Berkut (Spezialeinheit)

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Bewährungsprobe für das Tragen der Roten Baskenmütze, einer Auszeichnung besonders geübter Mitglieder (Lugansker „Berkut“)
Berkut-Einheiten bei einer Großdemonstration 2013

Berkut (ukr. Беркут „Steinadler“) war eine Spezialeinheit der ukrainischen Milizija, die dem Innenministerium unterstellt war.[1]

Geschichte

1988 wurden in der gesamten Sowjetunion und somit auch auf dem Territorium der Ukrainischen SSR, OMON-Einheiten in größeren Städten gegründet bzw. stationiert. Nach der Auflösung der Sowjetunion wurden die OMON-Einheiten den jeweiligen Sicherheitsbehörden der Nachfolgestaaten unterstellt. In der Ukraine wurde die OMON in Berkut umbenannt und 1992 wurde beschlossen, in jeder Hauptstadt einer Oblast eine Einheit zu stationieren. Je nach Oblast bestanden die Einheiten aus 50 bis zu 600 Mann. Im Januar 2008 bestand die Einheit aus zwei Regimentern, sechs Bataillonen und 19 Kompanien mit insgesamt 3250 Mitgliedern.[2]

Nach den Protesten im Rahmen des Euromaidan in Kiew Anfang 2014 wurden die Berkut-Einheiten für gewaltsame Einsätze gegen Demonstranten und für Todesopfer verantwortlich gemacht. Bereits am 24. Februar wurde in der Werchowna Rada ein Gesetzentwurf zur Auflösung der Berkut-Einheiten eingereicht.[3] Der amtierende Innenminister der Ukraine, Arsen Awakow, verfügte am 26. Februar 2014 die Auflösung der Sondereinheit.[4] Awakow erklärte, das Innenministerium werde rund 3000 Berkut-Angehörige zu ihrer Rolle und ihrem Verhalten bei den Einsätzen gegen Protestierende befragen. Die Ukraine wolle eine neue Spezialeinheit zum Schutz der öffentlichen Ordnung aufbauen, die bisherigen Berkut-Einheiten seien diskreditiert.[5]

In Sewastopol, der russisch dominierten größten Stadt auf der Krim, wurden die Berkut-Angehörigen bei ihrer Rückkehr aus Kiew hingegen gefeiert.[6] Der Bürgermeister der Stadt, Aleksej Tschalyj, erklärte am 26. Februar 2014, die dort stationierte Berkut-Einheit werde nicht aufgelöst. Er kündigte an, den Berkut-Angehörigen weiterhin ihre Gehälter zahlen zu wollen. Sie sollten an den Kontrollstellen auf den Straßen nach Sewastopol Dienst tun.[7]

Auf seiner am 28. Februar 2014 in Rostow am Don abgehaltenen Pressekonferenz verteidigte der abgesetzte ukrainische Präsident Wiktor Janukowytsch den Einsatz der in Kiew eingesetzten Berkut-Einheiten. Ein Schießbefehl sei von ihm nicht erteilt worden. Vielmehr seien die Berkut-Polizisten „verbrannt, beschossen und getötet“ worden. Er habe sich bei ihnen entschuldigt.[8]

Ebenfalls am 28. Februar 2014 teilte das Außenministerium in Moskau mit, dass Russland Berkut-Angehörige bevorzugt einbürgern will. Das russische Generalkonsulat in Simferopol habe entsprechende Anweisungen erhalten.[9][10]

Aufgaben

Die Berkut-Einheiten wurden in bewaffneten Spezialoperationen eingesetzt, um Verbrechen der organisierten Kriminalität zu bekämpfen, Geiselbefreiungen durchzuführen, aber auch, um bei Massenveranstaltungen für die öffentliche Sicherheit zu sorgen.[2]

Einsätze

Mitglieder der Spezialeinheit wurden u. a. bei der Eindämmung der Orangenen Revolution[11] und dem Euromaidan in Kiew[12] eingesetzt.

Einzelnachweise

  1. Innenministerium rüstet auf, Ukraine Nachrichten vom 9. August 2011
  2. a b Die Berkut-Spezialkräfte auf der Website der ukrainischen Regierung
  3. Ukrainian parliament may ban Berkut special task force,^Webseite der Agentur Interfax vom 24. Februar 2014
  4. Berkut-Spezialkräfte werden aufgelöst, Zeit Online vom 26. Februar 2014
  5. Blick zurück mit Schaudern in Kiew, NZZ vom 27. Februar 2014
  6. "Wir sind die Berkut, unser Schlag ist hart", SPON vom 27. Februar 2014
  7. Gewalt zwischen Russen und Tataren auf der Krim, FAZ vom 27. Februar 2014
  8. „Ich bin nirgendwohin geflohen“, FAZ vom 28. Februar 2014
  9. „Krim-Liveticker“, Die Welt Online vom 28. Februar 2014
  10. Ukrainische Berkut-Sonderpolizisten begrüßen geplante Vergabe russischer Pässe, Webseite von RIA Novosti vom 28. Februar 2014
  11. Taras Kuzio: State-led violence in Ukraine’s 2004 elections and orange revolution, in: Communist and Post-Communist Studies, Nr. 43, Elsevier Verlag, Amsterdam, 2010, S. 383–395 (PDF; 242 kB)
  12. Liveticker Ukraine: Zahl der Toten bei Straßenschlachten in Kiew steigt auf 18, n24.de vom 18. Februar 2014