Benutzer:Sonny.rio/Günter Hildebrand

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Günter Hildebrand (* 14. Januar 1911 in Breslau; † 16. Oktober 1994 in Tübingen) war ein deutscher Maler und Grafiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Günter Hildebrand wuchs im Breslau des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik als Sohn eines Studienrats und Reserveoffiziers auf. Seine Jugend verbrachte er in den Wäldern entlang der Oder mit dem Angeln und bei den Pfadfindern. Seit dem Tod des Vaters 1926 lebte die Familie jedoch unter zunehmend schwierigeren Umständen.[1] Bereits in der Schulzeit hatte Hildebrand neben seiner Leidenschaft für die Tierwelt besonders das Zeichnen fasziniert. Dies brachte ihm eine erste Ausstellung in der Schule ein. Nach dem Abitur bereitete sich Hildebrand in der Malschule des spätimpressionistischen Portrait- und Landschaftsmalers Artur Wasner auf das Studium an der Kunstakademie vor.[2] In Folge persönlicher und künstlerischer Differenzen mit Wasner besuchte Hildebrand ab 1932 Kurse und Korrekturen an der Breslauer Volkshochschule. Daneben aquarellierte er mit dem Buchillustrator und Karikaturisten Hans-Günther Strick vor der Stadt.[1]

Aufgrund der Schließung der Breslauer Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe bewarb sich Hildebrand zum März 1933 an der Akademie für Bildende Künste Dresden, wo er ab dem Sommersemester den Zeichenunterricht bei Richard Müller und Herrmann Dittrich besuchte.[3] Weiteren Unterricht erhielt Hildebrand im Malsaal von Ferdinand Dorsch, bevor er 1935 den sechsmonatigen Arbeitsdienst ableisten mußte. Im Sommersemester 1936 wurde er Einzelschüler bei Wilhelm Rudolph.[4] Durch die zunehmende Gleichschaltung von Kunstakademie und Studentenschaft geriet Hildebrand rasch in Konflikt mit den nationalsozialistischen Machthabern. Als er einen Holzschnitts von Maxim Gorki anfertigte, wurde gegen ihn und Rudolph der Vorwurf der Spionagetätigkeit erhoben.[5] Rudolph erinnert sich:

"Ich treffe Hildebrand, er sagt, ihm sei ein Lapsus passiert. Der kleine Holzschnitt sei nach einem Foto im Sonntagsblatt des Dresdner Anzeigers inspiriert. [...] Tatsächlich tritt ein Auditorium zusammen, die mich zu beschuldigen versuchen, bei mir werde Spionage betrieben [...] Ich sage zunächst, der Vorwurf auf Spionage sei zurückzuweisen. Gorki sei ein weltbekannter Dichter, und darum sei ihm im Dresdner Anzeiger die Ehre erwiesen worden, weiter sage ich: Sie wollen doch wohl nicht den Anzeiger der Spionage verdächtigen."[6]

Hildebrand kam zwar mit einem Verweis davon, stand aber verstärkt unter Beobachtung. Als er im Herbst 1936 mit Kommilitonen eine Beschwerde gegen die nationalsozialistische Studentenführung an der Akademie einreichte, wurde ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet. Er wurde als "Aufrührer und Staatsfeind" dargestellt: "[...] es würde unter der Studierendenschaft sofort Ruhe einkehren, wenn er von der Akademie entfernt würde."[5] Günter Hildebrand war gezwungen, sich noch vor Ende des Jahres zu exmatrikulieren. Jetzt wurde er als Regimegegner observiert und sollte zum Straßenbauer umgeschult werden. Nur durch die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Gelegenheitsjobs konnte sich Hildebrand diesem Zugriff entziehen und die Miete wechselnder Ateliers bestreiten. Er belegte Kurse für Gebrauchsgrafik an der Breslauer Meisterschule des Deutschen Handwerks. Auch der Kontakt zu Rudolph blieb bestehen. Allerdings wurden Hildebrands Bilder auf Anweisung aus Ausstellungen entfernt.[7]

Im September 1939 wurde Hildebrand zum Wehrdienst in der Artillerie eingezogen. Bis 1945 war er in Frankreich und in Russland eingesetzt und errreichte den Dienstgrad eines Stabsgefreiten. Nach Kriegsende war er bis zum Sommer 1946 in Frankreich in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung war eine Rückkehr ins zerstörte Breslau nicht mehr möglich. Ohnehin war Hildebrands Frühwerk in Dresden und Breslau ein Opfer der Flammen geworden.

Hellerloch (2014). Das zweistöckige Gartenhaus steht im Ammertal bei Tübingen auf der Gemarkung Hellerloch. Es ist seit 1931 im städtischen Besitz.

Beim Schulfreund Hugo Kuhn in Tübingen bis 1950. Danach bis Winter 1956/57 Wohnort Hellerloch (siehe Fotografie).

Heirat mit Elisabet Herrmann Dezember 1950,

Freundschaft mit Gerth Biese u.a.,

Notgemeinschaft Tübinger und Reutlinger Künstler,

Gründung der Künstlergruppe Ellipse 1951 (Ugge Bärtle, Gerth Biese, Karl Langenbacher, Erich Mönch u.a., darunter auch Elisabet Hildebrand),

Reisen nach Paris 1948 und 1953,

Erwerbstätigkeit in den Keramischen Werkstätten Clemens & Huhn 1950-57,

Förderung durch Gustav Adolf Rieth, Ausstellung im Tübinger Kunstverein 1957,

Mitwirkung Neubau Medizinische Klinik,

Gefallenendenkmale und Betonglasfenster in Nehren, Ofterdingen, Würtingen, Seebronn, Reusten, Gniebel (...?).

Mit dem Umzug nach Kirchentellinsfurt im Winter 1969/70 wird es ruhiger um Günter Hildebrand.

Seit ca. 1960 regelmäßige Reisen nach Jugoslavien,

Politisches Engagement im SPD-Ortsverein: Kampf für Naturschutz am Baggersee, gegen die B27neu.

Große Ausstellungen und Würdigung zum achtzigsten Geburtstag 1991 im Tübinger Künstlerbund und in der Reutlinger Galerie 5/Haus Geiselhart.

Stirbt 1994 infolge eines Schlaganfalls in einem Tübinger Krankenhaus.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über das Werk Günter Hildebrands.

Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs, Friedhofskapelle Nehren (Baden-Württemberg), Mosaik von Günter Hildebrand, 1964.

Sammlung Hildebrand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kirchentellinsfurter Gemeinderat hat am 29. März 2012 einstimmig die Annahme des künstlerischen Vermächtnisses von Günter und Elisabet Hildebrand beschlossen.[8] Der umfangreiche Nachlass, der neben Malerei und Grafik auch bemalte Objekte und Keramik sowie Tagebücher und Dokumente umfasst, wurde von dem Kunsthistoriker Johannes Krause archiviert und katalogisiert.[9] Mit einer dauerhaften Ausstellung von Werken beider Künstler im neuen Rathaus und einer Onlinepräsentation macht die Gemeinde Kirchentellinsfurt das Werk von Günter und Elisabet Hildebrand seit dem Sommer 2014 der Öffentlichkeit zugänglich.[10]

Werke im öffentlichen Raum und Kunst am Bau (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kachelgang des Kepler-Gymnasiums, Tübingen, 1958 (2008 abgerissen)
  • Wandbild im Physiologischen Institut, Eberhard Karls Universität Tübingen, 1959
  • Gefallenendenkmal und Betonglasfenster, Friedhofskapelle Würtingen, 1962
  • Wandbild in der Hügelschule, Tübingen, 1964 (vor 1998 übermalt)
  • Gefallenendenkmal, Betonglasfenster und Gittertore, Friedhofskapelle Nehren, 1964
  • Betonglasfenster, Friedhofskapelle Ofterdingen, 1970

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werke Tübinger Künstler (Teilnahme), Kulturwerk Calw, Rathaussaal, 31.10.-21.11.1948
  • Ausstellung Notleidender Künstler Württembergs (Teilnahme), Kunstgebäude Tübingen, Dezember 1948
  • Reutlinger-Tübinger Künstler (Teilnahme), Universitätsbibliothek Tübingen, Dezember 1949 (Weihnachtsausstellung, wie auch in den folgenden Jahren)
  • Ellipse, Südwestdeutsches Reisebüro Scheible Uhlandstr. 5, Tübingen, 1951
  • R. Dykerhoff und G. Hildebrand, Kunsthaus Fischinger, Stuttgart, März 1953
  • Künstlergruppe Ellipse, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, Dezember 1953
  • Zeitgenössische Kunst des deutschen Ostens (Teilnahme), Wanderausstellung der Künstlergilde e.V., 1953
  • Alte Universität, Freiburg, Februar 1954 (mit der Ellipse)
  • Günter Hildebrand, Schaufenster der Stadt Tübingen, 1956
  • Günter Hildebrand: Gemälde, Grafik. Kunstverein Tübingen e.V., Technisches Rathaus, 31.05.-17.06.1958
  • XIV. Singener Kunstausstellung (Teilnahme), Ekkehardschule Singen, 05.-27.08.1961
  • Spendhaus, Reutlingen, Juli 1962 (mit der Ellipse)
  • Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, August 1965 (mit der Ellipse)
  • Ausstellungsgemeinschaft Tübinger Künstler (Teilnahme), Kurhaus Freudenstadt, Juli 1967
  • Tübinger Künstler stellen aus (Teilnahme), Städtischer Feierraum Böblingen,05.-19.11.1967
  • Bemalte Postkarten und Briefe Deutscher Künstler (Teilnahme), Bürgerhaus Gießen, 17.06.-08.07.1972
  • Bilder und Plakate (Teilnahme), Offener Sonntag der SPD, Gemeindehalle Kirchentellinsfurt, 28.03.1976
  • Kirchentellinsfurter Künstler stellen aus (Teilnahme), Gemeindehalle Kirchentellinsfurt, März 1985
  • Günter Hildebrand - Zeichnungen, Künstlerbund Tübingen, Juni 1991
  • Günter Hildebrand - Malerei, Galerie 5/Haus Geiselhart, Reutlingen, 26.06.-20.07.1991
  • Die Künstler der Ellipse, Stadtmuseum und Ugge-Bärtle-Haus, Tübingen, 15.12.2001-10.02.2002
  • Auf den Spuren Hildebrands, Rundgang und Ausstellung, Schloss Kirchentellinsfurt, 14.03.2014
  • Günter und Elisabet Hildebrand, Rathaus Kirchentellinsfurt, Dauerausstellung seit 18.07.2014

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • AnsichtenEinsichten. Tübinger Stadtansichten von 1850 bis heute, Ausstellungskatalog des Stadtmuseums Tübingen. Stadtmuseum, Tübingen 2010, ISBN 978-3-941818-01-9.
  • Selbstbildnisse im Spiegel einer Sammlung. Graphik aus der Sammlung Rieth. Ausstellungskatalog der Städtischen Sammlungen Tübingen. Attempto, Tübingen 1989, ISBN 3-89308-040-6.
  • Hochschule für Bildende Künste Dresden (Hrsg.): Dresden: von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste (1764 - 1989). Die Geschichte einer Institution. VEB Verlag der Kunst, Dresden 1990, ISBN 3-364-00145-6.
  • Barbara Lipps-Kant u. a.: Die Künstler der Ellipse. Kulturamt, Tübingen 2001, ISBN 3-910090-45-1.
  • Ernst Müller: Die Tübinger Ellipse. In: Tübinger Blätter. Band 41, 1954, S. 39-45. Digitalisat
  • Martin Schmidt: Wilhelm Rudolph. In Licht und Dunkelheit des Lebens und der Natur. Verlag der Kunst, Dresden 2003, ISBN 3-364-00436-6.
  • Adolf Rieth: Denkmal ohne Pathos. Totenmale des zweiten Weltkrieges in Südwürttemberg-Hohenzollern, mit einer geschichtlichen Einführung. Ernst Wasmuth, Tübingen 1967.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Günter Hildebrand hat die Erinnerungen an seine Breslauer Jugendzeit Anfang der 1990-er Jahre in einem reich illustrierten Manuskript zusammengetragen, das sich heute in der Kirchentellinsfurter Sammlung Hildebrand befindet. Darin finden sich auch die genannten Daten.
  2. Artur Wasner, 1887-1939. Wrocławski impresjonista, Breslauer Impressionist (Ausst. Kat. Muzeum Sztuki Mieszczańskiej). Hrsg. von Maciej Łagiewski. Muzeum Miejskie, Wrocław 2007, ISBN 9788389551436.
  3. Christa Seifert: Verzeichnis der Schüler von Professor Richard Müller zwischen 1900 und 1935. In: Rolf Günther: Richard Müller. Leben und Werk mit dem Verzeichnis der Druckgraphik. Neumeister, Dresden 1995, S. 251.
  4. Martin Schmidt: Wilhelm Rudolph. In Licht und Dunkelheit des Lebens und der Natur. Leben und Werk. Verlag der Kunst, Dresden 2003, ISBN 3364004366.
  5. a b Gertrud Thiele: Die Akademie unter der Herrschaft des deutschen Faschismus 1933-1945 (Kapitel VII). In: Hochschule für Bildende Künste Dresden (Hrsg.): Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste (1764-1989). Die Geschichte einer Institution. VEB Verlag der Kunst, Dresden 1990, ISBN 3364001456, S. 354-356.
  6. Martin Schmidt: Wilhelm Rudolph. In Licht und Dunkelheit des Lebens und der Natur. Leben und Werk. Verlag der Kunst, Dresden 2003, ISBN 3-364-00436-6, S. 77–78.
  7. Helmut Hornbogen: Blick ins Atelier: Vom Wunsch nach Verwandlung. Der Maler und Graphiker Günter Hildebrand wird heute in Kirchentellinsfurt 80 Jahre alt. In: Schwäbisches Tagblatt. 14. Januar 1991.
  8. Niederschrift über die Verhandlungen des Gemeinderats vom 29. März 2012, S. 66-67. Website der Gemeinde Kirchentellinsfurt. Abgerufen am 27. Februar 2016.
  9. Raphaela Weber: Den Nachlass zugänglich machen. Hildebrand-Experte Johannes Krause schreibt eine Doktorarbeit über den Künstler und dessen Frau Elisabet. In: Reutlinger Generalanzeiger, 9. Januar 2016, abgerufen am 27. Februar 2016.
  10. Ausstellung der Kunstwerke "Hildebrand" im Rathaus. Website der Gemeinde Kirchentellinsfurt. Abgerufen am 27. Februar 2016.



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