Brachinus sclopeta
Brachinus sclopeta | ||||||||||||
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Brachinus scloptea | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Brachinus sclopeta | ||||||||||||
(Fabricius, 1792) |
Brachinus sclopeta ist ein Käfer aus der Familie der Laufkäfer und der Unterfamilie der Bombardierkäfer. Er gehört zur Untergattung Brachynidius, die in Europa mit dreizehn teils schwer zu unterscheidenden Arten vertreten ist.[1][2]
Der Gattungsname Brachinus und der Name der Untergattung Brachynidius ist von altgriechisch βραχαίνω brachaino ‚ich kürze ab‘ hergeleitet und nimmt auf die verkürzten Flügeldecken Bezug. Der Artname sclopeta von lat. sclopēta ‚Klapps, Schall‘ spielt auf das Geräusch an, das der Käfer in Verbindung mit einer chemischen Reaktion erzeugen kann.[3]
Merkmale des Käfers
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der lebhaft bunt gefärbte Käfer erreicht eine Länge von fünf bis sieben Millimetern. Die leicht glänzenden Flügeldecken sind stahlblau bis veilchenblau, Kopf, Brust, Hinterleib und Körperanhänge gelblich rot bis ziegelrot.
Der Kopf ist etwas breiter als der Halsschild, die Mundwerkzeuge zeigen nach vorn. Die Oberkiefer haben eine nach innen gekrümmte Spitze, der Innenrand ist gezähnt. Das Endglied des Lippentaster ist länglich eiförmig und am Ende abgestutzt. Die elfgliedrigen Fühler sind fadenförmig und ab dem dritten Glied fein behaart.
Der herzförmige Halsschild ist länger als breit. Der Seitenrand ist aufgeworfen.
Die größtenteils blauen glänzenden Flügeldecken haben an der Basis entlang der Naht einen roten bis braunen, schmalen, nicht scharf begrenzten Längsfleck (Scutellarfleck). Im Normalfall erstreckt er sich über das erste Drittel der Flügeldecke und verbreitert sich am Ende wenig. Die Flügeldecken sind oben flach und haben als Merkmal der Untergattung relativ ausgeprägte Schultern. Sie sind spärlich sehr fein punktiert und so kurz behaart, dass sich die Härchen nicht überschneiden. Punktstreifen sind in der Regel sehr flach und fein ausgebildet, können aber auch fehlen. Hinten sind die Flügeldecken fast geradlinig abgestutzt und lassen einen kleinen Teil des Hinterleibs unbedeckt. Das Ende der Flügeldecken ist mit einem sehr schmalen und feinen Saum versehen, an dem jedoch locker gestellte Borsten fehlen und der nicht dicht mit feinen sehr kurzen Haaren besetzt ist.[4]
Biologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art lebt vorzugsweise aber nicht ausschließlich in feuchten Habitaten, auf Wiesen, auch in Gärten und an Ufern von Gewässern. Der Käfer ist unter Ästen und Steinen, zwischen Pflanzenwurzeln und in Erdspalten zu finden.[5][6][7]
Als namensgebende Eigenschaft können die Bombardierkäfer ein Gasgemisch ausstoßen, das an der Luft hörbar explodiert. Dabei treten Temperaturen bis zu 100 °C auf.[8] Die auffallende Färbung von Brachinus sclopeta wird als Warnfärbung aufgefasst, die Räuber schneller erkennen lassen, dass die Beute ungenießbar ist. Dass verschiedene Räuber Brachinus sclopeta deutlich weniger häufig angreifen als alternative Beutetiere, ist in Versuchsreihen nachgewiesen.[9][10][11]
Das Ausstoßen des explodierenden Gemischs dient jedoch nicht nur der Verteidigung, sondern spielt eine Rolle als Stimulans zur gegenseitigen Anlockung von Artgenossen. Brachinus sclopeta lebt gesellig und häufig mit anderen Käfern vergesellschaftet. Bei mehrjährigen Laborversuchen kombiniert mit Freilandbeobachtungen wurde nachgewiesen, dass der Grad der Vergesellschaftung innerhalb der Art im Verlauf des Jahres zyklisch schwankt. Im Herbst und Winter ist die innerartliche Gruppenbildung am intensivsten. Im Frühjahr nimmt die Tendenz der Gruppenbildung deutlich ab. Sie erreicht zwei Minima, erlischt aber nie völlig. Das erste Minimum liegt etwa einen Monat vor den Paarungen, danach wird die Tendenz der Gruppenbildung wieder größer. Es folgt ein zweites Minimum nach Abschluss der Paarungen. Die Paarungen finden von März bis Mai statt, bei Populationen aus Südfrankreich früher als bei weiter nördlich gelegenen Populationen. Die Eiablage findet etwa zwei Monate nach den ersten Paarungen statt. Die ersten Larven werden ab Ende Mai beobachtet. Im Labor lebte Brachinus sclopeta fünf Jahre lang.[12] Die beiden Minima werden nicht durch verschiedenes Verhalten der Geschlechter bedingt, sondern die Tendenz zur Gruppenbildung verläuft in beiden Geschlechtern zeitlich parallel.[13]
In Versuchsreihen wurde festgestellt, dass der Laufkäfer Anchomenus dorsalis von dem Zusammenleben mit Brachinus sclopeta profitiert. Anchomenus dorsalis ahmt nicht nur in Größe, Färbung und Oberflächenstruktur Brachinus sclopeta nach, sondern reibt sich an ihm beziehungsweise im Versuch an mit dessen Duftstoffen getränkten Spezialpapier. Von vier getesteten Räubern wird er deutlich weniger angegriffen als alternative Beute.[14]
Soweit untersucht, leben die Larven von Arten der Gattung Brachinus ektoparasitisch auf den Puppen von Käferarten. Sie zeigen drei Larvenstadien, die sich alle von der gleichen Puppe ernähren. Die Entwicklungszyklen von Parasit und Wirt sind entsprechend aufeinander abgestimmt. Für Brachinus sclopeta käme der Laufkäfer Amara dorsalis in Frage.[15]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art ist hauptsächlich im südlichen Europa und in Nordafrika verbreitet. Sie erreicht jedoch noch Großbritannien. Außerdem ist sie aus Nordpersien gemeldet.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse: Die Käfer Mitteleuropas. Band 2: Adephaga 1. Elsevier, Spektrum, Akad. Verlag, München 1976, ISBN 3-87263-025-3.
- Gustav Jäger (Hrsg.): C. G. Calwer’s Käferbuch. 3. Auflage. K. Thienemanns, Stuttgart 1876.
- Edmund Reitter: Fauna Germanica, die Käfer des Deutschen Reiches. I. Band, K.G.Lutz' Verlag, Stuttgart 1908.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Brachinus sclopeta bei Fauna Europaea. Abgerufen am 25. Februar 2012
- ↑ Brachynidius (Untergattung) bei Fauna Europaea. Abgerufen am 25. Februar 2012
- ↑ Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen.
- ↑ Bestimmungstabelle coleo-net
- ↑ María del Camino Peláez, José María Salgado: Los Carabidae (Coleoptera) del Macizo del Sueve (Asturias): análisis ecológico y biogeográfico en relación con la vegetación. In: Boletin Asoc. esp. Entom. Vol 30 (3-4), 2006, ISSN 0210-8984, S. 131–183. (als PDF; 768 kB)
- ↑ Ana M. Campos Gómez, Francisco Novoa Docet: Los Carabidae (Orden Coleoptera) deGalicia Catálogo, Distrbución y Ecología. Universidade, Servizo de Publicacións e Intercambio Científico, Santiago de Compostela 2006, ISBN 84-9750-629-4.
- ↑ J. M. Pérez Zaballow: Los Carabidae (Col.) de las dehesas de encina de la provincia de Salamanca In: Boletin Asoc. esp. Entom. Vol 6 Fasc.2, S. 295–323 Salamanca, Junio 1983. (als PDF; 3,4 MB)
- ↑ Bernhard Klausnitzer: Die Wunderwelt der Käfer. Herder, Freiburg 1982, ISBN 3-451-19630-1.
- ↑ T. Bonacci, P. Brandmayr, T. Z. Brandmayr: Predator feeding choice on concpicuous and non-conspicuous carabid beetles: frist results. Zookeys.2011; (100), S. 171–179 doi:10.3897/zookeys.100.1525. PMC 3131014 (freier Volltext)
- ↑ Teresa Bonacci, Pietro Brandmayr, Renato Dalpozzo, Antonio De Nino, Alessandro Massolo, Antonio Tagarelli, Tullia Zetto Brandmayr: Odour and Colour Similarity in Two Species of Gregarious Carabid Beetles (Coleoptera) from the Crati Valley, Southern Italy: A Case of Müllerian Mimicry? In: Entomological News. November 2008 : Vol. 119, Issue 4 (Nov 2008), S. 325–337, doi:10.3157/0013-872X-119.4.325.
- ↑ Teresa Bonacci, Gaetano Aloise, Pietro Brandmayr, Mara Cagnin, Tullia Zetto Brandmayr: Risposte comportamentali di Crocidura leucodon (Herrmann, 1780) (Insectivora, Soriciade) ai meccanismi antipredatori di alcuni antropodi. In: HYSTRIX. the Italian Journal of Mammology. Vol 15, no 1 (2004), ISSN 1825-5272 Abstract
- ↑ J. Wautier, V. Wautier: Modification, en rapport avec l'activité sexuelle, du comportement grégaire chez Brachinus sclopeta (Col. Carabidae). In: Ann. Soc. Entomol. de France. 3, 1967, ISSN 0037-9271, S. 655–662.
- ↑ V. Wautier: Comparaison du comportement gregaire des males et des femelles de Brachinus sclopeta a l'époque de la reproduction. In: Bulletin de la Société entomologique de France. Tome 76, janvier- février 1971.
- ↑ T. Z. Brandmayr, T. Bonacci, A. Masollo, P. Brandmayr: What is going on between aposematic carabid beetles? The case of „Anchomenus dorsalis“ and „Brachinus sclopeta“ (Coleoptera Carabidae). In: Ethologie, Ecology & Evolution. Vol. 18 Issue 4, 2006 doi:10.1080/08927014.2006.9522700.
- ↑ Pavel Saska, Alois Hone: Development of the Beetle Parasitoids „Brachinus explodens“ und „Brachinus crepitans“ (Coleoptera: Carabidae). In: Journal of Zoology. Vol 226; Issue 1, S. 29–36. Januar 2004.