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Benutzer:UIBK-Bio/Algerische Hausmaus

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Algerische Hausmaus
Systematik
Stamm: Chordata
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Familie: Langschwanzmäuse (Muridae)
Gattung: Mäuse (Mus)
Art: Algerische Hausmaus
Wissenschaftlicher Name
Mus spretus
Lataste, 1883

Die Algerische Hausmaus oder westliche “Mittelmeer – Maus” (Mus spretus) ist eine wilde Mäuseart, welche nahe mit der Hausmaus verwandt ist und im westlichen Mittelmeerraum (im nordwestlichen Afrika und der Iberischen Halbinsel) vorkommt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Algerische Hausmaus ähnelt der Hausmaus in ihrem Aussehen und kann von dieser leicht durch den kürzeren Schwanz unterschieden werden. Ihr Körper ist vorwiegend mit bräunlichem Fell bedeckt, nur der Bauch ist weiß bis gelbbraun.

Die Körperlänge beträgt 7,9 bis 9,3 cm, wobei der Schwanz noch eine zusätzliche Länge von 5,9 bis 7,3 cm betragen kann. Ihr Körpergewicht liegt zwischen 15 und 19 Gramm.

Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die algerische Maus ist im Süd-westlichen Europa, z.B. in Portugal und Spanien (außer in den nördlichen Teilen) und an der westlichen Mittelmeerküste von Afrika beheimatet. Die Ausbreitung erstreckt sich östlich von den Pyrenäen bis ins südliche Frankreich. Dort wurde die Maus auch in den südöstlichen Gebieten rund um Toulouse und dem Rôhnetal bei Valence gesichtet. Außerdem hat man sie auf den Balearen entdeckt. In Afrika fand man sie in den Maghreb Regionen von Marokko – in Algerien, Tunesien und dem westlichen Libyen, nördlich der Sahara. Es gibt auch kleinere Populationen an der östlichen Küste von Libyen.

Sie bevorzugt offenes Gelände, wo sie sich zwischen vereinzelten Büschen und hohen Gräsern vor Raubtieren verstecken kann. Die algerische Hausmaus vermeidet dichte Wälder und lebt am häufigsten in gemäßigtem Grasland, auf Ackerflächen und in ländlichen Gebieten. Man kann sie gelegentlich auch in aufgegebenen, verlassenen Gebäuden finden.

Da die „mus spretus“ nur eine begrenzte Menge an Wasser benötigt, kann sie sogar eher trockene Gebiete besiedeln.

Verhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die algerische Maus ist in erster Linie nachtaktiv. Sie ist ein opportunistischer Allesfresser, vor allem ernährt sie sich jedoch von Grassamen, Früchten und Insekten. Es wird berichtet, dass sie nur zwei Drittel des Volumens an Trinkwasser einer Hausmaus benötigt.

Als ein relativ wenig spezialisiertes, kleines Säugetier, wird sie von einer Anzahl an Räubern gejagt, darunter Eulen, fleischfressende Säuger und Schlangen.

Ausgewachsene Männchen bewegen sich auf einem Territorium von 340 m2, welches sich teilweise mit den Bereichen von benachbarten Weibchen deckt, aber nicht mit dem anderer Männchen. Obgleich sie zumindest die Kerngebiete ihrer Territorien vor anderen Mäusen verteidigen, sind sie weniger aggressiv als Hausmäuse, indem sie ihre Vorherrschaft lieber durch rituelles Gebaren demonstrieren als durch offenkundige Gewalt.

Über diese Mäuse wird außerdem berichtet, dass sie ihre eigenen Fäkalien aus Bereichen, die sie regelmäßig bewohnen oder nutzen, abtragen, entweder durch Aufsammeln des Kots mit ihrem Mund oder entlang des Bodens durch Anschieben mit ihrer Schnauze.

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Algerische Mäuse pflanzen sich neun Monate im Jahr fort. Von November bis Januar sind sie sexuell inaktiv. Obwohl sie sich auch während anderen Monaten fortpflanzen können, haben sie zwei Fortpflanzungsperioden, in denen sie besonders aktiv sind.

Im April und Mai zeugen die erwachsenen Tiere eine neue Generation an Mäusen. Anschließend pflanzen sie und ihr neuer Nachwuchs sich während der zweiten Hauptfortpflanzungsperiode im August und September nochmals fort. Das Austragen der Jungen dauert 19-20 Tage und endet mit der Geburt von zwei bis zehn blinden und haarlosen Jungtieren (durchschnittlich etwa 5).

Die Jungen beginnen innerhalb von 3-5 Tagen Fell zu entwickeln, ihre Ohren öffnen sich, während ihre Augen noch 12-15 Tage geschlossen bleiben. Sobald sie fähig sind zu sehen, beginnen die Jungen feste Nahrung zu fressen. Nach drei bis vier Wochen können sich sie sich selbständig versorgen und verlassen bald drauf das Nest. Sie erreichen die endgültig ausgewachsene Größe nach 8-9 Wochen und beenden gleichzeitig ihre sexuelle Entwicklung; bis sie dann nach ca. 15 Monaten sterben.

Hybridisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Maus, die gegen Nagergifte resistent ist, haben Wissenschaftler aus Deutschland und den USA bei einem Stamm der Westlichen Hausmaus in Westfalen entdeckt.

Dort hatte ein Schädlingsbekämpfer im Keller einer Bäckerei vergeblich versucht, Mäuse mit dem Gift Warfarin zu bekämpfen. Das Mittel wird eigentlich als Blutverdünner eingesetzt, seit den 50er-Jahren aber auch als Gift gegen Ratten und Mäuse.

Als die Forscher um Michael Kohn von der Rice University in Houston die Mäuse im Labor untersuchten, staunten sie. Durch eine Veränderung des Gens "vkorc1" waren die Tiere immun gegen Warfarin und ihre Gensequenz war identisch mit derjenigen der Algerischen Maus (Mus spretus) – die in Deutschland aber gar nicht vorkommt.

Die Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass zwei Prozesse zu der Resistenz der Mäuse geführt haben: Zunächst haben sich offenbar die Gene der Algerischen Maus durch eine Mutation im Erbgut verändert. Die Tiere haben sich durch ihr Leben in der Wüste wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum hinweg an eine Vitamin-K-arme Ernährung angepasst. Das machte sie – zufällig – auch resistent gegen den Wirkstoff Warfarin (Vitamin K ist bedeutend für die Blutgerinnung).

Die beiden Mäusearten müssen sich anschließend in Regionen, in denen sie beide vorkommen – beispielsweise in Nordafrika oder Spanien – gekreuzt haben. Dabei wurde die Resistenz gegen Warfarin offenbar an die Westliche Hausmaus weitergegeben. Mit dem Transport von Getreide oder anderen Lebensmitteln sei der neue Mäusestamm dann wahrscheinlich nach Westfalen gekommen. Modellrechnungen zeigen, dass der Einbau des Gens erst vor etwa zehn bis 20 Jahren stattfand – also nach der Einführung der Schädlingsmitte.

Die Entdeckung wurde in der Fachzeitschrift Current Biology im Juli 2011 veröffentlicht.

Taxonomie und Evolution[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt vier anerkannten Arten der Gattung Mus in Europa.

Mus musculus ist die Hausmaus, die in erster Linie in menschlichen Behausungen lebt, obwohl sie gelegentlich auch in die Wildnis als wild lebende Population zurückkehren kann.
Die algerische Maus ist eines der drei verbleibenden Wildarten. Obwohl deren exakte Verwandtschaft zu der Hausmaus unklar ist, könnte sie die früheste evolutionäre Abzweigung innerhalb dieser Gruppe repräsentieren.

Männliche Hausmäuse können mit weiblichen algerischen Mäusen lebensfähige Nachkommen produzieren, obwohl dies nur in Gefangenschaft beobachtet wurde und nicht in der freien Wildbahn vorkommt, da die beiden Arten unterschiedliche Lebensräume haben. Männlich Hybriden dieser Art sind zeugungsunfähig, weibliche Hybriden sind hingegen fruchtbar. Eine Züchtung mit männlichen Algerischen Mäusen und weiblichen Hausmäusen ist unmöglich, da sie von den männlichen algerischen Mäusen verjagen werden.

Die ältesten Fossilien der Gattung sind 40.000 Jahre alt und wurden in Marokko gefunden. Die Spezies entstand zuerst in Afrika und ist erst später nach Europa gekommen. Dies könnte durch den Ausbau der landwirtschaftlichen Flächen in diesem Kontinent während der Jungsteinzeit passiert sein.

Literaturnachweise und Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


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