Benutzer:Mitterndorfer/Conditio Jacobaea

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Verwendung der Conditio Jacobaea auf einem Spruchband am Ende des Abschlussgottesdienstes des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2007

Die conditio Jacobaea (lateinisch) ist der ‚jakobäische Vorbehalt‘ in der lateinischen Redewendung sub conditione Jacobaea (auch Jacobea oder Jacobi; ‚unter dem Vorbehalt des Jakobus‘), die als christliche Devotionsformel in Demut und Hoffnung daran erinnert, dass die Zukunft und insbesondere geplante Ereignisse dem Willen Gottes unterliegen.[1] Sie geht auf den Jakobusbrief zurück, in dessen letztem Abschnitt des vierten Kapitels der Apostel vor zu großer Selbstsicherheit warnt und darauf hinweist, dass alles geplante Handeln von der Bedingung ἐὰν ὁ κύριος θελήσῃ καὶ ζήσομεν (Jak 4,15 NA; „[w]enn der Herr will, werden wir noch leben“ (EU)) abhänge.

Parallelstellen finden sich in der Apostelgeschichte des Lukas (18,18-22 EU), im Römerbrief (1,9-10 EU), im ersten Korintherbrief (4,19 EU, 16,7 EU), im Philipperbrief (2,19 EU. 24 EU) und im Hebräerbriefs (6,3 EU). In diesen Textstellen spricht nicht Jakobus, sondern Paulus von Tarsus in Bezug auf die Gefahren seiner Missionsreisen, weshalb für den ‚jakobäischen Vorbehalt‘ ein Apotropaion in den Reiseberichten des Corpus Paulinum als Sitz im Leben bestimmt wurde.[2][3] Es handelt sich nicht um eine Schöpfung der Apostel, sondern Wendungen wie deo volente[2][4] waren in der griechischen, römischen und jüdischen Antike gebräuchlich[5] und finden sich beispielsweise auch bei Platon (Alkibiades I 135d) als „ὅτι ἐὰν θεὸς ἐθέλῃ“ („wenn Gott will“)[4] oder in der Stoa als „ducunt volentem fata, nolentem trahunt“ („den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es mit sich“) bei Seneca (Epistulae morales 107,11).[6]

Als Abkürzung s.c.J. oder s.c.I. ist die Wendung zum Abschluss eines Briefes gebräuchlich.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jakob Stehle: Conditio Jacobaea. Abgerufen am 4. Februar 2015.
  2. a b Richard N. Soulen, R. Kendall Soulen: Handbook of Biblical Criticism. Presbyterian Publishing Corporation, 2011, ISBN 978-1-61164-153-0, S. 43 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. „Ob der […] Brief [des Jakobus] im Neuen Testament von Paulus selbst verfaßt worden ist, können wir im vorliegenden Zusammenhang offenlassen.“ Otto Kaiser: Weihnachten im Osterlicht. Eine biblische Einführung in den christlichen Glauben. Radius, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-87173-106-8, S. 128 f. (online [abgerufen am 22. Januar 2015]).
  4. a b Patrick J. Hartin: James. In: Sacra Pagina. Band 14. Liturgical Press, 2009, ISBN 0-8146-5975-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Hans Mayr (Hrsg.): Tu dich auf: Schlüssel zu den biblischen Lesungen im Kirchenjahr. Vandenhoeck & Ruprecht, 2002, ISBN 978-3-525-60287-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. „Gegen das, was ist, wie es ist, gibt es keinen Einspruch. ‚Den Willigen führt das Schicksal, den Widerstrebenden schleift es mit sich‘, lautet ein Spruch der Stoiker. ‚Inschallah‘ (‚wenn Gott will‘) sagen die Moslems, wenn sie eine Absicht kundtun. Und das Gleiche hat schon lange zuvor der Apostel Jakobus empfohlen.“ Robert Spaemann: Über die Vernünftigkeit des Glaubens an Gott. In: zur debatte. Nr. 6, 2006 (online [PDF; abgerufen am 4. Februar 2015]). Auch in: Robert Spaemann: Über die Vernünftigkeit des Glaubens an Gott. Die verborgene Einheit von Allmacht und Liebe: Warum das Niedere vom Höheren aus verstanden werden muß und nicht umgekehrt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung am Sonntag. 22. Oktober 2006 (online [abgerufen am 22. Januar 2015]). Auch in: Robert Spaemann, Rolf Schönberger: Der letzte Gottesbeweis. Pattloch, München 2007, ISBN 978-3-629-02178-6, S. 14 (online [abgerufen am 22. Januar 2015]).