Benutzer:Ulrich prokop/Artikelentwicklung/Daptrius

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Weißkehlkarakara

Weißkehlkarakara (Daptrius albogularis)

Systematik
Ordnung: Falkenartige (Falconiformes)
Familie: Falkenartige (Falconidae)
Tribus: Geierfalken (Polyborini)
Gattung: Daptrius
Art: Weißkehlkarakara
Wissenschaftlicher Name
Daptrius albogularis
(Gould 1837)

Der Weißkehlkarakara (Daptrius albogularis) Syn. Phalcoboenus albogularis ist eine neotropische, zur Familie der Falkenartigen (Falconidae) zählende Vogelart. Der auffällig schwarz-weiß gefärbte, deutlich über bussardgroße Vogel ist in seinem Lebensraum kaum zu verwechseln.[1] Dieser liegt in den Andengebieten des südlichen Südamerikas und reicht vom südlichen Argentinien und dem südlichen Chile bis Feuerland Dort kommt er sympatrisch mit dem verwandten Falklandkarakara vor, im Norden besteht möglicherweise eine Kontaktzone zum Bergkarakara. Der Lebensraum der Art reicht von Meereshöhe bis auf etwa 3000 Meter. Anders als sein sehr naher Verwandter, der Bergkarakara, ist er stärker an locker bewaldete Lebensräume und Strauch- und Buschgebiete gebunden[2] Weißkehlkarakaras sind meist einzeln oder in Paaren anzutreffen, an ergiebigen Futterplätzen können sich jedoch große, bis in die Hunderte gehende Scharen versammeln. Als Nahrungsgeneralist hat die Art ein äußerst breites Nahrungsspektrum, zu dem auch Aas und menschliche Abfälle gehören.[2]

D. albogularis wurde 1837 von John Gould als Polyborus albogularis erstbeschrieben. Die monotypische Art ist sehr nahe mit den übrigen Vertretern dieser Gattung verwandt; mit Daptrius megalopterus, einer Schwesterart, kommt es in den vermuteten Berührungszonen in der Provinz Neuquén vermutlich zu Mischbruten.[3] Die neue Gattungsbezeichnung Daptrius ist von griechisch δαπτω (daptō) = verschlingen abgeleitet, der bis Ende 2022 allgemein gültige und noch immer weitgehend gebräuchliche alte Gattungsname Palcoboenus setzt sich aus griechisch φαλκων (phalkōn) = Falke und griechisch βαινω (bainō) = gehen, zusammen und bezieht sich auf die häufige Anwesenheit der Art auf dem Boden.[4] Das Artepitheton ist aus den beiden lateinischen Wörtern albus = weiß und gula = Kehle, gebildet. D. megalopterus wurde Ende 2022 von einigen Autoritäten von Phalcoboenus nach Daptrius verlegt. Allgemein durchgesetzt hat sich diese taxonomische Änderung jedoch noch nicht.[4]

Zwar ist der Weißkehlkarakara in manchen Regionen seines ausgedehnten Verbreitungsgebietes nur selten zu beobachten, in seinen Kernzonen ist er jedoch ein verbreiteter, mancherorts sogar häufiger Vogel. Sein Bestand gilt als stabil, sodass er von BirdLife in keiner Gefährdungskategorie gelistet wird.[5]

Weißkehlkarakaras sind auffällige, schlank und hochbeinig wirkende, in ihrem Verbreitungsgebiet unverwechselbare Vögel. Von dem nahe verwandten, an den nördlichen Verbreitungsgrenzen vermutlich sympatrisch vorkommenden Bergkarakara unterscheidet sich die Art deutlich in der Verteilung von schwarzen und weißen Gefiederanteilen auf der Körperunterseite. Beim Weißkehlkarakara ist annähernd die gesamte Unterseite weiß, beim Bergkarakara sind jedoch die Kehle und die Brust schwarz. Anspruchsvoll ist jedoch die Identifikation von juvenilen Individuen, da juvenile Bergkarakaras sehr ähnlich aussehen und auch sitzende juvenile Falklandkarakaras bei ungünstigen Beobachtungsbedingungen mit Weißkehlkarakaras verwechselt werden könnten. Die zwar ähnlich aussehenden, im gesamten Verbreitungsgebiet gemeinsam vorkommenden juvenilen Chimangokarakaras müssten ob ihrer wesentlich geringeren Größe sicher unterschieden werden können.

Häufig sind Weißkehlkarakaras auf erhobenen Geländeformationen, Telegraphenmasten oder Weidezäunen in aufrechter Körperhaltung zu beobachten. Sie fliegen kraftvoll mit schnellen, eher flachen Flügelschlägen und segeln mit annähernd waagrecht ausgerichteten Flügeln; adulte Vögel sind auch im Flug durch die weiße Unterseite und die schwarz–weiß gezonten Flügel sicher zu bestimmen.[2][4] Ein Färbungsdimorphismus besteht nicht, auch der reverse Gewichtsdimorphismus ist mit maximal 3 % sehr gering, sodass feldornithologisch die Geschlechter nur an ihrem Verhalten zu unterscheiden sind.[2]

Erwachsenengefieder

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Kopf, Nacken sowie die übrige Oberseite sind schwärzlich braun. Die Scheitelfedern sind etwas verlängert und können leicht aufgestellt werden. Im oberen Brustbereich verlaufen die Weißanteile seitlich bis zu den Schultern hin. Die in das Weiß von Kehle und diesem oberen Brustbereich vorspringende Schwarzzeichnung erinnert an einen Bartstreif. Die gesamte Unterseite, die Kloakalregion und der Bürzel sind weiß. Im Brustbereich und an den Flanken ist meist eine schwärzliche Behauchung sichtbar. Ebenso weiß sind die bis über das Intertarsalgelenk gefiederten Beine. Der lange, leicht gerundete Schwanz ist auf Ober- und Unterseite in der basalen Hälfte weiß, danach schwarz, und endet in einer auffälligen weißen Endbinde. Die Oberseite der tief gefingerten, langen und relativ schmalen Flügel ist schwarz, nur die Enden einiger Hand- und Armschwingen können leicht weiß getippt sein, wodurch die Flügelspitzen weiß gefleckt erscheinen können. Die schwarzen äußeren Handschwingen sind auf der Unterseite in ihrem basalen Drittel schwarz-weiß gefleckt, die übrigen Hand- und alle Armschwingen zur Gänze schwarz. Die Unterflügeldecken im Bereich der inneren Hand- und der gesamten Armschwingen sind weiß: dies erzeugt die scharf kontrastierende schwarz-weiße Zonung des Unterflügels und beim sitzenden Vogel einen weißen Flügelrand, der vor allem im Flügelbug deutlich sein kann. Der relativ schwach gekrümmte Schnabel ist hell hornfarben und weist einen deutlichen Blauton auf. Dieses Merkmal ist ein gutes Indiz zur Altersbestimmung, da es sich erst ab dem dritten Lebensjahr langsam ausbildet. Die nackte Augenpartie ist ebenso wie die, den Schnabel fast bis zur Hälfte bedeckende Wachshaut gelb. Die Laufbeine und Zehen sind satt gelb, die Iris ist dunkelbraun.[2][4]

Über die Mauserzyklen der Art ist nichts bekannt. Wahrscheinlich aber mausern Jungvögel kurz nach dem Ausfliegen in das erste Jugendgefieder, im zweiten Jahr in des zweite und zeigen im dritten Jahr bis auf wenige braune Federn annähernd das Erwachsenengefieder.

Das erste Jugendgefieder ist einheitlich dunkel graubraun. Im frischen Gefieder können sich eine schwarze Schaftstrichelung und weißliche Tupfen zeigen, die besonders an den Schwingenenden, der Beinbefiederung und auf dem Bauch deutlich sein können. Der Bürzel ist zimtfarben, der Schnabel ist dunkelgrau, die Beine sehr hell bläulich, die Wachshaut ist weißlich. Im Flug sind die zimtfarbenen Basen der Handschwingen meist gut erkennbar. Das 2. Jugendgefieder oder Immaturgefieder unterscheidet sich im Sitzen nicht vom ersten, im Flug sind jedoch bereits die später weißen Unterflügeldecken schwarz-weiß gefleckt. Die Beine und die Wachshaut sind bereits leicht gelblich, der Schnabel ist grau. Im dritten Jahr wechseln Bergkarakaras schließlich in ein Gefieder, das dem Erwachsenengefieder weitgehend gleicht. Vereinzelt können braune Federn (vor allem am Bauch und an den Beinen) sichtbar sein, die Wachshaut und die ungefiederte Augenregion ist eher orange, der nun helle Schnabel kann bereits eine blasse bläuliche Tönung aufweisen.[2][4] Von juvenilen und immaturen Streifenkarakaras ist die Art nur schwer abzugrenzen; insgesamt ist die Färbung junger Streifenkarakaras etwas dunkler als die juveniler Bergkarakaras; noch dunkler sind juvenile Weißkehlkarakaras.[2][4]

Biometrische Daten

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Ob, wie es zu erwarten wäre (Bergmannsche Regel), Körpergröße und Gewicht nach Süden hin zunehmen, ist nicht bekannt. Bislang fehlen umfangreiche Vermessungsreihen. Die Größe liegt zwischen 48 und 54 Zentimetern, das Gewicht zweier Vögel mit unbekanntem Geschlecht betrug 780 bzw. 795 Gramm.[6] Die Spannweite beträgt 111 – 125 Zentimeter.[2][4]

  • James Ferguson-Lees, David A. Christie: Raptors of the World. Houghton Mifflin, Boston 2001, ISBN 0-618-12762-3, S. 990; S. 799 – 801.
  • R. O. Bierregaard und G. M. Kirwan: Mountain Caracara (Phalcoboenus megalopterus), Version 1.0. In Birds of the World (J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, D. A. Christie, und E. de Juana, Herausgeber). Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA, 2020 [1]

Einzelnachweise

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  1. Gute Fotos - einige zeigen allerdings den Bergkarakara
  2. a b c d e f g h James Ferguson-Lees, David A. Christie: Raptors of the World. Houghton Mifflin, Boston 2001, ISBN 0-618-12762-3, S. 990; S. 801 – 802.
  3. Eugene M. McCarthy: Handbook of Avian Hybrids of the World. Oxford University Press 2006; ISBN 13-978-0-19-518323-8; S. 187
  4. a b c d e f g R. O. Bierregaard und G. M. Kirwan: White-throated Caracara (Daptrius albogularis), Version 1.0. In Birds of the World (J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, D. A. Christie, und E. de Juana, Herausgeber). Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA, 2020 https://doi.org/10.2173/bow.whtcar1.01.1
  5. BirdLife International (2022) Species factsheet: Phalcoboenus albogularis. Heruntergeladen von http://datazone.birdlife.org/species/factsheet/22696244 am 27/10/2022.
  6. John B. Dunning Jr.(Hrsg.): CRC Handbook of Avian Body Masses CRC Press, Boca Raton FL, USA 2007; ISBN 978-1-4200-6444-5

Kategorie:Falkenartige