Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Albert Friehe

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Albert Friehe (* 1904 in der Nähe von Hildesheim, † 1952) war neun Jahre lang Bürgermeister von Bückeburg, der damaligen Landeshauptstadt von Schaumburg-Lippe, rassepolitischer Aktivist der NSDAP und Verfasser mehrerer im Dritten Reich weit verbreiteter Bücher über Vererbungslehre und Eugenik („Rassehygiene“).

Lebensweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friehe war Sohn eines „Erbhofbauers“. Er besuchte die Dorfschule in Mölme bei Hildesheim, danach bis 1921 die Höherer Landwirtschaftsschule in Hildesheim, wo er die Mittlerer Reife erlangte. An der Oberrealschule in Braunschweig legte er 1924 das Abitur ab. Im selben Jahr (also 1924) wurde Friehe Mitglied des Bismarck-Bundes, der der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahestand. Er trat am 7. September 1925, mit 21 Jahren, in die NSDAP ein (Mitgliedsnr. 18.097), war von 1925 bis 1931 auch Mitglied der Sturmabteilung (SA). Nach dem Abitur arbeitete er ein Jahr lang auf dem väterlichen Bauernhof mit und nahm dann ein Studium der Geschichte, Volkswirtschaft, politischen Geographie und Biologie auf. Er wollte eigentlich an der Uni Marburg promovieren, überwarf sich aber aus politischen Gründen mit seinem vorgesehenen Doktorvater. Sein zweites Dissertationsvorhaben bei dem Rassentheoretiker Hans F. K. Günther in Jena musste er nach eigener Darstellung aufgeben, weil Günther die Prüfungsberechtigung entzogen worden sei. Friehe gab sein Studium daraufhin ohne formalen Abschluss auf. 1926 beteiligte er sich an der Gründung der Ortsgruppe Tübingen der NSDAP. 1928 wurde er Mitarbeiter beim Völkischen Beobachter, am 1. September 1931 Redakteur der Jugendbeilage zur „Nationalsozialistischen Landpost“ (NS-Landpost). Friehe führte im Juli 1931 einen nationalsozialistischen Bauernschulungskurs in Wabern (Hessen) durch, der aus Sicht seiner Partei so erfolgreich war, dass der spätere „Reichsernährungsminister“ (Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft), Walther Darré, ihn daraufhin mit der Durchführung ähnlicher Kurse im ganzen Deutschen Reich beauftragte und ihn im Januar 1932 zum Fachreferenten der NSDAP für das bäuerliche Bildungswesen ernannte. 1932 war Friehe Fachbearbeiter für bäuerliches Schulungswesen im Amt für Agrarpolitik der NSDAP. Friehe war Kandidat der NSDAP bei beiden Reichstagswahlen des Jahres 1932, im Juli und im November 1932.[1] Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“, im Sommer 1933, leitete er einige Monate lang das Gauschulungsamt in Sachsen, dann wurde er Landesobmann der Landesbauernschaft Westfalen.[2] 1935 erschien sein Buch „Was muss der Nationalsozialist von Vererbung wissen?“ im Verlag Moritz Diesterweg in erster Auflage.

Der seit der Kaiserzeit amtierende deutschnationale Bürgermeister von Bückeburg, Karl Wiehe, wurde 1935 entmachtet, nachdem er sich für den Schutz Bückeburger Juden eingesetzt hatte. Wiehes Nachfolger als Bürgermeister Bückeburgs, der damaligen Landeshauptstadt von Schaumburg-Lippe, wurde Albert Friehe. Er tat sich dadurch hervor, dass er politische Gegner und Juden drangsalieren ließ. Während der Deportation der Bückeburger Juden plante Friehe die Umnutzung des Gebäudes der alten Synagoge in Bückeburg als Heeresmusikschule, zu der es jedoch nicht kam. Friehe widmete sich intensiv dem Thema der „Rassenhygiene“. Im März 1936 wurde z. B. in Bückeburg die Ausstellung „Erbgut und Rasse im deutschen Volk“ eröffnet.[3]. In Friehes neunjähriger Amtszeit wurden mehr als 60 Einwohner Bückeburgs verfolgt und die meisten von ihnen umgebracht.[4]

Friehe war Leiter der „Arbeitsgemeinschaft für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise“ in Bückeburg[5].

Friehe starb 1952.[6]

Werke Friehes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friehe, Albert: „Wat ieder van de erfelijkheid weten moet : de grondslagen der erfelijkheid en hun beteekenis voor mensch en volk“, Amsterdam : Volksche Uitg. Westland 1943 (niederländische Übersetzung von: „Was muss der Nationalsozialist von der Vererbung wissen?“ - Frankfurt a.M., Diesterweg, 1934, https://geheugen.delpher.nl/en/geheugen/view?coll=ngvn&identifier=EVDO02%3ANIOD05_1480 ; eingesehen am 25. Februar 2020
  • Friehe, Albert: „Was muß die deutsche Jugend von der Vererbung wissen? Die Grundlagen der Vererbung und ihre Bedeutung für Mensch, Volk und Staat“, Verlag M. Diesterweg, Frankfurt am Main, 1935, Schulausgabe der Schrift: „Was muß der Nationalsozialist von der Vererbung wissen?“
  • Friehe, Albert: „Was muß der Nationalsozialist von der Vererbung wissen?“, Frankfurt a. M., Diesterweg 1935.
  • Friehe, Albert: „Was die deutsche Jugend von der Vererbung wissen muß!“, Frankfurt a. M., Diesterweg, 1943.
  • Friehe, Albert: „Was jeder Deutsche von der Vererbung wissen muß! Die Grundlagen der Vererbung und ihre Bedeutung für Mensch und Staat“, Verlag M. Diesterweg, Frankfurt am Main, 1943

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frank Werner (Hg.), „Schaumburger Nationalsozialisten – Täter, Komplizen, Profiteure“, Schaumburger Kulturlandschaft, Bd. 17, ISBN 978-3-89534-737-5

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Janet Biehl, „Ecofascism Revisited – Lessons From The German Experience“, Fußnote 276 auf S. 121, https://archive.org/details/EcofascismRevisitedLessonsFromTheGermanExperience/page/n93/mode/2up/search/Albert+Friehe?q=Albert+Friehe ; eingesehen am 25. Februar 2020
  2. Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 62, Verlag Hahnsche Buchhandlung, 1990, unter Hinweis auf StAB L 4 Nr. 2379, https://books.google.de/books?id=j5YTAQAAMAAJ&q=%22Albert+Friehe%22&dq=%22Albert+Friehe%22&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiags6amtnnAhWNPOwKHTHVD6kQ6AEwCXoECAMQAQ
  3. Stefan Brüdermann »„Rassenhygiene“ im Schaumburger Land – Zwischen Zwangssterilisation und Kindereuthanasie: Von der Verhütung „lebensunwerten Lebens“ per Gesetz«, in: Deister- und Weserzeitung (DeWeZet), 17. April 2009, https://www.dewezet.de/startseite_artikel,-rassenhygiene-im-schaumburger-land-_arid,103779.html ; eingesehen am 25. Februar 2020
  4. Wilhelm Gerntrup, „Die Macht des Blutes ist stärker“, in: Schaumburger Zeitung und Landeszeitung (SZ|LZ), 10. September 2010, https://www.szlz.de/startseite_artikel,-die-macht-des-blutes-ist-staerker-_arid,268596.html , eingesehen am 25. Februar 2020
  5. Janet Biehl, Ecofascism Revisited – Lessons From The German Experience, S. 93, und dazu Fußnote 276 auf S. 121, https://archive.org/details/EcofascismRevisitedLessonsFromTheGermanExperience/page/n93/mode/2up/search/Albert+Friehe?q=Albert+Friehe ; eingesehen am 25. Februar 2020
  6. Wilhelm Gerntrup, „Die Macht des Blutes ist stärker“, in: Schaumburger Zeitung und Landeszeitung (SZ|LZ), 10. September 2010, https://www.szlz.de/startseite_artikel,-die-macht-des-blutes-ist-staerker-_arid,268596.html ; eingesehen am 26. Februar 2020