Benutzer:Leyrane/Degu

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Degu

Zwei Degus (Octodon degus)

Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Teilordnung: Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha)
Familie: Trugratten (Octodontidae)
Gattung: Strauchratten (Octodon)
Art: Degu
Wissenschaftlicher Name
Octodon degus
(Molina 1782)

Der Degu oder Gewöhnliche Degu (Octodon degus) ist eine in Südamerika heimische Nagetierart aus der Gattung der Strauchratten innerhalb der Familie der Trugratten (Octodontidae). In Europa werden Degus seit Ende des 20. Jahrhunderts als Heimtiere gehalten.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Degus sind etwas kleiner als Ratten, mit denen sie trotz geringer Ähnlichkeit ab und an verwechselt werden. Die Größe der Tiere schwankt erheblich, was auf die Herkunft von Vorfahren aus unterschiedlichen Populationen zurückgeführt wird. Sie sind meist agouti-farben („wildfarben“), selten gibt es Mutanten mit blaugrauem, silbernen, weiß-geschecktem oder sandfarbigem Fell. Die Unterseite ist heller, eher graubraun. Die Augen sind viel größer als bei Ratten und haben eine senkrechte, schlitzförmige Pupille. Ihre Hinterbeine sind deutlich länger als die Vorderbeine - dies erlaubt den Tieren weite Sprünge.

Auffallend ist auch die Haarquaste am Ende des langen Schwanzes. Der Schwanz ist auf der ganzen Länge mit Borsten besetzt, die beim Aufrichten und Klettern als Stütze dienen. Die Schwanzhaut kann leicht abgerissen werden, etwa wenn das Tier von einem Raubtier gegriffen wird. Der freigelegte Teil des Schwanzes wird dann abgeworfen oder abgenagt und wächst nicht nach. Die Pfoten haben kräftige Krallen und dazwischen Borsten, die ein effektives Klettern und Graben ermöglichen. Der Degu kann die Vorderpfoten wie Hände einsetzen und nutzt dies z. B. um Futter festzuhalten.

Degus können in Gefangenschaft – abhängig von genetischer Disposition und Haltungsbedingungen – ein Alter von sieben Jahren und mehr erreichen, in freier Wildbahn werden sie als Beutetiere im Schnitt nur ein Jahr alt.

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Degus stammen aus Chile. Sie kommen dort an der Küste, im Wald und in der Hochebene bis in etwa 1200 m Höhe vor.

Verhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Gruppe dicht zusammengedrängt ruhender Degus in einem Käfig

Degus sind sehr soziale, gesellige Tiere. In freier Wildbahn leben sie in Familienverbänden, die sich wiederum in Kolonien mit bis zu 200 Tieren zusammenschließen.

Manche Degugruppen haben keine streng hierarchische Ordnung, andere werden von einem dominanten Degu angeführt. Degus bauen oft eine Art „Feldherrenhügel“ aus Zweigen und anderem Material. Der Degu mit dem größten Hügel wird oft als Alphatier gesehen. Er ist auch der erste, der fressen darf. Trotzdem ist diese Rangordnung nicht sehr streng, und viele andere Degus machen ihm diesen Platz streitig. Nur in seltenen Fällen kommt es dabei auch zu einem wirklichen Übergriff. In der Regel handelt es sich dann um Kämpfe um paarungsbereite Weibchen, wenn die Kontrahenten im Käfig keine Fluchtmöglichkeit haben.

Degus kämpfen beinahe ausschließlich Kommentkämpfe in einer ausgestreckten, auf zwei Beinen stehenden Haltung. Sie schubsen sich mit den Vorderpfoten so lange, bis einer von ihnen mit den kräftigen Hinterpfoten seinen Konkurrenten wegschubst. Ein Degu kann dabei mehrere Zentimeter weit „fliegen“, verletzt sich aber nur selten. Es gibt aber auch schwere Fälle, bei denen sich die Konkurrenten ineinander verbeißen. Da Degus äußerst scharfe Schneidezähne besitzen, sind dann auch schwere und tödliche Verletzungen möglich.

Degufamilien haben im Freien ständig einen (oder mehrere) Beobachter, der das umliegende Geschehen betrachtet und je nach Gefahr einschätzt. Ertönt der helle und laut piepsende Warnruf, verschwindet die Gruppe in Sekundenschnelle in ihren Höhlen. Selbst fremde Familien oder Konkurrenten hören auf diesen Ruf.

Degus haben ein reiches Repertoire an verschiedensten Lautäußerungen, das größer ist als bei allen anderen als Haustier gehaltenen Nagern.

Zur Fellpflege mögen Degus Sand- und Staubbäder und gelegentlich ein Sonnenbad. Dabei muss aber immer eine Möglichkeit zum Rückzug in kühlere Bereiche möglich sein, da sie sonst an Überhitzung sterben können.

Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Degu knabbert an einem Chicoréeblatt

Degus ernähren sich in ihrer chilenischen Heimat fast ausschließlich von Gräsern, Kräutern, Sämereien, Rinden und Wurzeln. Diese Nahrung ist oft trocken und hart.

Bei Heimtierhaltung sind Heu sowie frische Gräser und Kräuter Hauptbestandteil der Degufütterung. Im Handel ist daneben spezielles Degufutter erhältlich. Dieses sollte einen hohen, für den Zahnabrieb wichtigen Rauhfaseranteil haben. Insbesondere frisches oder trockenes Obst ist auf Grund des hohen Fruchtzuckeranteils wegen der hohen Diabetesempfindlichkeit dieser Tierart problematisch und daher strikt zu vermeiden. Außerdem können im Übermaß verfütterte energiereiche Körner, bspw. Sonnenblumenkerne, zur Verfettung der Tiere führen.

Degus benötigen jeden Tag frisches Wasser.

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weibliche Tiere werden nach circa sechs Wochen geschlechtsreif, männliche wenige Wochen später. Nach einer Tragzeit von 87 bis 93 Tage[1] werden meist 3 bis 5 Jungtiere pro Wurf geboren. Die „Muttertiere“ werden in der Regel direkt nach der Geburt ihrer Jungtiere erneut gedeckt.

Junge Degus sind von Anfang an sehr eigenständig. Durch die – für Nagetierverhältnisse – lange Tragezeit, kommen sie beinahe voll entwickelt zur Welt. Sie können sehen (nach etwa einer halben Stunde Gewöhnungszeit an das Licht), sie können laufen und sie sind bereits behaart. Schon nach wenigen Stunden trauen sich die Neugierigsten eines Wurfs aus ihrer Höhle und erkunden das nahe Gelände. Nach ein bis zwei Wochen wirken die Jungtiere nicht mehr ganz so ungeschickt, und sie beginnen, richtig sicher zu laufen.

Das Muttertier ist meist nur zum Säugen bei seinem Nachwuchs. Das ist keine Vernachlässigung, da Degugruppen insgesamt gut aufeinander aufpassen.

Bedeutung, Geschichte, Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Chile gelten Degus als landwirtschaftliche Schädlinge, da sie große Schäden Kulturpflanzen anrichten können [Quelle?]. Erwähnenswert ist ausserdem, dass Degus früher auch auf dem Speiseplan der einheimischen, indogenen Bevölkerung standen. Heutzutage haben sie aber in der Küche der Chilenischen Bevölkerung keine Bedeutung mehr [Quelle?].

Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts erlangten die Degus als Labortiere an Bedeutung, da sich ihre tagaktive Lebensweise, lange Tragzeit und hohe Lebenserwartung für verschiedene wissenschaftliche Fragestellungen als attraktiv erwiesen. Insbesondere in der Chronobiologie (Circadiane Rhythmus), der Neurobiologie, aber auch bei ökologischen und physiologischen Fragestellungen werden sie Versuchs- und Forschungstiere eingesetzt[2]. Über Tiere aus Versuchstierkolonien gelangten einige Degus in Zoos, welche später über den Zoohandel Tiere an Privatpersonen abgaben, worauf sich die Degus in der 1970er und 1980er Jahre im Verlauf der kommenden Jahrzehnte als Heimtiere etablierten.

Degus und Menschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Degu in einem Käfig als Haustier

In Gefangengeschaft gehaltene Degus neigen, obwohl in der Wildnis streng tagaktiv [Quelle?], zu nächtlichen Aktivitäten [Quelle?]. Tags über sind sie sich vor allem am Vormittag und Nachmittag und Abend besonders aktiv. Da Degus in der Wildnis in sozialen Gruppen leben, werden Degus auch in der Gefangenschaft mindestens zu zweit und in der Regel in gleichgeschlechtlichen Gruppen gehalten.


Der Platzbedarf der sehr bewegungsfreudigen Tiere ist recht hoch, da sie viel und sehr schnell laufen und höchstens beim Schlafen mal länger ruhig sitzen. Sie brauchen außerdem viel Beschäftigung und Abwechslung. Degus sind hervorragende Kletterer. Neben diversen erhöhten Stalleinbauten sind naturbelassene, rauhe Steine wichtig. Degus sitzen gerne auf ihnen, was auch gut für ihre Krallen ist.

Als Nagetiere knabbern Degus fast ständig. Bedingt durch die karge natürliche Umgebung in trockenen Gegenden Chiles sind ihre Zähne hartes Material gewohnt. Bei der Haltung sollte daher genügend Nagematerial, z. B. Äste von ungespritzen Obstbäumen, bereitgestellt werden. Das Knabbern dient auch dem Abschleifen der Zähne. Ohne Abwetzmöglichkeiten kommt es zu für die Tiere schmerzhaften und die Nahrungsaufnahme behindernden Fehlstellungen der Zähne. Diese müssen dann vom Tierarzt gekürzt werden.

Plastik- und Holzeinrichtungen werden sehr schnell durchgenagt, ebenso dünne Aluminiumgitter. Dies muss beim Bau einer möglichst „ausbruchssicheren“ Degu-Behausung berücksichtigt werden. Das Verschlucken splitternder Holz- und kleiner Plastikteile kann zudem erhebliche Gesundheitsschäden hervorrufen oder sogar zum Tod der Tiere führen (zudem enthält Plastik häufig Weichmacher).

Bei neuen Materialien oder Untergründen prüfen Degus stets, ob sie etwas Schmackhaftes vor sich haben. Auch Deguhalter bzw. ihre Haut und Kleidung werden entsprechend überprüft, kleine (in der Regel nicht schmerzhafte) „Testbisse“ sind daher ganz normal. Wenn Degus jedoch in Panik geraten und keine Fluchtmöglichkeit sehen – z.B. wenn sie festgehalten werden – können sie auch durchaus schmerzhaft beißen.

Zwei Heimtier-Degus im Käfig: das hintere Tier badet im Sand, beim vorderen Tier ist der buschige Schwanz gut erkennbar

Für ihre Fellpflege benötigen Degus regelmäßige, typischerweise tägliche Sandbäder aus feinem Sand. Bei dieser Art der Pflege suhlen sich die Tiere und/oder werfen sich Sand auf den Rücken.

Degumännchen markieren ihr Territorium mit Urinduft, was zu unangenehmer Geruchsbildung führen kann.

Eine direkte Bestrahlung mit Sonnenlicht ist für Degus zwar gesund, kann jedoch sowohl die Unterbringung als auch die Tiere aufheizen, daher ist sicherzustellen, dass immer kühlende Schattenplätze vorhanden sind.

Von Natur aus sind Degus Fluchttiere, ihre Hauptfeinde sind sich aus der Luft nähernde Greifvögel. Da Degus sich bei Gefahr in ihre Höhlen zurückziehen wollen müssen sie auch in ihrer künstlichen Umgebung einen ruhigen, geschützten Platz für den Rückzug vorfinden. Mindestens eine Käfigseite sollte daher an einer Wand stehen, vorteilhaft ist ein Platz in einer Raumecke. Zudem sollte die Unterkunft erhöht – in (Augen-)Höhe der umgebenden Menschen – angebracht sein, da Annäherungen von oben als Bedrohung empfunden wird. Sollte dies nicht möglich sein so nähert man sich den Tieren vorsichtig-langsam und in möglichst geduckter Haltung.

Zwei ausgewachsene Degus

Handzahm im klassischen Sinne werden Degus nicht. Mit Geduld und Ausdauer können die Degus den Menschen aber als ungefährlichen „Spielkameraden“ bzw. „Kletteruntergrund“ akzeptieren. Manchmal sind Degus auch in der Lage, „ihren“ vertrauten Menschen von anderen zu unterscheiden. Zu vermeiden sind hektische Bewegungen sowie das Greifen eines Tieres von oben, da sonst der Fluchtreflex aktiv wird (besser ist die Schaufelhaltung, bei der dem Degu die flachen Hände von beiden Seiten untergeschoben werden). Ebenso zu vermeiden ist das Hochheben von Degus an ihren Schwänzen, denn dabei können irreparable Schäden entstehen (leichtes Abreißen der Schwanzhaut, Absterben des restlichen Schwanzteils).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weir, B.J. 1970. The management and breeding of some more hystricomorph rodents. Laboratory Animals 4: 83-97.
  2. vgl. Gneiser, B. (2006): Abdominale Sonographie beim Degu (Octodon degus, Molina 1782). Inaugural-Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität München.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Gumnior: Degus. Biologie, Haltung, Zucht. Natur- und Tier-Verlag, Münster, 2005. ISBN 978-3-937285-53-5
  • Michael Mettler: Degus. halten & pflegen, verstehen & beschäftigen. Franckh-Kosmos, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-440-10884-0

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Degu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien