Benutzer:J. Patrick Fischer/Speicher/Attentat vom 11. Februar 2008 in Dili

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Osttimors Präsident José Ramos-Horta wurde schwer verletzt

Bei dem Attentat vom 11. Februar 2008 in Dili handelt es sich um einen Putschversuch gegen die demokratisch gewählte Regierung Osttimors.

Dabei verübte der Freiheitskämpfer Alfredo Reinado mit mehreren seiner Männer Attentate auf den Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta und den Premierminister Xanana Gusmão.[1][2] Während Ramos-Horta schwer verletzt wurde, konnte Gusmão unverletzt entkommen. Reinado und ein weiterer Attentäter kamen ums Leben, infolgedessen die Rebellenbewegung zusammenbrach. Einige der Aufständischen wurden im Laufe der folgenden Wochen gefangengenommen, die meisten ergaben sich bis Ende April. Die Frage nach möglichen Hintermännern und Finanziers Reinados ist ungeklärt.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Australische Truppen auf dem Weg nach Osttimor

Im Frühjahr 2006 kam es zu massiven Unruhen in Osttimor, nachdem mit etwa 600 Soldaten fast die Hälfte der Streitkräfte unter der Führung von Leutnant Gastão Salsinha meuterte. Die sogenannten Petitioners beschwerten sich, sie würden als westliche Osttimoresen (Kaladi) beim Militär diskriminiert. Ihnen schloss sich Major Alfredo Reinado mit ihm unterstellten Militärpolizisten an. Es kam zu mehreren Gefechten mit regierungstreuen Einheiten und der Polizei, bei denen acht Menschen getötet und 25 verletzt wurden. Für diese Opfer wurde Reinado direkt verantwortlich gemacht. Später brachen ethnische Konflikte aus, und Jugendbanden brandschatzten in mehreren Orten des Landes. Insgesamt mussten 155.000 Einwohner des Landes aus ihrem Heim fliehen, 2008 leben immer noch 100.000 in Flüchtlingslagern. Insgesamt kamen mindestens 37 Menschen im Laufe der Unruhen ums Leben.

Die Regierung unter Marí Alkatiri (FRETILIN) musste zurücktreten, und Ramos-Horta übernahm bis zu seiner Wahl zum Präsidenten 2007 das Amt des Premierministers. Eine von Australien geführte internationale Militärmission und eine UN-Mission sorgten seitdem für Recht und Ordnung im Land. Reinado war aufgrund des Vorwurfes des unerlaubten Waffenbesitzes zeitweise in Untersuchungshaft, konnte aber mit 56 Anhängern aus dem Gefängnis fliehen und versteckte sich danach in den Bergen im Westen des Landes. Ein Zugriffsversuch im März 2007 durch australische Spezialeinheiten in Same misslang. Hatte Reinado während der Unruhen noch Ramos-Horta und Xanana Gusmão, dem damaligen Präsidenten, sein Vertrauen ausgesprochen, drohte er in den letzten Monaten immer wieder mit Bürgerkrieg und Angriffen auf die Landeshauptstadt Dili, falls sie nicht zurücktreten würden. Die internationalen Truppen bezeichnete Reinado als Besatzer. Mehrere Verhandlungen und Treffen zwischen Reinado und Präsident Ramos-Horta blieben erfolglos. Im März sollte eine Gerichtsverhandlung gegen Reinado wegen achtfachen Mordes beginnen.[3]

Anfang Februar 2008 wurde erstmals der Nationalpolizei wieder die Verantwortung für die Landeshauptstadt Dili übergeben. Am 5. Februar 2008 feuerten Männer Reinados bei Lauala acht Warnschüsse in Richtung einer australischen Patrouille. Dabei wurde niemand verletzt, ebenfalls nicht bei einer Explosion in einem australischen Militärcamp am 6. Februar.[4][5]

In den letzten Monaten vor dem Attentat wurden malaysische UN-Polizisten gewarnt, dass die Rebellen „etwas Großes“ planen würden. Da aber keine weiteren Hinweise gefunden werden konnten, wurden keine Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.[6] Das Büro von Generalstaatsanwalt Longuinhos Monteiro erhielt am 8. Februar einen Hinweis über Bewegungen der Rebellengruppe. Hinweise auf Anschlagspläne habe es aber nicht gegeben, erklärte Monteiro später.[7]

Das Attentat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Premierminister Xanana Gusmão

Am 11. Februar 2008 verließ Präsident Ramos-Horta sein Haus im Stadtteil Meti Aut im Osten der Landeshauptstadt Dili, um bei Cristo Rei sein allmorgendliches Jogging am Strand zu absolvieren. Zwei Soldaten der F-FDTL begleiteten ihn.[8] Um 6:15 Uhr morgens (Ortszeit)[9] stürmten Reinado und sechs weitere Rebellen aus zwei Autos das Wohnhaus des Präsidenten, während sie aus ihren Maschinengewehren schossen.[4][10][11] Zeugen berichten, die Attentäter hätten die zwei Wachleute im Haus entwaffnet und warteten dort auf Ramos-Horta. Die zwei Wachleute ließ Reinado gehen, obwohl seine Komplizen forderten, sie erschießen zu dürfen. Allerdings kam dann ein zweites Sicherheitsteam des Präsidenten aus acht Personen im Haus an. Sie waren eine Stunde zu früh zum Schichtwechsel erschienen. Als sie Reinado im Haus sahen, eröffneten sie das Feuer und töteten Reinados persönlichen Leibwächter, den ehemaligen Militärpolizisten Leopoldino da Costa. Reinado gab noch den Befehl „Respondez!“ (Feuer erwidern!), bevor er in sein linkes Auge, in die Brust und in den Hals getroffen wurde und starb.[10][12] Ein Soldat hatte auf seinen Kopf gezielt, da Reinado eine schusssichere Weste trug.[11] Es folgte ein 20-minütigen Feuergefecht. Die Leiche Reinados wurde später Reportern als Beweis seines Todes vorgeführt.[10]

Ramos-Horta hörte auf dem Rückweg vom Strand Schüsse von der Nähe seines Hauses. Ein vorbeikommender Angehöriger der ANZ Bank beruhigte Ramos-Horta, die International Stabilization Force ISF würde dort eine Übung abhalten. Er lief daraufhin mit seinen beiden Leibwächtern zurück, wobei er das Angebot eines ausländischen Diplomaten ablehnte, von ihm im Auto mitgenommen zu werden. Als Ramos-Horta auf sein Haus zuging, sah er in zehn Metern Entfernung einen der bewaffneten Rebellen bei seinem Haustor. Dieser riss seine Waffe hoch, und Ramos-Horta drehte sich um, um zu fliehen, als ihn zwei Kugeln trafen.[8] Ein Leibwächter fuhr mit einem Wagen in die Schusslinie, um den Präsidenten zu schützen. Leutnant Celestino Fili Gama wurde dabei entgegen erster Berichte nicht getötet, sondern zweimal verwundet.[13][14][11][15] Auch ein Attentäter wurde lebensgefährlich verwundet. Die restlichen Attentäter entkamen, teils verletzt mit einem Wagen.[14][16] Ramos-Horta konnte blutend noch zwei Telefongespräche führen, eines mit dem Armeechef Taur Matan Ruak,[14] eines mit seinem Kabinettchef, dem er auftrug ISF und UNPOL zu alarmieren.[8]

João Carrascalão, der Schwager von Ramos-Horta, kritisierte, dass Ramos-Horta eine Stunde lang in seinem Haus medizinisch nicht versorgt worden sei, obwohl bereits UN-Polizisten vor Ort waren. Auch Arsenio Ramos-Horta, der ebenfalls in dessen Haus während des Überfalls war, warf den UN-Polizisten vor, dem verletzten José Ramos-Horta eine halbe Stunde lang nicht geholfen zu haben.[17] Die UN wiesen die Beschuldigungen zurück. Der Notruf erreichte die UN-Polizei um 6:59 Uhr, eine Minute später waren zwei Polizeieinheiten unterwegs, die um 7:18 Uhr eintrafen. Die Fahrt dauere normalerweise eine Viertelstunde, erklärte eine UN-Sprecherin. Ramos-Horta sei innerhalb von drei Minuten gefunden worden und bereits zwei Minuten später in einem Krankenwagen zu einem australischen Militärkrankenhaus unterwegs gewesen. Nach seiner Operation in Dili wurde er zur medizinischen Behandlung in das australische Darwin ausgeflogen. Ramos-Horta wurde für zehn Tage in ein künstliches Koma versetzt, die Verletzungen waren aber nicht mehr lebensbedrohlich.[4][18] Auch Leutnant Gama wurde, da sein Zustand weiter kritisch war, nach Darwin zur Behandlung ausgeflogen.[19]

Um 7:45 Uhr klopften sieben bewaffnete Rebellen an der Tür des Hauses von Premierminister Gusmão im Stadtteil Balibar. Sie sagten, sie seien hier, um den Premierminister zu holen. „Wir wollen keinen Ärger machen,“ sagte einer. Allerdings war Gusmão zu diesem Zeitpunkt nicht daheim, nur Gusmãos Frau Kirsty Sword Gusmão, die gerade ihre drei kleinen Kinder badete. Kirsty versteckte sie unter ihren Betten, als die Bewaffneten ins Haus drangen und alarmierte ihren Mann per Telefon. Der Fahrer konnte sie aufgrund des Lärms nicht verstehen.[10][20] In diesem Moment wurde aus einem Auto auf Xanana Gusmãos Wagenkolonne das Feuer eröffnet. Die zwei Fahrzeuge wurden von mehreren Kugeln getroffen, beim Geleitfahrzeug kam es zu einem Zusammenstoß. Der Premierminister entging dem Beschuss unverletzt und floh mit seinem Fahrer zu Fuß in den angrenzenden Wald. Ein angeforderter australischer Militärhubschrauber konnte sie nicht finden, weswegen Gusmão einen Kleinbus anhielt und von diesem in die Stadt gefahren wurden.[21] Der Premierminister nannte die Attentate einen misslungenen Staatsstreich.[22] Kirsty Sword-Gusmão musste anderthalb Stunden mit ihren Kindern unter dem Bett versteckt bleiben, bis portugiesische UN-Polizisten im Haus eintrafen.[20]

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ramos-Horta wurde zweimal in Brust und Rücken getroffen, eine Kugel trat aus dem Körper wieder aus. Die Lunge und der Magen wurden verletzt. Nach sechs Operationen konnte ein Großteil der Kugelfragmente im Körper entfernt werden.[23][19] Am 19. März wurde Ramos-Horta wieder aus dem Krankenhaus entlassen und kehrte einen Monat später nach Osttimor zurück.[24][25] Vorher wurde sein Haus mit einer alten timoresischen Zeremonie von den bösen Geistern gereinigt. Man tötete ein Huhn, um es dem Geist von Reinado zu ermöglichen, das Haus in Frieden zu verlassen.[26] Mitte April kam auch Leutnant Gama aus dem Krankenhaus in Darwin. Er hat immer noch mehrere hundert Fragmente der Kugel, die ihn in dem Kopf traf, in der linken Gehirnhälfte, wird aber nach Meinung der Ärzte ein normales Leben führen können. Der 32jährige Vater zweier Kinder hat noch Probleme beim Sprechen und einige Lähmungserscheinungen.[13]

Da der Parlamentspräsident Fernando La Sama de Araújo sich zuerst in Portugal befand,[27] übernahm sein Stellvertreter Vicente da Silva Guterres der Verfassung folgend das Amt des Übergangspräsidenten bis zu de Araújos Rückkehr am 13. Februar.[28][29] Guterres und Gusmão riefen für 48 Stunden den Notstand aus und verhängten eine nächtliche Ausgangssperre und ein Demonstrationsverbot.[4][30] Entgegen den Befürchtungen blieb es allerdings auf den Straßen von Dili ruhig.[31] Der Notstand wurde danach mehrfach bis zum 22. April 2008 verlängert.[11][32][33] Am 23. April wurde er wieder in fast ganz Osttimor aufgehoben. Nur im Distrikt Ermera indem die verbliebenen Rebellen vermutet wurden, blieb der Notstand zunächst bestehen.[34]

Der ehemalige Premierminister Alkatiri, Generalsekretär der größten Oppositionspartei FRETILIN, forderte vorgezogene Neuwahlen, um die „ausweglose Situation“ zu überwinden. Ein Abgeordneter der Partei Gusmãos erklärte aber, die Vorfälle hätten die Koalition gestärkt.[35] Der Parteivorsitzende der Oppositionspartei UNDERTIM [[Cornélio da Conceição Gama[welt]] bekundete seine Trauer.[36]

Australien entsandte zusätzlich 200 Mann als Verstärkung seiner 800 Mann der ISF. Die ISF, PNTL und F-FDTL begannen, die noch flüchtigen Rebellen zu jagen.[11][22] Der Weltsicherheitsrat, die Europäische Union, die Volksrepublik China, Australien, Indonesien und die Vereinigten Staaten verurteilten das Attentat. [37]

Bei vielen jungen Arbeitslosen hatte Reinado Sympathisanten.[38] Mehrere Hundert versammelten sich am 13. Februar vor Reinados Haus in Dili, als dessen mit der Flagge Osttimors und Tais bedeckter Sarg hier eintraf und riefen „Viva Reinado“.[35][15] Im Beisein seiner Anhänger wurde er hinter seinem Haus begraben.[11]

Die Zahl der Petitioners in Aitarak Laran, dem Sammelpunkt der Regierung in Dili, stieg bis Mitte März 2008 auf 671. Hier verhandeln sie mit der Staatsführung über die Lösung des Konflikts. Damit haben sich nun fast alle verbliebenen Rebellen unter Regierungsgewahrsam gestellt. Eine Rückkehr der Petitioners in die Streitkräfte schloss Premierminister Gusmão allerdings aus.[39]

Ermittlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Anführer des Überfalls auf Gusmão und seine Familie wird Leutnant Gastão Salsinha verdächtigt, der sich zunächst im Westen von Dili versteckt hielt. In Interviews am Telefon bestritt er die Vorwürfe. „Hätten wir einen Hinterhalt auf den Premierminister vorgehabt, wäre er nicht entkommen“, erklärte Salsinha der BBC. Außerdem hätte nicht Reinado angefangen zu schießen, sondern die Präsidentenwache. Salsinha sagte weiter, er habe auch von Reinados Fahrt nach Dili nichts gewusst. Allerdings habe sich das Verhältnis zwischen Reinado und den beiden Politikern Ramos-Horta und Gusmão während der vergangenen Tage verschlechtert. So habe Reinado einen Wortbruch Ramos-Hortas in seiner Zusicherung gesehen, die Rebellen hätten vorläufig einen sicheren Ort in Gleno, doch dann seien sie mit der australischen Militärpatrouille am 5. Februar zusammengestoßen. Gusmão habe Reinados Autorität untergraben, als er den ersten 90 Rebellen unter Major Augusto Tara eine sichere Zuflucht in einem bewachten Haus in Aitarak Laran/Dili gewährte, um mit ihnen über ein Ende der Rebellion zu verhandeln.[40][10]

Ramos-Hortas Bruder Arsenio Ramos-Horta berichtet, der Präsident habe einen Monat nach dem Attentat den Schützen benannt. Demnach soll es Marcelo Caetano, einer der Petitioners gewesen sein, der José Ramos-Horta niedergeschossen habe. Caetano war 2006 bei einer Schießerei während der Unruhen in Tasi Tolu verwundet worden. Ramos-Horta hatte damals dafür gesorgt, dass Caetano von den besten Ärzten des Landes operiert wurde. Danach verbrachte er eine Zeit lang im Haus Ramos-Hortas, um zu genesen.[41][42] Später dementierte José Ramos-Horta die Pressemeldungen über die Identifizierung des Attentäters. Der Politiker Mário Viegas Carrascalão berichtete von einem Krankenbesuch, Ramos-Horta habe zwar den Schützen erkannt, könne sich aber nicht an dessen Namen erinnern.[13]

Gegen die UNMIT wurden Vorwürfe laut, weil die Attentäter die Möglichkeit hatten, in die Hauptstadt zu fahren, ohne kontrolliert zu werden.[27] Später wurde bekannt, dass die Wagen der Rebellen mit Autokennzeichen der Regierung ausgestattet waren.[11] Die Schutzmaßnahmen für Präsident Ramos-Horta waren eher schwach, da er sich niemals bedroht fühlte. Zudem ließ er nur einheimisches Wachpersonal zu.[11] Für weitere Unruhe sorgte ein gefälschtes Papier, in dem angeblich die FRETILIN für die Ermordung Ramos-Hortas und Gusmãos zehn Millionen US-Dollar ausschrieben.[43]

Generalstaatsanwalt Monteiro erliess im Zusammenhang mit den Attentaten für 23 Personen Haftbefehl. Sie sollen Unterstützer Reinados gewesen sein, zehn davon seien laut Monteiro an den Attentaten direkt beteiligt gewesen.[44] 1.000 Polizisten und Soldaten des Landes wurden zur Suche nach den Attentätern eingesetzt.[18] Neben der unbekannten Zahl von Männern, die sich mit Reinado in den Bergen versteckt hielten, gibt es noch weitere Gruppierungen von ehemaligen Meuterern, die sich zum Teil verhandlungsbereit mit der Regierung zeigten. Der australische Außenminister Alexander Downer spekuliert darauf, dass der Tod Reinados die Situation in Osttimor stabilisieren könnte.[45] Inzwischen hat sich Leutnant Salsinha, nach dem mit einem Haftbefehl gesucht wird, zum neuen Chef der Rebellen erklärt. Er drohte im Falle des Versuchs einer Festnahme sich zur Wehr zu setzen.[7]

Am 18. Februar wurde die Sprecherin und Geliebte Reinados,[46] die 38-jährige Osttimoresin Angelita Pires verhaftet. Pires wuchs in Darwin auf und hat die australische Staatsbürgerschaft. Sie soll Reinado vor dem Attentat Unterschlupf gewährt haben. Nach einem Verhör wurde Pires aus der Haft entlassen und unter Hausarrest gestellt. Sie hatte ausgesagt, nur mit Reinado am Vortag zu Mittag gegessen zu haben. Von dessen weiteren Plänen hätte sie nichts gewusst.[47][48] Am 25. Februar ergab sich einer von den bei der Attacke auf das Haus von Ramos-Horta Beteiligten in Maubisse.[49] Allerdings konnte nachgewiesen werden, dass sie Reinado nur wenige Stunden vor dem Attentat eine SMS geschickt hatte, in der sie ihm schrieb, er solle seine Glücksbringer warm halten. Nach dem timoresischen Volksglauben sollen diese dann besser vor Unglück schützen. Bei den Männern Reinados galt Pires als ehrgeizige Frau, die möglichst nah an der Macht sein wollte. Sie soll, nach Aussagen gefangener Rebellen und Lepoldinos Witwe, Reinado zu Ramos-Hortas Haus geschickt. Leopoldino sei in der Nacht zuvor bei seiner Frau gewesen und habe erzählt, Pires hätte ein Treffen mit dem Präsidenten arrangiert.[12]

Am 2. März stellte sich Amaro Susar da Costa den Behörden in Turiscai. Er war nach eigenen Aussagen an dem Vorfall im Haus von Ramos-Horta beteiligt und ist einer der 17 per Haftbefehl gesuchten. Er war mit einem AK-33, einem FNC und 299 Magazinen Munition bewaffnet.[50][51] Weitere Rebellen, die am Überfall beteiligt gewesen sein sollen, ergaben sich in den Wochen darauf. Vier wurden von der indonesischen Polizei in Westtimor verhaftet.[52][53] Neben Susar, Caetano, Leopoldino und Reinado sollen die weiteren Mitglieder der Gruppe bei Ramos-Horta Asanku und Lay gewesen sein. Einer der Leibwächter des Präsidenten, Albino Asis, der früher unter Reinado Militärpolizist war, soll den Rebellen eine Zeichnung vom Inneren des Hauses Ramos-Hortas angefertigt haben. Sie wurde in den Taschen Reinados gefunden. Asis stand mit Reinado während dessen Flucht per Handy im Kontakt. Aufzeichnungen der Verbindungen beweisen dies.[12]

Am 18. März wurde bekannt, dass bei Reinados Leichnam exakt 30.000 US-Dollar in 100 Dollar-Scheinen gefunden wurden, was erneut Gerüchte und Vermutungen über Hintermänner des Rebellen anheizte. Während Reinados Anwalt Benny Benevides davon ausgeht, das Geld sei erst dem Toten zugesteckt worden, behauptet Generalstaatsanwalt Longuinhos Monteiro, sie hätten Informationen, Angelita Pires habe Reinado das Geld gegeben. Sie bestritt dies.[54] Ende April wurde auf einem Konto von Pires bei der australischen Darwin Commonwealth Bank 800.000 US-Dollar entdeckt, weitere 200.000 Dollar waren bereits abgebucht worden.[55]

Der Timor-Experte Damien Kingsbury geht davon aus, dass Reinado finanzielle und materielle Unterstützung von politisch hochrangigen Hintermännern gehabt hatte.[56] Nach Gerüchten steht der in Jakarta lebende timorstämmige Hercules Rosario Marçal im Verdacht, Reinado finanziert zu haben. Hercules soll enge Verbindungen zu indonesischen Generälen während der Suharto-Zeit gehabt haben und wird von den UN beschuldigt, bei den gewalttätigen Ausschreitungen 1999 beteiligt gewesen zu sein. Hercules besuchte Dili gemeinsam mit dem Indonesischen Investorclub kurz vor den Attentaten.[57]

Leandro Isaac vermutet, der Rebellenchef hätte ursprünglich geplant den Staatspräsidenten zu entführen und den Premierminister zu ermorden, um Neuwahlen zu erzwingen. Die Verfassung sieht im Falle des Todes des Premierministers zwingend Neuwahlen vor. Isaac von der Partido Social Democrata PSD war von 2001 bis 2007 Parlamentsabgeordneter. Anfang 2007 hielt er sich eine Zeit lang bei Reinado und seinen Männern auf, um ihn politisch zu unterstützen. Später trennte er sich wieder von ihnen, da er deren Pläne zu einer bewaffneten Revolte nicht mittrug. Er geht davon aus, dass Ramos-Horta als Druckmittel verwendet werden sollte, die ausländischen Truppen zum Abzug aus Osttimor zu zwingen. Reinado habe in deren Anwesenheit die Quelle der Ungerechtigkeit für die Bevölkerung Osttimors gesehen. Der Präsident sei aber in Augen Reinados nicht der große Feind gewesen, da Ramos-Horta sich stets zu Verhandlungen bereit zeigte. Er habe dabei Reinados Forderungen nach einem fairen Militärgericht und der späteren Gründung eines Militärbataillons nur aus Kaladi zugestimmt. Laut Isaac habe der Angriff Reinados auf zwei der beliebtesten Politiker des Landes ihm viele Sympathien gekostet, die er als Freiheitsheld hatte, denn Reinados Unterstützer hatten im Vorjahr auch Ramos-Horta und Gusmão gewählt. Daher hätten die Anhänger in den Tagen nach dem Anschlag nicht reagiert. Sie seien traurig und verwirrt. „Sie unterstützten Alfredo, aber Alfredo versuchte ihre geliebten Führer zu töten.“ Reinados Tod schwäche zudem seine Anhänger militärisch. Ihre Stärke stünde in keinem Vergleich zu der F-FDTL und der ISF. [15]

Am 29. April 2008 ergab sich Salsinha zusammen mit elf weiteren Rebellen den Behörden und übergab seine Waffen.[58]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Süddeutsche Zeitung, 11. Februar 2008, Präsident Ramos-Horta in kritischem Zustand
  2. tageszeitung vom 23.05.2008, Ramos-Horta schwer verletzt
  3. BBC, 11. Februar 2008, Who are East Timor's rebel soldiers?
  4. a b c d The Age, 11. Februar 2008, Critical Ramos Horta on life support
  5. TheAge, 10. Februar 2008, MP accuses diggers over Reinado fracas
  6. The New Straits Times, 13. Februar 2008, Johor Buzz: Rumours of rebel plan in Timor Leste were dismissed
  7. a b Bowral News, 15. Februar 2008, Rudd issues warning to Timor rebels
  8. a b c TV Timor Leste, 31. März 2008, Interview mit José Ramos-Horta
  9. Timor Online, 12. Februar 2008, East Timor: Chronology of attacks on PR and PM
  10. a b c d e The Australian, 13. Februar 2008, Reinado's father in the dark over killing
  11. a b c d e f g h Sinchew, 14. Februar 2008, East Timor: Timorese Rebels Stormed President's Compound Firing Guns, Shouting 'Traitor!'
  12. a b c The Australian, 19.April 2008, Timor rebel's lover blamed
  13. a b c The Age, 15. März 2008, With a bullet in his brain, a Timor soldier goes for fish'n'chips
  14. a b c Sydney Morning Herald, 12. Februar 2008, Ramos-Horta braved rebels
  15. a b c TVNZ, 14. Februar 2008, Timor kidnap plot suspected
  16. The Australian, 13. Februar 2008, Reinado's father in the dark over killing
  17. BBC, 14. Februar 2008, U.N. East Timor police called "cowards"
  18. a b CNN, 22. Februar 2008, E. Timor seeks to extend emergency rule
  19. a b NASDAQ, 13. Februar 2008, E Timor President Could Be Home In 3 Weeks, Say Doctors -AFP
  20. a b The Age, 16. Februar 2008, Man on a deadly mission
  21. Sydney Morning Herald, 18. Februar 2008, Call for helicopter ignored
  22. a b Herald Sun, 12. Februar 2008, Australia to send rescue force after Ramos-Horta attacks
  23. Reuters, 12. Februar 2008, East Timor president stable, needs more surgery
  24. CNN, 19. März 2008, East Timor president discharged from hospital
  25. Yahoo News, 16. April 2008, ETimor President Ramos-Horta returns home
  26. Sydney Morning Herald, 14. April 2008, Home exorcised as Ramos-Horta prepares to return
  27. a b Reuters, 12. Februar 2008, TIMOR-LESTE: What prompted the assassination attempts?
  28. Timor-Online, 11. Februar 2008, COMUNICADO DE SUA EXCELÊNCIA, O PRESIDENTE DA REPÚBLICA INTERINO, DR. VICENTE DA SILVA GUTERRRES (Portugiesisch)
  29. Business Spectator, 14. Februar 2008, New poll if Ramos Horta recovery slow
  30. Deutsche Welle, 12. Februar 2008, Troops patrol in East Timor
  31. Reuters, 13. Februar 2008, East Timor seeking arrests over assassination attempts
  32. BBC, 23. Februar 2008, East Timor extends emergency rule
  33. Radio Timor Leste, 24. März 2008, Lasama announces extension of 'State of Siege' and 'State of Emergency'
  34. My Sinchew, 23. April 2008, East Timor: East Timor Extends State Of Emergency In Rebel-plagued District
  35. a b TVNZ, 14. Februar 2008, E. Timor extends state of emergency
  36. Suara Timor Lorosae , 12. Februar 2008, Xanana- Horta shot, Fretilin condemns attacks, L-7 sad:
  37. My Sinchew, 14. Februar 2008, Australia: Prime Minister To Visit East Timor To Lend Support After Attacks
  38. BBC, 11. Februar 2008, Unrest fears after E Timor shooting
  39. Radio Timor-Leste, 18. März 2008, Petitioners respond to questionnaires
  40. BBC, 15. Februar 2008, E Timorese rebels deny murder bid
  41. Channel News Asia, 13. März, 2008, Timor Leste president names rebel who shot him
  42. The West, 13. März 2008, Ramos-Horta knowing attacker unconfirmed
  43. Sydney Morning Herald, 14. Februar 2008, Plan was to kidnap, not assassinate
  44. News.com, 21. Mai 2008, Ramos-Horta attack 'was coup attempt'
  45. The Northern Daily Leader, 12. Februar 2008, Death of Reinado may bring more stability to East Timor
  46. The Age, 2. April 2008, Pires admits she was Reinado's lover, but didn't influence him
  47. BBC, 18. Februar 2008, E Timor arrests Reinado 'lawyer'
  48. The Age, 19. Februar 2008, I've been framed, says Timor plot accused
  49. Timor Post, 26. Februar 2008, Man who attacked Horta surrenders himself
  50. South Coast Today, 3. März 2008, Man suspected of shooting East Timor's president is now in police custody
  51. The West, 3. März 2008, Rebel's surrender a good sign: Gusmao
  52. ABCnews, 21. April 2008, E Timor thanks Indonesia for arresting attack suspects
  53. Nasdaq, 24. April 2008, Indonesia Arrests Fourth E Timor Rebel - Police
  54. The Australian, 18. März 2008, Suspicions raised over Reinado's cash
  55. Farm online, 21. April 2008, Horta demands probe into rebel's money
  56. SWR, 12. Februar 2008, Wer wollte den Premier und den Präsidenten töten?
  57. Timor Post, 18. März 2008, Possible inquiry into Hercules' links to February 11
  58. BBC, 29. April 2008, E Timor rebel leader surrenders