Benutzerin:Elya/Glocke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Vorzeichnung zu diesem zerstörten Bild ist erhalten und hängt heute (wieder) in der „Kleinen Glocke“. Abbildung aus Westdeutsche Neue Presse, 17. Juli 1952

Die Kleine Glocke, früher auch Zur kleinen Glocke ist eine Kölner Gaststätte, die als „älteste Künstlerkneipe Kölns“ gilt. 1912 am ersten Standort in der Glockengasse eröffnet, war sie in den späten 1920er und beginnenden 1930er Jahren ein Treffpunkt von Künstlern, Sportlern sowie Theaterleuten aus dem nahegelegenen Schauspielhaus in der Kreuzgasse. In Publikationen zur damaligen Kabarett- und Kunstszene, vor allem zu den Kölner Progressiven um Heinrich Hoerle, Franz Wilhelm Seiwert und Anton Räderscheidt, wird das Lokal regelmäßig als Stammlokal erwähnt[1][2][3]. Erhaltene Fotos der Kleinen Glocke zeigen Wandgestaltungen durch Heinrich Hoerle, fotografiert von August Sander[4]; am zweiten Standort des Lokals soll der Architekt Hans Heinz Lüttgen die Inneneinrichtung gestaltet haben[5]. Der langjährige Wirt, Jacob „Papa“ Dierse, wird als „Theaternarr“ und Mentor der Künstler bezeichnet; er wurde ebenfalls von Hoerle portraitiert. Die Vorkriegsstandorte des Lokals wurden im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe zerstört, wobei das Gemälde verbrannt ist; eine Vorzeichnung des Gemäldes ist erhalten und im heutigen Lokal ausgestellt.

Vorkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lokale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Müller, NS-DOK-Schriftenreihe Band 14

  • Kolibri-Kabarett: gegründet März 1930, ständige Spielstätte im Alten Posthof, Kreuzgasse 26/Ecke Glockengasse 11. 1880 errichtet gegenüber Raschdorff-Schauspielhaus. „Lange Zeit ein Künstlertreff“, bevor 1902 am Rudolfplatz das neue Schauspielhaus (später Opernhaus) eröffnet wurde. Jetzt „gutbürgerliche Restauration“. Wirt: Willy Schulte. Oktober 1930 SA-Randale im Lokal wg. kritischer Nummern. In Folge wg. Zensurversuchen durch den Wirt Abspaltung. „Ur-Kolibri“ -> Perlenpfuhl, „Kolibri“ (ab Oktober: Zeitlupe) -> weiterhin Posthof unter Kurt Juster. In Folge weitere Drohungen, erneute Trennung. Ab Oktober 1932 ist der Posthof nur noch Gaststätte, nicht mehr Kabarettspielstätte, dennoch noch eine Spielzeit ab Januar 1933 als „literarischs Kabarett“.
  • März 1933: neue Leitung im Alten Posthof, Umbenennung in „Neu-Deutschland“, Ende der Zeitlupe
  • „Lokal gegenüber der Kabarettspielstätte“ Kleine Glocke: Glockengasse 12, später Kreuzgasse 27 – Stammkneipe des Ensembles, „Treffpunkt für Linksintellektuelle, Künstler, Sportler und Theaterleute“ 
  • Postkarte: „Papa Dierse's Kleine Glocke, Köln“ – BU: Kreuzgasse (sic! Verwechslung?) 12, Treffpunkt Künstler, Sportler, Intellektuelle „auch nach 1933“.
  • wie paßt das alles zu Quelle Rundschau 1957, daß Dierse 1936 den Posthof übernommen habe?

Zeitgenossen s. 47

  • Erster Lumpenball 1926 im Lokal Em Decke Tommes „in der Glockengasse gegenüber der Kleinen Glocke“ (mündlich überliefert von Verwandschaft Wirt Decke Tommes). Decke Tommes = Glockengasse 39, Ecke Hämergasse …

Nochmal chronologisch zum Lokal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1912 gegründet (Zeitungsartikel)
  • danach „im 200-Meter-Umkreis zweimal Standort gewechselt“ (Zeitungsartikel)
  • Erster Standort: Glockengasse Ecke Schwertnergasse (Stadtführer 50er)
    • Das wäre dann Glockengasse 12?
  • „Vor dem Kriege“ Umzug in ein Lokal gegenüber dem Schauspielhaus (Stadtführer)
    • das wäre dann 1936 der Alte Posthof gewesen … ? Glockengasse 11/Kreuzgasse 26/27 identisch = Posthof? Check Katasterplan! (in Arbeit)
  • Nach dem Krieg Neuaufbau „an dritter Stelle in der Glockengasse“ (Stadtführer) 1952 „auf dem Trümmergrundstück“ (Zeitungsartikel)
  • (Datum Zeitungsartikel?) Toni gibt Silvester an Volker Spechtmeier ab
  • Standort 1987: Glockengasse 5, Wirtin Sophie (?)[8]
  • 2006 (wo gelesen?) – Renovierung, Entdeckung von Wandgemälden von Tony May (?) an der Wand durch Künstlerin Elvira Reith, Kopien von Hoerle-, Räderscheidt- und Seiwert-Motiven an der Decke durch Reith.
  • September 2011: Wiedereröffnung nach vier Monaten, Übernahme durch Pächterin Stephanie Rommerskirch, die vorher bereits 5 Jahre Betriebsleiterin war, nach einem Verkauf des Hauses. Progressive an den Wänden. Fünf Jahre zuvor Freilegung von alten Wandgemälden.[9]
  • Heutiger Standort: Glockengasse 58, Wirtin Stephanie Rommerskirch


Grevens Adressbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1895 Glockengasse 12, Eigentümer
Mülhens, Lülsdorf Bierwirth, S. 111
1896 dito
1897 dito
1905 Glockengasse 12, Eigentümer
Mülhens, Carl Höver Restaurant, III. Teil, S. 167
1910 Eigentümer
Mülhens, Dom. Westermann, Restauration, III. Teil, S. 114
1913 (1912 fehlt)
kein Dierse in Glockengasse
1914
Restauration Fröbus Glockengasse 12
1915
Glockengasse 12 – Jak. Dierse Restauration
1916/17
dito.
1918
keine Firmeneinträge im Adressbuch, Dierse privat am Blaubach 69
1920
Glockengasse 12 – Jak. Dierse Restauration
1927
dito. Eigentümer: Ferdinand Mülhens, Königswinter
1928 Glockengasse 12 - Jak. Dierse, (Eigentümer
P.P. Mülhens, Burg Röttgen (Heumar)) III: Teil, S. 218
1929 Glockengasse 12 "Bierhaus zur Glocke", Jak. Dierse, (Eigentümer
P.P. Mülhens, Burg Röttgen (Heumar)), IV. Teil, S. 224
1930 dito
1931 Glockengasse 12, Jakob Dierse o.G., Peter Dierse Restauration
1932 dito
bis 1937 existiert die Adresse Glockengasse 12 als eigenständige Adresse, mit den Bewohnern Jak. Dierse o.B., danach

nur noch als Adresse Glockengasse 12-38, Kölnisch Wasser 4711, Eigentümer Mülhens

bis 1935 ist unter Glockengasse 12 Peter Dierse, Restauration eingetragen
ab 1936
Kreuzgasse 26 (Restauration Peter Dierse, ab 1939 bis 1941/42: Toni (Anton) Dierse Restauration)

Nebenbemerkung: in der Glockengasse 11 war 1935 und 1936 Wilhelm Millowitsch, Schauspieler gemeldet und ein Restaurant Karl Höß unter Glockengasse 11 eingetragen.

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arno Faust: Faust-Ecke, „in der Kleinen Glocke wurde bereits für seinen Sarg gesammelt, da stand er plötzlich am Fenster“. Toni Dierse bei Beerdigung (1984) allen voran, Gitarre ins Grab. (Lobedahl, S. 146)
  • Jacob Dierse * "Papa" hatte die "Kleine Glocke" seit 1912 (?) Zeitungsartikel
  • Toni Dierse * 2. 11. 1906 (Zeitungsartikel)
  • (Bruder von Toni) Peter Dierse und Jakob Dierse (letzterer Verbindung mit Kolibri Grete Roese-Reinhardt) (Quelle: Zeitungsartikel)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernd Imgrund: Kleine Glocke - Künstler, Exzentriker, Bacchanten. In: 111 Kölner Kneipen, die man kennen muss. Emons 2012, ISBN 978-3-89705-838-5; S. 122-123.
  • Hildegard Lobendahl: Kölner Spitzen IV. Kirchen, Künstler, Karneval Limitierte Sonderauflage 1991. S. 146 („Kennen Sie [Arno] Faust?“)
  • Peter Fuchs: Köln – so wie es war. Ein Bildband Droste-Verlag, Düsseldorf 1963, Abb. 159 + Text. (Papa Dierse, „Decke Tommes“)
  • Hans Mayer: Ein Deutscher auf Widerruf: Erinnerungen - Band 2 - Seite 198 (Sander, Dierse, Karnevalsfeiern)
  • Jürgen Müller: Willkommen, bienvenue, welcome--: politische Revue, Kabarett, Varieté in Köln: 1928-1938
  • Wulf Herzogenrath, Dirk Backes: Heinrich Hoerle, Kölnischer Kunstverein 1981


Potentielle Literatur, prüfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kölner Kneipen im Wandel der Zeit : (1846 bis 1921); aus dem Schatz Kölner Erinnerungen / von Macherey, Lambert Veröffentlicht 1921, Bibliothek: NS-Dokumentationszentrum
Em Ahle Poßhoff Kreuzgasse 26–Glockengasse 11 (Inhaber W. Schulte) gegenüber dem 1874 neu erbauten Schauspielhaus, der bis zur Eröffnung des neuen Opernhauses starken Künstlerverkehr aufzuweisen hatte, dann aber rein bürgerlichen Charakter annahm und heute Tagungsheim zahlreicher Vereine, sowie zweier Studenten-Korporationen ist“ (Stand 1921)
  • Walter Vitt: Heinrich Hoerle und Franz Wilhelm Seiwert. Kölner Biographien (USB Sig. 1K4932)
  • Christa Aretz, Irene Schoor: Köln im Film: Filmgeschichte(n) einer Stadt, Emons 2004, ISBN 9783897053441 --> S. 192
  • Helmut Signon & Klaus Schmidt: Alle Straßen führen durch Köln, Greven-Verlag, Köln 2006, 3. Auflage, ISBN 3-7743-0379-7, S. 156 Unter Glockengasse 8/10: " In der Nachbarschaft des Theaters hatte die Künstlergneipe "Kleine Glocke" einen stadtbekannten Ruf."
  • Hans Vogts: Das Kölner Wohnhaus bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Rhein. Verein f. Denkmalspflege und Heimatschutz, Jb. 1964/65, Neuss 1966, 2. Band, S. 764

Eintrag Glockengasse 12 (Ecke Schwertnergasse) Morlinshaus, nach 1796: Haus Nr. 4711 (das einzige Haus in Köln, was noch die französische Hausnummer trägt!)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wulf Herzogenrath (Red.): Vom Dadamax bis zum Grüngürtel - Köln in den zwanziger Jahren, Kölnischer Kunstverein 1975 S. 78
  2. Walter Först: In Köln. Kleine Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert. Band 1: 1918-1936, 1982, ISBN 978-3770006045, S. 29/30
  3. a b Zeitgenossen. August Sander und die Kunstszene der 20er im Rheinland, Steidl Verlag, Göttingen 2000. ISBN 978-3882437508, S. 22/23
  4. Michael Zepter: Paradiesvogel und Lumpenball. Zwei Kölner Künstlerfeste zwischen 1925 und 1939 im Spiegel der Presse, in: Dieter Breuer, Gertrude Cepl-Kaufmann (Hrsg.): Moderne und Nationalsozialismus im Rheinland S. 407
  5. Antun: Das Schauspielhaus lag gegenüber der „Kleinen Glocke“. Sonderbeilage des Rundschaublocks am Rhein zur Eröffnung des Großen Hauses vom 18. Mai 1957, S. 6
  6. Website Oper Köln, Chronik
  7. Heinz Pettenberg: Starke Verbände im Anflug auf Köln: eine Kriegschronik in Tagebuchnotizen, 1939-1945 J. P. Bachem Verlag, Köln 1985, ISBN 3-7616-0785-7, S. 162/166
  8. Tag/Nacht Stadtrevue, Erste Ausgabe 1987/88, S. 65 („Sophie, seit 30 Jahren eine Kneipeninstitution und unumschränkte Herrscherin überm Tresen zum Publikum: Vom Stenz bis zum Professor“
  9. Susanne Hengesbach: Die "Kleine Glocke" bleibt der Kunst treu; TRADITION Wiedereröffnung mit Freunden, Kölner Stadtanzeiger, 26. September 2011, S. 27. Zitat: „Vier Monate lang war es dunkel in der Kleinen Glocke. Doch nun ist wieder Leben in Kölns nachgewiesenermaßen ältestem Künstlerlokal.“