Benutzer:GerhardSchuhmacher/Neubau

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{{Dieser Artikel|behandelt die ehemalige Burg in Baden-Württemberg, die Ruine im Kanton Solothurn siehe [[Ruine Balm]]. Eine andere Adelsfamilie siehe: [[Balm (Adelsgeschlecht)]]}} {{Infobox Burg |Name = Burg Balm |Alternativname = Burg Balb, Burg Balp |Bild = Burg Balm.jpg |Bildbeschreibung = Zerstörung von Balm 1449: Die Schaffhauser nehmen die Burgglocke mit. Romantischer Stahlstich nach einer Zeichnung von [[Johann Jakob Beck (Maler, 1786)|Johann Jakob Beck]], Original im [[Museum zu Allerheiligen]]<ref>R. Beck: ''Johann Jacob Beck''. In: ''Schaffhauser Beiträge zur Geschichte. Biographien Band I''. 33. Jg. 1956, S. 205–209. ([http://www.stadtarchiv-schaffhausen.ch/fileadmin/Redaktoren/Dokumente/Beck_Johann_Jacob.pdf PDF]).</ref> |Entstehungszeit = 11. Jahrhundert |Typologie n. geo. Lage = Höhenburg, Hanglage |Erhaltungszustand = keine Überreste |Ständische Stellung = Adlige |Mauerwerksmerkmale = |Heutiger Ortsname = [[Lottstetten]]-Balm |Breitengrad = 47/38/04 |Längengrad = 08/35/41 |Unauffindbar = |Region-ISO = DE-BW |Höhenordinate = |Höhe-Bezug = }} Die '''Burg Balm''' (in den Urkunden teilweise auch ''Balb, Balp'' oder ''Palm'' genannt) ist eine [[Burgstall|abgegangene]] [[Hangburg]] auf einem Geländesporn bei der Siedlung Balm, der Ort ist als ''Palba'' 876 erstmals erwähnt.<ref group="Anm">LeoBW, Landesarchiv Baden-Württemberg: [https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/15534/Balm+%5BWohnplatz%5D(LEO-BW)]. Abruf am 9. März 2022. Keine Quelle genannt, auch ist nicht deutlich, ob mit dem Namen „mittelhochdeutsch balbo = überhängender Fels“ nicht schon der Burgplatz gemeint sein könnte.</ref> Balm ist heute Ortsteil der Gemeinde [[Lottstetten]] im [[Landkreis Waldshut]] in [[Baden-Württemberg]]. Von der ehemaligen Burganlage ist nichts erhalten. == Lage == In der Nähe von Lottstetten stand „einst auf einem etwa 30 m über den Rhein sich erhebenden Hügel die Veste Balm […] Balm hatte einen eigenen Adel, der von 1071 an urkundlich erwähnt wird.“<ref>W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926 S. 219. Mayer nennt hierzu keine Urkunde.</ref> == Geschichte == Die Siedlung Balm ist heute Teil der Gemeinde [[Lottstetten]] – der Ort wurde 827 und 965 urkundlich erwähnt, auf eine Burg findet sich jedoch kein Hinweis. Ähnlich [[Jestetten]] (876). Das [[Kloster Rheinau]] wurde bereits 778 gegründet. Balm kann auch auf eine keltische (Wort-)Wurzel zurückgehen. Siehe: [[Balm (Toponym)]]. === Herren von Balm === Die ''Herren von Balm'', waren [[Freiherr|freien Standes]] und Anhänger der [[Herzöge von Zähringen]] bis zu deren Aussterben 1218.<ref>Heinz Voellner, ''Die Burgen und Schlösser zwischen Wutachschlucht und Hochrhein'', S. 46 ff., Hochrhein Geschichts Verein (Hrsg.), Waldshut 1975.</ref> Danach waren sie Dienstmannen der [[Regensberg (Adelsgeschlecht)|Freiherren von Regensberg]]. Die Balmer kommen in den Urkunden von 1152 bis 1291 vor und lebten später mit Bürgerrecht in Schaffhausen.<ref>LeoBW, Landesarchiv Baden-Württemberg: ''Ortslexikon Wohnplatz Balm'', Wappen in Rot mit einem silbernen Mühlstein.</ref> ;Zwischenspiel der Freiherren von Regensberg Der Kauf 1291 des Zehnten in Lottstetten-Nack durch den Rheinauer Mönch ''Heinrich von Prasberg'' von Lüthold (Linthold) von Regensberg wurde per Vertrag in Gegenwart des Grafen [[Rudolf III. von Habsburg-Laufenburg]] im Schloss Balm abgeschlossen. Drei Jahre später war die Burg im Besitz des Grafen, denn 1294 verkaufte Lüthold von Regensberg Burg und Herrschaft mit den Ortschaften Balm, Lottstetten, Nack, Reutehof, Dietenberg, Geisberg und Lochehof an Rudolf III.<ref>LeoBW, Landesarchiv Baden-Württemberg: [https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/15534/Balm+%5BWohnplatz%5D]. Abruf am 9. März 2022.</ref><ref>Georg Jäger: Jestetten und seine Umgebung S. 466.</ref> In der älteren Forschung galt die ''Chronik von Stadt und Landschaft Schaffhausen'' von [[Johann Jakob Rüeger]] (1548–1606) als bestimmend für die frühe (Besitzer-)Geschichte von Burg Balm. Vergleichsweise zeitnah lebend – um 300 Jahre später –, hatte der Chronist Rüeger jedoch keine Kenntnis mehr über den Zeitpunkt und die Gründe für die Besitzer-Wechsel vom Ortsadel auf die Regensberger und dann noch auf die Habsburg-Laufenburger: „Diß schloß und herrschaft Balm kam an die grafen von Habspurg zu Louffenberg aber in welchem iar mag ich nit wüssen, wie ouch das nit, wann die von Balm, oder ouch warum si von diser irer grichtsherrligkeit vertriben worden und darum kommen.“ Rüegers Chronik lag ursprünglich nur handschriftlich vor, in der Vorbereitung einer gedruckten Ausgabe wurde sie knapp 300 Jahre später von [[Carl August Bächtold]] (1838–1921) abgeschrieben und im Druck zusammen mit dem [[Historischer Verein des Kantons Schaffhausen|Historischen Vereins Schaffhausen]] ab 1892 mit drei Teilen in zwei Bänden veröffentlicht. Dabei sah sich der Textbearbeiter Bächthold veranlasst, in einer Vielzahl von Anmerkungen Rüegers Darstellung zu ergänzen oder zu korrigieren. In der ''Anmerkung 2'' zum entsprechenden Kapitel mit obigem Zitat bemerkt Bächtold: „1291 Verkauf Burg Balm an Rudolf V. von Habspurg-Louffenburg, dann an Regensberger und nach 1319 wieder zurück an Rudolf. (UR 457).“ Hier macht er selbst einen Fehler, denn der Verkauf fand wohl erst 1294 statt und gemeint sein muss als Käufer ''Rudolf III.'', da es unter den Habsburgern keinen ''Graf Rudolf V.'' gab – er verwechselt ihn in der Bezeichnung mit dem späteren Grafen von Sulz. Die Rüeger-Chronik:<ref>[[Johann Jakob Rüeger]]: ''Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen'', 1892. Bd. 2 S. 637 f., in einer von [[Carl August Bächtold]] bewirkten Neuausgabe. (s. Anmerkungen Antiquarischer Verein und Urkundenrodel Rheinau): [https://www.e-rara.ch/sbs/content/zoom/22445654 ETH-Veröffentlichung]) Abruf am 9. März 2022.</ref> === Grafen von Habsburg-Laufenburg === Zwar hatte Rudolf III. die Burg mit Sicherheit ab 1294 in Besitz, doch er verkaufte sie am 11. Mai 1310 für 15 Mark Silber an Adelheid von Regensberg und ihren Sohn. 1326 kommt sie jedoch wieder in die Hand der Habsburg-Laufenburger. ;Besitzer Johann I. Mit diesem zweiten Datum stieg auch Rüeger wieder ein: „Im 1326 im iar des Herren, hatt graf Hans von Habspurg die herrschaft Balm schon in sinem gwalt, da er ouch dem Spital [in Schaffhausen} alhie ein gut zu Balm (verstand im dorf) verlihe.„ Mit diesem Graf Hans ist jedoch ungenau [[Johann I. (Habsburg-Laufenburg)|Johann I. (1310–1337)]] gemeint, nicht Johann IV. Im Folgesatz scheint Rüeger selbst irritiert und bringt beide Hans in Abfolge: ... „Hans von Habspurg, filicht obgemelts graf Hansens son.“ Hier schließt Bächthold mit der Korrektur an: „(Anm. 3: Graf Rudolfs son)“. Die Abfolge gibt es nicht und ist in der Anmerkung korrekt verbessert. === Besitzer Johann IV. === Nach der Unsicherheit um die beiden Grafen Hans, setzt Rüeger obigen Satz „Hans von Habspurg, filicht obgemelts graf Hansens son“ seinerseits ohne Nachweis fort mit: „der letst diß gschlecht von Louffenberg, so im closter zu Rhinow begraben (Anm. 4: gest. 5. Mai 1408 nach Bächtold) wont ouch in disem schloß Balm, der hatt zu einem gmahel eine von Landenberg (Anm. 5: Agnes von Hohen-Landenberg, Bächtold). Rüeger nennt ihn zwar nicht Johann IV., spezifiziert ihn aber über die „gmahel“. Rüeger selbst nennt kein Todesdatum. Bächtold nennt den 5. Mai, der sonst nirgendwo zu finden ist. Aus dieser vielfach fehlerhaften Quelle, von Bächthold zur Literatur erhoben, doch ebenfalls mit Fehlern begleitet, resultiert die Annahme, dass Johann IV. in Balm gewohnt habe und dort auch gestorben sei.<ref>[[Johann Jakob Rüeger]]: Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1892, Bd. 2, S. 638.</ref> Diese Annahme wurde von Josef Bader in eigener Veröffentlichung 1840 ebenfalls benannt: [[Josef Bader]] (1805–1883), der die um 1600 verfasste ''Rüeger-Chronik'' unter Umständen im Original gekannt haben könnte, mag Balm als Wohnort übernommen haben, doch nennt er als Todesdatum die „Woche vor St. Urban“, dessen Jahrestag der 25. Mai ist und stellt somit eher den 18. Mai fest, der in der neueren Literatur generell für zutreffend gehalten wird.<ref>{{Internetquelle | hrsg=Webseite Heidelberger historische Bestände – digital | url=http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/badenia1840/0178 | autor=[[Joseph Bader]] | titel=''Die Grafen von Sulz'' | werk=''Badenia'', 1840 Bd. 2 S. 154 | zugriff= 2022-02-18}}</ref> Offen ist, wie er zum späteren Datum kam. === Offene Frage zu Wohnsitz und Tod des Johann IV. === Trotz der zeitlichen Nähe Rüegers zu den Grafen – zuletzt 150 Jahre – ist somit festzustellen, dass er lückenhaft informiert ist, denn in den 80 Jahren zwischen 1326 und dem Tod Johanns 1408 kennt er Namen und Abfolge der Grafen nicht kennt oder verwechselt sie und so mag es gerechtfertigt sein, dass der Waldshuter Heimatforscher Kurt Hodapp (* 1930) in einer „Untersuchung“ im Jahr 2000 auch Rüegers Nennung des Wohn- und Todesortes Burg Balm in Zweifel zieht. Zumal er belegt, dass der Verkauf von Stadt- und Burg Laufenburg, dem eigentlichen Wohnsitz von Johann IV. an [[Leopold III. von Habsburg]] (u.a. von Vorderösterreich) kein Wohnsitzwechsel, sondern eine Gefälligkeit des Wiener war und Stadt und Burg noch im Kaufvertrag wieder als Mannlehen zurück an Johann gingen. Auch zahlreiche Urkunden der folgenden Jahrzehnte kennzeichnen nach Hodapp Johann als „Laufenburger“, nur selten als den Klettgauer Landgrafen und nie als Balmer. {{Zitat|Im Heiratspakt von 1408 nach dem Tode von Graf Hans wird zwar Burg Balm als Witwensitz der Gräfin Agnes zugewiesen. Diese Bestimmung scheint unberechtigterweise die ganze Theorie über den Aufenthalt und Tod des letzten Laufenburgers auf Balm initiiert zu haben. Doch wird im Ehevertrag auch vermerkt, daß die Sulzer diese Burg zunächst entschulden und von den derzeitigen beiden Inhabern aus Schaffhausen auslösen müssen.<ref>Quelle nach Hodapp: Herrgott, P. Marquart: ''Genealogia Diplomatica Augustae Gentis Habsburgicae''. Wien 1737, Pars. II, Vol. III., S. 808, nr. 928. 1408, Juli 6: Heiratspakt Ursula von Habsburg und Rudolf zu Sulz.</ref> Damit ist erwiesen, daß Balm damals nicht als Sitz des Grafen Hans gedient haben konnte und somit auch die Angabe nicht zutreffen kann, der Graf habe auf dieser Burg sein Leben beendet.|Kurt Hodapp: ''Graf Johann IV.'' in (Hrsg.:) Landesverein Badische Heimat e.V., Karlsruhe 2000, S. 413.}} Diese Frage hat insofern Bedeutung, als eine Schlussfolgerung der Althistoriker ist, dass Johann in der Nähe wohnend ein ‚guter Herr‘ der Landgrafschaft Klettgau war, da keine Konflikte überliefert sind. Hodapp hingegen schreibt, dass er sich wohl kaum um diesen Besitz kümmerte – selbst sein Richteramt delegiert hat –, da er vor allem als Vogt in Diensten Vorderösterreichs für den Aargau, Thurgau und Schwarzwald gefordert war und hier lag Laufenburg zentral und nicht im ‚hintersten Eck‘ des Klettgau die Burg Balm. Dazu kommt, dass am Todestag 18. Mai 1408 Johann sich offensichtlich auch woanders auf einer Reise befand. Siehe hierzu: [[Johann IV. (Habsburg-Laufenburg)#Todestag|Berichtigung zum Tod des Grafen]] == Im Besitz der Grafen von Sulz == Mit der [[Ursula von Habsburg-Laufenburg|Erbtochter Ursula]] von Johann IV. und deren Heirat mit Graf Rudolf III. von Sulz geht die Burg 1410 dann an die [[Grafen von Sulz]] über. Eingefädelt hatte dies Rudolfs Vater, der Graf [[Hermann von Sulz]]. Die Fortsetzung des Geschehens um Balm findet sich bei Josef Bader, der – offensichtlich im Gegensatz zu den Habsburg-Laufenburger Grafen – die Geschichte der Nachfolger, der Grafen von Sulz, sorgfältig recherchieren konnte und ausführlich dargestellt hat: ;Graf Hermann von Sulz Nach der Übernahme des 'Kommandos' des Altgrafen Hermann von Sulz, der die Herrschaft für seinen Sohn Rudolf durch die Heirat mit der Tochter Johann IV. 1410 bewirkt hatte un der formell zwar Landgraf des Klettgau und Schirmvogt von Rheinau wurde, doch die ‚Politik‘ seinem Vater überlassen musste, bewirkte Hermann eine andauernde Feindschaft mit dem Abt des Klosters, ''Hugo von Almishofen'' (1409–1434) und auch der Stadt Rheinau. Gegen den Sulzer bestand militärisch jedoch keine Chance und mit ihrem Besitz der Burgen Balm und Rheinau konnten sie auch eine andauernde Bedrohung inszenieren, die „Einkünfte des Klosters verschwenden“, Vorgänge, die dem mehrfach wegen seiner Gegenwehr eingekerkerten Abt Hugo nur die Möglichkeit von Hilfsersuchen zuletzt bis beim Papst (vermutlich [[Martin V.]]) ermöglichte. Dieser verhängte auch den Kirchenbann gegen die Sulzer und – wie Bader ergänzt –, gab er dadurch den Eidgenossen die Rechtfertigung bei fortgesetzten Querelen militärisch einzugreifen. Bis zu seinem Tode war Hermann dann vorwiegend damit beschäftigt, diesen Bann wieder zu lösen. Er starb auf Burg Balm „um das Jahr 1428“. ;Eskalation unter den Söhnen Hermanns Graf Rudolf III., vom Vater zurückgesetzt und von seiner Frau getrennt, „voll nagendem Grams folgte bald seinem Vater.“ Der wieder eingesetzte Abt Hugo, soll jedoch ebenfalls eine Mißwirtschaft begonnen haben „und fand auch seine alten Feinde wieder“. Der umliegende Adel und die Landgräfin Ursula eröffneten die nächste Konfliktphase, in die sich nun die aus der Kontrolle einer Vormundschaft entlassenen Söhne ''Rudolf IV.'' und vor allem ''Johann II.'' und [[Alwig X. von Sulz|Alwig X.]] aktiv einschalteten. Sie trafen auf den neuen Abt ''Eberhard II. von Schwager, (von Schaffhausen)'' (1439–1465), zuerst vertraglich und rasch wieder im Streit, da sie gegen den Vertrag (zusammen mit der Mutter) das Schloß Rheinau besetzten. Der Konflikt geriet wegen eines [[Alter Zürichkrieg#Die Dritte Phase des Krieges 1444–1446|Kriegs von Zürich]] gegen die damalige Eidgenossenschaft in Vakanz – dabei zog Graf Johann 1444 „mit einem Haufen seiner Knechte gegen Rheinau“, der Abt entkam, wurde aber noch am selben Abend von dreißig Rittern aus Schaffhausen wieder zurück gebracht. Johann und sein ihn unterstützender Bruder Alwig zogen sich rasch auf Burg Balm zurück. Sie beschwerten sich beim Waldvogt (von Vorderösterreich), der „mit sechshundert Schwarzwäldern“ heranzog, aber auf der Brücke von den Rheinauer Bürgern zurückgeschlagen wurde. Der Züricher Krieg war inzwischen eskaliert und es kamen „zwanzigtausend Mann französischer und englischer Söldlinge unter dem [[Bernard VII. d’Armagnac|Herzog von Armangnak]]“ und verheerten die [[Waldstädte]] und den [[Klettgau]]. Hier nun besetzte Alwig „mit seinem Kriegsvolk“ ganz Rheinau, vorgeblich um die Stadt zu schützen. Nach Ende der Gefahr blieb er. Nun moblilisierte Abt Eberhard seine Lehensleute und der Ritter von Schienen mit einer Truppe vertrieb die Sulzer. Danach wurden wieder die Gerichte angerufen, doch die Sulzer beherrschen mit ihren Schlößern zu Rheinau und Balm die ganze Gegend und rächten sich, wo sie konnten – Rheinschiffe wurden ausgeraubt, Passagiere mit Lösegeld erpresst, Frachtwagen auf der Straße im Volkenbachtobel überfallen. == Zerstörung der Burg == „Zitat|Ein solches Unwesen ertrugen die Schafhauser nicht lange; sie waren jüngst mit Ulm und anderen Reichsstädten in ein Bündniß getreten. Auf diesen Rükhalt gestützt, verbanden sie sich mit dem Abte zu Rheinau um der sulzischen Wegelägerei für immer eine Ende zu machen. Wie des geschah soll ''Johann von Müller'', der geborne Schafhauser, […] erzählen|Bader zitiert dazu aus: ''Schweizer Gesch. III. 472 (der alten Ausgabe)“: „Eines Tages ein tausend vierhundert neun und vierzig […] machten die Schafhauser bei einbrechender Nacht sich auf, erschienen unerwartet vor Balm, nahmen ''Ursula'', ''Johann'' und ''Alwig'' gefangen, plünderten die Burg […] und verbrannten sie nachmals. […] Von da zogen sie hinüber und brachen die Neuburg auf dem Ottersbühl, herab dann und eroberten der Grafen zu Rheinau beschwerliche Burg. Schultheiß, Rath und Gemeinde wurden genöthigt, ihnen zu schwören. Froh empfing die Befreier Abt Eberhard, allen großen Schafhauser Familien verwandt. Triumphirend, mit der Gloke von Balm (Zeichen oft böser Anschläge) zogen der Stadt Banner wieder zu Schafhausen ein. Die Gefangenen wurden losgelassen. […] Dessen ungeachtet, beschlossen die von Schafhausen ein großes Geldopfer, um zu beseitigen, was allein rechtlichen Anspruch begründen konnte. Die Grafen und die Gräfin von Sulz wurden mit mehr als zehntausend Gulden zu der Zusage bewogen, Balm nie wieder herzustellen.“<ref group="Anm">Der Irrtum zum Jahr der Zerstörung Bei H. W. Mayer: „Nachdem sich das Kloster Rheinau Mitte des 15. Jahrhunderts unter den Schutz der Eidgenossen gestellt hatte, wurde 1499 die Burg wegen der Bedrückungen der Grafen von Sulz gegen das Kloster vollständig zerstört. Die letzten Besitzer von Balm, Albiz und Rudolf von Sulz, verzichtete gegen eine Geldentschädigung auf den Wiederaufbau der Burg. Von den Ruinen derselben ist nichts mehr erhalten.“ (W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', 1926, S. 219.).</ref> Doch der Frieden war noch lange nicht hergestellt: ;Friedensschluss 1453 begab sich die Stadt Schaffhausen in den Schutz der [[Alte Eidgenossenschaft|Eidgenossenschaft]] – die Sulzer bekämpften nach wie vor Rheinau und Schaffhausen – unter anderen auch [[Bilgeri von Heudorf]] –; doch auch Abt Erberhard schloß sich dem Schutz an und er bewirkte einen weiteren Bannstrahl eines Papstes (vermutlich [[Calixt III. (Papst)|Calixt III.]], der allein nichts ausrichtend, doch den Zürichern 1456 die Rechtfertigung zu einem Feldzug gab, der die feindseligen Edelleute um die Sulzer neutralisierte. Danach wurde ein Frieden geschlossen, der „den fünf und vierzig Jahre währenden Kampf zwischen zwischen der Familie von Sulz und den Aebten von Rheinau beendete. [… Durch] das Ansehen der eidgenössischen Waffen“ – so Bader: „Die Grafen von Sulz bezeigten sich von da an sehr freundnachbarlich gegen das Stift, sie erlasen es sogar zu ihrer künftigen Grabstätte und stifteten einen Jahrestag dahin.“<ref>Josef Bader: ''Die Grafen von Sulz, ein heimathliches Gemälde'' in: Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]: ''Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums'', 2. Band, Karlsruhe 1842, S. (153) 158 bis 166: [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/badenia1840/0179 Badenia, S. 158 ff.] Abruf am März 2022.</ref> === Überbleibsel und Nachleben === [[Datei:Fronwaagturm mit Uhr und Glockenturm.jpg|mini|Der Fronwaagturm am [[Fronwagplatz]] mit der Astronomischen Uhr von [[Joachim Habrecht]] und dem Glockenturm mit der Burgglocke von Balm, auch ''Küngeliglöckli'' (von schwizerdütsch ''Küng'' = König) genannt]] Die Glocke der Burg wurde von den Schaffhauser Soldaten 1449 nach Schaffhausen gebracht und hängt dort noch heute im [[Fronwagplatz|Fronwagturm]].<ref> {{Webarchiv|text=s. Homepage der Dokumentationsstelle Rheinau |url=http://www.dokstelle.rheinau.ch/pages/stadtgeschichte/stadtgeschichte.htm |wayback=20120706063852 |archiv-bot=2018-04-02 22:32:41 InternetArchiveBot }}</ref> Sie wurde geläutet beim Einzug des Königs, bei der Wahl des Bürgermeisters oder bei Kriegsgefahr. Sie hat die Inschrift: ''Ave Maria, geratia pelena dominus † XIV Jor''.<ref>Harder, Im Thurn: ''Schaffhauser Chronik'' S. 32</ref> Die Glocke wurde 1414 gegossen und hat als Giesserzeichen einen [[Baslerstab]]. Höhe 46cm. Dm 53cm. Durch den Einsturz des Fronwagturmes 1746 erlitt sie nur einige Kerben. Auch die Astronomische Uhr überstand den Sturz unbeschadet.<ref>Reinhard Frauenfelder: ''Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen. Die Stadt Schaffhausen'', S. 232.</ref> ;Sage Um die Burg rankt sich eine Volkssage, von Kunigunde, der „Burgfrau von Balm“, die der Ritter Lutz von Balm, „ein böser und wilder Geselle“ vergiftete, um deren Kammerfräulein Aminia heiraten zu können. An der Wiege des Kindes von Kunigunde wachte eines Mitternachts der Geist der ermordeten Mutter. Die Wärterin erzählte dies der neuen Burgfrau, die in der nächsten Nacht die weiße Gestalt auch erkannte und meinte, Kunigunde wäre wohl nur eingesperrt worden. „Sie trat hin und wollte ihren Arm erfassen, griff aber in die leere Luft.“ Aminia floh entsetzt aus dem Schloss und hinterließ ihrem Gemahl nur die Nachricht, dass sie in ein Kloster ginge, um für die gemeinsamen Sünden zu büßen. „In der Seele des Ritters erwachten dann alle Schrecken. Er übergab sein Söhnlein einem Geistlichen zur Erziehung, entsagte der Welt und lebte als Einsiedler tief im wilden Gebirge.“<ref>S. A. Schreiber: ''Die Burgfrau von Balm.'' In: Badisches Sagenbuch (Herausgeber A. Schnezler), S. 117–119; erzählt von H. W. Mayer, ''Heimatbuch Waldshut'', S. 231 f.</ref> ;Theaterstück „Der Ritter von Balm“, ein Heimatfestspiel von Paul Körber wurde 1925 in dem neuen Spielhause in Lottstetten erstmals aufgeführt.<ref>H. W. Mayer, ''Heimatbuch Waldshut'', S. 219.</ref> == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Literatur == * [[Johann Jakob Rüeger]]: ''Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen'': 2 Bände, in einer von [[Carl August Bächtold]] bewirkten Neuausgabe zusammen mit dem [[Historischer Verein des Kantons Schaffhausen|Historischen Verein Schaffhausen]], ab 1892. (Original der Chronik um 1600). * [[Josef Bader]]: ''Die Grafen von Sulz, ein heimathliches Gemälde'' in: Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]: ''Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums'', 2. Band, Karlsruhe 1840. [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/badenia1840/0177 Grafen von Sulz]. * W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926. * [[Max Miller (Historiker)|Max Miller]] (Hrsg.): ''[[Handbuch der historischen Stätten Deutschlands]].'' Band 6: ''Baden-Württemberg'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 276). Kröner, Stuttgart 1965, {{DNB|456882928}}. * Kurt Hodapp: ''Graf Johann IV. von Habsburg-Laufenburg (ca. 1360–1408)'' in (Hrsg.:) Landesverein Badische Heimat e.V.: ''Badische Heimat'' (Zeitschrift), Karlsruhe September 3/2000. == Weblinks == {{Wikisource|Die Burgfrau von Balm|Alois Wilhelm Schreiber: ''Die Burgfrau von Balm'', in Badisches Sagenbuch, 1846}} * [https://www.alemannische-seiten.de/deutschland/lottstetten_burg-balm.php Beitrag zur Burg Balm auf der Homepage „Alemannische Seiten“] * [http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/lottstetten/Balmer-Burg-nur-noch-in-Oel;art372613,4593274 Beitrag zur Burg (mit Foto eines Ölgemäldes) im Südkurier vom 23. November 2010] == Einzelnachweise == <references /> {{Navigationsleiste Burgen und Schlösser im Landkreis Waldshut}} {{Navigationsleiste Burgen und Schlösser in Deutschland}} [Kategorie:Ehemalige Burganlage im Landkreis Waldshut|Balm, Burg]] [Kategorie:Lottstetten]] [Kategorie:Abgegangenes Bauwerk im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Klettgau]] [Kategorie:Höhenburg in Baden-Württemberg|Balm, Burg]]


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Überarbeitung Geschichte Burg Balm

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  • Die Burg war bis um 1100 Sitz der Gaugrafen des Klettgau und danach Sitz der Landgrafen, zeitweise wurde der Klettgau auch »Grafschaft Thůngen und Balm« genannt.[1]
  • Die benachbarte Burg Rheinau war gleichzeitig erstürmt und besetzt worden, kam aber später wieder in die Hände der jeweiligen Schirmvögte des Klosters, sie war durch die Grafen von Lenzburg um 1100 erbaut worden.[2]
  • Die Burg lag auf dem Hochufer des Rheins flussabwärts der Stadt Rheinau. Sie stand strategisch günstig um den Verkehr und Zoll auf dem Hochrhein und der Rheinschleife bei Rheinau mit dem Kloster Rheinau zu überschauen. Heute ist der Rhein hier durch das Kraftwerk Rheinau reguliert. Die Burg wurde 1294 erwähnt und am St. Marientag den 22. September 1449 zerstört.
  • „Wo aber hat ein Pfaffe je seinen Feinden etwas vergessen?“ (156)

Die Zerstörung der Burg

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Die Fortsetzung des Geschehens um Balm findet sich bei Josef Bader, der – offensichtlich im Gegensatz zu den Habsburg-Laufenburger Grafen – die Geschichte der Nachfolger, der Grafen von Sulz, sorgfältig recherchieren konnte und ausführlich dargestellt hat:

Nach der Übernahme des 'Kommandos' des Altgrafen Hermann von Sulz, der die Herrschaft für seinen Sohn Alwig, der nach der Heirat mit der Tochter Johann IV. 1410, formell zwar Landgraf des Klettgau und Schirmvogt von Rheinau wurde, doch die ‚Politik‘ seinem Vater überlassen musste, bewirkte Hermann eine andauernde Feindschaft mit dem Abt des Klosters und auch der Stadt Rheinau. Gegen den Sulzer bestand militärisch jedoch keine Chance und mit ihrem Besitz der Burgen Balm und Rheinau konnten sie auch eine andauernde Bedrohung inszenieren, die „Einkünfte des Klosters verschwenden“, Vorgänge, die dem mehrfach wegen seiner Gegewehr eingekerkerten Abt Hugo nur die Möglichkeit von Hilfsersuchen zuletzt bis beim Papst ermöglichte. Dieser verhängte jedoch den Kirchenbann gegen die Sulzer und – wie Bader ergänzt –, gab er dadurch den Eidgenossen die Rechtfertigung bei fortgesetzten Querelen militärisch einzugreifen. Bis zu seinem Tode war Hermann dann vorwiegend damit beschäftigt, diesen Bann wieder zu lösen. Er starb auf Burg Balm „um das Jahr 1428“. Graf Rudolf V., zurückgesetzt und von seiner Frau getrennt, „voll nagendem Grams folgte bald seinem Vater.“ Der wieder eingesetzte Abt Hugo, soll jedoch ebenfalls eine Mißwirtschaft begonnen haben „und fand auch seine alten Feinde wieder“. Der umliegende Adel und die Landgräfin Ursula eröffneten die nächste Konfliktphase, in die sich die aus Kontrolle einer Vormundschaft entlassenen Söhne Rudolf und vor allem Johann und Alwig aktiv einschalteten. Sie trafen auf den neuen Abt Eberhard, zuerst vertraglich und rasch wieder im Streit, da sie gegen den Vertrag (mit der Mutter zusammen) das Schloß Rheinau besetzten. Der Konflikt geriet wegen eines Kriegs Vorderöstereichs gegen Zürich in Vakanz, zog Graf Johann 1444 „mit einem Haufen seiner Knechte gegen Rheinau“, der Abt entkam, wurde aber noch am selben Abend von dreißig Rittern aus Schaffhausen wieder zurück gebracht. Johann und sein ihn unterstützender Bruder Alwig zogen sich rasch auf Burg Balm zurück. Sie beschwerten sich beim Waldvogt (von Vorderösterreich), der „mit sechshundert Schwarzwäldern“ heranzog, aber auf der Brücke von den Rheinauer Bürgern zurückgeschlagen wurde. Der Züricher Krieg war jedoch eskaliert und es kamen „zwanzigtausend Mann französischer und englischer Söldlinge unter dem Herzog von Armangnak“ und verheerten die Waldstädte und den Klettgau. Hier nun besetzte Alwig „mit seinem Kriegsvolk“ ganz Rheinau, um auch die Stadt zu schützen. Nach Ende der Gefahr blieb er. Nun moblilisierte Abt Eberhard und der Ritter von Schienen mit einer Truppe vertrieb die Sulzer. Danach wurden wieder die Gerichte angerufen, doch die Sulzer beherrschen mit ihren Schlößern zu Rheinau und Balm die ganze Gegend und rächten sich, wo sie konnten – Rheinschiffe wurden ausgeraubt, Passagiere mit Lösegeld erpresst, Frachtwagen auf der Straße im Volkenbachtobel überfallen.

„Zitat|Ein solches Unwesen ertrugen die Schafhauser nicht lange; sie waren jüngst mit Ulmund anderen Reichsstädten in ein Bündniß getreten. Auf diesen Rükhalt gestützt, verbanden sie sich mit dem Abte zu Rheinau um der sulzischen Wegelägerei für immer eine Ende zu machen. Wie des geschah soll Johann von Müller, der geborne Schafhauser, […] erzählen|Bader zitiert: Schweizer Gesch. III. 472 (der alten Ausgabe).

„Eines Tages ein tausend vierhundert neun und vierzig […] machten die Schafhauser bei einbrechender Nacht sich auf, erschienen unerwartet vor Balm, nahmen Ursula, Johann und Alwig gefangen, plünderten die Burg […] und verbrannten sie nachmals. […] Von da zogen sie hinüber und brachen die Neuburg auf dem Ottersbühl, herab dann und eroberten der Grafen zu Rheinau beschwerliche Burg. Schultheiß, Rath und Gemeinde wurden genöthigt, ihnen zu schwören. Froh empfing die Befreier Abt Eberhard, allen großen Schafhauser Familien verwandt. Triumphirend, mit der Gloke von Balm (Zeichen oft böser Anschläge) zogen der Stadt Banner wieder zu Schafhausen ein. Die Gefangenen wurden losgelassen. […] Dessen ungeachtet, beschlossen die von Schafhausen ein großes Geldopfer, um zu beseitigen, was allein rechtlichen Anspruch begründen konnte. Die Grafen und die Gräfin von Sulz wurden mit mehr als zehntausend Gulden zu der Zusage bewogen, Balm nie wieder herzustellen.“

1453 begab sich die Stadt Schaffhausen in den Schutz der Eidgenossenschaft – die Sulzer bekämpften nach wie vor Rheinau und Schaffhausen – unter anderen auch Bilgeri von Heudorf –, auch Abt Erberhard schloß sich dem Schutz an und er bewirkte einen [zweiten] Bannstrahl des Papstes, der allein nichts ausrichtend, den Zürichern 1456 die Rechtfertigung zu einem Feldzug gab, der die feindseligen Edelleute neutralisierte. Danach wurde ein Frieden geschlossen, der „den fünf und vierzig Jahre währenden Kampf zwischen zwischen der Familie von Sulz und den Aebten von Rheinau beendete. [… Durch] das Ansehen der eidgenössischen Waffen“ – so Bader: „Die Grafen von Sulz bezeigten sich von da an sehr freundnachbarlich gegen das Stift, sie erlasen es sogar zu ihrer künftigen Grabstätte und stifteten einen Jahrestag dahin.“[3]

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  1. === Diskussion Rüeger, Balm ===

Diß schloß und herrschaft Balm kam an die grafen von Habspurg zu Louffenberg aber in welchem iar mag ich nit wüssen, wie ouch das nit, wann die von Balm, oder ouch warum si von diser hrer grichtsherrligkeit vertriben worden und darum | kommen. Im 1326 im iar des Herren, hatt graf Hans von Habspurg die herrschaft Balm schon in sinem gwalt, da er ouch dem Spital alhie ein gut zu Balm (verstand im dorf) verlihe. (Anm 2: bereits 1291 Verkauf Burg Balm an Rudolf V. H.-L., dann an Regensberger und nach 1319 wieder zurück an Rudolf. UR 457) Graf Hans von Habspurg, filicht obgemelts graf Hansens son (Anm. 3: Graf Rudolfs son), der letst diß gschlecht von Louffenberg, so im closter zu Rhinow begraben (Anm. 4: gest. 5. Mai 1408) wont ouch in disem schloß Balm, der hatt zu einem gmahel eine von Landenberg (Anm. 5: Agnes von Hohen-Landenberg). Quelle: Johann Jakob Rüger (1548–1606): Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1892. Bd. 2 S. 637 f., die von C. A. Bächtold bewirkte Neuausgabe. (s. Anmerkungen Antiquarischer Verein und Urkundenrodel Rheinau): ETH-Veröffentlichung). Bemerkenswert natürlich auch das Todesdatum. Bei Rüeger steht aber nichts vom St. Urbanstag (der 25. Mai, der würde eher für den 18. sprechen). Auf jeden Fall 1:0 für dich gegen Hodapp. Schlüssel wird das Datum, auch mit diesen Aargauer Urkunden zu Muri, meint Gerhard

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Die Burg Balm (in den Urkunden teilweise auch Balb, Balp oder Palm genannt) ist eine abgegangene Hangburg auf einem kleinen Geländesporn bei dem Ortsteil Balm, als Palba 876 erstmals erwähnt,[4] der Gemeinde Lottstetten im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg. Von der ehemaligen Burganlage ist nichts erhalten.


Herren von Balm

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Erste Besitzer der Burg waren die Herren von Balm, beiderseits des Rheins begütert und Anhänger der Herzöge von Zähringen.[5] bis 1218 und danach Vasallen der Freiherren von Regensberg. Sie kommen in den Urkunden von 1152 bis 1291 vor, waren zunächst freien Standes, später mit Bürgerrecht in Schaffhausen[4] und führten als Wappen in Rot einen silbernen Mühlstein.[6]

In der älteren Forschung galt die Chronik von Stadt und Landschaft Schaffhausen von Johann Jakob Rüeger (1548–1606) als prägend für die weitere (Besitzer-)Geschichte von Burg Balm.[Anm 1] Vergleichsweise zeitnah lebend – um 300 Jahre später –, hatte der Chronist Rüeger jedoch keine Kenntnis mehr über den Zeitpunkt und die Gründe für den nächsten Besitzer-Wechsel auf den Ortsadel:

Grafen von Habsburg-Laufenburg

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Zum ihm unbekannten Jahr des Übergangs der Burg an die Grafen von Habsburg-Laufenburg deutet Rüeger eine ‚Vertreibung‘ an: „Diß schloß und herrschaft Balm kam an die grafen von Habspurg zu Louffenberg aber in welchem iar mag ich nit wüssen, wie ouch das nit, wann die von Balm, oder ouch warum si von diser irer grichtsherrligkeit vertriben worden und darum kommen.“ Rüegers Chronik lag ursprünglich nur handschriftlich vor, in der Vorbereitung einer gedruckten Ausgabe wurde sie knapp 300 Jahre später von Carl August Bächtold (1838–1921) abgeschrieben und im Druck zusammen mit dem Historischen Vereins Schaffhausen ab 1892 mit drei Teilen in zwei Bänden veröffentlicht. Der Textbearbeiter Bächthold sah sich veranlasst, in einer Vielzahl von Anmerkungen Rüegers Darstellung zu ergänzen oder zu korrigieren. In der Anmerkung 2 zum entsprechenden Kapitel mit obigem Zitat bemerkt Bächtold: „1291 Verkauf Burg Balm an Rudolf V. von Habspurg-Louffenburg, dann an Regensberger und nach 1319 wieder zurück an Rudolf. (UR 457).“ Hier macht er selbst einen Fehler, denn gemeint sein muss dabei Graf Rudolf III., da es unter den Habsburgern keinen Graf Rudolf V. gab – erst danach unter den Sulzern:

Zwischenbesitzer

Nach Literatur: 1291 kaufte der Rheinauer Mönch Heinrich von Prasberg, von Lüthold (Linthold) von Regensberg den Zehnten in Nack. Der Kaufvertrag wurde in Gegenwart des Grafen Rudolf III. von Habsburg-Laufenburg im Schloss Balm abgeschlossen, bald darauf, im Jahr 1294 verkaufte Lüthold von Regensberg Burg und Herrschaft mit den Ortschaften Balm, Lottstetten, Nack, Reutehof, Dietenberg, Geisberg und Lochehof zurück an Rudolf III.[4] (die Urkunde ist in deutscher Sprache geschrieben).</ref> Am 11. Mai 1310 verkauft Rudolf III. die Burg wiederum für 15 Mark Silber an Adelheid von Regensberg und ihren Sohn, bis sie 1326 wieder in der Hand von Habsburg-Laufenburg ist.[7]

Besitzer Johann I.

Mit diesem zweiten Datum stieg auch Rüeger wieder ein: „Im 1326 im iar des Herren, hatt graf Hans von Habspurg die herrschaft Balm schon in sinem gwalt, da er ouch dem Spital [in Schaffhausen} alhie ein gut zu Balm (verstand im dorf) verlihe.„ Mit diesem Graf Hans ist jedoch ungenau Johann I. (1310–1337) gemeint, nicht Johann IV. Im Folgesatz scheint Rüeger selbst irritiert und bringt beide Hans in Abfolge: ... „Hans von Habspurg, filicht obgemelts graf Hansens son.“ Hier schließt Bächthold mit der Korrektur an: „(Anm. 3: Graf Rudolfs son)“.

Besitzer Johann IV.

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Nach der Unsicherheit um die beiden Grafen Hans, setzt Rüeger obigen Satz „Hans von Habspurg, filicht obgemelts graf Hansens son“ fort mit „der letst diß gschlecht von Louffenberg, so im closter zu Rhinow begraben (Anm. 4: gest. 5. Mai 1408 nach Bächtold) wont ouch in disem schloß Balm, der hatt zu einem gmahel eine von Landenberg (Anm. 5: Agnes von Hohen-Landenberg, Bächtold). Rüeger nennt ihn zwar nicht Johann IV., spezifiziert ihn aber über die „gmahel“. Rüeger selbst nennt kein Todesdatum. Josef Bader (1805–1883), der die Rüeger-Chronik unter Umständen gekannt haben könnte, denn der Beschluss zur Veröffentlichung in Schaffhausen wurde bereits 1878 (nach Vorlage der Bächthold-Abschrift) getroffen, mag Balm als Wohnort übernommen haben, doch ignoriert er demzufolge Bächtholds Anmerkung 4 mit dem Todesdatum 5. Mai und nennt als Todesdatum die „Woche vor St. Urban“, dessen Jahrestag der 25. Mai ist und der somit den 18. Mai bestätigt, den auch Kurt Hodapp für einzig zutreffend hält.

Offene Frage zu Wohnsitz und Tod des Johann IV.

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Trotz der zeitlichen Nähe Rüegers zu den Grafen – zuletzt 150 Jahre – ist doch festzustellen, dass er lückenhaft informiert ist und auch in den 80 Jahren zwischen 1326 und dem Tod Johanns 1408 die Namen und Abfolge der Grafen nicht kennt und auch verwechselt, mag es gerechtfertigt sein, dass der Waldshuter Heimatforscher Kurt Hodapp (* 1930) in einer „Untersuchung“ im Jahr 2000 auch Rüegers Nennung des Wohn- und Todesortes Burg Balm in Zweifel zieht. Zumal er belegt, dass der Verkauf von Stadt- und Burg Laufenburg durch den vom eigenen Vater schwer beeinträchtigten Johann IV. an Erzherzog Leopold III. dessen Gefälligkeit war und Stadt und Burg noch im Kaufvertrag wieder als Mannlehen zurück gingen. Auch zahlreiche Urkunden der folgenden Jahrzehnte kennzeichnen nach Hodapp Johann als „Laufenburger“, nur selten als den Klettgauer Landgrafen und nie als Balmer. Zudem stand Johann intensiv als Vogt in Diensten Vorderösterreichs für den Aargau, Thurgau und Schwarzwald und hier lag Laufenburg zentral und nicht im ‚hintersten Eck‘ Balm. Mit Schaffhausen hatte Johann wenig zu tun – genannt werden nach seinem Tod sogar zwei Schaffhauser Bürger als Besitzer von Burg Balm, die, um die Burg für seine Witwe Agnes als Sitz frei zu machen, ausgelöst werden müssen. Dazu kommt, dass am Todestag 18. Mai 1408 Johann sich offensichtlich auch woanders auf einer Reise befand.

Siehe hierzu: Johann IV. (Habsburg-Laufenburg)#Todestag|Berichtigung zum Tod des Grafen

Kritik der Rüeger-Chronik

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Der Wert der aufgrund ihres über 400jährigen Alters als Quelle für „wichtig“ gehaltenen Chronik überstrahlt im allgemeinen Kritik, die allenfalls dezent (Mezger durch das Zitieren von Schellenberg) ausgeführt ist, doch durchaus in neuerer Zeit vom Schaffhauser Karl Schib (1898–1984) auch in Bezug auf die Neuausgabe formuliert wurde: Er nennt Bächthold, der einen Fall im „Meer der Anmerkungen untergebracht und so versteckt“ habe und hielt auch „Rüegers Darstellung der allgemeinen Geschichte überholt und teilweise unselbständig“ – mit Ausnahme „seiner Schilderung der städtischen Topographie [Schaffhausens,] ein Denkmal der Genauigkeit, wie es kaum für eine andere Stadt besteht.“[8]


Die Herren von Sulz

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Mit der Erbtochter Ursula geht die Burg 1410 auf die Grafen von Sulz über. Ihr Vater Johann IV. (Habsburg-Laufenburg).[9][10]

Die Burg Balm war der Sitz der Begründer des Sulzer Zweiges der Linie Klettgau, Hermann von Sulz und dessen Sohn Rudolf III. von Sulz er wohnte hier mit seiner Familie, Frau Ursula und den drei Söhnen bis zur Zerstörung der Burg.

Der Fronwaagturm am Fronwagplatz mit der Astronomischen Uhr von Joachim Habrecht und dem Glockenturm mit der Burgglocke von Balm, auch Küngeliglöckli (von schwizerdütsch Küng = König) genannt

... und am St. Marientag den 22. September 1449 oder nach anderer, weniger verlässlicher Quelle Dienstags am 23. September, nachts, durch Schaffhauser Soldaten die aus Isny kamen, wo sie im Dienst des Städtebunds waren, angegriffen.[11] Die Burg selbst wurde dann nach Rücksprache mit dem Städtebund zerstört und geschleift.

Nach einer Entschädigungszahlung von 10500 Gulden den Sulzer durfte die Burg nicht mehr aufgebaut werden.

Die benachbarte Burg Rheinau war gleichzeitig erstürmt und besetzt worden kam aber später wieder in die Hände der jeweiligen Schirmvögte des Klosters, sie war durch die Grafen von Lenzburg um 1100 erbaut worden.[12] Sie stand auf der Anhöhe bei der Stadtmauer wovon noch Reste stehen.

Das Burgglöcklein wurde von den Schaffhauser Soldaten 1449 nach Schaffhausen gebracht und hängt dort noch heute im Fronwagturm.[13] Sie wurde geläutet beim Einzug des Königs, bei der Wahl des Bürgermeisters oder bei Kriegsgefahr. Sie hat die Inschrift: Ave Maria, geratia pelena dominus † XIV Jor.[14] Die Glocke ist von 1414 und hat als Giesserzeichen eine Art Baslerstab. Höhe 46cm. Dm 53cm. Durch den Einsturz des Turmes 1746 erlitt sie nur einige Kerben. Auch die Astronomische Uhr überstand den Sturz unbeschadet.[15]

Heute ist die Burgstelle am Rande von Balm zum Hochrhein hin (Adresse Mühlenweg 3) bewaldet und unzugänglich.

  1. Johann Jakob Rüeger: Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1892. Bd. 2 S. 637 f., in der von C. A. Bächtold bewirkten Neuausgabe. (s. Anmerkungen Antiquarischer Verein und Urkundenrodel Rheinau): ETH-Veröffentlichung). Die Anmerkungen stammen von Carl August Bächthold, der von der nur schriftlich vorliegenden Rüeger-Chronik zur Vorbereitung der Neuausgabe eine Abschrift fertigte und diese dann auch mit seinen Korrekturen als Anmerkungen versah.

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Einzelnachweise

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  1. Sebastian Münster: Cosmographia, Buch 5, S. 760
  2. Gedenkschrift: 1200 Jahre Rheinau 1978, S. 9.
  3. Josef Bader: Die Grafen von Sulz, ein heimathliches Gemälde in: Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]: Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums, 2. Band, Karlsruhe 1842, S. (153) 158 bis 166: Badenia, S. 158 ff. Abruf am März 2022.
  4. a b c Balm [Wohnplatz]. In: Landeskunde entdecken online (LEO-BW). Landesarchiv Baden-Württemberg, abgerufen am 24. September 2012.
  5. Heinz Voellner, Die Burgen und Schlösser zwischen Wutachschlucht und Hochrhein, S. 46 ff., Hochrhein Geschichts Verein (Hrsg.), 1975
  6. Lottstetten. In: Landeskunde entdecken online (LEO-BW). Landesarchiv Baden-Württemberg, abgerufen am 24. September 2012.
  7. Georg Jäger: Jestetten und seine Umgebung, S. 466.
  8. Karl Schib: Johann Jakob Rüeger: Biografie, S. 6.. Abruf am 27. Februar 2022.</ref Auch anderweitig erschien Rüegers Chronik sorgfältig zu prüfen: Wenn Rüegers Darstellung der allgemeinen Geschichte überholt und teilweise unselbständig ist, bleibt seine Schilderung der städtischen Topographie ein Denkmal der Genauigkeit, wie es kaum für eine andere Stadt besteht. Quellen und Literatur: J. J. Mezger: Johann Jakob Rüger, Chronist von Schaffhausen, Schaffhausen 1859 (im Anhang 293 Anmerkungen). - J. J. Rüeger: Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen, hrsg. vom Historisch-antiquarischen Verein des Kantons Schaffhausen. 2 Bände, Schaffhausen 1884 und 1892. In der 115 Seiten umfassenden Einleitung zum ersten Band gibt der Herausgeber, C. A. Bächtold, eine Biographie Rüegers mit einer Beschreibung der im Staatsarchiv liegenden Handschriften). In: [Bildvorlage: Staatsarchiv Schaffhausen, Federzeichnung von Hans Caspar Lang, 1599].
  9. Johann Jakob Rüger: Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1892. Bd. 2 S. 638 (s. Anmerkungen Antiquarischer Verein und Urkundenrodel Rheinau)
  10. Joseph Bader: Die Grafen von Sulz. In: Badenia, 1840 Bd. 2 S. 154. Webseite Heidelberger historische Bestände – digital, abgerufen am 18. Februar 2022.
  11. Harder, Im Thurn: Schaffhauser Chronik S. 29ff.
  12. Gedenkschrift: 1200 Jahre Rheinau 1978, S. 9
  13. s. Homepage der Dokumentationsstelle Rheinau (Memento des Originals vom 6. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dokstelle.rheinau.ch
  14. Harder, Im Thurn: Schaffhauser Chronik S. 32
  15. Reinhard Frauenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen. Die Stadt Schaffhausen, S. 232


___________________________________________________________________________________________________________________________________ == Überarbeitung Johann IV. == #'''Johann IV. von Habsburg-Laufenburg''' (auch: '''Graf Hans''' {oder liebevoll durch die/ in der} Überlieferung der [[Salpeterer]] '''Der gute Graf Hänsli'''<ref>Fridolin Jehle, ''Geschichte der Stadt Laufenburg'', Band 1, Die gemeinsame Stadt, 1979</ref> aufgrund der ihm zugedachten ''vermeintlich'' verbürgten ''uralten Freiheiten und Rechte'' an die Freibauern auf dem [[Hotzenwald]]; * um [[1355]] vermutlich in [[Ruine Laufenburg|Laufenburg]]; † [[18. Mai]] [[1408]] auf [[Burg Balm]]) war der letzte Graf des Hauses [[Habsburg-Laufenburg]], [[Landgrafschaft Klettgau|Landgraf im Klettgau]], Herr zu Laufenburg und [[Kloster Rheinau|Rheinau]], Herr zu [[Krenkingen]] bis 1398, dann zu [[Rougemont-le-Château|Rotenberg]]<ref>[http://regesten.regesta-imperii.de/register/f_all.php?rpk=11001000&i=5057]{{Toter Link|date=2018-04 |archivebot=2018-04-17 11:30:09 InternetArchiveBot |url=http://regesten.regesta-imperii.de/register/f_all.php?rpk=11001000&i=5057 }}| Urkunden auf regesta-imperii</ref> und Landvogt der Herrschaft Österreich im [[Thurgau]], [[Aargau]] und [[Grafschaft Hauenstein|auf dem Schwarzwald]]. == Kritik und neue Forschungsgeschichte (K. Hodapp) == „Die geschichtliche Rolle der [habsburg-laufenburgischen] Grafen, seit 1315 als Landgrafen im Klettgau urkundlich erwähnt“, –ermittelte der [[Waldshut|Waldshuter]] Historiker und Heimatforscher Kurt Hodapp (* 22. März 1930 in Lenzkirch) –, „ist in der regionalen Literatur sowohl auf Deutscher wie auch auf Schweizer Seite zwar ausgiebig aber recht widersprüchlich und unvollständig dargestellt.“ In dem Periodikum [[Landesverein Badische Heimat#Publikationen|Badische Heimat]] veröffentlichte Hodapp im September 2000 „eine Zusammenfassung von Teilen einer ortsgeschichtlichen Vorarbeit“, die als Broschüre mit dem Titel ''Beiträge zur Geschichte der Landgrafschaft Klettgau'' als „Teil A“ mit drei Kapiteln vorliegt. Teil A: ''Die Landgrafschaft Klettgau bis 1408'', Waldshut-Tiengen 1998, 99/295 Seiten: 1.) Der Klettgau in der bisherigen Geschichtsschreibung. 2.) Das Problem der Entstehung der Landgrafschaft Klettgau. 3.) Die Grafen von Habsburg-Laufenburg. Seine „Voruntersuchung enthält hierzu umfangreiche Literatur- und Quellenbelege“, die Hodapp in einer Auswahl für den Beitrag in ''Badische Heimat'' auch in zahlreichen Anmerkungen kommentiert.<ref>Kurt Hodapp: ''Graf Johann IV. von Habsburg-Laufenburg (ca. 1360–1408)'' in (Hrsg.:) Landesverein Badische Heimat e.V., ''Zeitschrift für Landes- und Volkskunde, Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz'', Karlsruhe 2000 (80. Jahrgang, Heft 3), S. 416.</ref> * Fehlertext<ref>Joseph Bader, Die Grafen von Sulz, in: Badenia, 1840 Band 2, S. 134.</ref>. #== Vorgeschichte == „Im Jahre 1232 teilte sich das Grafenhaus der Habsburger in zwei Linien, die albertinische, später herzoglich-österreichische und zu Macht und Ansehen aufsteigende und die weniger erfolgreiche, die rudolfinische oder Laufenburger Linie.“ Die unterschiedliche Entwicklung wurde durch den späteren König Rudolf I. von der albertinischen Linie eingeleitet, „dem es gelang, sich und seinen Nachkommen eine dominierende neue Basis im Südosten und an der Spitze des Reiches zu sichern.“ Im Rahmen seiner Neuorganisation des Reiches nach dem Interregnum übertrug er „durch ein Empfinden der Familieneinheit bestimmt“, an einen Vertreter der Nebenlinie der Grafen von Habsburg-Laufenburg, die Landgrafenfunktion [im Klettgau] und die Klostervogtei über das Rheininselkloster Rheinau 1288. Die Hauptinteressen der Familie lagen jedoch in Territorien der Schweiz, die sich letztlich nicht vorteilhaft entwickelten. Vier Generationen nahmen die Funktionen im Klettgau und Rheinau als „eine mehr oder weniger wichtige Nebenaufgabe“ wahr: Graf Rudolf III. (1288–1315), Johann I. (1315–1337), Rudolf IV. (1337–1383) und zuletzt Johann IV.<ref>Kurt Hodapp: ''Graf Johann IV. von Habsburg-Laufenburg (ca. 1360–1408)'' in (Hrsg.:) Landesverein Badische Heimat e.V., Karlsruhe 2000 (80. Jahrgang, Heft 3), S. 399 f.</ref> {{Zitat|Bis zu Graf Johnann IV., meist nur Graf Hans genannt, war der einst bedeutende Besitz an Land und Herrschaftsrechten neben geringem Streubesitz hauptsächlich auf die Stammherrschaft Laufenburg, die Landgrafschaft im Klettgau mit der Herrschaft Balm als Eigentum der Laufenburger und der Herrschaft Krenkingen als österreichischer Pfandschaft seit 1359 […] zusammengeschmolzen.|Kurt Hodapp: ''Graf Johann IV.'', Badische Heimat, Karlsruhe 2000, S. 400.}} == Leben == Johann IV. war der Sohn von [[Rudolf IV. (Habsburg-Laufenburg)]] († 1. Oktober 1383) und (⚭ 9. Februar 1354) Elisabeth (Verena Isabella) [[Gonzaga]] von [[Mantua]] (1348–1380).<ref name="genealogy">http://genealogy.euweb.cz/habsburg/habsburg3.html</ref> #;Kindheit „Um 1360 geboren, wurde das Schicksal von Graf Johann IV. bereits ohne eigene Einflußmöglichkeit eine erste, unglückliche Richtung gegeben als sein Vater Rudolf IV. 1372 für ihn schon im Alter von ca. 12 Jahren einen Ehevertrag mit dem Freiherrn Ulich von [[Rappoltstein]] schloß, der später die beidseitigen Kinder, Graf Hans und die Rappoltsteinerin Herzlaude verbinden sollte.<ref group="Anm">Gesiegelter Vertragsbrief vom 9. Dezember 1372 bei Hodapp, S. 401 f.: „Solche Eheverträge für minderjährige Kinder aus Adelsfamilien waren durchaus üblich.“ Abdruck auch in: [[Argovia (Buchreihe)|Argovia]] Band 18: A. Münch: ''Regesten der Grafen von Habsburg der Laufenburger Linie, 1198 bis 1408.'' 2. Teil I. Verhandelt wurden auch „''die Burg Herznach und 10 000 Gulden'' (als Widerlager für die Morgengabe der Braut in gleicher Höhe)“.</ref> Dieser Heiratspakt schien für den jungen Grafen eine vorteilhafte Verbindung zu bringen, die dem Grafenhaus wieder zu etwas Vermögen und Reputation helfen würde.“ Hinweisen zufolge war die Braut zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt. Eine wichtige Bedeutung hatte auch die Fortpflanzungsfähigkeit der beiden Partner und „aus der Rechtfertigung über die Auflösung des Ehevertrages durch den damaligen Vormund der Braut, Bruno von Rappoltstein wird bekannt, daß die beiden Verlobten ‚''ein volles halbes Jahr''‘ bereits zusammengelebt hatten: […] Der junge Habsburger habe sich nicht als Mann erwiesen, Johann sei nicht ‚''verfengklich für frowen''‘. […] Graf Rudolf strengte gegen die Rappoltsteiner Prozesse an, die aber beiden Parteien wenig mehr als Publizität und viele Kosten einbrachten.“ Beide Seiten gaben den Aufwand mit ‚''me denne 10 000 gulden''‘ an. Nach dem Tod des Vaters 1383 setzte Johann den Streit fort „und ließ erst 1396 die Händel ruhen.“ „Dieses Mißgeschick mit der verhinderten Heirat und den daraus resultierenden Vermögenskonsequenzen hatte zunächst die Auswirkung, daß eine erneute Eheverbindung für die erwünschte Erhaltung des nur noch auf Graf Hans ruhenden Grafengeschlechts bis etwa 1390 unterblieb.“ Und „nach den Gesichtspunkten optimaler hochadeliger Familienpolitik [… würde] das inzwischen erreichte niedrige Niveau seiner Existenzbasis“ kaum mehr eine Ehe mit einer standesgleichen Frau ermöglichen.<ref>K. Hodapp: ''Graf Johann IV.'', S. 402 f.</ref> #;Unternehmungen zur Vermögensstabilisierung Drei Jahre nach dem Tod des Vaters verkaufte Graf Johann das Stammgut der Familie: Burg, beide Städte Laufenburg mit drei Vogteien und von Dörfern, Leuten, Gütern – samt allem, was das Umland hergab, „gar und gänzlich mit allen Rechten […] um 12 000 Gulden an [[Leopold IV. (Habsburg)|Herzog Leopold III. von Österreich]] seinem gnädigen Herrn. […] Die Kaufurkunde wurde ausgestellt zu Brugg im Aargau am 27. April 1386“; in einem 2 Tage später datierten Gegenbriefes Herzog Leopolds „die vereinbarten Zahlungstermine genannt.“ Der Herzog belehnte den Graf Hans und mögliche männliche Nachkommen jedoch gleichzeitig „mit dem Verkaufsobjekt Burg, Stadt und Herrschaft Laufenburg mit einem rechten Mannlehen“ und garantierte auch im Falle des Erlöschen des Mannesstammes möglichen Töchtern eine geregelte Versorgung. „Das bedeutet, Graf Johann und seine Familie konnten sich weiterhin der veräußerten Burg, Stadt und Herrschaft bedienen“. Den Verlusten an Besitz stehen nur wenige und unbedeutende Erwerbungen gegenüber, wie die Erbschaft der Sundgauer Herrschaft Rotenberg. Bekannt ist ein 1390 von Graf Hans vergebenes Lehensobjekt „Prechtal im mittleren Schwarzwald“.<ref group="Anm">Die [[Herrschaft Prechtal]] übergab er an den Markgrafen [[Hesso (Baden-Hachberg)|Hesso von Baden-Hachberg]] als Lehen.(''Fürstenbergisches Urkundenbuch : Sammlung d. Quellen zu Geschichte d. Hauses Fürstenberg u. seiner Lande in Schwaben. 2. Quellen zur Geschichte der Grafen von Fürstenberg vom Jahre 1300 – 1399'', 1877, Nr. 542, S. 358–359 [http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/5827828 Digitalisat der ULB Düsseldorf]). Im Falle seines Todes ohne männliche Leibeserben sollte das Lehen in das Eigentum der Markgrafen fallen. Dieser Fall trat 1408 ein. Allerdings hatte Graf Hans im Oktober 1406 das Lehen Prechtal an die Grafen Konrad, Heinrich und Egon von Fürstenberg vergeben, wofür diese auf Schuldforderungen verzichteten.(siehe Arnold Münch: ''Regesten der Grafen von Habsburg, laufenburgischer Linie 1198–1408.'' In: ''Argovia'', 10 (1879), S. 255, Nr. 753 und 754 ([[doi:10.5169/seals-22568]])).</ref> Nachweisbar sind auch „Lehensvergaben der linksrheinischen Burgen Rheinsfeld, Kienberg und Wartenberg bei Basel, während von den nachgewiesermaßen rechtsrheinischen Burgen der Laufenburger, wie Neu-Krenkingen und Balm keine solchen Belehnungen bekannt sind, obwohl solche gewiß ebenfalls stattgefunden haben, denn beide Burgen waren nicht von den Grafen selbst genutzt.“<ref>K. Hodapp: ''Graf Johann IV.'', S. 404.</ref> #== Im Dienst Österreichs == „Seit 1387 läßt sich der jüngere Graf Hans IV. als Landvogt in 4 Urkunden nachweisen. Im Gegensatz zu seinem Vater Graf Rudolf IV., der noch 1374–76 für die gesamten vorderösterreichischen Gebiete von Schwaben bis ins Elsaß zuständig war, hat Graf Hans [..] nun nur noch den Mittelteil zu betreuen, während für Innerschwaben und Breisgau-Elsaß weitere Landvögte eingesetzt sind.“ In diesem Rahmen kann Johann noch ausstehende väterliche Forderungen an die „herzöglichen Vettern von Österreich“ in Höhe von 2400 Gulden einziehen; seine jährliche Besoldung als Landvogt beträgt 1200 Gulden. Diese erste Verpflichtung dauert bis spätestens 1396.<ref>K. Hodapp: ''Graf Johann IV.'', S. 405 f.</ref> ;Späte Eheschließung „Einige Zeit vor 1393“ heirateten Graf Johann IV. und Agnes von Landenberg-Greifensee. „Die Witwe des Herrn von Wesenberg war nicht ebenbürtig, daher nicht standesgemäß, da Agnes genannt Neze, nur aus einem, wenn auch bedeutenden [[Ministeriale]]ngeschlecht stammte.“ Der Graf hatte diese Ehe offensichtlich nicht von einer Standeserhöhung abhängig gemacht – „sie war die Frau seiner Wahl“ – und zu diesem Zeitpunkt gab es „eine oder bereits schon beide Töchter Graf Johannes, Agnes und Ursula.“ Mit der in Prag ausgestellten Urkunde vom 14. Mai 1393 wurde diese Standeserhöhung von König Wenzel ausgesprochen: {{Zitat|‚''1393, Mai 14./ Prag / [[Wenzel (HRR)|König Wenzeslaus]] erhebt auf Bitte des Grafen Hans von Habsburg die Agnes (Neze) von Landenberg, welche dieser zu seiner ehelichen Hausfrau genommen, die aber nicht von Grafen – sondern von Dienstleutestamm geboren ist, in den Grafenstand.''‘ Der vollständige Inhalt der Urkunde läßt jedoch auch erkennen, daß darin nicht nur die Gemahlin in den Grafenstand erhoben wurde, sondern auch die Nachkömmlinge von Graf Johann, die ‚''er jezunt mit ir hat oder hernach gewinnet.''‘|K. Hodapp: ''Graf Johann IV.'', S. 403 f.<ref>Urkunde bei: Herrgott P. Marquart: ''Genealogia Diplomatica Augustae Gentis Habsburgicae'', Wien 1737, Pars II,, Vol III., S. 730, Nr. 890, 1393, Mai 14. Prag: ''Erhebung der Agnes von Landenburg in den Grafenstand usw.</ref>}} ;Weitere Dienste für das Haus Österreich Wiederum als Vogt für Österreich im oben genannten gleichen Gebiet [‚zwischen Breisgau und Innerschwaben‘] tätig ist Graf Hans IV. von Habsburg von 1396 bis 1398. In der davor liegenden Periode und ebenso „von 1398 bis 1405 begegnet Graf Johann öfters als österreichischer Rat im Gremium der dem jeweiligen Landvogt zur Seite stehenden Berater.“ „1405 beginnt dann die dritte Periode des Grafen als österreichischer Landvogt im Aargau, Thurgau und im Schwarzwald gerade zur ersten Phase der [[Appenzellerkriege#Appenzeller Sieg und habsburgische Intervention|Appenzellerkriege]] – die für Österreich und seine Gefolgsleute weniger erfolgreich war – in denen Graf Hans als Landvogt und militärischer Befehlshaber der im anvertrauten Lande auch mit zusätzlichen Aufgaben belastet wurde. Ende 1406 wird der Laufenburger Graf letztmals als Landvogt der Herrschaft Österreich urkundlich benannt.“ Sein Nachfolger im Amt ist Graf [[Hermann von Sulz]]. Der Historiker Rolf Köhn sieht die Rolle der Grafen in der Zwiespältigkeit des Amtes als österreichische Landvögte in der einerseits gehobenen hochadeligen Position und den „vielfach begrenzten Kompetenzen“ andererseits. Aus diesem „Ungleichgewicht“ seien vielfach „potenzielle Konfliktherde“ entstanden.<ref>Köhn, Rolf: ''Der Landvogt in den spätmittelalterlichen Vorlanden: Kreatur des Herzogs oder Tyrann der Untertanen?'' in ''Die Habsburger im deutschen Südwesten. Neue Forschungen zur Geschichte Vorderösterreichs. Stuttgart 2000, S. 153-198.</ref> Hodapp: „Da jedenfalls von Spannungen zwischen Fürst und Graf Hans in seinen Dienstjahren keinerlei Spuren zu finden sind, so darf seine Dienstführung wohl als untadelig gelten.“ (S. 407). {{Zitat|Nach dem Ausscheiden von Graf IV. als österreichischer Landvogt 1406 scheint ihm im [[Appenzellerkriege#Der Bund ob dem See und erster Friedensschluss|2. Abschnitt des Appenzeller Krieges]] eine maßgebliche Rolle zugefallen zu sein, da er in den Bündnis-Urkunden und auch im Friedens-‚Spruch‘ des [[Ruprecht (HRR)|Königs Ruprecht]] 1408 als Mitsiegler auftritt und in den Listen der Beteiligten immer an vorderen Plätzen erscheint.|K. Hodapp: ''Graf Johann IV.'', S. 407.}} === Zwischenspiel „Grafschaft Hauenstein“ === Bei der erfolgreichen Rückforderung einer seinem Vater Rudolf IV. geschuldeten (Teil-)Zahlung der Österreicher wegen dessen Tätigkeit als Landvogt, wurde Graf Hans wegen dem Verzicht auf eine weiterhin noch ausstehende Geldschuld „für das Restguthaben die Pfandschaft der Herrschaft Schwarzwald<ref group="Anm">Die „Herrschaft Schwarzwald“ ist in ihrer institutionellen, also auch historischen Entstehung, ebenso wie in ihrer Lage oder in Bezug auf gesellschaftliche Strukturen bislang nicht definiert. In dem Revers von 1396 stand sie noch unter jenem Begriff – zur „Grafschaft“ kann sie nur durch den Grafen Hans geworden sein.</ref> zur lebenslänglichen Nutzung übertragen. Im Verlaufe dieser Pfandzeit unter Graf Hans von Habsburg-Laufenburg bildete sich die […] bleibende Bezeichnung ‚Grafschaft Hauenstein‘.“ {{Zitat|In seinem der Herrschaft Österreich ausgestellten Revers vom 17. September 1396 verpflichtete er sich u.a. dem Pfandherren Leopold von Österreich gegenüber, ‚daz ich die selben lüte mit voegten und rechten und gewohnheiten beliben lassen soll, als sie von alters her komen sind […] und nu an mich bracht sind, und dawider niemer zu thuon on alle geverde.‘|Hodapp, S. 405: Urkunde in: ''Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins'', 1859.}} Diese Urkunde war den Hotzenwäldlern nie zugänglich, doch war „darüber offensichtlich eine jahrhundertealte Überlieferung vorhanden“ und sie „gewann fast eine mythische Bedeutung“<ref>Günter Haselier: ''Die Geschichte des Hotzenwaldes''. Lahr 1973, S. 35-36, in: Hodapp: 405 und 416.</ref> in den [[Salpetererunruhen|Salpeterer-Unruhen]] des 18. Jahrhunderts. Gewiß hatte die Bevölkerung den in Laufenburg, in der Nähe wohnenden Grafen, bis 1408 auch noch zwölf Jahre erlebt. {{Zitat|Die Salpeterer hatten sagenhaftes Wissen um diese Bestätigung des ‚guten Grafen Hans‘ bewahrt und beriefen sich auf seine Zusagen, daß er diese Leute bei ihren Rechten und Gewohnheiten bleiben lassen wolle, wie sie ihnen seit alters hergebracht sind. […] Sie glaubten damit beweisen zu können, Graf Hans habe ihnen ‚''die Freiheit geschenkt''‘. […] Tatsächlich gelobte er, ihnen ihre bisherigen Freiheiten nicht zu beschneiden und zu beschränken.|Hodapp: ''Graf Johann IV.'', S. 405.}} Da dies jedoch erstmals urkundlich formuliert und damit schriftlich festgelegt wurde, gewann es für die Bevölkerung diese hohe Qualität – unabhängig davon, ob diese Verpflichtung auch anderen Ortes „üblicher Reversinhalt in derart Fällen (war), um für die Beteiligten und Betroffenen Gewähr für die Beibehaltung des status quo während der Pfandschaftszeit zu bewahren.“<ref group="Anm">Der Text der Urkunde soweit von Hodapp zitiert: Johann verpflichtete sich dem Pfandherren Leopold von Österreich gegenüber, „nach der brief sag, die ich darumben innehab, und mir auch die lüte daselbst uff dem swartzwald geschworen und huld getan hant, da hab ich verhaißen und auch gelobt, daz ich die selben lüte mit voegten und rechten und gewohnheiten beliben lassen soll, als sie von alters her komen sind, und als sy ander voegt vormals pfandwis inngehept hant beliben sind und nu an mich bracht sind, und dawider niemer zu thuon on alle geverde.“ Er schließt sich damit auch Vorgängern an. Hodapp, 405.</ref> Unter den Nachfolgern des Grafen Hans, scheint sich der Begriff der [[Grafschaft Hauenstein]] dann ‚eingebürgert‘ zu haben. == Landgraf im Klettgau == Das Landgrafenamt hatten die Habsburg-Laufenburger seit ihrer Belehnung durch König Rudolf I. im Jahr 1288 inne. Graf Hans übernahm es nach dem Tod seines Vaters Rudolf IV. 1388. Nach Hodapp hat „die vielfach in Klettgau-Historien geäußerte Ansicht, Graf Hans habe sich nach dem Verkauf von Laufenburg 1386 im Klettgau nur noch ‚''seinem ererbten Landgrafentum''‘ gewidmet, wohl kaum Berechtigung […] Im Gegensatz zur Betätigung als österreichischer Rat und Landvogt, scheint sich Graf Hans von Habsburg-Laufenburg seinem Landgericht weniger intensiv gewidmet zu haben“: Hodapp bewertet den Rückgang der persönlichen Richtertätigkeit durch den Landgrafen „als allgemeine Erscheinung“ der Zeit – „jedenfalls finden sich für den Klettgau nach 1380 keine Nachrichten mehr, die den Grafen als Landrichter nennen.“ Im Namen des Landgrafen führen ''Freie'' den Vorsitz. Selbst bei der Landgerichtsreform von 1401 durch König Ruprecht läßt sich Graf Hans beim Belehnungsakt in Donauwörth vertreten. Das ursprünglich so entscheidend wichtige Richteramt wird nicht „mehr als Lehen, sondern als Beamtenaufgabe angesehen“ und drückt das weitgehende Desinteresse des Grafen auch insgesamt am Landgrafenamt aus. Lediglich bei seinen Eigenleuten will er Fälle persönlich verhandeln und „Achterklärungen von Edelleuten und Städten behielt sich der Graf wohl aus Gründen der Verhinderung politischer Verwicklungen vor.“ Zu den Eigenleuten zählten auch „des Gotteshauses Rheinau ‚''arme Leut''‘.“<ref>K. Hodapp: ''Graf Johann IV.'', S. 407 ff.</ref> === Schirmvogt des Klosters Rheinau === „Bis zum Jahre 1389 fehlen unmittelbare und urkundlich sichere Nachrichten über die tatsächliche Schutzfunktion eines Laufenburger Grafen für das Inselkloster Rheinau.“ Die Ausübung gilt als unbezweifelbar, doch haben „die Grafen von Habsburg-Laufenburg auch in den Klosterurkunden keine Spur hinterlassen.“ Nur ein den „Geschichtsforschern offenbar entgangener Vorgang“ um 1389 enthält einen direkten Beleg: Die beiden zu diesem Zeitpunkt noch letzten lebenden (und unvermählten) „Vertreter des Grafenhauses von Habsburg-Laufenburg, Graf Hans III. auf Rotenberg und Hans IV. von Laufenburg bemühten sich, ihren österreichischen Lehensbesitz und die Rheinauer Schirmvogtei sich gegenseitig für den Fall des Überlebens zu sichern.“ Das komplizierte Verfahren vor dem Landgericht im Elsaß in Ensisheim gelingt. Und erst 1408 gibt es einen von König Ruprecht ausgestellten Lehensbrief. {{Zitat|Auch mit der Sicherung der österreichischen Lehensgüter für die nun endgültig auf weibliche Familienmitglieder eingeschränkte Nachkommenschaft tat Hans IV. nur das Notwendige. Er erreichte diese Belehnung 1399 für die Herrschaft Neukrenkingen, den Zoll zu Frick und die Erzgruben zu Wölflinswil. Für die seit 1392 nach dem Tod des Vetters Johann III. ihm zugefallene Pfandschaft Rotenberg fehlt aber diese Lehenszusage der österreichischen Herzöge für die Töchter von Graf Hans IV.|Hodapp: ''Johann IV.'', S. 411.}} Die unspektakulär, unauffällige – „und wie die ‚[[Helvetica sacra]]‘ formuliert ‚''im allgemeinen dem Kloster wohlgesinnt''‘“ – gewesene Tätigkeit der Grafen von Habsburg-Laufenburg als Schirmvögte des Klosters, läßt diesen Zeitraum allein schon wegen des „Fehlens der unablässigen Klagen über Schädigung und Bedrückung des Klosters“ über Vorgänger und Nachfolger, „als Erhohlungs- und Ruhepause für das Gotteshaus Rheinau erscheinen.“<ref>Zitate im Kapitel: K. Hodapp: ''Johann IV.'', S. 410 ff.</ref> == Berichtigung zum Ende des Grafen == Neben den zahlreichen Versuchen, das Leben des Grafen nach dem Verkauf von Laufenburg 1386 als einen Rückzug auf den Klettgau und zu definieren und dabei die vielseitige und andauernde Tätigkeit als Landvogt und Berater des Hauses Österreich zu ignorieren, gipfelt nach Hodapp „seit Josef Bader“ in der vielfach wiederholten Behauptung, „die Grafen von Habsburg-Laufenburg hätten nach dem Kauf von Balm dort ihren Wohnsitz genommen und 1408 habe Graf Hans ‚''zu Balm auf der Veste sein Leben beschlossen''‘.“<ref group="Anm">Bader, Josef: ''Die Grafen von Sulz. Ein heimatliches Gemälde'' in: Badenia, 2. Jahrg., Karlsruhe-Freiburg 1842, S. 154. Hodapp verzeichnet bis in die jüngste Zeit acht Beispiele zu dieser Darstellung. (Hodapp, S. 412 und 417).</ref> {{Zitat|Kein Laufenburger Graf hatte je als seinen Wohnsitz das ‚Schloß Balm‘ gewählt. […] Es läßt sich nicht ein einziger Beweis oder Hinweis entdecken, Graf Hans habe jemals auf Balm gewohnt oder es habe ihn dort der Tod ereilt. […] Denn die Herzöge von Österreich belehnten ihn bereits im Kaufvertrag mit diesem veräußerten Besitz als Mannlehen auf seine und evtl. der männlichen Nachkommen Lebenszeit. Es läßt sich auch belegen, daß die gräfliche Familie sehr wahrscheinlich noch 410/411 in Laufenburg Wohnsitz hatte, […] bei der Hochzeit der Grafenkinder Rudolf von Sulz und Ursula von Habsburg 410.|K. Hodapp: ''Graf Johann IV.'', S. 412.}} Die Bezeichnung von Graf Hans als „Herr zu Laufenburg“ kommt in mindestens 40 Urkunden vor, darunter „zwei Königsurkunden von 1401.“ „(Burg Balm) wird erst im Heiratspakt 1408 nach dem Tod des Grafen Hans […] als Witwensitz der Gräfin Agnes zugewiesen“, wobei vermerkt wird, daß die Sulzer diese Burg zunächst entschulden und von den derzeitiegn beiden Inhabern aus Schaffhausen auslösen müssen.<ref>Zitate im Kapitel: K. Hodapp: ''Johann IV.'', S. 412 f.</ref> === Tod des Grafen === Nachdem die Burg Balm als Wohnsitz und Sterbeort des Grafen Johann IV. ausfällt, gibt es keinen Hinweis darauf, dass er am sehr wahrscheinlichen Wohnsitz Laufenburg verstarb. {{Zitat|Hingegen (legen) drei Urkunden aus den letzten beiden Tagen des Grafen Hans IV. von Habsburg-Laufenburg nahe[..], daß der Graf bei einem Ritt ins Schweizer Mittelland in die Umgebung von [[Bremgarten]] und [[Muri]] zur Regelung von Angelegenheiten in eigener Sache vom Tod ereilt wurde.|K. Hodapp: ''Johann IV.'', S. 413.}} * „Am 16. Mai 1408 verlieh er eine jährliche Gült im Tausch gegen einen Zehnt bei Bremgarten an den damaligen Schultheiß zu Bremgarten. Der ganze Vorgang dürfte in Bremgarten beurkundet worden sein, das Vertragsexemplar ist im Kloster Muri erhalten geblieben.“<ref>Herrgott P. Marquart, 1737, Seite 808, Nr. 927. 1408, Mai 16: Tauschurkunde Graf Hans zu Habsburg-Laufenburg und Schultheiß zu Bremgarten. (Hodapp, S. 413 und 417, Anm. 25 a).</ref> * „Ein weiteres Dokument beweist die Anwesenheit von Graf Hans noch am Todestag, dem 18. Mai 1408, in dieser Gegend, nämlich im Kloster Muri, einer frühen Habsburger Gründung Dort wird an diesem Tag eine Urkunde über den Tausch [von Gütern, siehe EZ] zwischen dem Grafen und dem Kloster ausgefertigt.“<ref>Münch, Arnold: Regesten der Grafen von Habsburg, laufenburgische Linie 1198–1408, s. 257, Nr. 763. 1408, Mai 18: Graf Johnann von Habsburg tauscht mit dem Kloster Muri Güter Isenbergwyl gegen solche in Bibelos bei Bremgarten. Sowie: Aargauer Urkunden Hrsgg. von der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, Teil VIII: Die Urkunden des Stadtarchivs Bremgarten bis 1500. Hrsgg. von Walter Merz, Aarau 1938, Seite 56, Nr. 158, 1408, Mai 31: Abt und Konvent des Klosters Muri stimmen dem obigen Tausche zu. (Hodapp, S. 413 und 417, Anm. 25 b und c).</ref> * Im Rodel des Klosters Rheinau wird der 18. Mai 1408 in einem Vermerk „als Todestag von ‚''Graff Hans von Habspurg''‘ verzeichnet.“<ref>Hodapp: ''Johann IV.'', S. 413.</ref> Es ist durch die geschilderten Verhältnisse und Urkunden „als erwiesen anzusehen, daß der letzte Graf von Habsburg-Laufenburg keinesfalls auf Burg Balm, auch nicht zu Laufenburg, sondern auf einer Reise ins Schweizer Mittelland, mit großer Wahrscheinlichkeit im Kloster Muri oder in dessen unmittelbarer Nähe den Tod fand.“ (Kurt Hodapp, S. 414). Lückenhafte und durch fehlerhafte Literatur belastete Darstellung entnommen. ........................................................... Nachdem [[Albrecht III. (Österreich)|Albrecht III.]] die Regentschaft in den [[Vorderösterreich|Vorlanden]] vorübergehend übernommen hatte, war Johann schließlich alt genug um die Regentschaft selbst anzutreten. Zunächst verzichtete er gegen eine Zahlung von 2400 Gulden auf die Landvogteirechte seines Vaters in [[Schwaben]] und im [[Elsass]]. Die Vogteirechte über die [[Grafschaft Hauenstein|Grafschaft]] und [[Burg Hauenstein (Hauenstein)|Burg Hauenstein]] und den Schwarzwald verblieben hingegen ausdrücklich bei Johann. Außerdem musste er Schloss und Stadt [[Laufenburg (Baden)|Laufenburg]] an Herzog [[Leopold IV. (Habsburg)|Leopold von Österreich]] verkaufen. Diesen Besitz hat er dann als österreichisches Mannlehen wieder übertragen bekommen. Seit dem Verkauf von Laufenburg lebte er überwiegend im [[Klettgau]], möglicherweise auf der [[Burg Balm]], auf dieser verstarb er in der Woche vor dem St. Urbanstag 1408<ref>Joseph Bader, Die Grafen von Sulz, in: Badenia, 1840 Band 2, S. 134</ref>. ............................................................. 1372 plante sein Vater ihn mit der Tochter Ulrichs von [[Rappoltstein]], Herzlaude, zu verheiraten. Er bot seinem Sohn den Klettgau, die Burg [[Herznach]] und 10000 Gulden in Gold oder „gleichwertigem“. Der Vertrag, ausgefertigt am 9. Dezember in Laufenburg ist erhalten,<ref>Abdruck in: [[Argovia (Buchreihe)|Argovia]] Band 18: A. Münch: ''Regesten der Grafen von Habsburg der Laufenburger Linie, 1198 bis 1408.'' 2. Teil I.</ref> sein Wunsch ging jedoch nicht in Erfüllung. Der Grund ist nicht überliefert, interessant ist wie er den Plan umsetzen möchte: ''Es ist ouch ze wissende, wenne wir die vorgenanten zehen tusend guldin usgewisend, also vor geschribn stat, wenne wir danne den vorgenanten Uolrichen herren zuo Rapoltstein oder Brunen, sinen bruoder, ob er nut wer, mannent und an sie vordrent mit botten oder briefen, ze huse, ze hofe oder under ougen, die vorgenant Hercelauden unserm sune ze gebende und zu ze legende, das soellent sie tuon in dem nechsten manode nach der manunge und vorderunge unverzogenlich, ane alle widerrede und ane geverde''<ref>Abdruck in: [[Argovia (Buchreihe)|Argovia]] Band 18: A. Münch: ''Regesten der Grafen von Habsburg der Laufenburger Linie, 1198 bis 1408.'' 2. Teil I.</ref> etwa wörtlich übersetzt: »Es ist auch zu wissen, wenn wir die vorgenannten zehntausend Gulden ausweisen, wie vorher beschrieben steht, wenn wir dann den vorgenannten Ulrich von Rappoltstein, (den Bruder der Herzlaude) oder Bruno, seinen Bruder, auch wenn er nicht anwesend wäre, mahnen, und ihn auffordern mit Boten oder Briefen, zu Hause, zu Hofe oder unter (vier) Augen, die vorgenannte ''Herzlaude'' unserem Sohne zu geben und ''zuzulegen'', das sollen sie dann tun, in dem nächsten Monate nach der Mahnung und Forderung, unverzüglich, ohne alle Widerrede und Gefährdung.« (Herzlaude heiratete dann einen Graf von Saarwerden).(Quelle und Abdruck in Aargovia, Band 18) . Johann heiratete Gräfin Agnes von [[Landenberg|(Hohen-)Landenberg-Greifensee]]. Mit dieser hatte er drei Töchter. Außerdem hatte Johann einen nicht legitimen Sohn Mauritz. ................................................................................................................................. Nach seinem Tod kam sein Besitz über die Erbtochter Ursula, die mit [[Rudolf III. von Sulz]] (durch Vermittlung dessen Vaters [[Hermann von Sulz]]), verheiratet war, an das [[Grafen von Sulz|Haus Sulz]]. Die Grafschaft Laufenburg fiel als erledigtes Lehen an Herzog [[Friedrich IV. (Tirol)|Friedrich von Österreich]] und nach Erlöschen seiner Linie wieder an die Hauptlinie [[Habsburg]]. == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Einzelnachweise == <references />