Benutzer:Kresspahl/Heinrich Heine als Student

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Wilhelm Krauskopf: Heinrich Heine

Die Studentenzeit von Heinrich Heine.

Görres-Gymnasium (Düsseldorf)

Bonn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]



Hast du vertrauten Umgang mit Damen,
Schweig', Freundchen, still und nenne nie Namen:
Um ihrentlich, wenn sie fein sind,
Um deinetwillen, wenn sie gemein sind.
Harry Heine, Bonn 1820

Göttingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Immatrikulation als stud. jur. an der Universität Göttingen am 4. Oktober 1820 und wohnte bis Februar 1821 in der Jüdenstraße 16.[1]

„Einige behaupten sogar, die Stadt sei zur Zeit der Völkerwanderung erbaut worden, jeder deutsche Stamm habe damals ein ungebundenes Exemplar seiner Mitglieder darin zurückgelassen, und davon stammten all die Vandalen, Friesen, Schwaben, Teutonen, Sachsen, Thüringer usw., die noch heutzutage in Göttingen, hordenweis, und geschieden durch Farben der Mützen und der Pfeifenquäste, über die Weenderstraße einherziehen, …“

Heinrich Heine, Die Harzreise 1824[2]

Forderung und Relegation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Der Weltlauf ists: den Würd'gen sieht man hudeln,
Der Ernste wird bespöttelt und vexiert,
Der Mut'ge wird verfolgt von Schnurren, Pudeln,
Und Ich sogar – ich werde konsiliert.
Göttingen, den 29ten Januar 1821.

Ausschluss aus der Burschenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • im Februar 1821 (? anders auch vor Relegation...) offiziell wegen Verstoß gegen Keuschheitsgebot (in der Knallhütte, Gasthof und Bordell in Bovenden), Dresden nur Vermutung oder belegt?? -->"Ursächlich für die Abkehr des jüdischstämmigen Heine von der Burschenschaft war aber vermutlich eher ein antijüdischer Beschluss des geheimen Dresdner Burschentages des Jahres 1820, in dem es hieß, dass Juden „nicht aufnahmefähig“ seien, „außer wenn erwiesen ist, daß sie sich christlich-deutsch für unser Vaterland ausbilden wollen.“[6]" Wieso Abkehr, er wurde doch ausgeschlossen??? 2. Var. eher Verdacht in der Lit. als belegbare Tatsache...[7][8]

Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenktafel in der Behrenstraße 12

In Berlin war Heine aufgrund seines Göttinger Ausschlusses der Zugang zur Burschenschaft verwehrt und der Reiz des Kulturlebens der preußischen Hauptstadt mit ihren Salons überwog die bisherigen, eher kleinstädtisch geprägten studntischen Vergnügungen.

Zweiter Studienaufenthalt in Göttingen und Promotion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Göttinger Studentenleben 1824 (Zeichnung von Heinrich Heine auf der Rückseite eines Briefes an Rudolf Christiani vom 28. März)

Erneute Immatrikulation in Göttingen am 30. Januar 1824.[9] Er wohnte http://www.stadtarchiv.goettingen.de/personen/heine.htm


  1. Aus Corps Hildeso-Guestphalia Göttingen: Im Jahre 1824 schloss sich der Jurastudent Heinrich Heine den Westfalen an, die er in seinen späteren Werken (Die Harzreise, Deutschland. Ein Wintermärchen) mehrfach erwähnte.[10] <-- Clubb ?

„Auf der Wartburg hingegen herrschte jener unbeschränkte Teutomanismus, der viel von Liebe und Glaube greinte, dessen Liebe aber nichts anderes war als Hass des Fremden und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand, und der in seiner Unwissenheit nichts Besseres zu erfinden wußte, als Bücher zu verbrennen!
Im Bierkeller zu Göttingen musste ich einst bewundern, mit welcher Gründlichkeit meine altdeutschen Freunde die Proskriptionslisten anfertigten, für den Tag, wo sie zur Herrschaft gelangen würden. Wer nur im 7. Glied von einem Franzosen, Juden oder Slawen abstammte, ward zum Exil verurteilt. Wer nur im mindesten etwas gegen Jahn oder überhaupt gegen altdeutsche Lächerlichkeiten geschrieben hatte, konnte sich auf den Tod gefasst machen…“ (Werke Band 4, Ausgabe Insel-Verlag, S. 415f.)

Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität, gehört dem Könige von Hannover, und enthält 999 Feuerstellen, diverse Kirchen, eine Entbindungsanstalt, eine Sternwarte, einen Karcer, eine Bibliothek und einen Ratskeller, wo das Bier sehr gut ist. Der vorbeifließende Bach heißt »die Leine«, und dient des Sommers zum Baden; das Wasser ist sehr kalt und an einigen Orten so breit, daß Lüder wirklich einen großen Anlauf nehmen mußte, als er hinüber sprang. Die Stadt selbst ist schön, und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht. Sie muß schon sehr lange stehen, denn ich erinnere mich, als ich vor fünf Jahren dort immatrikuliert und bald darauf konsiliiert wurde, hatte sie schon dasselbe graue, altkluge Ansehen, und war schon vollständig eingerichtet mit Schnurren, Pudeln, Dissertationen, Thédansants, Wäscherinnen, Kompendien, Taubenbraten, Guelfenorden, Promotionskutschen, Pfeifenköpfen, Hofräten, Justizräten, Relegationsräten, Profaxen und anderen Faxen. Einige behaupten sogar, die Stadt sei zur Zeit der Völkerwanderung erbaut worden, jeder deutsche Stamm habe damals ein ungebundenes Exemplar seiner Mitglieder darin zurückgelassen, und davon stammten alle die Vandalen, Friesen, Schwaben, Teutonen, Sachsen, Thüringer u. s. w., die noch heutzutage in Göttingen, hordenweis und geschieden durch Farben der Mützen und der Pfeifenquäste, über die Weenderstraße einherziehen, auf den blutigen Wahlstätten der Rasenmühle, des Ritschenkruges und Bovdens sich ewig unter einander herumschlagen, in Sitten und [6] Gebräuchen noch immer wie zur Zeit der Völkerwanderung dahinleben, und teils durch ihre Duces, welche Haupthähne heißen, teils durch ihr uraltes Gesetzbuch, welches Komment heißt und in den legibus barbarorum eine Stelle verdient, regiert werden.

Im allgemeinen werden die Bewohner Göttingens eingeteilt in Studenten, Professoren, Philister und Vieh, welche vier Stände doch nichts weniger als streng geschieden sind. Der Viehstand ist der bedeutendste. Die Namen aller Studenten und aller ordentlichen und unordentlichen Professoren hier herzuzählen, wäre zu weitläuftig; auch sind mir in diesem Augenblicke nicht alle Studentennamen im Gedächtnisse, und unter den Professoren sind manche, die noch gar keinen Namen haben. Die Zahl der Göttinger Philister muß sehr groß sein, wie Sand oder, besser gesagt, wie Kot am Meer; wahrlich, wenn ich sie des Morgens mit ihren schmutzigen Gesichtern und weißen Rechnungen vor den Pforten des akademischen Gerichtes aufgepflanzt sah, so mochte ich kaum begreifen, wie Gott nur so viel Lumpenpack erschaffen konnte. [11]



Heinrich Heine verwendete den Begriff S[ch]mollis in seinem Buch der Lieder, hier als Metapher für den aus Liebeskummer begangenen Selbstmord eines Studenten, der „mit dem Tode Smollis getrunken“ hat:

Da flucht ich den Weibern und reichen Halunken,
Und mischte mir Teufelskraut in den Wein,
Und hab mit dem Tode Smollis getrunken, --
Der sprach: Fiduzit, ich heiße Freund Hein!
Heinrich Heine (ab 1819 stud.iur. in Bonn, Göttingen und Berlin), "Buch der Lieder", (1a VIII)

Heinrich Heine hat seine Tragödie Almansor (Heine) von 1820 bis 1822 geschrieben, also im Wesentlichen während seines Studiums in Göttingen. Die Handlung ist in Spanien um 1500 angesiedelt, also kurz nach Beendigung der Reconquista und behandelt das Verhältnis zwischen Christentum, Islam und Judentum. So ist es kein Wunder, wenn er Erlebnisse in seiner Universitätsstadt Göttingen in die klassische spanische Universitätsstadt Salamanca verlagert. Ein Beispiel ist das Gedicht „Auf den Wällen Salamankas“, in dem ein Spaziergang auf dem zur Promenade umgebauten Befestigungswall Göttingens behandelt wird. Heine erzählt hier von seinen Ängsten vor einer Relegation aus Göttingen.

Bismarckhäuschen am Wall mit dem Mühlbach (Leine-Kanal)
Leinekanal („Mühlbach“) mit Odilienmühle am Göttinger Befestigungswall 2006

LXXX.

Auf den Wällen Salamankas
Sind die Lüfte lind und labend;
Dort, mit meiner holden Donna,
Wandle ich am Sommerabend.
Um den schlanken Leib der Schönen
Hab’ ich meinen Arm gebogen,
Und mit sel’gem Finger fühl’ ich
Ihres Busens stolzes Wogen.
Doch ein ängstliches Geflüster
Zieht sich durch die Lindenbäume,
Und der dunkle Mühlbach unten
Murmelt böse, bange Träume.
„Ach, Sennora, Ahnung sagt mir:
Einst wird man mich relegiren,
Und auf Salamankas Wällen
Geh’n wir nimmermehr spazieren.“

https://de.wikisource.org/wiki/Auf_den_W%C3%A4llen_Salamankas

http://www.hhp.uni-trier.de/Projekte/HHP/Projekte/HHP/werke/gedliste/A/getpage?pageid=D01S0958&mode=2




Stammbuch: Nachgelesene Gedichte 1812–1827[12]

Kein Stammbuch?! - da hab ich nachgedacht,
Doch kaum wird es Denkens bedürfen;
Es gleichet gar bald dem verschütteten Schacht,
Weils trostlos war, weiter zu schürfen.
Betrug und Freundschaft sind ja zumeist
Im Erdenverkehre Geschwister,
Und was man jung ein Stammbuch heißt,
Wird endlich Totenregister.
Nur mit dem Ärgernis macht ein Komplott,
Wer viel von Freundschaft will buchen;
Denn findet man immer sie wieder bankrott,
So lernt man sein Leben verfluchen.



Promotion bei Gustav von Hugo

Erinnerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Heine Guestphaliae Göttingen: Deutschland. Ein Wintermärchen, 1844[13]

Ich dachte der lieben Brüder,
Der lieben Westfalen, womit ich so oft
In Göttingen getrunken,
Bis wir gerührt einander ans Herz
Und unter die Tische gesunken!
Ich habe sie immer so liebgehabt,
Die lieben, guten Westfalen,
Ein Volk, so fest, so sicher, so treu,
Ganz ohne Gleißen und Prahlen.
Wie standen sie prächtig auf der Mensur
Mit ihren Löwenherzen!
Es fielen so grade, so ehrlich gemeint,
Die Quarten und die Terzen.
Sie fechten gut, sie trinken gut,
Und wenn sie die Hand dir reichen
Zum Freundschaftsbündnis, dann weinen sie;
Sind sentimentale Eichen.
"Der Himmel erhalte dich, wackres Volk,"
"Er segne deine Saaten,"
"Bewahre dich vor Krieg und Ruhm,"
"Vor Helden und Heldentaten."
"Er schenke deinen Söhnen stets"
"Ein sehr gelindes Examen,"
"Und deine Töchter bringe er hübsch"
"Unter die Haube – Amen!"

Werke mit Bezug zur Studentenzeit Heines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Erscheinungsjahr in Buchform

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eduard Wedekind: Studentenleben in der Biedermeierzeit: ein Tagebuch aus dem Jahre 1824, Nachdruck Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1927 herausgegeben von Heinrich Hubert Houben
  • Adolf Strodtmann: H. Heine's Leben und Werke, Band 1, F. Duncker, 1867 (Digitalisat)
  • Ludwig Marcuse: Heinrich Heine: Melancholiker, Streiter in Marx, Epikureer, Diogenes, 1977 ISBN 978-3-257-06505-3 (Erstauflage als Heinrich Heine. Ein Leben zwischen Gestern und Morgen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932)
  • Michael Werner (Hrsg.): Begegnungen mit Heine - Berichte der Zeitgenossen 1797–1846, Hamburg 1973
  • Fritz J. Raddatz: »So oft er einen Witz reißt, wird er ganz jüdisch« - Das Duell des Studenten Heinrich Heine in: Uwe Schultz (Hrsg.): Das Duell: Der tödliche Kampf um die Ehre, Insel-Verlag, 1996, S. 184–202
  • Ingrid Bodsch (Hrsg.): Harry Heine stud. juris in Bonn 1891/20: Zum ersten Studienjahr Heinrich Heines (1797-1856) und zur Bonner Stammbuchblätterfolge von 1820 des stud. med. Joseph Neunzig (1797-1877), Stadtmuseum Bonn, 1997
  • Walter Nissen, Christina Prauss, Siegfried Schütz: Göttinger Gedenktafeln. Ein biografischer Wegweiser. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-39161-7
  • Roderich Schmidt (Hrsg.): Heine in Göttingen, Satzwerk Verlag, Göttingen 2004 ISBN 3-930333-52-X
  • Volker Lipp, Christoph Möllers, Dietmar von der Pfordten (Hrsg.): Heinrich Heine. Dichter und Jurist in Göttingen. Göttinger Juristische Schriften, Universitätsverlag Göttingen, 2007
  • Jost Hermand: Eine Jugend in Deutschland – Heinrich Heine und die Burschenschaft.
  • Rolf Hosfeld: Heinrich Heine: Die Erfindung des europäischen Intellektuellen - Biographie, Siedler Verlag, 2014 (Digitalisat)
  • Danny Michelsen: Heinrich Heine und die Göttinger Duellaffäre von 1820/21. In: Franz Walter und Teresa Nentwig (Hrsg.): Das gekränkte Gänseliesel: 250 Jahre Skandalgeschichten in Göttingen. Göttingen 2015, S. 48–54. Online

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Götz von Selle (Hrsg.): Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734-1837. Hildesheim und Leipzig 1937, Nr. 28018; http://www.stadtarchiv.goettingen.de/personen/heine.htm
  2. Heinrich Heine, Die Harzreise, geschrieben 1824, gedruckt 1826 in Reisebilder als Volltext im Projekt Gutenberg: http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1144&kapitel=2&cHash=8acd486e252#gb_found
  3. stud. med. aus Kuchenheim bei Münster/Eifel, Mitglied der Bonner Burschenschaft Ostern 1819 bis Ostern 1820; imm. Würzburg 12. April 1820; imm. Göttingen 31. Oktober 1820 bis Herbst 1821 (im SS 1821 einer der fünf Ordner der Göttinger Burschenschaft); † 1884 in Stommeln bei Köln als praktischer Arzt sowie Wundarzt und Geburtshelfer. Nach Herbert Kater: Die Mitglieder der alten Würzburger Burschenschaft 1818–1821 in Einst und Jetzt Band 25 (1980), S. 189ff. (S. 197) unter Verweis auf das Mitgliederverzeichnis der Burschenschaft Alemannia Bonn von 1894. Berliner Dissertation De abortu, Berlin 1833.
  4. Ludwig Marcuse: Heine: Melancholiker, Streiter in Marx, Epikureer, S. 71
  5. Protokolle des Universitätsgerichtsverfahrens abgedruckt in Die Spinnstube, Sonntagsbeilage der Göttinger Zeitung Nr. 47 vom 29. November 1925; auch wiedergeben in Hans-Heinrich Himme: Stich-haltige Beiträge zur Geschichte der Georgia Augusta in Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen und Zürich 1987, Abb. 140
  6. Jost Hermand: Eine Jugend in Deutschland. Heinrich Heine und die Burschenschaft (PDF; 86 kB), Berlin 2002. S. 6.
  7. Zu Heines Zugehörigkeit zur Göttinger Burschenschaft, die Gründe seiner Ausstoßung und die Mitgliedschaft im Corps Guestphalia siehe Oskar Scheuer: Heinrich Heine als Student. 1922. DNB 576000418
  8. Jost Hermand: Eine Jugend in Deutschland – Heinrich Heine und die Burschenschaft.
  9. Götz von Selle (Hg.): Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734-1837. Hildesheim und Leipzig 1937, Nr. 30767
  10. Kösener Korps-Listen 1910, 69 („Corps Guestphalia Göttingen“), Nr. 141. Die KKL ordneten ihn damals fälschlich unter dem Jahr 1821 ein.
  11. http://www.gutenberg.org/files/24249/24249-h/24249-h.htm
  12. https://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/HeineNachlese/stammb.htm
  13. Caput X