Benutzer:Jean11/sdp/Bevölkerung des Sudan

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Bevölkerungsentwicklung im Sudan von 1961 bis 2003

Alle Angaben zur Bevölkerung bis 2011 beziehen sich auf den Sudan vor der Abspaltung des Südsudan am 9. Juli 2011. Hierzu gibt es unterschiedliche Angaben. Sie reichen von 35.847.407 (Berechnung 2006, World Gazetter[1]), über etwa 38 Millionen (Schätzung 2006, Auswärtiges Amt[2]) bis 45.047.502. Letztgenannte Zahl ist für den Juli 2011 ebenfalls vor der Unabhängigkeit des Südsudan berechnet. Für 2012 berechnet das CIA World Fact Book die Einwohnerzahl für den ehemals gesamten Sudan auf 34.204.710 und deren Zahl nur für den Süden auf 8.260.490. Für den Norden verblieben damit nach der Abspaltung knapp 26 Millionen Einwohner.[3]

38,9 Prozent der Sudanesen lebten 2003 in Städten;[3] Ballungsgebiet ist Khartum. 39,5 Prozent der Einwohner waren im gleichen Jahr jünger als 15 Jahre.[3] Die Bevölkerung wächst mit 2,48 Prozent pro Jahr (Stand: 2011).[3]

Bevölkerungsentwicklung:

Jahr Einwohner
1905 (offizielle Schätzung) 1.853.000[4]
1910 (offizielle Schätzung) 2.400.000[4]
1993 (Zensus) 25.588.429[1]
2003 (offizielle Schätzung) 33.333.648[1]
2009 (Berechnung) 38.312.007[1]
2013 (Berechnung) 32.626.827[1]

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 18,3 Jahre (Stand: 2006).[3] Die Lebenserwartung beträgt 62,57 Jahre, wobei sie bei Männern 60,58 Jahre und bei Frauen 64,67 Jahre beträgt (Stand 2012).[3]

Völker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Harfenspieler der Anzande
Dinka und sein Zeburind
Nubier mit ihren Kamelen

Die Prozentzahlen beziehen sich noch auf den Sudan einschließlich des im Juli 2011 abgespaltenen Südsudan. 36 % der Bevölkerung waren vor dieser Zeit arabischer Abstammung (Sudanaraber).

Die zweitgrößte Volksgruppe des Landes waren mit 12 % die Dinka, welche die dominierende Bevölkerungsgruppe im Südsudan darstellen. Daneben leben im Norden am Nil die Nubier mit 9 %, die seit Jahrtausenden auch jenseits der Landesgrenze in Ägypten lebten. Das drittgrößte Volk waren die Nuer mit 6 % Gesamtbevölkerungsanteil. Die Azande mit 5 % waren historisch die politisch einflussreichste Volksgruppe des Südens, bis sie unter der türkischen Herrschaft im 19. Jahrhundert wie die anderen Schwarzafrikaner marginalisiert wurden und teils als Basis für den Sklavenhandel dienten. Eine Minderheit waren die Bari im Südosten mit 3 %. Insgesamt waren 52 % der Bevölkerung des ungeteilten Landes Schwarzafrikaner.

9 % gehörten vor der Teilung zu den kuschitischen Völkern, von denen die Bedscha mit 8 % die überwältigende Mehrheit bilden.

2 % waren zuvor Ausländer – zumeist Flüchtlinge der diversen Kriege in Afrika sowie Europäer – und 1 Prozent anderer Zugehörigkeit.[3]

Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Englisch ist als Amtssprache verbreitet. Rund die Hälfte der Sudanesen spricht Arabisch, welches vor allem im Norden gesprochen wird (davon sprechen es 42 Prozent als Muttersprache, im Süden dient Sudanarabisch als Verkehrssprache). In der südlichen Hälfte spricht man überwiegend nilosaharanische Sprachen, darunter die nilotischen Sprachen Nuer-Dinka (12 Prozent Dinka, 6 Prozent Nuer; werden vor allem im Süden gesprochen) und Bari (3 Prozent; im Südosten) sowie Nubisch (9 Prozent; am mittleren Nil). Die drittgrößte Sprachgruppe sind die kuschitischen Sprachen, von denen mit Abstand am meisten das Bedscha (8 Prozent; im Nordosten) gesprochen wird. Weiterhin werden auch ubangische Sprachen gesprochen – die bedeutendste ist Azande (5 Prozent; im Südwesten), eine kleine Bevölkerungsgruppe spricht auch Ndogo.

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Islam ist im Sudan Staatsreligion. Im bis Juli 2011 auch den Südsudan umfassenden Sudan waren etwa 70 Prozent der Bevölkerung sunnitische Muslime, 25 Prozent Animisten und 5 Prozent Christen.[3] Die Nichtmuslime leben hauptsächlich im Süden des Landes und in Khartum. Mit dem Übertritt zum Islam oder Christentum ist gleichermaßen ein sozialer Aufstieg verbunden. Die selbst eingeschätzte Zuschreibung zu einer Religion entspricht daher im Süden auch einer gesellschaftlichen Einordnung. Aus afrikanischen Religionen sind in unterschiedlichem Maße Vorstellungen in die beiden abrahamitischen Religionen eingeflossen und haben zu deren vielfältigen Glaubensäußerungen beigetragen.

Die geltenden Scharia-Gesetze sind Teil eines staatlichen Islamisierungsprozesses, dem die Muslimbrüder unter Hasan at-Turabi zustimmen. Die Anhänger des ehemaligen Mahdi gerieten politisch in den Hintergrund. Unter der muslimischen Bevölkerung haben sich verschiedene Sufi-Orden (Tariqa) weit verbreitet. Dazu zählen die Qadiriyya, die im 19. Jahrhundert eingeführten Bruderschaften der Sammaniya und vor allem der Khatmiyya. Gegen den offiziellen Islam behaupten sich in der traditionell liberalen sudanesischen Gesellschaft volksislamische Rituale wie der Zar-Kult.

Die Christen sind mehrheitlich Anhänger der römisch-katholischen Kirche im Sudan, die im Süden um 1900 in der Region um Wau gleichzeitig mit den britischen Anglikanern um Bor zu missionieren begannen. Die amerikanische Presbyterian Church fand bei den Nuer am Oberen Nil ihr Betätigungsfeld. Seit Ende des Bürgerkriegs breiten sich im Süden verstärkt amerikanisch-evangelikale Gruppierungen aus.[5] Es gibt einige Kopten im Norden, die zumeist aus Ägypten stammen.

Im afrikanischen Vergleich sind im Südsudan traditionelle Religionen wie die der Dinka noch überdurchschnittlich verbreitet. Nichtreligiöse Weltanschauungen sind selten.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal: Sudan – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Sudan

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Sudan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Sudan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Jean11/sdp/Bevölkerung des Sudan – geographische und historische Karten

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e http://bevoelkerungsstatistik.de zum Sudan
  2. Auswärtiges Amt zum Sudan
  3. a b c d e f g h CIA The World Fact Book
  4. a b Encyclopædia Britannica von 1911 zum Sudan
  5. Marina Peters: Zur Rolle der Religionen. In: Bernhard Chiari (Hrsg.): Wegweiser zur Geschichte. Sudan. Paderborn unter anderem 2008, S. 157