Benutzer:Thkgk/Lactarius sanguifluus

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Weinroter Kiefern-Reizker

Weinroter Kiefern-Reizker (Lactarius sanguifluus)

Systematik
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Täublingsartige (neu) (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Milchlinge (Lactarius)
Sektion: Reizker (Deliciosi)
Art: Weinroter Kiefern-Reizker
Wissenschaftlicher Name
Lactarius sanguifluus
(Paulet)
Fries, 1838

Der Weinrote Kiefern-Reizker (Lactarius sanguifluus) ist ein essbarer Pilz der Gattung Lactarius aus der Familie der Täublingsartigen. Er wurde zuerst 1811 von Jean-Jacques Paulet als Hypophyllum sanguifluum beschrieben und erhielt 1838 von Elias Magnus Fries seinen derzeitigen wissenschaftlichen Namen.

Milchling habituell L. semisanguifuus sehr ähnlich.Oberfläche stärker bereift und oft rosa-orange gezont, nur wenig grünend.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hut misst bis zu 12 cm im Durchmesser, er ist rosa-orange und wird im Alter leicht grünlich. Die Oberfläche ist bereift und ringförmig gezont. Die Lamellen sind orange mit einem rosafarbenen Schimmer, alt sind sie jedoch eher weinrot. Der Stiel wird etwa 5 cm lang, ist rötlich-orange und mit kleinen Grübchen versehen. Das Fleisch ist weißlich, wird aber beim Schneiden durch die dunkelrote Milch gefärbt.

Hut: 6-15 cm breit, jung gewölbt, Mitte vertieft, später schwach trichterförmig, dickfleischig; Ober­fläche schmutzig orange, mit grünlichen und purpurroten Tönen und undeutlichen dunkleren Zonen, alt blaugrün verfärbend und ausblassend; Rand lange eingebogen.

Lamellen: Am Stiel breit angewachsen bis herablaufend, dünn, dicht stehend, viele kürzere untermischt, jung gelblich­grau mit weinrotem Ton, später fleischrötlich bis weinrötlich mit Rosaschimmer, weißlich be­stäubt, auf Druck dunkel weinrötlich.


Stiel: 3-7 x 1-2 cm lang, zylindrisch, zur Basis hin oft verjüngt, fest, ausgestopft, alt hohl, rötlich orange, manchmal weiß-lila überhaucht, mit dunkleren Gruben.


Fleisch: Hart, jung im Schnitt gelblich-weiß; aber durch die von Anfang an trüb wein- bis dunkelrot, spärlich fließende Milch gerötet. Geruch schwach obstartig. Geschmack schärflich. Sporenpul­ver: Hellocker.

Sporen u 7,5-9,5 x 6-7,5 µm, breit elliptisch-kugelig, gra­tig-netzig. Warzen unregelmäßig netz-maschig verbunden. [1]

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lactarius sanguifluus kommt unter Kiefern oder Wacholder vor. Er bevorzugt kalkigen Boden und warme Standorte. Er ist im Norden sehr selten und kommt verstreut in Süddeutschland vor.

Mykorrhiza: strikter Kiefern-Symbiont: Mykorrhiza mit Wacholder ist nicht nachgewiesen. Lichte, meist südlich exponierte, geschützte Stellen am Rand sommerwarmer Buchenwälder (z.B. Hordelymo- und Cephalanthero-Fageten) mit eingestreuten Kiefern: Schwach thermophile Art mäßig trockener, basenreicher Rendzinen, Terra fusca und Kalkbraunerden über Kalk und Kalkmergeln, unter Kiefern auch auf Kalk-Halbtrockenrasen (Mesobrometen. Enzian-Schillergrasrasen) bzw. Wacholderheiden und extensiv genutzten Schafweiden. Teils in Gesellschaft mit L semisanguifluus und L.delciciosus., Von Juli bis Novem­ber hauptsächlich von September bis Oktober. Im Hügel- und Bergland.[2]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Weinrote Kiefern-Reizker ist eine wärmeliebende, vorwiegend europäische Art, die nur im Mittelmeerraum etwas stärker verbreitet ist. Er kommt auf den Kanaren, Balearen, Italien und Zypern vor. In Westeuropa findet man ihn in Frankreich, Luxemburg und Belgien[3]. In den Niederlanden wurde er auf kalkreichen Dünen an einem warmen, sonnigen und geschützten Standort am Rande eines von Kiefern dominierten Waldes gefunden.[4] Er wird ganz Mitteleuropa gefunden, kommt hier aber meist nur selten bis zerstreut vor. In Nordeuropa wurde er bisher nur auf den Kalkinseln Bornholm und Gotland nachgewiesen. Die nordamerikanischen Vorkommen sind nicht näher mit Kiefernreizker verwandt und gehören wohl zum Verwandtschaftskreis des Lacatrius indigo. Auch aus Pakistan[5], Japan und China gibt es Nachweise. Ob sie aber wirklich mit dem europäischen Kiefern-Reizker artgleich sind, bleibt abzuwarten.[6] [2]

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Weinrote Kiefern-Reizker nachgewiesen wurde.[7][8]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Portugal,
Spanien,
Italien,
Sardinien,
Sizilien,
Slowenien,
Kroatien,[9]
Macedonien,[10]
Bulgarien[11]
Frankreich,
Belgien,
Luxemburg
Schweiz,
Deutschland,
Österreich,
Tschechien,
Ungarn
Slowakei Schweden

In Deutschland kommt der Weinrote Kiefern-Reizker fast ausschließlich in Süddeutschland vor. Einzelnachweise gibt es auch aus Nordrhein-Westfalen, Südniedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Nördlich der Mittelgebirgsschwelle scheint der Pilz zu fehlen. Auf der deutschen Roten Liste wird der Reizker in der Gefährdungskategorie RL3 geführt [12]. Auch in der Schweiz ist die Art eher selten.[13]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Weinrote Kiefern-Reizker enthält ein Gemisch von verschiedenen Sterinen. Das mit einem 57-%-Anteil wichtigste Sterin ist Ergosterin – ein Mycosterin. Ergosterin ist mit dem Sterin Cholesterin verwandt, das bei Tieren und Menschen hauptsächlich in der Zellmembran vorkommt, aber auch als Vorstufe für eine ganze Reihe von Hormonen dient. Neben dem Ergosterin kommen geringere Mengen an verschiedenen Ergosterol-Derivaten vor, einschließlich Ergost-7-en-3β-ol, Ergosta-7,22-dien-3β-ol und Ergosta-5,7-dien-3β-ol. Ergosterin ist eine Vorstufe des Vitamin D.[14]

Zusätzlich enthält die Milch des Reizker Pigmente, die zur Gruppe der Guajan-Sesquiterpene gehören. [15] Die wichtigsten Guajan-Sesquiterpene sind Lactaroviolin und Sangol. Bei einer Verletzung des Fruchtkörpers werden diese Sesquiterpene aus einer Vorstufe einem Fettsäureester freigesetzt, enzymatisch oder durch Oxidation mit dem Luftsauerstoff können diese Verbindungen zu weiteren Produkten reagieren.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elias Magnus Fries: Epicrisis Systematis Mycologici. 1838, S. 341.
  • Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. Paul Parey, Hamburg, Berlin 1988, ISBN 3-490-19818-2, S. 80.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans E. Laux (Hrsg.): Der Kosmos PilzAtlas. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-10622-5, S. 200.
  2. a b G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2. Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 355.
  3. A. Verbeken & R. Walleyn: Orange-green milk cap in Belgium. In: AMK Mededelingen. Band 2, 1998, S. 37–44 (niederländisch).
  4. L. Jalink et al.: Lactarius sanguifluus new for Netherlands and other nice things. In: Coolia. Band 40, Nr. 3, 1997, S. 188–90.
  5. Kishwar Sultana et al.: Check list of agarics of Kaghan Valley. In: Pakistan Journal of Botany. Band 43, No. 3, 2011, ISSN ISSN 1560-2745(?!), S. 1777–1787 (online [PDF]).
  6. Jorinde Nuytinck, Xiang-Hua Wang and Annemieke Verbeken: Descriptions and taxonomy of the Asian representatives of Lactarius sect. Deliciosi. In: Fungal Diversity. Band 22, 2007, ISSN ISSN 1560-2745(?!), S. 171–203 (online [PDF]).
  7. Weltweite Verbreitung von Lactarius sanguifluus. In: GBIF Portal / data.gbif.org. Abgerufen am 14. September 2011.
  8. Lactarius sanguifluus in der PILZOEK-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 15. September 2011.
  9. Z. Tkalcec & A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. Band 88, 2003, ISSN 0093-4666, S. 289 (http://www.cybertruffle.org.uk/cyberliber/59575/0088/0289.htm cybertruffle.org.uk [abgerufen am 31. August 2011]).
  10. Petkovski S.: National Catalogue (Check List) of Species of the Republic of Macedonia. Skopje 2009 (englisch, online [PDF]).
  11. Denchev, Cvetomir M. & Boris Assyov: CHECKLIST OF THE MACROMYCETES OF CENTRAL BALKAN MOUNTAIN (BULGARIA). In: Mycotaxon. Band 111:, 2010, S. 279–282 (online [PDF]).
  12. Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 80.
  13. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Kraenzlin.
  14. R. Cerri et al.: Sterols from three Lactarius species. In: Biochemical Systematics and Ecology. Band 9, No. 4, 1981, ISSN ISSN 1560-2745(?!), S. 247–8, doi:10.1016/0305-1978(81)90002-8.
  15. S. De Rosa & S. De Stefano: Guaiane sesquiterpenes from Lactarius sanguifluus. In: Phytochemistry. Band 26, No 7, 1986, S. 2007–9, doi:10.1016/S0031-9422(00)81747-1.
  16. O. Sterner et al.: The isolation of a guaiane sesquiterpene from fruit bodies of Lactarius sanguifluus. O. Sterner et al. In: Phytochemistry. Band 28, No. 9, 1988, S. 2501–2, doi:10.1016/S0031-9422(00)98015-4.