Benutzer:Scialfa/Barbara von Renthe-Fink
Barbara von Renthe-Fink (*25. September 1901 in Berlin; † 14. Oktober 1983 ebenda) war eine deutsche Ärztin und Politikerin im Berliner Gesundheitswesen.
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[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Renthe-Fink wurde am 25. September 1901 als Tochter eines Juristen und späteren Bankdirektors in Berlin geboren. Während ihrer ersten Lebensmonate zog die Familie gerade nach Aachen, wo ihr Vater eine Anstellung bei der Bergisch-Märkischen Bank angenommen hatte. Anschließend zog die Familie zunächst nach Halle, später nach Leipzig, wo Renthe-Finks Vater nunmehr als Direktor der Darmstädter Bank wirkte. Durch Stellung des Vaters wuchs sie in großbürgerlichen Verhältnissen auf, die Familie hatte mehrere Angestellte. Nach anfänglich erfolgreichen Bankgeschäften verspekulierte sich jedoch Timon von Renthe-Fink gehörig und sah nur im Selbstmord den Ausweg. Er erschoss sich am 11. Februar 1913. Nach dem Tod des Vaters und den noch offenen Forderungen von Gläubigern zog die Witwe mit der jüngsten Tochter nach Berlin, in den Stadtteil Halensee. Kurz darauf besuchte Renthe-Fink die Cäcilienschule in Berlin-Lichtenberg, an der sie 1918 das Abitur ablegte. In den letzten 2 Schuljahren geriet sie bei Urlaubsaufenthalten bei der pommerschen Verwandtschaft zunehmend unter den Einfluß der Ideen von Friedrich Siegmund-Schultze, einem Pionier der Sozialarbeit in Deutschland. Da Renthe-Finks Mutter noch 1918 wegen der infolge der Novemberrevoltion immer schwieriger werdenden Lebensverhältnisse in Berlin nach Marburg gezogen war, bot sich für sie ein Theologie-Studium an der Marburger Universität an. zudem NAch dem 1920 abgelegtem Abitur studierte sie zunächst an der Universität Marburg bis 1921 Theologie, um danach ins Medizinstudium zu wechseln. Während des Studiums hörte sie Vorlesungen in Marburg, München und Kiel um schließlich wieder nach Marburg zurückzukehren, wo sie 1926 ihr Staatsexamen bestand und ihre Approbation erhielt. In ihrer Studienzeit heiratete von Renthe auch den Kinderarzt Otto Jäger, so dass die angehende Ärztin einige Zeit Barbara Jäger hieß. Unter diesem Namen wurde sie auch am 20. Juli 1928 mit der Dissertation Über die morphologisch nachweisbaren Fettstoffe in Lymphknoten an der Marburger Universität zum Dr. med. promoviert. Zu dieser Zeit war sie bereits mit ihrer Tochter Nora schwanger, die am 28. November 1928 das Licht der Welt erblickte. Mit ihrer Familie ließ sich von Renthe in der Folge im sächsischen Glauchau nieder, wo sie und ihr Mann eine Gemeinschaftspraxis bis 1933 betrieben. Im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh die junge Familie, die sich in Glauchau auch sozial engagiert hatte, für einige Zeit zu Verwandtschaft in die Schweiz. 1934 kehrte das Ärzteehepaar jedoch wieder nach Sachsen zurück. Barbara von Renthe praktizierte als Frauenärztin in der Chemnitzer Lindenstraße 2, ihr Mann Dr. Otto Jäger als Kinderarzt in der Friedrich August-Straße 4. Die Medizinerfamilie bewohnte ein Haus im Chemnitzer Stadtteil Adelsberg. Nach Kriegsende wurde die engagierte Ärztin zunächst zur Dezernentin für Gesundheitswesen in der Chemitzer Stadtverwaltung berufen. Ende des jahres 1946 wurde von Renthe in die Deutsche Zentralverwaltung für Gesundheitswesen nach Berlin berufen, wo sie ab dem 1. Dezember 1946 kommissarisch die Abteilung für Seuchenbekämpfung leitete. Diese Zentralverwaltung war die oberste Gesundheitsbehörde in der sowjetischen Besatzungszone. Mit Wirkung vom 1. Februar 1947 wurde sie vom Präsident der Zentralverwaltung, dem wenig später verhafteten Paul Konitzer, zur Vizepräsidentin der Deutschen Zentralverwaltung für Gesundheitswesen ernannt. In der Folge widmete sich von Renthe neben ihrer gesundheitspolitischen Tätigkeit auch der Frauenpolitik. Sie nahm am Deutschen Frauenkongess teil, der vom 8. bis zum 10. März 1947 in Berlin stattfand und als Gründungsakt des Demokratischen Frauenbunds Deutschlands (DFD) diente. Von Renthe wurde auf dem Kongress in den Vorstand dieser neu geschaffenen Massenorganisation gewählt. Auch im in der sowjetischen Besatzungszone beheimateten DFD-Stadtverband Groß-Berlin nahm sie mit Beginn seiner Gründung im April 1947 eine führende Rolle als provisorsche Vorsitzende ein. Da dessen Ausweitung auf ganz Berlin von den Westalliierten nicht genehmigt wurde, begann die SED Ende 1947 mit den Gründungsvorbereitungen für einen Berliner Frauenbund. Dieser Demokratische Frauenbund Berlin (DFB) erhielt am 20. Dezember 1947 von der Alliierten Kommandantur die Zulassung für ganz Berlin. Auf seinem Gründungskongreß, der am 6. und 7. März 1948 stattfand, wurde die parteilose von Renthe zur Vorsitzenden gewählt. In dieser Funktion wurde von Renthe auch vom DFD zum zweiten Deutschen Volkskongress delegiert, der am 17. und 18. März 1948 stattfand. In dem aus diesem Kongress hervorgehenden Ersten Deutschen Volksrat gehörte sie dessen Präsidium an.
Otto Jäger Kommentar zum Ehemann: Kinderarzt, appr. 1925, Heirat ca. 1921, Ehe geschieden, zumindest nach 1928 Kinder: 2 Kommentar zu den Kindern: Tochter Nora, geb. 28.11.1928 Ausbildung
Beruf Fachbezeichnung: praktische Ärztin und Geburtshelferin Art der Tätigkeit: 1929 als praktische Ärztin und Geburtshelferin in Glauchau/ Sachsen niedergelassen ab 1934 bis 1945 Praxis in Chemnitz. Privat- u. Belegärztin für Geburtshilfe 1945 Dezernentin für Gesundheitswesen in Chemnitz 1946 Stadträtin für Gesundheitswesen in Chemnitz und Abteilungsleiterin in der Deutschen Zentralverwaltung für Gesundheitswesen in der SBZ in Berlin 1947-1948 Vizepräsidentin der Zentralverwaltung für Gesundheitswesen der SBZ 1949 niedergelassene Ärztin in Chemnitz ca. 1950 ärztl. Mitarbeiterin der Versicherungsanstalt Berlin, Leiterin der Abt. Vorbeugung u. Fürsorge sowie anstaltseigene Behandlung 1957-1959 Senatsrätin u. Leiterin der Abt. Sozialhygiene bei der Senatsverwaltung für Gesundheitswesen in Berlin, 1960-1967 dort Senatsdirektorin 1967 Ruhestand
Kommentar zur Tätigkeit: Beteiligte sich an der Gründung des Arbeiter-Samariterbundes. In Chemnitz führte sie mit einem Chirurgen eine kleine Privatklinik. 1946 Stadträtin für Gesundheitswesen in Chemnitz und im gleichen Jahr Abteilungsleiterin in der Deutschen Zentralverwaltung für Gesundheitswesen in der sowjet. Besatzungszone, 1947 Ernennung zur Vizepräsidentin, 1948 aus dieser Tätigkeit ausgeschieden, 1949/50 ärztliche Mitarbeiterin in der damaligen Versicherungsanstalt Berlin, Leiterin der Abteilung Vorbeugung und Fürsorge sowie anstaltseigene Behandlung, von 1957 - 1959 Senatsrätin und Leiterin der Abt. Sozialhygiene bei der Senatsverwaltung für Gesundheitswesen Berlin, ab 1.1.1960 dort Senatsdirektorin, 31.3.1967 aus Altersgründen ausgeschieden. 1967 Vizepräsidentin des DRK-Landesverbandes. 1949 führte sie bei der AOK die Krebsfrüherkennung ein. Sie richtete systematische Fortbildungsveranstaltungen für das gesamte ärztliche Hilfspersonal ein. Ebenfalls setze sie sich sehr für die Polio-Schluckimpfung ein, die sie für West-Berlin durchsetzte. Auch der Wiederaufbau des jüdischen Krankenhauses ist ihr zu danken. Bei ihrem Ausscheiden aus dem Amt wollte man ihr das Große Bundesverdienstkreuz verleihen, sie lehnte ab, da das Gesundheitsressort dem Dezernat Jugend/Sport angegliedert werden sollte und so seine Unabhängigkeit verloren hätte Neben ihrer vielen Hauptämter hatte sie viele Neben- u. Ehrenämter inne: Mitglied im Kuratorium des Steglitzer Klinikums, Leitung des WHO-Arbeitskreises der Deutsch. Ges. für die Vereinten Nationen in Berlin, Vorsitz in den Stiftungskuratorien des Oskar-Helene-Heims und des Jüdischen Krankenhauses, Vorstandsmitglied der "Pro Familia", Beiratsmitglied der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer Tätigkeitsorte: 1929-1934 Glauchau, dort: 1931, 1932 Nikolaistr. 1 1934 - ca. 1950 Chemnitz, dort: 1937 1, Lindenstr. 2 1950-1967 Berlin, dort: Nikolassee, Waldhauswinkel 9 (1960) NW 21, Invalidenstraße 52 (1961, 1962, 1963) Haupttätigkeitsort: Chemnitz Berlin���� Veränderungen nach 1933: 1933 gab es einen Haftbefehl gegen sie wegen ihres gesundheitspolitischen Engagements. Dank einer Warnung konnte sie sich in die Schweiz flüchten. Ein Jahr später kam sie wieder - mit anderem Namen in eine andere Stadt. Wegen politischer Unzuverlässigkeit wurde sie nicht vom "Amt für Volksgesundheit" zu Reihenuntersuchungen und ähnlichen ärztlichen Amtshandlungen zugelassen. Mitgliedschaften: Mitglied zahlreicher Kuratorien, med. u. berufspolitischer Ges. u. Vereinigungen, Mitglied des Bundesgesundheitsrates und Vizepräsidentin des Landesverbandes Berlin des Deutschen Roten Kreuzes SPD BdÄ (1932)
Literatur Quellen und Sekundärlitertur Quellen: Kater, Hermann: Politiker und Ärzte. 600 Kurzbiographien und Porträts. 3. Aufl. 1968, S. 273-274 Ärztin 8(1932), 27 RMK 1933 Das Deutsche Gesundheitswesen 2 (1947) H. 23, S.750 Hessen. Ärzte, Kliniker, Apotheker. Teilband des Reichs-Ärzte-Adreßbuchs. Berlin, ca. 1952. S.177 Deutsches Ärztebl. 64 (1967), S. 159 [zum 65. Geburtstag] Stein, Rosemarie: "Es kommt auf die Menschen an". Gedenkblatt für eine bedeutende Ärztin - Barbara von Renthe-Fink (1901-1983). In: Ärztin 1/1986 Michalski, Bettina: Louise Schroeders Schwestern: Berliner Sozialdemokratinnen der Nachkriegszeit. Bonn 1996 Genth, Renate: Frauenpolitik und politisches Wirken von Frauen im Berlin der Nachkriegszeit 1945 - 1949. Berlin: 1996, S.96-97 Personalia: 70. Geb. In: Die Berliner Ärztekammer 8(1971), H. 10 Nachruf In: Ärztin 12/1983, S. 16 Klimpel, Volker: Frauen in der Medizin. Historisch-biographisches Lexikon von den Anfängen bis zum zwanzigsten Jahrhundert. Hürtgenwald: Guido Pressler 2001. S. 115-116 R. Stein: Dr. Barbara von Renthe-Fink siebzig. Berliner Ärzteblatt 84. Jahrgang/ H.19, S.969-973 Portrait: Kater, Hermann (1968), S. 273 Genth, Renate (1996) Eigene Publikationen Autobiographie: So alt wie ein Jahrhundert: Lebensbericht einer Berliner Ärztin. Frankfurt a.M.: 1982 Publikationen: Über die morphologisch nachweisbaren Fettstoffe in Lymphknoten. Marburg, Med. Diss. v. 1928 Mitherausgeberin der Zeitschrift: "Der Medizinische Sachverständige" Zur Organisation der Krebsbekämpfung. (Gesundheitspolitik 2(1960), S. 87 -93) Betrachtungen zu einem Seminar über Probleme des öffentlichen Gesundheitswsens. (Gesundheitspolitik 2(1961), S. 217 - 223) Der Arzt in der modernen Gesellschaft. (Gesundheitspolitik 4(1962), S. 90 - 96) 2. Gesundheitsseminar in der Deutchen Stiftung für Entwicklungsländer. (Gesundheitspolitik 4(1962), S. 344 - 348 u. E. Jahn: Gesundheitspolitik in der industriellen Gesellschaft. (Gesundheitspolitik 5 (1963), S. 301 - 303) Berliner Kulturplan und Gesundheitswesen. (Gesundheitspolitik 5(1963), S. 18 - 23) Bibliographie, zus. gest. v. Dr. U Schagen v. 1997, im Institut für Geschichte der Medizin vorhanden
Deskriptoren: Approbation in Weimarer Republik BDÄ (Bund Deutscher Ärztinnen) Gesundheitsaufklärung NS-Gesundheitsdienst (o.ä.) SPD