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Kathedrale von Salisbury#

Die Kathedrale von Salisbury von Nordosten

Die Kathedrale von Salisbury (engl. Salisbury Cathedral) förmig St. Mary's Cathedral ist die anglikanische Haupt- und Kathedrale (Bischofskirche) von Salisbury in der englischen Grafschaft Wiltshire.

Dank der kurzen Bauphase ist die Kathedrale von Salisbury architektonisch sehr einheitlich ganz im Stile der frühen englischen Gotik, des Early English, geraten. Gründe dafür waren der unbebaute Bauplatz und die reichlichen königlichen Spenden seitens Heinrichs III. Der erst im frühen 14. Jahrhundert errichtete Vierungsturm ist mit seinen 123 Metern der höchste Kirchturm Großbritanniens.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgängerkirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Normannischen Eroberung Englands im Jahr 1066 ordnete Wilhelm der Eroberer 1072 die Verlegung der englischen Bischofssitze in befestigte Anlagen. So wurde der Bischofssitz des Bistums Sherborne 1075 nach Old Sarum verlegt und eine Kathedrale mit Burg ebendort errichtet. Das Bistum Sherborne wurde später in Bistum Salisbury umbenannt. Unter Roger le Poer, Bischof von 1107 und 1139 und ein einflussreicher Geistlicher des anglo-normannischen Reiches, begann 1120/25 ein großangelegter Umbau der Kathedrale von Old Sarum.

Westansicht der Kathedrale von Old Sarum (Rekonstruktion)

Dieser romanische Bau war dreischiffig mit einem ebenfalls dreischiffigen Querhaus. Er verfügte über eine Doppelturmfassade im Westen und ein verlängertes Chorhaus und rechteckige Kapellen im Osten, einen Kreuzgang mit Refektorium an der Nordseite und eine Südvorhalle mit Portal. Teile dieser Kathedrale, Kopfkapitelle, Tierfratzen sind heute im städtischen Museum von Salisbury, im King's House zu besichtigen; etliche wurden jedoch auch in der Mauer des Kathedralenviertels (Close) und im Kreuzgang eingebaut.

Trotz dieser Erweiterungsmaßnahmen wurde das Gelände auf dem unwirtlichen Hügel von Old Sarum enger. Weiter sind Probleme und Konflikte zwischen dem Domklerus und der königlichen Besatzung der Burg übermittelt worden. Einige der Gründe für die ständigen Konflikte waren die Wasserknappheit, die in Old Sarum herrschte, und die damit verbundene Wassersteuer, welche von den Burgherren erhoben wurde. Der Klerus erwog nun einen Umzug. Während der Amtszeit von Richard Poore (1217–1228) bekam man 1219 die päpstliche Erlaubnis und man wählte ein Gelände in der Nähe des Flusses Avon aus.

Geschichte der Kathedrale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemälde der Kathedrale von John Constable um 1825
Kreuzgratgewölbe im Seitenschiff

Wie die meisten englischen Kathedralen hatte somit auch die Kathedrale von New Sarum (heute Salisbury) einen normannischen Vorgängerbau, der sich jedoch im nah gelegenen Old Sarum befand. Im Gegensatz zu den anderen gotischen Dombauten, wurde die Kathedrale von Salisbury auf einem unbebauten Gelände, buchstäblich auf der „grünen Wiese“ in einem Zug und nach einem durchgängigen Entwurf errichtet. Die Bautätigkeit an der neuen Kathedrale wurde im Jahr 1220 aufgenommen, am 28. April wurde der Grundstein gelegt[1].

Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels am neuen Bauort wurde die Kathedrale auf einem nur vier Fuß (ca. 1,30 Meter) dickem Fundament errichtet. Bereits um 1225 waren die drei Altäre in der Dreifaltigkeitskapelle fertiggestellt. 1236 entstand das Chorgestühl. Bischof Robert Bingham (1228–1246) ließ das Dach der Choranlage und eventuell des Westquerhauses mit Blei bedecken und Glasfenster einsetzen. In den 1240er Jahren entstand das Langhaus.

1258 war die Kathedrale weitgehend fertiggestellt und wurde im Beisein von König Heinrich III. geweiht. Damit wurde auch der Bischofssitz nach New Sarum, dem heutigen Salisbury verlegt. Die Arbeiten an der Kathedrale gingen jedoch weiter. So überliefert eine Quelle aus dem 14. Jahrhundert, dass die Kathedrale erst 1266 vollendet wurde. Ein Jahr zuvor, 1265 wurde die Westfassade abgeschlossen. Der Bau des großen Kreuzganges dauerte von 1270 bis ca. 1310 und umschloss das 1280 fertiggestellte und bis dahin freistehende Kapitelhaus. Insgesamt wurde die Kathedrale in für damalige Verhältnisse ungewöhnlich kurzer Bauzeit erbaut.

Im Mittelalter wurde in der Höhe des östlichen Teil des Westquerhauses der Bereich für den Klerus Leinen durch einen Letter getrennt. Er befand sich östlich davon.

Nachträglich erbaut wurde lediglich der Vierungsturm im frühen Decorated Style mit seiner imposanten Spitze, an dem die Arbeiten um 1310 aufgenommen und etwa 1333 beendet wurden. Die Bauarbeiten am Turm sind Thema in William Goldings Roman The Spire (deutsch: Der Turm der Kathedrale). Da man kaum baustatische Kenntnisse besaß und die gotische Baukunst in Wesentlichen auf Erfahrung und dem Prinzip von Versuch und Irrtum basierte, war der Turm mit 6500 Tonnen für die tragende Konstruktion zu schwer geraten und hätte das Schicksal anderer Kirchtürme (wie das des noch höheren in Lincoln) geteilt und wäre irgendwann eingestürzt, wenn nicht Christopher Wren 1668 bei einer Inspektion die nachträgliche Stabilisierung angeregt hätte. Diese wurde durch Strebepfeiler in der Vierung und die Armierung mit Stahlbändern realisiert.

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baugeschichte nach Jahr
Jahr Erläuterung
1220 Bischof Richard Poore legte den Grundstein, erster Baumeister ist wurde Nikolaus von Ely (bis 1247),
Verwalter der Bauhütte wurde Ellias von Dareham (bis 1247)
1225 Drei Altare in der Trinity Chapel (Dreifaltigkeitskappel) im Oster werden fertig
1228 Bischof Robert Bingham im Amt
1234/36 Chor-, und Ostquerhaus werden vollendet und später die Choranlage und Westquerhaus
1245/50 Das Langhaus wurde fertiggestellt
1247 Bischof Wilhelm de York im Amt, Verwalter der Bauhütte wurde Nikolaus von York
1256 Bischof Giles de Bridport im Amt
1258 Weihe der Kathedrale im Beisein König Heinrich III.. Einwölbung des Langhauses evtl. danach
1266 Vollendung der Kathedrale
1280 Fertigstellung des Kapitelhauses
um 1310 Fertigstellung des Kreuzganges
Anfang 14. Jhr. Der Vierungsturm wurde fertiggestellt
1320-er Vierungsturm mit eisernen Ringkern und Strebebögen; Ostvierung durch Scherenbögen verstärkt
1415 Westvierung durch Strebebögen verstärkt
1479 Vollendung des Vierungsgewölbes


1790 wurde die Kathedrale von James Wyatt umgebaut, wobei der Lettner entfernt und der separat stehende, 100 Meter hohe Glockenturm abgerissen wurde. Daher ist die Kathedrale von Salisbury heute neben den Kathedralen von Ely und Norwich eine von nur drei Kathedralen in England, die keinen Glockensatz zum Wechselläuten besitzt. Außerdem wurden bei der Restaurierung zwei Kapellen im Perpendicular Style aus dem 15.Jahrhundert, die die Lady Chapel (Marienkapelle) flankierten, zerstört. Die Orgel wurde 1877 von Henry Willis & Sons eingebaut.

Eine letzte Restaurierung von Turm und Westfassade fand bis zum Jahr 2000 statt.

Kathedrale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundriss (ohne Kreuzgang, Kapitelhaus und Sakristei)

Grundriss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grundriss zeigt eine für die Early Englisch typische dreischiffige Emporenbasilika mit zwei Querhäuser (auch Querschiffe oder Transepte genannt). Weiter typisch für diese Periode und für Salisbury sind der rechteckiger Grundriss, das gestreckte Langhaus, das Fehlen eines offenen Strebewerk, die „Mur épais“ (Dicke Wand) und Laufgang im Obergaden.

Das Langhaus der Kathedrale von Salisbury hat im Inneren ein Länge von 134,7 Metern und eine Breite von 23,4 Metern. Die Breite über das westlichere Querhaus beträgt 62 Meter. Das Gewölbe ist maximal 25,5 Meter hoch. Es sind Sitzplätze für 1900 Personen vorhanden.

Das Hauptschiff ist genauso hoch wie breit. Seine sehr klare, gegliederte Wirkung ergibt sich auch aus dem farblichen Kontrast, den die schwarz polierten Säulenschäfte aus Purbeck-Marmor zum einheimischen Kalkstein (Chilmark stone) bilden. Die Zahl der Säulenschäfte in der ganzen Kathedrale beträgt 8760, somit eine für jede Stunde des Jahres. Salisbury hat mehr Purbeck-Marmor als jede andere Kathedrale. Auch die Zahl der Fenster hat einen symbolischen Bezug, es gibt hiervon 365, also eins für jeden Tag des Jahres. Sie sind mit Buntglas aus verschiedensten Jahrhunderten geschmückt.

Der 123 m hohe Vierungsturm (Spire) der Kathedrale von Salisbury

Vierungsturm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der mit 123 Metern höchste noch stehende Kirchturm Großbritanniens ist trotz der nachträglichen Armierungen nicht definitiv gesichert. Seine Spitze neigt sich um mehr als 70 cm. In der Vierung kann man sehen, wie sich die tragenden Säulen und Pfeiler unter dem Gewicht von Turm und Turmspitze biegen.

Der Vierungsturm ist einer der wenigen gotischen Kirchentürme in England der nicht eingestürzt ist.

Chor und Presbyterium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Chor fängt im West östlich der Vierung an und endet im Chorscheitel mit der Dreifaltigkeitskapelle. Der Chorabschluss ist rechteckig und seine Seitenschiffe sind um zwei Jochen weitergeführt worden.

Dreifaltigkeitskapelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Östliche des Presbyterium schließt die Dreifaltigkeitskapelle an, die auch als Marienkapelle genutzt wird. Von den hinter der Ostarkade des Hochchors weitergeführten Seitenschiffen ist die Kapelle durch Bündel aus mehreren „en délit“-Diensten abgetrennt. Die Kapelle setzt sich auch den zwei Ostjochen der weitergeführten Seitenschiffe und einem mittleren, um zwei Joche nach Osten vortretenden Raum, der durch einzelnen Purbeck Marmorschäfte in drei Schiffe geteilt ist. Diese dreischiffige Halle erinnert an die Kirche Saint-Serge in Angers und hat sicherlich die entsprechende Marienkapelle in Winchester beeinflusst. Anders als bei der französischen Gotik (etwa bei der im gleichen Jahr begonnenen Kathedrale von Amiens) sind die einzelnen Raumsegmente nebeneinandergestellt und nicht zu einer einheitlichen Raumwirkung verschmolzen.

Kreuzgang

Kreuzgang und Kapitelhaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreuzgang und das Kapitelhaus (Chapter House, Haus des Domkapitels) auf oktagonalem Grundriss entstanden 1240–1270 bzw. 1263–1284 nach dem Vorbild von Westminster Abbey. Der Kreuzgang ist der größte auf den britischen Inseln.

Bibliothek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dombibliothek wurde um 1445 an der Ostseite des Kreuzganges erbaut. In ihr wird eine der vier verbliebenen Handschriften der Magna Charta aufbewahrt, die sich seit 1215 in Salisbury befindet und als das am besten erhaltene Exemplar gilt.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kathedrale steht in einem für englische Kathedralen typischen eigenen Stadtbezirk, dem sogenannten Close. Er wird heute noch größtenteils von einer Mauer umgeben und war im Mittelalter der Wohnort des Domkapitels und aller Kleriker der Kathedrale. Drei noch erhaltene Tore führen ins Innere. Er ist ebenfalls der größte seiner Art in Großbritannien.

Die Uhr im Kirchturm tickt seit über 500 Jahren ununterbrochen und ist somit die älteste noch funktionierende Kirchturmuhr in Großbritannien.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.british-history.ac.uk/report.aspx?compid=36531

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John Cannon: Cathedral: The Great English Cathedrals and the World That Made Them, 600-1540, Constable, London, 2007, ISBN: 9781841198415, S. 11-17; S. 415-422
  • John Wilkinson: Salisbury Cathedral's secrets : laying the foundations, Capivard, 2003
  • Laurerence Keen, Thomas Cocke: Medieval art and architecture at Salisbury Cathedral in British Archaeological Association Conference Transactions, Volume 17, British Archaeological Association, 1996, ISBN: 978 0 901286 67 3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kathedrale von Salisbury – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien