Johann Peter Lyser

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Johann Peter Lyser, eigentlich Ludewig Peter August Burmeister, auch Lyser-Burmeister (* 4. Oktober 1804 in Flensburg; † 29. Januar 1870 in Altona) war ein deutscher Schriftsteller und Maler. Er benutzte die Pseudonyme Luca fa presto und Hilarius Paukenschläger.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Peter Lyser wurde als Sohn des Schauspielers Friedrich Burmeister und dessen Frau L(o)uise Catharina Marie geboren. Sein Familienname Lyser geht auf seinen Stiefvater Friedrich Lyser zurück, der ebenfalls Schauspieler war.

Lyser führte ein Wanderleben als Buchdrucker, Dekorationsmaler, Zeichenlehrer und als Musikkritiker bei der von Robert Schumann herausgegebenen Neuen Zeitschrift für Musik. Er verlebte Jugendjahre in Altona, wo der Stiefvater Mitdirektor des Stadttheaters war. Ab 1819 folgte er dem Stiefvater ans großherzogliche Hoftheater nach Schwerin, wirkte dort als Kostümzeichner, Dekorationsmaler und Theaterpoet, begegnete dem (Theatergrafen) Karl v. Hahn (wieder) und wurde von jenem protegiert.[1]

Das Musizieren musste er von seinem 18. Lebensjahr an wegen Taubheit aufgeben;[2] er geriet in Schulden und wurde von Felix Mendelssohn Bartholdy aus der Schuldhaft befreit.[3] Für seinen unvollendeten Lebens- und Künstlerroman Benjamin[4] wählte er das Motto: „Er war ein Kind seiner Zeit. Sie hob ihn, sie trug ihn und sie ließ ihn fallen.“[5][6]

Er war mit Heinrich Heine befreundet, der sich für ihn einsetzte.[7] Anfang 1844 hielt er sich in Leipzig auf und zählte zum Kreis der Personen, die sich regelmäßig mit Schumann in der Restauration Zum Kaffeebaum trafen.[8] Clara Schumann vertonte seine Lieder eines wandernden Malers. Durch sein ganzes Leben zieht sich sein Schaffen für das Kinderbuch, wie Nanette, die junge Waise aus seinem Band Das Buch der Mährchen oder Der dumme Gottlieb in Des Knaben Wunderhorn (1834). Er schuf eines der bekanntesten zeitgenössischen Beethoven-Porträts. Er starb im Krankenhaus von Altona, wo er auf Kosten des Armenhauses aufgenommen worden war.[9]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Caroline Leonhardt während ihrer Ehe mit Johann Peter Lyser

Lyser heiratete 1836 die Schriftstellerin Karoline Leonhardt. Die Ehe war nicht glücklich und wurde 1842 wieder geschieden. Der Publizist und Mitbegründer der ersten satirischen Blätter der Arbeiterbewegung in Deutschland, Gustav Lyser (1841–1909), der 1874 in die USA auswanderte, war beider Sohn. Die Tochter aus dieser Ehe, Dorothea, heiratete den Pädagogen und Schriftsteller Ludwig Bauer.

Zitat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu seinem Hauptberuf des Satirikers schrieb er in seinem Roman Benjamin:

„Ein Schaf duldet, ein Egoist zuckt die Achseln und läßt es gehen, wie es will; ein braver Kerl schlägt drein.“[6]

Werke (in Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Benjamin. Ein Roman aus der Mappe eines tauben Malers. Hoffmann und Campe, Hamburg 1830. (Digitalisat) Eine zweite Auflage erschien 1920 ebenfalls bei Hoffmann und Campe.
  • J. P. Lyser's ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche, mit verkleinerten aber vollständigen Copien. Dieterich, Göttingen 1794. (Digitalisat)
  • Das Buch der Mährchen für Töchter und Söhne gebildeter Stände. Wigand, Leipzig 1834.
  • Novellen. Wigand, Leipzig 1834. (Digitalisat)
  • Kunstnovellen. Wigand, Leipzig 1835. (Digitalisat)
  • Das Buch vom Rübezahl. Eine vollständige Sammlung aller Volks-Mährchen aus dem Riesengebirge. Wigand, Leipzig 1834. (Digitalisat)
  • Neue Kunst-Novellen. Sauerländer, Frankfurt am Main 1837
  • Naturgeschichte des Musikanten. von Hilarius Paukenschläger. Binder, Leipzig 1843. (Digitalisat)
  • De dree Jungfern un de dree Rathsherrn, oder: datt groote Karkthorn-Knopp-Schüüern to Altona. Een plattdütsches Mährchen. Berendsohn, Hamburg 1855. (Digitalisat)
  • General-Ubersicht der Geschichte der Musik in Europa, namentlich in Bezug auf Deutschland seit dem Jahre 1791 bis zum Schlusse des Jahres 1855. Trupp, Hamburg 1856.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Hirth: Johann Peter Lyser, der Dichter, Maler, Musiker. München: Müller 1911
  • Horst Kunze: Schatzhalter alter Kinderbücher. Berlin (Ost): Der Kinderbuchverlag, 1981
  • Robert und Clara Schumanns Briefwechsel mit Eduard Bendemann, Julius Hübner, Johann Peter Lyser und anderen Dresdner Künstlern, hg. von Renate Brunner, Michael Heinemann, Irmgard Knechtges-Obrecht, Klaus Martin Kopitz und Annegret Rosenmüller, Köln 2014 (= Schumann-Briefedition, Serie II, Band 6), Köln 2016, S. 673–791

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Johann Peter Lyser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Johann Peter Lyser – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Graf Hahn ließ sich herbei, dem jungen Menschen in wichtigen Fällen mit gutem Rath an die Hand zu geben; er [HAHN] durchwanderte mit ihm die Gemäldesammlungen, Rüstkammern und Bibliotheken zu Schwerin, Rostock und Ludwigslust, schenkte ihm einige sehr wertvolle Bücher und Handzeichnungen und gab ihm endlich sogar das Manuscript seines Trauerspiels, den 'Sturtz in den Abgrund' zu lesen.“ (Vgl. Friedrich Adolf Meyer: Characterzüge aus dem Leben des Grafen Carl Hahn-Neuhaus. Kayser, Hamburg 1858, S. 22. (Digitalisat))
  2. J. P. Lyser, Benjamin. Ein komischer Roman. Mit zwölf Charakterbildern erfunden und radiert vom Verfasser. Hoffmann und Campe 1920, S. 9.
  3. Ebd, S. 10.
  4. In der letzten Anmerkung Lysers zu seinem Roman Benjamin ist von dem vorliegenden als „erstem Teil“ die Rede. Ein zweiter ist nie geschrieben worden. Ebd, S. 235 f.
  5. Original: Er war ein Kind der Zeit, Sie hob ihn, Sie trug ihn, Sie ließ ihn fallen. Ebd. Vorsatzblatt
  6. a b Horst Kunze: Schatzhalter alter Kinderbücher. Berlin (Ost): Der Kinderbuchverlag, 1981, S. 201.
  7. Auf Heines Fürsprache hin erschien der Roman Benjamin erstmals 1830. J. P. Lyser, Benjamin. Ein komischer Roman. Hoffmann und Campe 1920, S. 9 f.
  8. Wieder ein Mitglied von Robert Schumann’s Tafelrunde im „Kaffeebaum“ †. In: Leipziger Tageblatt und Anzeiger Jg. 80, Nr. 147, 27. Mai 1886, 3. Beilage, S. 3094 (Web-Ressource).
  9. Ebd, S. 11.