Bruno Gellert

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Bruno Gellert (* 25. Mai 1872 in Breslau; † 29. Dezember 1945 in Berlin-Wilmersdorf[1]) war ein deutscher Theater- und Filmkomponist.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gellert schrieb auch unter den Pseudonymen Joachim Arnolt[2] und Harold Getter.[3]

1916 dirigierte er die Musik zu dem deutsch-österreichisch-ungarischen Film Bogdan Stimoff von Georg Jacoby nach dem Buch von Alfred Deutsch-German auch: Aus Bulgariens grosser Zeit[4][5][6] bei der Aufführung am 7. September in den Kammerlichtspielen[7] am Potsdamer Platz in Berlin.

Von ihm stammt die Kinomusik zu Otto Ripperts Historienfilm Die Pest in Florenz (1919)[8] und zu Rudolf Meinerts Offizierstragödie Rosenmontag (1924)[9]; für William Kahns Film Das Mädchen von der Heilsarmee (1927) schrieb er das Lied Schicksalsfügung, dessen Worte Ludwig Hamburger, der auch am Drehbuch beteiligt war, gedichtet hat.[10] Hamburger verfasste Manuskripte für den Film[11] auch den 101 Seiten starken „sozialen Künstlerroman“ Durch den Film, der 1914 bei Richard Falk in Berlin erschien[12]

In die Kinothek des Sam-Fox-Verlages Berlin wurde im Band 1 b der „Allegro-Serie“ seine Komposition Allegro scherzando aufgenommen.[13]

Nach Angaben von Ruediger Schmidt-Sodingen[14] hat Gellert zur Stummfilmzeit auch als Kinokapellmeister im Asta-Nielsen-Kino zu Düsseldorf[15] gearbeitet.

Von den Nationalsozialisten wurde Gellert seiner jüdischen Abstammung wegen Anfang der 1940er Jahre inhaftiert und im Konzentrationslager Buchenwald festgehalten; er wurde 1945 aus Theresienstadt befreit.[16]

Filmographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außer Filmmusik komponierte Gellert auch für Bühne und Kabarett:

  • Bruno Gellert: Op. 14. Souvenir de Nancy. Mazurka brillante f. Piano. Mk 1; Berlin, Glas[17]
  • Bruno Gellert: Lawn Tennis. Valse, op. 117
  • Bruno Gellert: Rose u. Schmetterling: „Im stillen umschatteten Haine“ f. 1 hohe Singst. – f. 1 tiefe Singst. m. Pfte. Berlin, Wenck à Mk 1,20. – Willst du mein eigen sein: „Wenn lustig die Geigen erklingen“. Walzerlied f. 1 Singst. m. Pfte. Berlin, Wenck Mk 1,20.[18]
  • Bruno Gellert: Die Brettl-Blume: „Als ’ne lust’ge Brettl-Blume“. Couplet f. 1 Singst. m. Pfte. Berlin, Tschentscher Mk 1,50.[19]
  • Zu dem Humoristischen Vortrag Urgrossvater’s Geburtstagsfeier! des Gesangskomikers Siegwart Gentes komponierte er die Musik[20].

Er schrieb die Musik zu drei Operetten:

  • Weihnachtszauber (Libretto von G. H. Schadeck) Deutschland 1897
  • Maritana (Libretto v Diego Perez) Deutschland 1920[21]
  • Die Braut aus Ägypten (Libretto von Robert Garrison und Walter Tripmacher), Polen 1920

Gellert lebte noch 1940 als Komponist in Berlin; er schrieb Siegheil mein deutsches Vaterland Marsch u. Lied; op. 216[22], und andere Musikwerke, z. B.

  • Heiraten? Aber richtig!, ein Volksstück mit Musik[23]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970
  • Hans Brückner, Christa Maria Rock (Hrsg.): Judentum und Musik – mit einem ABC jüdischer und nichtarischer Musikbeflissener. 3. Auflage, Brückner, München 1938, (1. Auflage, 1935; 2. Auflage, 1936, antisemitische Publikation).
  • Friedrich Hofmeister (Hrsg.): Musikalisch-Literarische Monatsberichte. Leipzig [ab 1829]
  • Karin Ploog: Als die Noten laufen lernten… Teil 2: Geschichte und Geschichten der U-Musik bis 1945 – Komponisten – Librettisten – Texter. Ausgabe 3, Verlag BoD – Books on Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7386-7287-9
  • Karin Ploog: Als die Noten laufen lernten… Band 2: Kabarett-Operette-Revue-Film-Exil Unterhaltungsmusik bis 1945. Verlag BoD – Books on Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7347-5316-9
  • Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 2093. online
  • Stengel/Gerigk = Theo Stengel, Herbert Gerigk (Bearb.): Lexikon der Juden in der Musik. Mit einem Titelverzeichnis jüdischer Werke. Zusammengestellt im Auftrag der Reichsleitung der NSDAP auf Grund behördlicher, parteiamtlich geprüfter Unterlagen (= Veröffentlichungen des Instituts der NSDAP zur Erforschung der Judenfrage, Band 2), Bernhard Hahnefeld, Berlin 1941, (1. Auflage, 1940, antisemitische Publikation).
  • Eva Weissweiler: Ausgemerzt! Das „Lexikon der Juden in der Musik“ und seine mörderischen Folgen. Verlag Dittrich, Köln 1999, ISBN 3-920862-25-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sterberegister Standesamt Berlin-Wilmersdorf, Nr. 5559/1945
  2. Schreibweise bei Ploog: Arnold, Schreibweise bei LexM nach Stengel/Gerigk
  3. vgl. LexM Hamburg (2007, aktualisiert am 17. Januar 2012), Stengel/Gerigk Sp. 82: „Gellert, Bruno (Ps.: 1. Arnold, Joachim, 2. Getter, Harold), * Breslau 25. Mai 1878, Komp (u. a. Musik zu ‚Heiraten? Aber richtig‘. Lied und Marsch ‚Siegheil, mein deutsches Vaterland‘) — Berlin.“
  4. Bogdan Stimoff bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne, abgerufen am 28. Juni 2021.Vorlage:GECD Titel/Wartung/ID fehlt in Wikidata
  5. Aus Bulgariens großer Zeit (Bogdan Stimoff). Internet Movie Database, abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).
  6. Bogdan Stimoff. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 28. Juni 2021.
  7. eröffnet 1912, neu gestaltet von Carl Stahl-Urach 1927, Platz für 1200 Personen in Parkett und Rang (Foto bei rundbrief-fotografie.de (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)), ausgebombt 1943, vgl. allekinos.com
  8. „Bruno Gellert, ein bekannter Komponist und Theatermusiker, hat für den Decla-Film ‚Pest in Florenz‘ eine Originalmusik geschrieben. Interessenten können den an 200 Seiten umfassenden Klavierauszug sowie die entsprechenden Solostimmen schon jetzt bestellen.“ (Der Film (Berlin) Band 4, Nr. 41, 12. Oktober 1919, Seite 36); Ploog, Kabarett S. 427. Die Schwierigkeiten durch die verzögerte Auslieferung der Partitur bei der Uraufführung dokumentiert filmhistoriker.de: „Der [bekannte] Komponist Bruno Gellert, der für den Decla-Film ‚Pest in Florenz‘ die Originalmusik geschrieben hat, bittet uns, mitzuteilen, daß die Partitur wegen technischer Schwierigkeiten zur Uraufführung nicht fertiggestellt werden konnte und daß der Film mit dieser Originalmusik erst ab nächsten Donnerstag im Marmorhaus und Theater am Moritzplatz gespielt werden kann.“ (Lichtbild-Bühne (Berlin) Band 12, Nr. 43, 25. Oktober 1919, Seite 20, Der Film (Berlin) Band 4, Nr. 43, 26. Oktober 1919, Seite 32 [in Erste Internationale: „erst ab letzten Donnerstag ... gespielt werden konnte“]). „Zu der am Freitag, dem 23. d. M. stattgefundenen Pressevorführung des Decla-Films ‚Pest in Florenz‘, über den wir in der nächsten Nummer berichten werden, konnte die von Herrn Gellert eigens komponierte Musik aus technischen Gründen nicht fertig gestellt werden. Vom kommenden Donnerstag ab wird die Gellertsche Komposition die Vorführung dieses Filmwerkes begleiten.“ (Der Film (Berlin) Band 4, Nr. 43, 26. Oktober 1919, Seite 33). „Der Komponist der Musik zu dem Film „Pest in Florenz“ konnte bis zur Pressevorstellung die Partitur nicht fertigstellen. Inzwischen ist das geschehen und die Musik wird alle Abende zu den Aufführungen gespielt.“ (Der Kinematograph (Düsseldorf) Band 13, Nr. 669, 29. Oktober 1919.)
  9. nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Otto Erich Hartleben. Im Ausland auch als Love’s Carnival
  10. Bruno Gellert. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 28. Juni 2021.
  11. Ludwig Hamburger bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne, abgerufen am 28. Juni 2021Vorlage:GECD Name/Wartung/lokale ID abweichend von Wikidata
  12. Birett, Quellen zur Filmgeschichte bis 1914, Nachweis von Monografien
  13. vgl. Birett S. 15 und 41
  14. „Das Hausorchester unter der Leitung der ‚Kapellmeister‘ Freddy Beyer, Bruno Gellert und Rudi Kessler begleitete jede Vorführung mit gebührendem Ernst und spielte auch dann noch weiter, wenn einer der Akte riss und das Bild kurzzeitig verschwand. Plötzliche Pausen und technische Defekte überspielten die Musiker ebenso sicher, wie der Name des Theaters über die mitunter dürftigen Schauspielerleistungen und das oftmals zweitklassige Programm hinweg tröstete.“ (Ruediger Schmidt-Sodingen, Asta Nielsen Kino Düsseldorf)
  15. Eric Horst: Erinnerungen an das Asta-Nielsen-Kino Düsseldorf (1911–1986). In: astanielsen.net. November 2011; Foto aus der Nachkriegszeit bei astanielsen.net
  16. Vgl. Musiker im Gedenkbuch der ins Konzentrationslager eingelieferten deutschen Juden, S. 226 (laut Maleen Butte (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), Praktikumsbericht Buchenwald, und Eva Weissweiler, „Ausgemerzt“)
  17. Hofmeister XIX: Juli 1897, S. 297
  18. Hofmeister XIX: März 1899, S. 125
  19. Hofmeister XIX, Februar 1899, S. 78
  20. vgl. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. 1 T 41 Nr. 367
  21. hatte 1920 Premiere im Neuen Operetten Theater Hamburg, vgl. operadata
  22. Bearb. von Willy Schwittmann. Ufaton-Verlag, 1933. Stengel/Gerigk sp. 82, Ploog, Komponisten, S. 235
  23. vgl. Ploog, Kabarett, S. 388