochschule in Köln«, 4. Aufl., Berl. 1903) und Frankfurt a. M. (Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften). Im Winter[741] 1903/4 hatte Köln eine Gesamtfrequenz von 1601 Hörern, darunter allerdings nur 232 ordentliche Studenten, Frankfurt eine solche von 652, darunter 133 eigentliche Studenten. Die drei bisher vorhandenen deutschen Handelshochschulen wiesen demnach 1904 bereits 815 Studenten und sogar 2739 Hörer insgesamt auf. Beschlossen ist überdies von der Berliner Kaufmannschaft eine fünfte Hochschule in der Reichshauptstadt, während gleichzeitig noch in Hamburg und Hannover ähnliche Pläne schweben und in Süddeutschland eifrig für eine in Nürnberg zu errichtende Handelshochschule geworben wird.
    • In Österreich (Zisleithanien) gab es 1901: 20 höhere Handelslehranstalten (meist als Handelsakademien bezeichnet, wie die in Wien, Graz, Triest, Linz, Innsbruck, die deutsche und die tschechische in Prag) mit 4574 Schülern, 47 andre kaufmännische Tagesschulen mit 6466 Schülern und 134 kaufmännische Fortbildungsschulen mit 12,962 Schülern. Auch dort ist die Zahl und der Besuch der H. seit zehn Jahren erheblich gewachsen. Für die höhern H. (Handelsakademien) wurde 1903 ein neuer, auf Grund eingezogener Gutachten entworfener Lehrplan für fünf Jahre probeweise vom Ministerium für Kultus und Unterricht eingeführt. Eigentliche Handelshochschulen bestehen bisher in Österreich nicht. Doch empfahl der Handelsschultag zu Aussig 1903 die Gründung reiner Handelshochschulen seitens des Staates und der Kaufmannschaft sowie besonders in Verbindung damit die Errichtung von Handelslehrerseminaren. Vgl. die »Denkschrift über die Entwickelung des österreichischen Handelsschulwesens« (Wien 1898) und die »Österreichische Handelsschulzeitung« (das.). – Ungarn besitzt außer der orientalischen Handelsakademie (1891) in Budapest und dem dortigen Handelslehrerseminar (1898) seit kurzem noch zwei eigentliche Handelshochschulen in Budapest (1900) und in Klausenburg (Koloszvár). Beide sind von kaufmännischen Körperschaften begründet, aber staatlich unterstützt und anerkannt. Für Kaufmannslehrlinge besteht die Pflicht des Besuches der Handlungslehrlingsschulen, wo solche vorhanden. Diese endet jedoch schon mit dem 15. Lebensjahr. In 90 Lehrlingsschulen wurden 1903 von 400 Lehrern rund 7000 Schüler unterrichtet; daneben bestanden 15 Handelskurse für Mädchen mit 700 Schülerinnen. – In der Schweiz wünschten weitere Kreise längst die Errichtung einer Handelshochschule im Anschluß an das eidgenössische Polytechnikum in Zürich, ohne jedoch diese bei der Bundesregierung durchsetzen zu können. Ebenso erhielt zwar der Plan, eine solche Anstalt in Basel zu errichten, die Mehrheit im Großen Rat, unterlag aber bei der allgemeinen Volksabstimmung (im Juli 1903). Dagegen hat bereits 1899 der Kanton St. Gallen eine Handelsakademie errichtet, die zugleich den Aufgaben einer Mittelschule und einer Hochschule dienen soll und (1904) bereits eine Frequenz von 400 Hörern, darunter 51 Studenten der Hochschulkurse, aufweist. An der staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich endlich ist seit 1903 durch Schaffung einer eignen Professur für Handelswissenschaft und Mitwirkung andrer akademischer Lehrer Gelegenheit zu planmäßigem Studium für Kaufleute von höherer Vorbildung geboten. Auch auf den andern Gebieten des kaufmännischen Bildungswesens herrscht reges Streben und besonders lebendige Vereinstätigkeit. Man zählte 1903: 76 kaufmännische Fortbildungsschulen, von denen 59 der »Schweizerische kaufmännische Verein« unterhielt. In 35 dieser Anstalten nahmen auch Schülerinnen am Unterrichte teil. – In Frankreich hat man vorzugsweise das Handelshochschulwesen in den letzten Jahrzehnten gepflegt. Zu der obenerwähnten École supérieure de commerce kam 1881 noch die École des hautes études commerciales in Paris und das Institut commercial daselbst, das besonders für den Ausfuhrhandel arbeitet und Reisestipendien verleiht. Diese Anstalten sowie eine Reihe von Hochschulen für Handelswesen in den Provinzen, bis 1903 im ganzen 15, wurden unter staatliche Aussicht genommen, mit Lehrplänen, Prüfungen und Berechtigungen ausgestattet. Aber es scheint, als habe man im Eifer etwas zu hoch gegriffen. Man klagt teilweise über Mangel an Schülern und hat sich neuerdings gedrängt gesehen, die Lehrpläne einerseits etwas hinabzudrücken, anderseits nach der praktischen Seite (Ackerbau, Weinbau, Industrie) zu erweitern, so daß der Begriff der Handelshochschule gegen den deutschen Sprachgebrauch etwas verschoben erscheint. Gleichzeitig erfreuen die niedern H. sich des besten Zuspruchs. Aber auch bei ihnen (Écoles pratiques de commerce et d'industrie) ist die Grenze gegen verwandte Bestrebungen nicht immer scharf gezogen. – In Italien gab es schon 1900 ca. 200 Handels- und Gewerbeschulen mit mehr als 30,000 Schülern; aber es ist auch dort schwer festzustellen, welcher Anteil davon auf H. im strengen Sinn entfällt. Höhere Ziele erstreben naturgemäß die H. der größern, verkehrsreichen Städte, wie Rom, Florenz, Genua, Turin, Venedig. Zur Musteranstalt scheint vom Ministerium für Ackerbau, Gewerbe und Handel die 1902 und 1903 neu organisierte mittlere Handelsschule in Rom durch ihre Ausrüstung (Handelsmuseum, chemisches Laboratorium, Übungskontore: Case commerciali fittizie) und ihr Lehrprogramm bestimmt zu sein. Für Sizilien wird in Palermo von der dortigen Handelskammer ein ähnliches Institut geplant. – In Großbritannien wird von Freunden des Handelsschulwesens vielfach über die Abgeneigtheit des Handelsstandes gegenüber den modernen Formen kaufmännischer Bildung geklagt. Doch fehlen auch hier neue Ansätze nicht. Besonders spricht sich der Wunsch aus, daß die Universitäten für nationalökonomische und handelswissenschaftliche Studien mehr Entgegenkommen zeigen sollen. Die Universität der Stadt Birmingham besitzt bereits seit mehreren Jahren eine eigne Handelsfakultät (Faculty of commerce), Manchester will diesem Vorgange folgen, und auch Cambridge scheint in dieser Hinsicht zu Neuerungen bereit zu sein. – Schwer zu beurteilen sind von außen die Verhältnisse in Rußland. Als ältere H. sind zu nennen: Kommerzschule in Petersburg (1772), Handelsakademie in Moskau (1804) sowie H. in Odessa (1862) und Warschau (1875). Besonders fällt auf, daß in Rußland angeblich die H. mittlerer Stufe eine weit größere Zahl von Schülern aufweisen als die elementaren Fortbildungsschulen. Indes wird auch von dort ein wesentlicher Aufschwung des kaufmännischen Schulwesens im letzten Jahrzehnt berichtet. Während noch 1896 die Gesamtzahl der Schüler in H. auf 2500 geschätzt wurde, sollen 1903 bereits 147 H. von 32,500 Schülern besucht sein. – Unter den kleinern europäischen Staaten ist an erster Stelle Belgien zu nennen. Dort bestanden seit 1852 eng verbunden in Antwerpen ein höheres Institut supérieur de commerce und eine mittlere École supérieure de commerce, daneben in wechselndem Bestand eine Anzahl Fortbildungskurse in verschiedenen Städten. Seit 1898 hat die Zahl[742] der höhern H. sich auf sieben, die der schulmäßig organisierten Fortbildungskurse auf 17 im ganzen Land erhoben. Die Anstalten werden von Vereinen und örtlichen Körperschaften unterhalten, beziehen aber staatliche Zuschüsse. – Auch die Niederlande haben ihren Nationalen Verein für Handelsunterricht, den der Plan einer zu errichtenden Handelshochschule beschäftigt. Einstweilen (1903) sind nach dem Muster der ältern Openbaren Handelsschool in Antwerpen die an Realschulen angegliederten Jahreskurse in Rotterdam und Groningen um ein zweites Jahr erweitert, so daß neben einer größern Anzahl von Fortbildungsschulen drei höhere (mittlere) H. bestehen. – In Dänemark, wo Kopenhagen an Universität, Technischer Hochschule, verschiedenen mittlern H. und Fortbildungsschulen mannigfache Gelegenheit der kaufmännischen Berufsbildung bietet, kam 1903 durch Verständigung der einzelnen auf diesem Gebiete tätigen Vereine eine durchgreifende Organisation der kaufmännischen Fortbildungsschulen zustande, von der man die besten Erfolge erwartet. – In Schweden und Norwegen bestanden längst angesehene H. in Gotenburg (1826), Stockholm (1865) und Christiania (Handelsgymnasium 1875). Die Bewegung für den Ausbau des Handelsschulwesens, besonders der Fortbildungsschulen, ist auch dort neuerdings in regern Fluß gekommen. – In Griechenland erging im Juli 1903 ein Gesetz über die Organisation der öffentlichen H., von dem man neuen Aufschwung erhofft. Bisher schon gab es neben Anfängen des Fortbildungsschulwesens höhere H. in Athen und Patras. – Ein Bild größter Regsamkeit und Mannigfaltigkeit bieten auch im Handelsschulwesen die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Neben zahlreichen privaten Business-Colleges und -Schools verschiedener Stufen beschäftigen sich mit kaufmännischem Unterricht auch viele öffentliche Lehranstalten allgemeiner Richtung in mehr oder weniger selbständig verfaßten besondern Sektionen; so unter andern die Universitäten von New York, Chicago, Wisconsin, Illinois, Michigan, die ihre Schools of Commerce oder Commercial Departments haben. Die National Educational Association in ihrer Sektion für Business-education sucht in dieser Mannigfaltigkeit tunlichsten Einklang zu erhalten und bestellte auf ihrer Versammlung in Detroit (1901) zu dem Zweck einen Neunerausschuß. Dem gegenüber vertritt die National Commercial Teachers Federation mehr die Interessen der Privatschulen und Lehrer. Von allen Seiten wird bezeugt, daß das Bedürfnis besserer Ausbildung des Kaufmannsstandes mit zunehmender Stärke hervortritt. Wenn noch vor wenigen Jahren gegen 350 H. mit etwa 110,000 Schülern und Schülerinnen als Total gezählt wurden, so wird diese Schätzung längst nicht mehr zutreffen. – Endlich sei Japan erwähnt, das auch auf diesem Gebiete mit Nachdruck dem europäisch-amerikanischen Vorbilde nachstrebt. Zwei Handelshochschulen in Tokio (1884; 1903 fast 1000 Studenten) und Kobe (1903) vertreten die höchste Stufe und krëieren sogar Doktoren der Handelswissenschaft. Mit der in Tokio ist ein Seminar für Handelslehrer verbunden. Außerdem bestehen (1903) 50 öffentliche und private H. mit staatlichen Zuschüssen und unter staatlicher Aussicht, besucht von 12,000 Schülern. Die parallelen Vorgänge in Europa und Amerika werden durch reisende Stipendiaten aufmerksam verfolgt.
    • Die Literatur über das Handelsschulwesen ist in den letzten Jahren ins Unabsehbare angeschwollen. Für die ältere Zeit vgl. Léautey, L'enseignement commercial et les écoles de commerceen France et dans le monde entier (Par. 1887); Lasche, Das kaufmännische Bildungswesen in der Schweiz (Bern 1889); Schmitt, Das kaufmännische Fortbildungsschulwesen Deutschlands (Berl. 1892); Glasser, Das kommerzielle Bildungswesen in Österreich-Ungarn (Wien 1893); Dlabač und Žolger, Das kommerzielle Bildungswesen der europäischen und außereuropäischen Staaten (bisher 1. Heft: England, das. 1902); Holzmüller, Das kaufmännische Unterrichtswesen (in Schmids »Geschichte der Erziehung«, Bd. 5, 3; Stuttg. u. Berl. 1902); Zieger, Handelsschulen (in Reins »Enzyklopädischem Handbuch der Pädagogik«, Langens. 1897). Für die neuere Entwickelung bilden die wichtigste Fundgrube (mit eingehenden literarischen Nachweisen über In- und Ausland) die vom Deutschen Verbande für das kaufmännische Unterrichtswesen herausgegebenen Schriften (bisher 30 Bde., Leipz. 1895–1904), die »Revue über das kaufmännische Bildungswesen aller Länder« (hrsg. von Stegemann, das., seit 1904) und die »Deutsche Handelsschul-Lehrerzeitung« (hrsg. von Nicklisch und Großmann, das. 1904 ff.) sowie die Jahresberichte der einzelnen größern Anstalten, bisher besonders der Leipziger Hochschule. – Wegen der behufs Einführung in die kaufmännische Praxis vielfach mit H. verbundenen Übungskontore s. d.
  • Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 756.
    • [756] Handelsschulen, Lehranstalten zur wissenschaftlichen Ausbildung von Kaufleuten. Die niedern H. (kaufmännische Fortbildungsschulen) sind Lehrlingsschulen, bieten im Anschluß an die Volksschule Erwerbung kaufmännischer Kenntnisse und auch Erweiterung des Wissens in den allgemein bildenden Fächern. Die höhern H. (in Österreich-Ungarn auch Handelsakademien genannt) haben den Charakter von Realschulen, gewähren aber umfassendere Ausbildung in den neuern Sprachen und Unterricht in den Handelswissenschaften und den Grundzügen der Wirtschaftslehre. Zur Vertiefung des kaufmännischen Wissens und zur Ausbildung von Handelslehrern wurde 1898 in Leipzig die erste deutsche Handelshochschule begründet, welche an die Universität angegliedert ist. Ferner bestehen solche in Aachen (als Abteilung der Technischen Hochschule), Köln, Frankfurt a. M. (Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften), Berlin (1906), Wien, Budapest, Mailand, früher schon in Triest, Paris, Venedig und Antwerpen.
  • Johann Georg Büsch, , geb. 1728 zu Altenweding, 1756 Professor der Mathematik in Hamburg. 1767 Direktor der Handelsakademie, mit Ebeling Stifter der ersten Handelsschule, st. 1800. B. ist der Zeit nach auch einer der ersten Schriftsteller über Handelsverhältnisse. Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 713.
  • 1.) meist zwei- oder dreijährige Berufsfachschule kaufmännischer Richtung, sie setzt einen qualifizierten Hauptschulabschluss voraus. Die Handelsschule vermittelt unter anderem Kentnisse in Maschinenschreiben, Kurzschrif, Buchführung, kaufmännischem Rechnen, Deutsch, Englisch. Ein qualifiziertes Examen verleiht die Fachoberschulreife. Neben den öffentlichen bestehen zahlreiche private Handelsschulen (auch mit halb- und einjährigen Kursen zur Vorbereitung für bürotechnisches Arbeiten). Die ersten Handelsschulen wurden im 18. Jh. gegründet.
  • 2.) Die höhere Handelsschule ist eine ein- oder zweijährige Berufsfachschule, die die mittlere Reife (einschließlich Fachoberschulreife) voraussetzt, es wird zusätzlich unter anderem in BWL, Finanzmathematik und einer zweiten Fremdsprache erteilt. Der Abschluss führt zur Fachhochschulreife. Bei einer nachfolgenden Berufsausbildung in wirtschafts- oder steuerberaterischen Berufen wird der Abschluss einer H./ höheren H. in Teilen angerechnet, abhängig von Kursinhalten und Stundenzahl des Lehrplans der H.
  • Situation in Österreich: H. ist eine berufsbildende mittlere Schule, die an die achte Schulstufe anschließt und in drei Jahren eine kaufmännische Berufsausbildung fr alle Zweige der Wirtschaft vermittelt. Als Sonderform gibt es Handelsakademien für berufstätige Personen. --> Fünfjähriges Wirtschaftsgymnasium, berufsbildendende höhere Schule, 8. Schulstufe bis Reifeprüfung.
  • Sitation in der Schweiz: Dreijährig, führt zu Handelsdiplom. H. und höhere H. eine der kaufmännischen Lehre entsprechende Berufsausbildung. Den früheren Handelsmaturitätsschulen entspricht heute das Gymnasium Typ E (wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium). (Quelle BH 19. Aufl. Got-Herp 1989

Handelsschulwesen, innerhalb des Fachschulwesens die Einrichtungen zur Ausbildung für den kaufmännischen Beruf. Arten:

  • Handelsschulen/Handelslehranstalten, kaufmännische Bildungsanstalten von 11/2-2 jährigem Lehrgang, die jungen Leuten mit abgeschlossener Volksschulbildung (vielfah erst in besonderer Prüfung nachzuweisen) eine zweckmäßige Vorbildung vor dem Eintritt in den Beruf vermitteln wollen, daneben die staatsbürgerliche Erziehung betonen. Als Lehrfächer kommen meist in Betracht: Handelskunde mit Schriftverkehr, kaufmänisches Rechnen, Buchführung, Schön-, Kurz- und Maschinenschreiben, Deutsch und Fremdsprache (meist Englisch), Wirtschaftsgeographie, Bürger- und Lebenskunde. Die Wochenstundenzahl beträgt im Durchschnitt 30h. Im Deutschen Reich gibt es H. in fast jeder Mittel- und Großstadt. In Sachsen werden die Handelsschulen unterteilt in Vor- und Vollschulen. In Württemberg gab es nur Handelsvollschulen; in Baden die Höheren Handelsschulen mit verkürzten Lehrgängen für Schüler mit Obersekundareife.
  • Handelsrealschulen (in Sachsen) und Handelsmittelschulen (in Thüringen): sind kaufmännische Fachschulen mit dem Ziel der Obersekundarreife. Voraussetzung ist für die sächs. HRS gut abgeschlossene Volksschulbildung, für die Thür. HMS der erfolgreiche Besuch der 7. Volksschulklasse und eine bestandene Aufnahmeprüfung. Die Dauer der Ausbildung umfasst meist 3 Jahre. Beide Schularten stellen einen neuen Weg der Mittleren Reife dar, sie bestehen in zahlreichen Städten der zwei Länder, ferner in Nürnberg. Norddeutschlad hat HRS nicht als selbstständige Anstalten, d.h. die zwei ider drei obersten Klassen dieser Schulen haben neben den allgemeinbildenden Fächern dieser Schule noch die Handelsfächer aufgenommen (z.B. Berlin, Osnabrück, Dessau, Köln, Frankfurt/M.) Auch in Bayern haben sich HRS als Abteilungen an Real- und Oberrealschulen sowie Progymnasien angegliedert und stark zugenommen; sie umfassen z.B. gegen 50% der entsprechenen Reallassen.
  • Höhere Handelsschulen wollen in ein bis zwei Schuljahren für gehobene Stellungen im kaufmännischen Beruf vorbereiten und an der staatsbürgerlichen Erziehung mitwirken; vorausgesetzt wird eine höhere Vorbildung, z.B. die Reife für Obersekunda einer höheren Knabenschule, das Schulzeugnis des Lyzeums, das Schulzeugns einer anerkannten preßischen Mittelschule mind. mit der Note gut in Deutsch und einer FS. Neben den Handelsfächern (Handelskunde mit Schriftverkehr; kaufmännischem Rechnen, Buchführung, Schön- Kurz- und Maschinenschreiben) werden - mit höheren Zielen als in der HS - besonders Wirtschaftsgeschichte, -geographie, VWL, mechan und chem. Technologie, Deutsch, und zwei oder drei FS gelehrt. Die wöchentliche Durchschnittsstundenzahl beträgt 32. In Deutschland besteht eine große Zahl solcher Schulen; Sachsen hat an ihrer Stelle einjährige höhere Fachkurse. Als Lehrkräfte wirkten in HS zunächst Philologen und als Fachlehrer Volksschullehrer; gegenwärtig werden Diplom-Handelslehrer angestellt. 1930 tagte erstmals der Deutsche Handelsschultag in Hannover, der dem Berufs- und Handelsschulwesen neue Wege eröffnen sollte.
  • Handelshochschulen: Hochschule in Berlin Königsberg, Leipzig, Mannheim und Nürnberg zur wissenschaftlichen Ausbildung von Kaufleuten, Handelslehrern, Bücherrevisren, Treuhändern, Steuersachverständigen. Die gleiche Bildung vermitteln die wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten der Unis Frankfurt/M und Köln und die die wirtschaftswissenschatliche Abteilung der TU München. Zur Aufnahme erforderlich ist das Reifezeugnis einer zur Hochschulreife führenden höheren Schule, bei längerer kaufmännischer Praxis ohne das Ziel der Diplomprüfung auch geringere Schulbildung, für das Handelslehramtsstudium jedenfalls volles Reifezeugnis. Prüfungen: für praktische Kaufleute die kaufm. Fachprüfung. Diplom für Diplomkaufleute, Diplom-Handelslehrer (in Leipzig: Diplom-Bücherrevisoren und Diplom-Steuersachverständige). Sämtliche deutschen Handelshochschulen haben das Promotionsrecht. In Österreich besteht die durch das Gesetz vom 21. Oktober 1919 aus der früheren "Exportakademie" hervorgegangene Hochschule für Welthandel in Wien, die die akademischen Grade "Diplomkaufmann" und "Doktor der Handelswissenschaften" verleihen darf (Gesetz vom 2. Juli 1930). In der Schweiz ist in St. Gallen eine Handelshochschule.
  • Der kaufmännischen Berufsausbildung dienen in Österreich folgende Schuleinrichtungen (abgesehen von der Hochschule für Welthandel): **Zweiklassige Handelsschulen, die den dt. HS hinsichtlich des Lehrplans entsprechen. Das Abgangszeugnis ersetzt den Nachweis der ordnungsmäßigen Beendigung des Lehrverhältnisses in einem Handelsgewerbe. Außerdem können Absolventen fallweise in den zweiten Jahrgang einer Handelsakademie aufgenommen werden. Im Schuljahr 1928/29 bestanden 33 selbständige Handelsschulen dieser Art.
    • Einjährige kaufmännische Kurse. Der Lehrplan entspricht im wesentlichen dem der HSn. Das Kurszeugnis ersetzt beim Nachweis der Lehrzeit in einem Handelsgewerbe ein Jahr der vorgeschriebenen Verwendungszeit als Lehrling. Zehn solcher Kurse (zumeist Abendkurse) bestanden 28/29, davon drei an Handelsakademien.
    • Handelsakademien mit vier Jahrgängen. Das Abgangszeugnis des vierten Jahrgangs ersetzt den Nachweis der ordnungsgemäßen Beendigung des Lehrverhältnisses in einem Handelsgewerbe und berechtigt bei gleichzeitigem Nachweis einer einjährigen Dienstzeit in einem Handelsgewerbe zum Antritt und selbstständigen Betrieb eines an einen Befähigungsnachweis gebundenen Handelsgewerbes. Das Reifezeugnis dagegen berechtigt zum Besuch der Hochschule für Welthandel als ordentlicher Hörer oder zum Besuch der Hochschule für Bodenkultur zunächst als außerordentlicher Hörer; zum Besuch der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät einer Universität als ordentlicher Hörer nach Ablegung der für Realschulabsolventen vorgeschriebenen Eignungsprüfung. Solche Akademien bestehen in Wien (4), Linz, Graz, Klagenfurt und Innsbruck.
    • Abiturientenkurse: Voraussetzung ist das Reifezeugnis einer Mittelschule oder Lehrerbildungsanstalt. Gegenstände sind die Fachgegenstände der Akademie ohne die "Bildungsfächer". Berechtigung wie bi den Akademien. Solche Kurse bestehen an den Handelsakadmien in Wien (2) und Graz.
    • Für Handelslehrlinge bestehen kaufmänische (fachliche) Fortbildungsschulen in Wien, Baden, Krems, Neunkirchen, Wiener-Neustadt, Linz, Graz, Klagenfurt, Innsbruck.
  • In der Schweiz sind die Handelsschulen in verschiedenen Städten und Kantnen z.T. kantonale oder städtische, z.T. private Anstalten. Kantonale Anstalten mit Vorbereitung zum Hochschulstudium besitzen z.B. Basel, Zürich, Bern, Lausanne, Genf. Daneben besitzen der Schweizerische Kaufmännische Verein und verschiedene Gemeinden kaufmänische Bildungsanstalten, die sich z.T. auch Handelsschulen nennen. Lehrkräfte sind meist Akademiker, auch Kaufleute.


(Quelle BH 15. Aufl. H-Hz 1931) Genannte Quellen:

    • Blum: Das deutsche Handelsschulwesen (1911)
    • Adolf Ziegler, Handbuch für das kaufmännische Unterrichtswesen in Deutschland. (2 Bde 1916)
    • Kühne: Handbuch für das Berufs- und Fachschulwesen (2. Aufl. 1929)
    • Ricklisch: Handwörterbuch der Betriebswirtschaft (1926)


Handelsschulen. Kaufmännische Bildungsanstalten, die teils die praktische Lehre nach der theoretischen Seite ergänzen, teils vorbereiten, erweitern und vertiefen und sowohl unterrichtlich wie erziehlich wirken. Der Vater des Hs-gedankens ist Paul Jacob Marperger. Nach mehreren Versuchen des 18. Jhs., H. zu errichten (Büsch, Hamburg, 1768) oder Handelsfächer in Verbindung mit andern Schulen zu lehren (Johann Julius Hecker, Realschule in Berlin 1747; Johann Bernhard Basedow, Philanthropinum in Dessau, 1768; Johann Friedrich Keller (1778, Magdeburg (dieser war Kaufmann und Elbschiffer gewesen; seine staatlich nicht geförderte Handlungsschule soll bis 1800 etwa 500 Zöglinge ausgebildet haben etc. siehe Absolutistischer Staat Und Schulwirklichkeit in Brandenburg-Preussen, von Wolfgang Neugebauer, Walter de Gruyter 1985 S. 459)), die Handelsabteilung der Karlsschule in Stuttgart 1779, usw.) ist die älteste noch bestehende Handelsschulgründung die Arnoldis in Gotha (1836). Vorbildlich wurde die Öffentliche Handelslehranstalt zu Leipzig (1831), welche die Lehrlingsabteilung (Ausbildung in der Lehre ergänzend) mit höherer Abteilung (berufliche Ausbildung vorbereitend) verband; letztere (andernorts später Handelsrealschule genannt) erhielt 1869 Einjährigenprivileg, später einjährige höhere Schülerfachkurse (Vollunterricht nach Realschule) und 1926 die Wirtschaftsoberschule (zur Hochschulreife führend). Damit war der Typus gegeben, der vielfach maßgebend wurde, doch fehlt in Deutschland Einheitlichkeit, da den Ländern die Gesetzgebung obliegt. Gegenwärtig lassen sich im Deutshen Reich drei Hauptarten von H. unterscheiden 1) einfache oder niedere H. für Lehrlinge (Knaben und Mädchen), mit denen bisweilen en- oder zweijährige sog. Vorschulen verbunden sind; 2) höhere Handels-(Real-)schulen, die in der Regel nah drei- oder vierjährigem Besuch bis zur mittleren Reife (s.Höhere Schulen) führen (1 und 2 befreien vom Besuch der Pflichtberufsschule), aber bei Lehrgängen von nur einjähriger Dauer (Fachkurse) diese Reife schon voraussetzen und nicht selten andern höhren Lehranstalten untergliedert sind (Realschulen, Oberrealschuen, Realgymnasien), und 3. die Wirtschaftsoberschulen (Sachsen) oder Oberhandelsschulen (Baden). Mancherorts bestehen besondere Mädchenhandelsschulen. Bisweilen sind o.g. Arten vereinigt, bisweilen werden Handelsklassen an Gewerbeschulen angeschlossen. Als klassisches Land der H. gilt Sachsen (1923: 70 H.); dann folgen die süddeutschen Staaten, kleinere Länder wie Anhalt, die Hansestädte und in einigem Abstand Preußen, das erst 1920 die aus der Gewerbeoberschule übernommene Bezeichnung Kaufmänische Fortbildungsschule durch Kaufmännische Berufsschule ersetzt hat. Träger der Handelsschulen sind teils die Handelskammern, teils kaufmännische Körperschaften (Sachsen), teils die Gemeinden; die Länderregierungen tragen zu den Kosten bei. Die Lehrpläne sind verschieden, zeigen aber (bei den Handelsrealschulen) in der Mehrzahl folgende Pflichtfächer auf: Deutsch, Schriftverkehr und Kontorarbeiten, kaufmännisches Rechnen, Buchhaltung. Handelsbetriebslehre, andelsgeographie, Warenkunde, Reichseinheitskurzschrift, Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre, eine Fremdsprache. Wahlfächer: 2. FS, Maschinenschreiben, Kunstschrift, etc. Wo ein Bedürfnis vorliegt, werden besonders im Winterhalbjahr von einigen Schulen Sonderlehrgänge zur Fortbildung von Gehilfen veranstaltet. Als Lehrkräfte unterrichten an den H. Philologen mit Universitätsbildung, Diplomhandelslehrer, Fachlehrer mit besndern Prüfungen in Schreiben, Kurzschrift, Zeichnen, Turnen etc. Um das Handelsschulwese verdient machte sich der Deutsche Verband für das kaufmännische Unterrichtswesem besnders unter Stegemann-Braunschweig (gest 1925). Auch einzelne andere Kulturstaaten haben ihr Handelsschulwesen zu beachtlicher Höhe entwickelt, besonders Österreich, Schweiz, Frankreich, Belgien.

Literatur:

    • Zieger, Handelsschulen in Reins "Enzykl. Hb. d. Pädagogik", 1897
    • Holzmüller, Das kaufmännische Unterrichtswesen (in Schmids "Gesch. d. Erziehung", Bd. 5 1902)
    • Adolf Ziegler, Handbuch für das kaufmännische Unterrichtswesen in Deutschland. (2 Bde 1916)
    • Hb. f. d. Berufs- und Fachschulwesen; hrsg. von Kühne 1922
    • Schriften des Deutschen Verbands für das kaufmännische Unterrichtswesen (1895-1904, 30 Bände)
    • Revue über das kaufmännische Bildungswesen aller Länder (hrsg. von Stegemann seit 1904)
    • Deutsche Handelsschulwarte (hrsg. von Ziegler und Ramlow seit 1920)

Meyers Lexikon. Siebente Auflage, Germanium-Hornbaum. Fünfter Band 1926


Planung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Zusammenfassung) aus Meyers Konversationslexikon 2. Auflage 1864 Band 8

    • Handelsschule, Handelsakademie, Handelsinstitut, Handelslehranstalt: Im ausgehenden 18. Jahrhundert verbreitete sich in Deutschland die Auffassung, dass für gewerbliche Berufe eine schulische Grundbildung nötig ist. Zu diesem Zweck wurden sogenannte Fachschulen eingerichtet, welche von Jugendlichen von 14 Jahren und jünger besucht wurden, bis für diese die Lehrzeit anbrach. In vielen Anstalten wurden auch Praxiskenntnisse erworben oder sogar vorausgesetzt, im letzteren Falle begann die Ausbildung erst ab 17 oder 18 Jahren und später. Sogenannte Realschulen wurden für wirtschaftliche Berufsvorbildung gegründet und standen damit im Gegensatz zu den für die "Fachbildung der Gelehrten" zuständigen Gymnasien (O-Ton im Artikel Realschule 1866). Handelsschulen in den 1860er Jahren traten in verschiedenen Formen unter derselben Bezeichnung auf: Die Form der Lehrlingsschule war eine begleitende Schulform neben der Ausbildung. Die Höhere Handelslehranstalt war als weiterführende Schule nach der Elementarschule gedacht und wurde vor der Lehrzeit oder nach Teilphasen oder dem Abschluss der Lehrzeit durchgängig besucht. Als Handelsakademien wurden Schulen bezeichnet, die einen genau ausgearbeiteten Lehrplan umfassten oder vorwiegend ältere Jahrgänge aufnahmen und wo Vorlesungen anstelle von Unterricht gehalten wurden. Zum allgemeinen Lehrplan gehörten Sprachen, Rechnen, Algebra, Geschichte, etc. Der für Handelsschulen spezifische Lehrplan sah Fächer wie Warenkunde, Buchführungslehre, Handelsgeschichte, Handelsgeographie, und Volkswirtschaftslehre vor. Es wurde (1860) kritisiert, dass in Handelsschulen zu früh begonnen werde, berufsbezogene Inhalte zu vermitteln (etwa kaufmännische Korrespondenz), anstatt eine gründliche Vorbildung mithilfe anderer Schulformen anzustreben und eine berufliche Qualifikation erst anschließend zu vermitteln. Gerade im jungen Alter sei die feste Ausrichtung auf einen Berufszweig widernatürlich. Einseitig und mangelhaft ausgebildete Absolventen schadeten demnach dem Ansehen ihres ganzen Berufsstandes. Entsprechend fanden sich bereits in Meyers Konversationslexikon von 1864 Vorschläge für grundlegende Bildungsreformen, nicht nur des Handelsschulwesens.

Unterrichtete Fächer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründungsdaten von Instituten, geschichtliche Entwicklung, Gesetzliche Regelungen, Träger, Unterschiede?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

zwischenablage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marie Colinet (* in Genf; † nach 1638 (?) in Bern) war Hebamme und Wundärztin. Sie übte ihre Tätigkeit aus als Ehefrau und Mitarbeiterin des Wundarztes Wilhelm Fabry, der sich nach seinem Geburtsort Hilden auch Fabricius Hildanus nannte.

Sie war die Tochter des Buchdruckers Eustache Colinet und heiratete am 30. Juli 1587 in der Kirche St. Gervais in Genf Wilhelm Fabry. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor, von denen nur eines (Johannes, später selbst erfolgreicher und weitgereister Wundarzt) sie überlebte.

Bisher wurden keine Dokumente über ihr Leben nach dem Tod ihres Mannes aufgefunden. Das Todesdatum beruht daher auf einer Schätzung, die z. T. auf Berner Ratsprotokollen über die Abwicklung des Erbes von Wilhelm Fabry und dem auffälligen Fehlen von Marie Colinet darin beruht.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marie Colinet gilt als berühmteste Hebamme der Schweiz, die sich jedoch nicht nur in der Geburtshilfe auszeichnete (z. B. erstmaliger Gebrauch eines stumpfen Hakens zur Erweiterung enger Geburtswege im Mai 1623, erste erfolgreiche Durchführung eines Kaiserschnitts im Jahr 1603), sondern auch in der Behandlung von Knochenbrüchen und Gelenksverrenkungen. Sie soll mehr als 30 Gebärmutteroperationen und Amputationen durchgeführt haben.[1]

Ihre folgenreichste Erfindung machte sie am 5. März 1624, als sie nach mehreren erfolglosen Versuchen ihres Mannes auf den Gedanken kam, einen Stahlsplitter mittels eines Magneten aus dem Auge zu holen. Obwohl Fabry in seinem Bericht über diese Behandlung (5. Centurie, Observatio 21) das neue Verfahren wahrheitsgemäß als Erfindung seiner Frau beschrieb, wurde die Magnetextraktion dennoch weithin mit ihm in Verbindung gebracht. Dieses Verfahren zur Entfernung metallischer Fremdkörper aus dem Auge wurde im 18. und 19. Jahrhundert weiterentwickelt; es hat auch heute noch (neben der Vitrektomie) für den erfahrenen Operateur und bei ausgewählten Augen seine Daseinsberechtigung.[2]

Marie Colinet veröffentlichte 1638 ein Neues und Christliches Alphabet für junge Schüler[3]

  1. Ariane Neuhaus-Koch, Hannelore Becker-Willhardt: Der eigene Blick: Frauen-Geschichte und -Kultur in Düsseldorf, Neuss 1990.
  2. Jens Martin Rohrbach u. a. (Hrsg.): Ophthalmologische Traumatologie. Textbuch mit Atlas. Schattauer Verlag, Stuttgart 2002, S. 197f., ISBN 3-7945-2041-6.
  3. http://www.wilhelm-fabry-museum.de/index.php/wilhelm-fabry/fabrys-frau-marie-colinet?showall=1