Benutzer:Parthavian/Pahla

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Pahla gemäss historischen Quellen (violett), eingebettet in das traditionell parthische Siedlungsgebiet (schatiert)

Pahla (arabisiert als Fahla) oder Pahlaw bezeichnet die spätantike und post-islamische Region und Provinz der Parther im Zentral- und Westiran, die deckungsgleich ist mit Media Atropatene und Media Magna der Antike.

Name und Verwendung

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Der Name Pahla stammt aus dem Terminus Pahlav/Pahlaw und damit wiederum von Parthav[1] (altpersisch 𐎱𐎼𐎰𐎺 Parθava; parthisch 𐭐𐭓𐭕𐭅 Parθaw; mittelpersisch 𐭯𐭫𐭮𐭥𐭡𐭥 Pahlaw). Damit ist er identisch mit dem Begriff des Parther und Parthien.

Über die Jahrhunderte wandelte sich der Begriff vom Namen für die Provinz Parthava und dessen Bevölkerung nicht nur zu einem Namen für ein Volk und eine Kultur, sondern fand gleichermassen Anwendung für das von diesem Volk besiedelte Gebiet. So wurde seit der Ansiedlung der Parther in und der Eingliederung von Adurpadegan und Medien selbstverständlich die migrierte resp. vermischte Bevölkerung, aber auch das Gebiet selbst als Pahla/Pahlaw bezeichnet[2][3].

Der Name Pahla als neu-eranische Form blieb westlich gelegenen Völkern relativ unbekannt. Olshausen schreibt dazu[4]:

„So war der Name der Parther in seiner neu-eranischen Form als Landesname von der alten Heimat des Volkes nach Westen vorgerückt. Den Völkern des Westens freilich blieb die Änderung der Namensform und die Verwendung desselben zur Bezeichnung Mediens, soviel wir wissen, unbekannt [...].“

Olshausen 1876: 22

Die Ausbreitung der parthischen Identität ist einhergehend mit einer starken Loyalität gegenüber der durch die parthische Herrschaft etablierten Ordnung:

„[...]alle die Funete, welche ihrer politischen oder militairischen Wichtigkeit halber Statthaltern und Befehlshabern parthischer Nationalität unterstellt waren, alle ihre festen Burgen, alle Standquartiere ihrer Krieger, als solche durch den Namen der Nation bezeichnet wurde. Jeder Punct dieser Art war gleichsam ein Parthicum, ein Parthien im Kleinen. Die Zahl derselben muss bei dem Umfange und der politischen Lage des Reichs nothwendig eine grosse gewesen sein [...]. Das sind jene Pahlav's, deren Name auch nach der Zeit der parthischen Herrschaft für die politisch und militairisch wichtigen Plätze unverändert im Gebrauch blieb.“

Olshausen 1876: 23

Die Verwendung von Pahla/Pahlaw als Zeugnis der Zugehörigkeit zu einer völkischen Entität[5] oder einer verwalterischen Einheit ist dadurch belegt, dass der Name Pahla in verschiedenen Formen in allen Siedlungsgebieten der Parther wiederzufinden ist, etwa das Partav in Armenien[6], Parthougim[7], Pahlu im Zaza-Gebiet[8], Pahleh in Ilam[8], Barda in Azerbaijan[8] oder Bahleh in Urmia[8]. Doch auch die Benennung von Bezirken in Chuzistan, Spahan, Ray, Hamadan oder Chorasan als Pahla oder Pahlu zeugen von der parthischen Tradition, die als Zugehörigkeitsbezeugnis zur Verwaltungseinheit der Parther berichtet[9].

Weiter ging Pahla als militärischer oder gar Legenden-hafter Titel in den Sprachgebrauch vieler iranischer oder gar indo-arischer und turkischer Sprachen als Pahlawan ein. Über die iranischen Epen und Mythen, wie auch Volkslegenden erhielt der ehemals politisch-kulturelle Titel, der für die ehrwürdigen historischen Pahlav-Krieger und -Statthalter benutzt wurde - wohl wiederum basierend auf den Taten eben dieser Pahlavs -, als Pahlawan in die Literatur Zugang. Während in der vorislamischen Zeit der Name Pahlawan womöglich eine Konnotation als Zugehöriger des parthischen Bündnisses von Dynasten, Statthaltern und Kriegern einnahm, entwickelte er sich als epische Erzählung über diese militaristischen Herren zu einem Synonym für "Held"[10] und zu einem Idealbild eines einsamen, mächtigen wandernden Kriegers. Die epischen Erzählungen in der Schahname über die Pahlawan, aber auch die Verwendung des Namens für spezifische Kampfkunstarten wie die der Zurchaneh und Pehlwani, sowie der belutschischen wandernden Bardensänger namens Pahlawan - die in ihrer Form auffällig stark an die parthische Gosan-Kultur[11] erinnert - sind die Überbleibsel einer stark verankerten parthischen Kultur.

Geographische Lage

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Als historische Belege werden in der Ortung von Pahla verschiedene Historiker und Zeitzeugen herangezogen. Dabei wird ersichtlich, dass Pahla zur islamischen Zeit bis ins zwölfte Jahrhundert hinein wesentlich als Name Mediens erscheint:

Von den oben genannten Historikern ist bezeugt, dass in der Region Pahla (fahla) ebenso eine gemeinsame Sprache namens fahlawi od. fahlavi vorherrschte[13]:

„Most of the Muslim historians who referred to fahla also stated that in this region fahlavi was a common language. Even today, some old poems known as fahlaviyat can still be found in Islamic sources. The available examples mostly come from the areas which were considered to be part of fahlav, such as Nihawand, Avroman, Ray, Isfahan and Qazvin. According to new studies, the available poems in fahlavi reveal the characteristics of oral literature. Thus we may say that the fahlavi poems continued the oral traditions of the Parthian gosans and Sasanian minstrels, following the principles of Middle Iranian prosody.“

Ghodrat-Dizaji 2012: 110-111

Unter dem Begriff Fahlaviyat wird heute eine Ansammlung von lyrischen Texten verstanden, welche aus der Region Pahla stammen. Diese weisen klare parthische Einflüsse, aber auch alt-azerische und kurdische auf oder sind in den persischen Dialekten der erwähnten Regionen geschrieben, die einen stark nordwestiranischen Charakter aufweisen.

So ist das Fahlaviyat als eine Ansammlung von Gedichten in der Fahlawi- oder Pahlawi-Sprache, wie auch als einziges Überbleibsel der parthischen Sprache oder parthischer Dialekte mit direkt übermitteltem Eigennamen zu verstehen. Deshalb bezeichnet das Pahlaviyat parthische Literaturwerke vom 9. bis in 18. Jahrhundert aus der Region Pahla[8]. Davon zeugen ebenso folgende Berichte, die nebst den oben genannten Historikern eine eigene Sprache namens Fahlawi od. Pahlawi als post-islamischer Repräsentant der parthischen Sprache oder einer parthischen Sprachvariante suggerieren[16]:

Für die Stadt Zandschan, die im Norden Pahla's liegt:

„Sie sprachen reines Pahlawi“

Encyclopaedia of Islam, Vol. 11: 447

Für die Stadt Maraghae im Nordwesten Pahla's:

„Sie [...] sprachen ein arabisiertes Pahlawi

Encyclopaedia of Islam, Vol. 6: 498

Während in der Frühantike das Hauptsiedlungsgebiet der Parther die Provinz Parthava war, hat sich mit den politischen und territoralen Gegebenheiten während den Arsakiden und später während den Sasaniden die demografische Lage des antiken Irans drastisch verändert. Seit den Arsakiden und der sukzessiven Eroberung westlicher Gebiete unter Mihrdāt I und Mihrdāt II, wie auch der Verlagerung der Hauptadministration in den Westen ist die Ansiedlung von Parthern im Westiran bezeugt.

Die Ausdehnung des parthischen Volkes und der arsakidischen Dynastie nach Mesopotamien und in den Kaukasus bedingte eine vorherige Besiedlung angrenzender Gebiete, wozu vor allem Media Atropatene und Media Magna gehörten. Diese Westwanderung der Parther fiel so stark aus, dass in der Geschichtsschreibung und der Provinzbetitelung von einer regelrechten Westverlagerung der Provinz Pahlaw/Parthava die Sprache ist[17]. Daher ist es bemerkenswert, dass in der Geschichte von zwei verschiedenen Provinzen namens Pahlaw/Parthava die Rede ist.

  • Klassisch bezeugte östliche Provinz Parthava: Diese Provinz existierte seit den Achämeniden und war begrenzt durch Gorgan im Nordwesten, Khwarazm im Norden, Sogdien im Nordosten, Balch zum Osten, Herat im Südosten und Kirman im Süden[18]. Spätere sasanidische Quellen berichten nicht mehr von einer Provinz namens Parthava im Osten, sondern sprechen an deren Stelle neu von der Provinz Abarshahr, was übersetzt Stadt der Aparni bedeutet[16][19]. Womöglich war die ursprüngliche Provinz der Parther durch die politischen Ereignisse und das Angrenzen an die Dahae-skythischen Gebiete zu einem Siedlungsgebiet der Aparni geworden. Die Arsakiden selbst jedoch verloren nie ihren Bezug zu ihrer Ursprungsprovinz, was die Königsgräber in Parthau-Nisa resp. Mithradatkerd bezeugen.
  • Pahla/Pahlaw in der Spätantike und postislamischer Zeit: In der sasanidischen Zeit wird die Provinz Parthien neu in Zentraliran als Nachbarprovinz von Pars und Khuzistan verortet. Bekannterweise galt diese Region als die letzte Bastillon der Arsakiden. In den Inschriften Schapur's wird Parthien sogar in der Auflistung der Provinzen der zweite Platz teil, was von seiner Wichtigkeit für das übernommene Reich zeugt[20]. Von einer noch weiteren Westverschiebung Parthiens zeugen die Abnun Inschriften, die von römischen Attacken gegen Pars und Parthien erzählen, wobei hier nicht von einer römischen Attacke gegen Ostiran zu rechnen ist[20]. Abschliessend jedoch sind es postislamische Quellen, die uns ein klares Bild über die immense Ausbreitung der Parther während der Sasanidenzeit in den nordwestlichen Gebieten des Sasanidenreiches berichten. In ihrer grössten Ausdehnung umfasst Pahla nämlich Tabriz und Ardabil im Norden, Masabadhan (Ilam) und Mihrajangadhaq im Südwesten, Spahan (Isfahan) im Südosten und Ray im Nordosten[16][21][22] oder unter Ausschliessung von Ray und Spahan, einschliesslich Qumis, Tabaristan, Chorasan, Sigistan, Kerman, Makran, Qazwin, Dailam und Talaqan[23].

Ghodrat-Dizaji fasst die historische Verschiebung der Provinz folgendermassen zusammen:

“To sum up, the province of Parthia in the Achaemenid period included the north-eastern parts of Iran. Nevertheless, there is evidence indicating that in the late Arsacid period the term was applied to the central and north-central regions of Iran. Sources from the early Sasanian period categorically demonstrate that Parthia was located in this part of Iranian plateau. However, Islamic sources reveal that in the late Sasanian period, Parthia now encompassed in addition the western part of Iran. In other words, from the Achaemenids to the Sasanians, there was a change in the location of Parthia from north-east to western Iran. HAving considered the evidence and reasons set out above, it can be concluded that, if Middle Parthian has features of the north-western Iranian languages, this is due to the fact that the Parthian region was located in the northern and western part of Iranian plateau during those times.”

Ghodrat-Dizaji 2012: 111

Die Übereinstimmung von Pahla mit den medischen Provinzen ist einerseits auf die Identifizierung der Statthalter dieser Regionen mit den Parthern zurückzuführen. So bezeichneten sich die den parthischen Arsakiden unterworfenen resp. eingegliederten Regionen und Statthalter darauf als dem arsakidischen Königshaus untergeordnet und als Parther[24], was nebst der politischen Komponente ebenso eine identitär-kulturelle Kompenente beherbergt und damit auch die Parthisch-Werdung westlicher Gebiete erklärt. Andererseits hat die Migration der frühern Parther in die Gegend massgebend zur Ethnogenese der mittleren und späten Parther beigetragen[2], weshalb nebst der politischen Komponente eine starke völkisch-kulturelle Komponente von Historikern ausgemacht wird[5].

In Pahla war die Herrschaft nicht nur auf das parthische Haus der Arsakiden begrenzt. Moses von Choren zählt ebenso das Haus der Karen, der Suran und der Aspahbat (Ispahbad) als Teilherrscher von Pahla auf[5]. Gemäss Tabari hatten die Kareniden ihren Sitz in Mah Nihavand, die Aspahbad (Ispahbad) in Ray und die Sureniden in Sigistan, wohingegen der letzte Arsakide Ardawan IV das gesamte Dschibal (gemeint ist Medien) beherrschte[4].

  • Alireza Shapur Shahbazi: Sasanian Dynasty. In: Encyclopædia Iranica. online edition, Juli 2005.
  • Justus Olshausen: Parthava und Pahlav, Mâda und Mâh, Buchdruckerei der Königl. Akademi der Wissenschaften (G. Vogt), Berlin 1876, Forgotten Books, ISBN 978-1-332-49193-3.
  • Mary Boyce: GŌSĀN, in Encyclopædia Iranica, Vol. Xi, Fasc. 2, pp. 167-170; available online at https://iranicaonline.org/articles/gosan (accessed online at 1 May 2023), 2012.
  • Mehrdad Ghodrat-Dizaji: Remarks on the Location of the Province of Parthia, in Vesta Sarkhosh Curtis, Elizbaeth J. Pendleton, Michael Alram, Touraj Daryaee: The Parthian and Early Sasanian Empires: Adaptation and Expansion, British Institute of Persian Studies (BIPS), Oxbow books, Oxford & Philadelphia, 2012.
  • Piroz: On the Parthian People In: parthava.org. online edition, October 2021.
  • Varan Pardi: Parthavname - Das parthisch-mithraistische Narrativ, Druck und Distribution durch epubli, ISBN: 9783757540425, Pax, 2023.

Einzelnachweise

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  1. Olshausen 1876: 16
  2. a b Pardi 2023: 252
  3. Olshausen 1876: 29
  4. a b Olshausen 1876: 22
  5. a b c Olshausen 1876: 21
  6. Olshausen 1876: 13
  7. Olshausen 1876: 14
  8. a b c d e Pardi 2023: 253
  9. Olshausen 1876: 23-28
  10. Olshausen 1876: 19: So erklärt es sich denn ganz natürlich, dass der Name des tapferen Parthers noch bis in später Zeit die Bedeutung eines Helden behielt [...]
  11. Boyce 2012
  12. Olshausen 1876: 19-20
  13. a b c d e f g h i j Ghodrat-Dizaji 2012: 110
  14. a b c Olshausen 1876: 20
  15. Olshausen 1876: 20: womit zu vergleichen ist, was Quatremere (Journ. des Sav. 1840. p. 344.) aus Mas'ûdî anführt: die Perser waren in Fârs, den beiden Mâh's, (d.i. im westlichen Medien,) und den übrigen Ländern [...] der Fahlûs, [...]. Hiernach kann über die weite Ausdehnung des Landes Pahlav kein Zweifel bestehen, und wenn bei Vullers im Lexicon ohne Angabe der Quelle Pahlav auch als Name der Gegend von Ispahan augeführt wird, so ist dies eine Verwendung des Ausdrucks als Localname, auf die nachher zurückzukommen ist.
  16. a b c Piroz 2021
  17. Ghodrat-Dizaji 2012: 108
  18. Ghodrat-Dizaji 2012: 105
  19. Ghodrat-Dizaji 2012: 107-108
  20. a b Ghodrat-Dizaji 2012: 109
  21. Olshausen 1876: 19-21
  22. Ghodrat-Dizaji 2012: 109-110
  23. Olshausen 1876: 20-21
  24. Olshausen 1876: 21 Da alle Könige dieser Gegend gleichermassen Arsaciden hiesseen […], dem parthischen Königshause angehörten und Pahlav hiessen […]

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