Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Fritz Donner

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Fritz Donner (geb. 21. Dezember 1884 in Berlin, gest. ?) war Oberkriegsverwaltungsrat (OKVR) im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) und Gruppenleiter in der Chefgruppe Landwirtschaft des Wirtschaftsstabes Ost.

Von 1891 bis 1901 besuchte Donner das königliche Luisen-Gymnasium in Berlin, das er mit der Primareife (etwa: Fachhochschulreife) verließ. In den Jahren 1902 und 1903 absovierte Donner eine landwirtschaftliche Lehre auf dem Rittergut Mahitzschen, Kreis Torgau, in Sachsen. Anschließend studierte Donner in den Jahren von 1903 bis 1905 Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und schloss sein Studium als Diplom-Landwirt ab. 1906/07 leistete er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Holsteinischen Feld-Artillerie-Regiment 24 in Neustrelitz ab. Anschließend, von 1907 bis 1910, arbeitete Donner als landwirtschaftlicher Beamter auf verschiedenen Gütern in Brandenburg und Schlesien. 1910 oder 1911 ging Donner nach Kanada, wo er von 1911 bis 1914 Besitzer der Grasswold Farm und Direktor der German Canadian Farming Co. in Alberta war, die von ehemaligen deutschen Kavallerie-Soldaten (Husaren) gegründet wurde. Nach diesen benannte die Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific Railway (CPR) ihre nahegelegene Bahnstation mit „Hussar“. Das Dorf Hussar, Alberta, wurde erst im April 1928 offiziell inkorporiert. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 kehrten viele der ehemaligen deutschen Soldaten aus dem kanadischen Hussar nach Deutschland zurück; die übrigen wurden als feindliche Ausländer in Kanada interniert. Fritz Donners Versuch, ins Deutsche Reich zurückzukehren, scheiterte in der britischen Exklave Gibraltar, wo Donner festgenommen wurde und in britische Kriegsgefangenschaft kam. Nachdem er im März 1919 wieder freigekommen war, arbeitete er bis 1921 als Außenbeamter der Reichsgetreidestelle im östlichen Kontroll- und Grenzdienst. Von 1921 bis 1924 war Donner Direktor der Hansa Speicher GmbH, Berlin. Von 1925 bis 1932 arbeitete Donner als selbstständiger Kaufmann und Güterberater im Landhandel.

Donner trat am 1. September 1930 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Im selben Jahr wurde er auch Mitglied der SA. Im NSDAP-Gau Brandenburg war Donner in der agrarpolitischen und der Propaganda-Abteilung und bei der Vorbereitung des Arbeitsdienstes tätig. Im Juni 1932 trat Donner in die SS ein. Dort wurde er am 20. April 1934 zum SS-Scharführer und am 10. September 1935 zum SS-Oberscharführer befördert.

Von 1932 bis mindestens 1938 war Donner Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für innere Kolonisation mbH, Berlin-Dahlem, Drosselweg 1-3.

Im Oktober 1938 gehörte Donner offenbar zum Wachkommando des Konzentrationslagers Sachsenhausen in Oranienburg, nördlich von Berlin. Im März 1939 wurde Donner zum Rasse- und Siedlungshauptamt der SS (RuSHA) versetzt.

Ab etwa 1941 war Donner Oberkriegsverwaltungsrat (OKVR) und Referent „Agrarordnung und Bodenpolitik” in Abteilung III E-2 „Erzeugung” des Wirtschaftsstabs Ost bzw. im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete.

Am 1. November 1941 nahm die deutsche Wehrmacht die ukrainische Stadt Simferopol auf der Krim (Taurien) ein. Kurz darauf, im Dezember 1941, töteten SS-Leute und Feldgendarmen im Simferopol-Massaker innerhalb weniger Tage annähernd 14.000 Juden. Hitler plante, Simferopol in „Gotenburg“ umzubenennen und sie zur Hauptstadt einer als „Gotengau“ annektierten Krim zu machen. Ebenfalls im Dezember 1941 erkundete Fritz Donner zusammen mit einem Major Ernst Seifert die Möglichkeiten, auf der Krim eine deutsche bzw. „germanische“ Kolonie zu errichten. Donner verfasste darüber einen „Bericht über die Erkundung der Siedlungsmöglichkeiten in der Nogaischen Steppe (Taurien) und der Halbinsel Krim” vom 10. März 1942 (Bundesarchiv MFB 4/44423). Die Krim ist stellenweise von Jamboyluk besiedelt, einer Untergruppe der Nogaier, einer turksprachigen Ethnie aus dem Kaukasusgebiet. Donner und Seifert stießen auf der Krim auf Angehörige der jüdischen, turksprachigen Karäer und Krimtschaken, die sie zunächst nicht einzuordnen wussten. Letztlich wurden die Karäer dann ethnisch als Turkvolk eingestuft und dem Leiter des NSDAP-Rassenamtes, Walter Gross, zufolge aufgrund ihrer engen Beziehungen zu den mit dem Deutschen Reich verbündeten muslimischen Tataren von der Verfolgung ausgenommen, wohingegen die Krimtschaken ethnisch als Juden galten und getötet wurden.[1]

Im Jahr 1942 war Fritz Donner an der Zwangsumsiedlung von Ukrainern und „Volksdeutschen“ (Deutschstämmigen) im Raum Schytomyr beteiligt[2] („Umvolkung“ im Rahmen des Generalplans Ost).

Im Jahr 1950, im Alter von 66 Jahren, durchlief Fritz Donner sein Entnazifizierungsverfahren und seine Rehabilitierung in Berlin.

Sein weiterer Lebensweg ist nicht bekannt.

Rohstoffe, Quellen, Zettelkasten

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Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien

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Fritz Donner Oberkriegsverwaltungsrat im RMfdbO Lebenslauf 21. Dezember 1884 Geburt in Berlin 1891 – 1901 Königliches Luisengymnasium Berlin (Primareife) 1902 – 1903 Landwirtschaftliche Lehre auf Rittergut Mahitzschen, Kreis Torgau 1903 – 1905 Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin; Abschluss als Diplom-Landwirt 1906 – 1907 Einjährig-Freiwilliger beim Holsteinischen Feld-Artillerie-Regiment 24 in Neustreulitz 1907 – 1910 Landwirtschaftlicher Beamter auf verschiedenen Gütern in Brandenburg und Schlesien 1911 – 1914 Direktor der German Canadian Farming Co. in Hussar (Alberta) und Besitzer der Grasswold Farm Aug. 1914 – Mrz. 1919 versuchte Rückkehr in das Deutsche Reich; Gefangennahme in Gibraltar und britische Kriegsgefangenschaft 1919 – 1921 Außenbeamter im östlichen Kontroll- und Grenzdienst bei der Reichsgetreidestelle 1921 – 1924 Direktor der Hansa Speicher GmbH, Berlin 1925 – 1932 Selbstständiger Kaufmann und Güterberater 1. September 1930 Eintritt in die NSDAP; dort im Gau Brandenburg Tätigkeit in der agrarpolitischen und der Propaganda-Abteilung und bei der Vorbereitung des Arbeitsdienstes 1930 vorübergehender Eintritt in die SA Juni 1932 Eintritt in die SS 1932 – min. 1938 Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für innere Kolonisation, Berlin-Dahlem 20. April 1934 Beförderung zum SS-Scharführer 10. September 1935 Beförderung zum SS-Oberscharführer – Okt. 1938 – Tätigkeit beim Wachkommando des Konzentrationslagers Sachsenhausen ab März 1939 Versetzung zum Rasse- und Siedlungshauptamt der SS ab ca. 1941 Oberkriegsverwaltungsrat und Referent „Agrarordnung und Bodenpolitik” in Abt. III E-2 „Erzeugung” des Wirtschaftsstabs Ost bzw. im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete 1950 Entnazifizierungsverfahren und Rehabilitierung in Berlin

Literatur:

Gerlach, Christian: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944, Hamburg 2000.

Quellen:

BArch Berlin-Lichterfelde, R 9361-IX Kartei/6690981.

LA Berlin, A Rep. 244-01 Nr. 134; B Rep. 031 Nr. 21765.

Auskünfte:

Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen, 17. April 2020.

Motadel, „Islam and Nazi Germany’s War“

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“Visiting Simferopol in December 1941, two Wehrmacht officers, Oberkriegsverwaltungsrat Fritz Donner and Major Ernst Seifert, reported that it was interesting to note that: ‘A large part of these Jews on the Crimea is of Mohammedan faith, while there were also Near Eastern racial groups of a non-Semitic character, who, strangely, have adopted the Jewish faith’. The confusion among the Germans about the classification of Karaites and Krymchaks, which were, in fact, both Jewish communities, was striking. In the end, the Karaites were classified as ethnically Turkic and spared, while the Krymchaks were considered ethnically Jewish and killed. According to Walter Gross, head of the NSDAP Race Office, the Karaites were excluded from persecution because of their close relations with allied Muslim Tatars.”

Fn. 196: Donner and Seifert, Report ( „Bericht über die Erkundung der Siedlungsmöglichkeiten in der Nogaischen Steppe (Taurien) und der Halbinsel Krim”), 10 March 1942, Berlin, BA–MA, MFB 4/44423.

Landesgericht für Strafsachen Wien

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Strafverfahren gegen: Hans BREYER und andere Angehörige der Dienststelle des Kommandeurs der Sicherheitspolizei Minsk bzw. einer ihrer Außendienststellen

441 FStN-Mikrofilm Nr. 1085+1086 DÖW-Signatur: V412/1–109 Aktenzahl des Gerichts („Geschäftszahl“): LG Wien 27c Vr 7511/62 Standort des Original-Akts: Aktenlager des Landesgerichts für Strafsachen Wien Prozess wegen Massenvernichtungsverbrechen (KdS Minsk) Opfer: Juden/Jüdinnen, Partisanen Tatland (Tatort): UdSSR Strafverfahren gegen: Hans BREYER und andere Angehörige der Dienststelle des Kommandeurs der Sicherheitspolizei Minsk bzw. einer ihrer Außendienststellen Tatvorwurf/Tatvorwürfe: (Beteiligung an der) Ermordung von Juden/Jüdinnen und Partisanen im Raume Minsk und Umgebung Dieses Verfahren war gegen jene Personen eingeleitet worden, deren österreichische Staatszugehörigkeit sich aus den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft beim LG Koblenz (9 Js 716/59) und der Staatsanwaltschaft München I (22 Js 104/61) ergeben hat.

  • 20.8.1968: Zurücklegung der Anzeige gegen Hans BREYER, Josef BRANDLMAYR, Karl FROLIK, Franz GUTTMANN, Helmuth HEISS, Heinrich PUNZENGRUBER, Friedrich WOLF, Rudolf ZEMANN (ZEEMANN), Peter EGGER, Theodor ONDREJ, Friedrich BAUER,

Johann KUNZ, Emmerich GRIESSLER, Friedrich HÜTTNER, Ewald REITER, Hubert STRATHMANN, WAGNER, Franz KEMETMÜLLER, Josef KÜCHL, Rudolf LANGSAM, Josef PETSCHMANN, Hans PURKER, Walter MÜNCH, Johann BAUER, Karl SCHUSTER, Josef RIEDER und Ernst FRIEDL.

  • 26.5.1964: Einstellung des Verfahrens gegen Karl BUCHNER, Dr. Edwin KUNZ u. Alfred FOCKLER (FOKLER) gemäß § 224 StG [Tod des Beschuldigten].
  • 25.6.1964: Ausscheidung des Verfahrens gegen Karl EHRENSTRASSER, Fritz DONNER, Karl WANZENBÖCK, Julius ZELENKA, Siegfried ARTNER, Walter EGGENBERGER, Anton (Toni) HINTERHUBER, Karl KLOCKER (KLOCKNER), Peter PEHARZ, Josef PILZ, Georg RUHES, SEIER, Walter BIHLO, Franz HESS, HUBER, Karl KUND, MEINIKE (MEINKE) und Josef BENITZKI gemäß § 57 StPO.
  • Das Verfahren gegen GESSBERGER, Franz RIEDER u. ARELT (ARLT) wurde am 20. 8.1968 gemäß § 412 StPO vorläufig eingestellt.
  • 26.5.1964: Zurücklegung der Anzeige gegen Alois HÜTTNER, Agathon KOPP (KOP) und Hans GRÜNSTEIDEL gemäß § 90 StPO.
  • Am 7.9.1965 wurde das Verfahren gegen Johann EIGEMANN, Josef RUIS und Rudolf KRENN gemäß § 224 StG eingestellt.
  • Die Anzeige gegen Michael ZECK wurde am 28.8.1968 gemäß § 90 StPO zurückgelegt.

© Copyright für die Beschreibung des Akts LG Wien 27c Vr 7511/62, https://collections.ushmm.org/findingaids/RG-17.003M_01_fnd_de.pdf

Müller, „Hitlers Ostkrieg“

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26 Oberkriegsverwaltungsrat Fritz Donner, Gruppenleiter, und Major Erst Seifert, stellv. Abteilungsleiter, in der Chefgruppe Landwirtschaft des Wirtschaftsstabes Ost. Die Erkundungsreise beider wurde ...

133 Bericht über die Erkundung der Siedlungsmöglichkeiten in der Nogaischen Steppe (Taurien) und der Halbinsel Krim durch OKVR Donner und Major Seifert, vom 10.03.1942 (Dok. 19) sowie Stellungnahme des Wirtschaftskommandos Krim, ...

1942 (Unterschrift:) Donner OKVR Anlage zum Aktenvermerk betr. Umsiedlung der Volksdeutschen im Generalbezirk Shitomir von OKVR Donner vom 9.9.42 Geheim - Abschrift Richtlinie für die Umsiedelung von Volksdeutschen in der Ukraine.

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Umsiedlung der Volksdeutschen im Generalbezirk Shitomir; von OKVR Donner vom 09.09.1942

Einzelnachweise

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  1. David Motadel, „Islam and Nazi Germany’s War“, The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts und London, England, 2014, S. 171, https://www.academia.edu/37954830/islam_und_nazi_pdf
  2. siehe Dokument Nr. 29, Aktenvermerk für Landesbauernführer Körner über die Umsiedlung der Volksdeutschen im Generalbezirk Shitomir vom 9. September 1942, III E 2b 139/42g, unterschrieben von OKVR Donner in Rowno am 9. September 1942, abgedruckt in: Rolf-Dieter Müller, „Hitlers Ostkrieg und die deutsche Siedlungspolitik. Die Zusammenarbeit von Wehrmacht, Wirtschaft und SS“, Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag, 1991, S. 193–196, https://archive.org/details/hitlersostkriegu0000mull/page/192/mode/2up