Bert Silving
Bert Silving (geboren als Berthold Silbiger 10. Dezember 1887 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben 9. Februar 1948 in New York) war ein österreichischer Geiger, Komponist, Arrangeur, Sänger, Autor und Rundfunk-Pionier.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berthold Silbigers Vater stammte aus Ungarn und arbeitete als Versicherungsbeamter. Silbiger studierte von 1898 bis 1904 an der Wiener Musikakademie das Geigenspiel. Nach Ablegen der Staatsprüfung gab er als Violinvirtuose Konzerte in Deutschland, Frankreich und England. Er wurde Mitglied des Franz-Ondřiček-Quartetts[1], einer Kammermusik-Vereinigung, mit der er auf Tournee ging und den Kontinent bereiste. Nach 1905 war Silbiger erster Konzertmeister an der Städtischen Oper zu Budapest. Um 1915 gründete und leitete er das Budapester „Tonkünstler-Orchester“[2]. Ab 1919 war er ständig in Wien ansässig, übernahm 1920 die künstlerische Leitung der Kleinkunstbühne “Chat Noir” und war ab 1921 Dirigent des Schönbrunner Schlosspark-Orchesters.
Häufig übernahm er auch Gastdirigate an der ungarischen Staatsoper. Als Nebengeschäft betrieb er eine Musikalienleihanstalt in Wien, die Noten mit Filmbegleitmusik an Kinokapellmeister verlieh[3]. Silbiger, der seinen Namen 1928 amtlich in ‘Silving’ ändern ließ, war schon früh für den Rundfunk in Österreich tätig. 1923 gründete er das Wiener Radio-Künstlerensemble „Silving Quartett“, das zunächst in den Programmen von Radio Hekaphon, dem ersten Rundfunksender in Österreich, danach regelmäßig bei der 1924 neu gegründeten “Radio Verkehrs-Aktiengesellschaft” (RAVAG) zu hören war.
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 emigrierte Silving, wegen seiner Abstammung[4] existenziell bedroht, nach Amerika und lebte bis zu seinem Tode am 9. Februar 1948 in New York.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Wiener 13. Bezirk in Ober St. Veit ist seit 1981 die Silvinggasse nach ihm benannt.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Silving komponierte Operetten, die in der Regel in Wien, Preßburg (Bratislava) und in deutschen Theatern uraufgeführt wurden, arrangierte Unterhaltungs- und ernste Musik und schrieb zahlreiche Lieder. Er veröffentlichte Schriften zum Radio. Die von ihm redigierte Zeitschrift „Der Kapellmeister“ kam über die erste Ausgabe 1924 nicht hinaus.[5]
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Tondokumente
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- "Nachts" (Steinschneider) Gesungen von Bert Silving mit Kapelle Isy Geiger. Columbia D-15 609 (H 1449) aufgen. 1927
- Potpourri aus der Operette „Du liebe, gold'ne Meisterin“ (Edmund Eysler) Wiener Radio-Künstlerkapelle Bert Silving. Odeon A 186112 [Ve 1374²],
- I. Teil: 1. So ein Wein (Solo: Bert Silving) 2. Gesellenmarsch (Chorgesang) und Odeon A 186113 [Ve 1375²],
- II. Teil: 1. O liebe, gold'ne Meisterin (Solo: Bert Silving) 2. O Jaromir (Chorgesang)aufgen. Wien, 1928
- Eines schönen Tages wird’s vorbei sein. Lied (Bert Silving - Peter Herz) Richard Bitterauf, Bariton, mit Orchester. Homocord 4-3488 (mx. H-62 265), Berlin 1928
- Eines schönen Tages wird’s vorbei sein. Lied (Bert Silving) Bohème-Orchester [als “Salon-Orchester Martina”] auf Beka B.5276 (mx.32 688), Berlin Ende 1927
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christian Fastl: Silving, Bert. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
- Frick, Friedrich (Hrsg.): Kleines Biographisches Lexikon der Violinisten. Vom Anfang des Violinspiels bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Books on Demand GmbH Juni 2009 – kartoniert – 596 Seiten Paperback. ISBN 3-8370-3907-2.
- Fritz, Elisabeth Theresia und Kretschmer, Helmut (Hrsg.): Wien Musikgeschichte. Volksmusik und Wienerlied. Lit Verlag GmbH Wien, Wien 2006. 514 Seiten. ISBN 3-8258-8659-X
- Gamliel, Hans: Wien 2, Tempelgasse Nr. 3c. Erinnerungen 1943–1953, Teil 5. In: David, Heft 81, 06.2009[4]
- Jochum, Manfred: Die seichten Wünsche der breiten Masse oder: Das Radio ist zur Bildung und Erziehung da! Aus der Frühzeit des Radios in Österreich 1924–1932. In: Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung, 1996, H. 1, S. 4–15.
- Kirschner, Willy: “Vier Sterne am Himmel der Kunst” Ein Essay von Willy Kirschner, in: Wien im Lied und Tanz, 1. Jahrgang Hefte 1 und 2, Wien 1932, auf s.169-178. Enthält auf s.175-177 ein fiktives Interview mit Bert Silving.
- Silving, Bert. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3580-7, S. 271.
- Stengel-Gerigk = Stengel, Theo; Gerigk, Herbert (Bearb.): Lexikon der Juden in der Musik. Mit einem Titelverzeichnis jüdischer Werke. Zusammengestellt im Auftrag der Reichsleitung der NSDAP auf Grund behördlicher, parteiamtlich geprüfter Unterlagen. Bernhard Hahnefeld, Berlin 1940. 9 S., Sp. 11–380, Oln.
- Weissweiler, Eva: Ausgemerzt! : das "Lexikon der Juden in der Musik" und seine mörderischen Folgen. Unter Mitarb. von Lilli Weissweiler. Dittrich, Köln 1999. 444 S.; 21 cm. - Enthält S. 181–375 Reprint von: Lexikon der Juden in der Musik, Berlin 1940. - ISBN 3-920862-25-2
- o. Verf.: Robert Weil. Eine Säule des Kabaretts, in: Illustrierte Neue Welt, Wien: August/September 2006, S. 34f.
- o. Verf.: Robert Weil bei: Österr. Kabarettarchiv [5]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Kapelle Bert Silving Dokumentationsarchiv Funk
- Bert Silving im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (LexM)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ondricek, Franz (* 1839 Prag; † 1922 Mailand), Violine: Virtuos u. Kammermusikspieler (Ondricek-Quartett) Dirigenten und Instrumentalisten Zusammenstellung um 1960 ( vom 18. Dezember 2011 im Internet Archive) Franz Ondřiček war von 1910 bis 1915 Direktor des 1909 als Privatmusikschule gegründeten Neuen Wiener Konservatoriums, dessen Absolvent später noch Georg Kreisler war, ehe es im Herbst 1938 geschlossen wurde, vgl. Neues Wiener Konservatorium und ein Porträt von Franz Ondricek. ( vom 5. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Frick 2009, Seite 475
- ↑ vgl. Christian Fastl: Silving, Bert. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8. und [1] “Versand-Geschäft verbunden mit einer großen Musikalien-Leihanstalt, hält reichhaltiges Lager von Musikalien”.
- ↑ vgl. Stengel-Gerigk sp. 277
- ↑ Silvings Internationale Z. Der Kapellmeister 1, 1924 (mehr nicht erschienen)
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 10. Juni 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ [2]
- ↑ [3]
Personendaten | |
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NAME | Silving, Bert |
ALTERNATIVNAMEN | Silbiger, Berthold (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Geiger, Komponist, Arrangeur, Sänger, Autor und Rundfunk-Pionier |
GEBURTSDATUM | 10. Dezember 1887 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 9. Februar 1948 |
STERBEORT | New York |