Benutzer:Tola1208/Volker Volkholz

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Volker Volkholz (* 23. Januar 1944 in Prenzlau, † 16. November 2008 in Dortmund) war ein deutscher Soziologe, Arbeits-, Gesundheits- und Innovationsforscher, Querdenker und Berater für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Jugend und Studium

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Volker Volkholz wuchs mit drei Geschwistern auf. Sein Vater arbeitete als Leiter einer Bildungseinrichtung der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in Sennestadt, heute ein Stadtteil von Bielefeld. Er kam so früh mit den Themen Arbeit und Soziales in Berührung.

Volkholz war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und studierte von 1963 bis 1968 Soziologie an der Universität Münster bei Helmut Schelsky, Dieter Claessens und dem Juristen, Soziologen und Systemtheoretiker Niklas Luhmann. /1/, /2/

Berliner und Bremer Zeit

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Nach dem Diplom ging er mit Claessens als dessen wissenschaftlicher Assistent an das Institut für Soziologie der FU Berlin. Dort wurde er 1972 als Dr. rer. pol. promoviert und zum Assistenzprofessor für Medizin-Soziologie ernannt. /2/ Arbeitsschwerpunkt in seiner Berliner Zeit war die Gesundheitssystem-Forschung. 1976 gründete er u. a. mit Wilhelm Schräder die Forschungsgruppe BASIG (Berliner Arbeitsgruppe Strukturforschung im Gesundheitswesen). Aus diesem der TU Berlin zugeordneten Institut ging 1980 das IGES (Institut für Gesundheits- und Sozialforschung) hervor, das sich zu einem der bis heute wichtigsten privaten Forschungs- und Beratungsinstitute im Gesundheitswesen entwickelte. Der Stadt Berlin und ehemaligen Weggefährten dort blieb Volkholz zeitlebens verbunden.

Neben seiner Tätigkeit als Assistenzprofessor in Berlin leitete Volkholz ab 1973 an der Arbeitsstelle Arbeiterkammer der Universität Bremen, einem Kooperationsprojekt der Universität mit der Arbeiterkammer Bremen, ein umfangreiches empirisches Forschungsprojekt über „Belastungsschwerpunkte und Praxis der Arbeitssicherheit“. Es basierte auf einer detaillierten Befragung von Bremer Industriearbeitern aus verschiedenen Branchen über ihre Arbeitsbedingungen und konnte zeigen, dass diese nach wie vor mit schweren körperlichen Belastungen verbundenen waren. Diese Arbeit war eine der Grundlagen für das vom damaligen Forschungsminister Hans Matthöfer 1974 initiierte, von Willi Pöhler geleitete Programm der Bundesregierung zur „Humanisierung des Arbeitslebens“, dem Volker Volkholz u .a. mit Frieder Naschold in einem wissenschaftlichen Beirat zur Seite stand. Er wollte Professor an der neuen Universität in Bremen werden. Aber „ (…) die Hoffnung auf eine Professur in Bremen erfüllte sich für ihn nicht, stattdessen erging der Ruf an Michael Schumann." /2/

Lange Periode in Dortmund

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In der Folge des Bremer Projektes gründete Volkholz 1977 gemeinsam mit Rolf Jansen, Jörg Münstermann und Klaus Preiser als privatwirtschaftliches Unternehmen die Forschungsgruppe Arbeit und Gesundheit (FAG) in Dortmund, dem Sitz der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung (BAU), heute Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, BAuA. Für die BAU wurde u. a. in mehreren Berichten eine Bestandsaufnahme der Arbeits- und Lebensbedingungen von Schichtarbeitern erstellt.

Nach Differenzen mit Gesellschaftern der FAG gründete Volkholz 1979 die ebenfalls privatwirtschaftliche Gesellschaft für Arbeitsschutz- und Humanisierungsforschung mbH, Volkholz und Partner (GfAH), deren geschäftsführender Gesellschafter er bis zu seinem Tode war. Die meisten Mitarbeiter der FAG folgten ihm in die GfAH.

In der langen Dortmunder Periode bis 2008 erweiterten sich seine Arbeitsschwerpunkte stark. Nur wenige deutsche Soziologen in der Forschung haben bisher ein so breites Spektrum professionell und praxisorientiert bearbeitet: Arbeitsgestaltung, neue Technologien, demografische Entwicklung, betriebliche Innovation und betriebliche Einzigartigkeit sind Themen, an denen er im deutschen Sprachraum prägend mitwirkte. Neben der klassischen Forschung setzte Volkholz schon in den 1970er Jahren zunehmend auf die Erprobung und Umsetzung der von der Forschung empfohlenen Maßnahmen und Wege, z.B. in betrieblichen Modellversuchen. Eine in dieser Zeit für Geistes- und Sozialwissenschaftler noch eher ungewöhnliche Handlungsorientierung. Gestaltung war nur wenig später dafür der Schlüsselbegriff.

Leistungen und Eigenschaften

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Er wurde und wird in Fachkreisen häufig als Doyen oder Mentor des modernen Arbeitsschutzes und des integrierten Arbeits- und Gesundheitsschutzes in Deutschland bezeichnet. Volkholz hat auch mehreren Forschungs- und Entwicklungsprogrammen des Bundes zentrale Impulse gegeben: Unter anderen den Programmen „Humanisierung des Arbeitslebens“, „Arbeit und Technik“, „Innovative Arbeitsgestaltung“, „Dienstleistungsforschung“ und „Innovationsfähigkeit“. Dies gilt ebenso für die Arbeit der BAU bzw. BAuA (s. oben), der Gewerkschaften und einige Fachverbänden der Wirtschaft.

Vielen anderen Einrichtungen und Personen in der Forschung stand er mit Rat und Tat zu Seite, auch wenn es teilweise Wettbewerber waren. Beispielhaft hervorzuheben ist sein Engagement für Personen und Gruppen in den neuen Bundesländern, die in den Arbeitswissenschaften oder anderen Disziplinen in der DDR tätig gewesen waren, und deren Stellen nach der Wiedervereinigung gestrichen wurden. Auch außerhalb des Forschungszusammenhangs förderte er immer wieder Organisationen und Personen durch Ideen, Beratung und finanzielle Hilfen. Uneigennützigkeit, Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit - auch und gerade in der persönlichen Lebensführung - sind Eigenschaften, die ihm alle Weggefährten zuschreiben. Statussymbole jeder Art waren ihm fremd.

Volkholz hat keine eigene wissenschaftliche Schule begründet. Er wird aber von vielen als ihr wissenschaftlicher Förderer und Lehrer bezeichnet und geachtet. Er muss vor allem als ein herausragend kreativer und innovativer Kopf, Ideengeber, Querdenker und Kommunikator von komplexen Fragestellungen und Sachverhalten gesehen werden. Intellektuelle Arbeit war sein Lebenszweck. Bevorzugt bewegte er sich in Grenzbereichen zwischen seiner eigenen Disziplin - der Soziologie - und den Gesundheitswissenschaften, den Ingenieurwissenschaften, den Naturwissenschaften oder den Wirtschaftswissenschaften. Aus den dabei entstehenden fachlichen Synergien entwickelte er als typischer Querdenker immer wieder neue Forschungsfragestellungen und Konzepte. Beispiele: „Berufe mit begrenzter Tätigkeitsdauer“, „Präventionsdienstleistungen“, „Demografieforschung“, „KMU-Humanressourcen“ und „Einzigartige Unternehmen“. Ein weiteres Merkmal seines Denkens war der Perspektivenwechsel. Er kann daher als transdisziplinärer Sozialwissenschaftler beschrieben werden - wie Niklas Luhmann.

Er sah es auch als Aufgabe der Forschung, Brücken zu internationalen Programmen zu schlagen und tat dies zum finnischen Aktionsprogramm für ältere Arbeitnehmer (FinnAGE) und zur internationalen Initiative zur Schaffung abfallfreier Produktionsabläufe (ZERI). Zuhörer seiner zahlreichen Vorträge erinnern sich gerne an seine besondere Art der Aufbereitung von Themen als Bericht aus Zukunft, Märchen, Rätsel oder Hausaufgabe.

Volkholz hat erfolgreich mehrere Unternehmen gegründet und war an vielen weiteren Gründungen beteiligt, die Bestand hatten und gewachsen sind. In den Rollen eines klassischen Unternehmers, Geschäftsführers und Vorgesetzten im betrieblichen Alltag agierte er freilich weniger überzeugend. Diese Rollen lagen ihm persönlich nicht; er delegierte sie lieber, improvisierte oder schob sie beiseite. Eher ein Denker als ein Lenker. Mit der Arbeitnehmervertretung im eigenen Unternehmen konnte er beispielsweise manchmal nur konfliktär umgehen. Eigentlích wollte er dies aber gar nicht, wie ihm anzumerken war. Die Personalarbeit im herkömmlichen Sinne überließ er gerne anderen Mitgliedern in der Geschäftsführung.

Es gab noch andere Widersprüche im Leben des engagierten Treibers für Erneuerungen und Veränderungen: Er befürwortete neue Technologien. Aber schon die Telefax-Technik hat Volkholz immer mal wieder als Plage bezeichnet. Als die PC Einzug hielten, propagierte er diese engagiert. Selbst hat er sich damit aber nicht anfreunden können. Ausnahme: Phasenweise gegen immer bessere Hard- und Software Schach spielen. Häufig hat er dann verloren. Mobiltelefonie? So gut wie nie. Störungsarmut und Entschleunigung der Qualität der Arbeit wegen war vielleicht eine seiner tiefsten Überzeugungen als Denker in seinem letzten Jahrzehnt. Er setzte sich stets für work life balance ein, war aber selbst zeitlebens ein workaholic. Strategisches und systematisches Denken und Handeln standen bei ihm ganz oben. In einigen Aspekten des täglichen Lebens agierte er jedoch wie ein kindlicher, sympathischer Chaot.

Wie schon phasenweise zuvor konnte man ihm in den letzten Jahren die jahrzehntelang hohen Belastungen immer häufiger ansehen. „Der permanente Stress und der dauernde Druck, neue Gelder und neue Forschungsprojekte zu akquirieren, forderten ihren Tribut.“ /2/ Zudem misstraute er zunehmend den neoliberalen forschungs- und wirtschaftpolitischen Entwicklungen. „Eines Tages schrieb er mir: `Ich bin es leid, anderen nach dem Mund zu reden. Ich mache keine Forschungsprojekte mehr. Ich bin den damit verbundenen Opportunismus leid.´“ /2/ Ein deutlicher Schlussstrich. Danach tat er ehrenamtlich und privat noch viel für andere. Wie immer schon zuvor, aber noch mehr. Gut drei Monate nach seinem Tod wäre Volker Volkholz 65 geworden.

Literaturliste mit 68 Titeln: „Veröffentlichungen Dr. Volker Volkholz Zeitraum 1979-2008“ auf der GfAH-Homepage: [1] (Stand: 04.12.2008)

Ergänzungen aus anderen Literaturlisten:

Volkholz, V., unter Mitarbeit von Eggers, A., Frevel, A., Köchling, A., Lauenstein, Th.: Die Industrielandschaft der Zukunft, in: Noak, M., u.a. (Hrsg.): CIM Integration und Vernetzung. Chancen und Risiken einer Innovationsstrategie, Springer - Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1990, S. 129-160

Lauenstein, Th: Seitz, D., Volkholz, V.: Industrieroboter im Routinebetrieb - Arbeits- und sozialwissenschaftliche Analysen in heterogenen Einsatzfeldern, Schriftenreihe Humanisierung des Arbeitslebens, Band 100, Campus - Verlag, Frankfurt / New York 1989

Volkholz, V., unter Mitarbeit von Eggers, A., Frevel, A., Köchling, A., Lauenstein, Th: Mehr Pluralismus in der CIM-Entwicklung, in: Technische Rundschau, Nr. 30/31/1988, S. 8-15

Sari, S., Lauenstein, Th., Schwarzelmüller, B., unter Mitarbeit von Hentschel, J., Schmitz, K., Volkholz, V.: Belastungsschwerpunkt Gießerei - Arbeitsbericht, Bundesanstalt für Arbeitsschutz (Hrsg.) Forschungsbericht Nr. 294, Verlag Neue Wissenschaft, Bremerhafen 1981

Volkholz, V., unter Mitarbeit von Lauenstein, Th., Saxowsky, F.: Gesundheit und Krankheit in der Industriegesellschaft (Einführung in die Medizinsoziologie), Kurseinheit I und II der Fernuniversität Hagen 1979

Reiners, H., Volkholz, V. (Hrsg.): Das Gesundheitssystem der BRD. Eine Einführung, VSA (HR), Hamburg/Westberlin 1977

Volkholz. V.: Belastungsschwerpunkte und Praxis der Arbeitssicherheit. Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (HRSG.), Bonn 1977 (HR)

Volkholz, V., Elsner, G., Geissler, B., Kriescher-Fauchs, M., Thoma, P.: Analyse des Gesundheitssystems, Krankheitsstruktur, ärztlicher Arbeitsprozess, Sozialstaat - Reader zur Medizinsoziologie, Fischer Athenäum Taschenbuch, Frankfurt a. M. 1974

Volkholz, V.: Krankenschwester - Krankenhaus - Gesundheitssystem, Enke Verlag, Stuttgart 1973 (Dissertation)

Hinweis zur Literatur: Auch diese drei Zusammenstellungen dürften keineswegs vollständig sein. Die zahlreichen unveröffentlichten Diskussionspapiere, Gutachten, Ideenskizzen etc. sind eh nicht berücksichtigt.

/1/ Der Verfasser der Erstversion dieser Kurzbiografie war von 1978 bis 2001 beruflicher Wegbegleiter von Volker Volkholz als wissenschaftlicher Mitarbeiter und in anderen Funktionen. Zur Erstellung der Datensammlung wurde auf den relevanten Homepages (s. Weblinks) recherchiert sowie drei weitere ehemalige Mitarbeiter und Kollegen hinzugezogen, die verschiedene Zeitabschnitte im Leben und Wirken von Volkholz repräsentieren. Bei Unsicherheiten haben alle ihrerseits weitere Personen im beruflichen und privaten Umfeld von Volkholz im zeitlichen Spektrum von 1963 bis 2008 befragt und die Ergebnisse rückgekoppelt. Der Text entstand so auf der Basis einer Vorlage per E-Mail und Telefonat in einem kleinen Netzwerk von Weggefährten zwischen Dortmund, Hamburg, Berlin, und München im Dezember 2008 und Januar 2009.

/2/ Gine Elsner: Volker Volkholz, in: Zeitschrift SOZIALISMUS, Heft 1-2009

Privates Kondolenzbuch für Volker Volkholz (mit Bildern): Privates Kondolenzbuch (Stand: 04.12.2008)

Nachruf eines Projektträgers für das Bundesministerium für Bildung und Forschung: „November 2008, Volker Volkholz unerwartet verstorben“ Nachruf (Stand: 04.12.2008)

Nachrufe einer Initiative, die er gefördert hat (mit Bildern: [2] und www.dieakteure.de (Stand: 04.12.2008)

Nachruf des ehemaligen Mitarbeiters Volker David: „27. November 2008 Dr. Volker Volkholz ist am 16.11.2008 verstorben“ www.arbeitsinivation.de (Stand: 04.01.2009)

Nachruf eines Behinderten-Sportclubs, den er zuletzt gefördert hat: „In Gedenken an Dr. Volker Volkkholz“ www.nordingbulls (Stand 20.02.2009)

Unternehmen der Unternehmensgruppe GfAH mit zahlreichen Hinweisen auf das Wirken von Volkholz: [3] und www.prospektiv.de (beide Stand 20.02.2009)

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