Burg Hochjuvalt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. März 2015 um 17:51 Uhr durch 31.24.14.122 (Diskussion) (Zusammenfassung der ausführlicheren Darstellung auf Hinweistafeln vor Ort). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Burg Hochjuvalt
Hochjuvalt oberhalb Rothenbrunnen

Hochjuvalt oberhalb Rothenbrunnen

Alternativname(n) Offizieller Name: Niderjuvalt, auch Ausserjuvalt (im Gegensatz zu Innerjuvalt), seit der Datierung auch Alt-Juvalt
Staat Schweiz
Ort Rothenbrunnen
Entstehungszeit 1216
Burgentyp Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Ruine, umfassend erforscht und gesichert 2010 - 2012
Bauweise Quader, Bruchstein
Geographische Lage 46° 47′ N, 9° 25′ OKoordinaten: 46° 46′ 40″ N, 9° 25′ 15″ O; CH1903: 751368 / 182645
Höhenlage 805 m
Burg Hochjuvalt (Kanton Graubünden)
Burg Hochjuvalt (Kanton Graubünden)
Übersichtsplan
Während der Sicherungsarbeiten 2011/12

Hochjuvalt (häufig fälschlicherweise als Niederjuvalt bezeichnet) war mit Innerjuvalt eine der beiden Burgen auf dem Gebiet der Gemeinde Rothenbrunnen im schweizerischen Kanton Graubünden. Der Name leitet sich ab von ‚Jugum altum’ (= hohes Joch).

Lage

Die Ruine liegt gut sichtbar von weitem auf einer schmalen Felsnase etwa 200 Meter hoch über dem Hinterrhein an einem Engnis der umliegenden Anhöhen beidseits des Hinterrheins. Dieser wehrtechnisch ideale Verteidigungsstandort führte bereits im Mittelalter zur dort am Felsfuss erstellten Zollstation mit Toranlage und Abschnittmauer quer zur vorbeiführenden Reichsstrasse. Dies wurde weitergeführt mit der ebenfalls dort 1940-42 erstellten Panzersperre im Talgrund um die mittelalterliche Zollstation herum beiderseits des Rheins und der damals errichteten Artilleriefestung der schweizerischen Armee oberhalb davon im Fels zwischen der mittelalterlichen Unter- und Oberburg mit Schussrichtung gegen Süden. Dort wurden während des Zweiten Weltkriegs 140 t Gold der schweizerischen Nationalbank gelagert.

Der ursprüngliche Burgweg ist verschüttet. Nach einem schweren Unfall von 2010 ist das Besteigen des sehr gefährlichen Felsrückens heute untersagt. Eine Tafel mit Bildmaterial und Plänen informiert ab Juni 2013 in der Talsperre Porta Rhaetica über die extrem gelegene Burganlage.

Anlage

Vom einst fünfgeschossigen Turm der Fest Hochjuvalt hat sich nur die Westecke erhalten, mit Ecksteinen mit Kantenschlag ohne Bossen und Mauern mit Rasa-Pietra-Verputz mit Fugenstrich; auch finden sich Reste eines Glattverputzes. Der Zugang zum Turm erfolgte über den südwestlichen Turmanbau, dessen Pultdach über dem dritten Geschoss mit dem Hocheingang gut sichtbar an den Turm anschloss. An Baudetails sind zwei Scharten, ein Fenster und zwei Rauchabzüge und im Geschoss darüber ein Fenster erhalten geblieben. Auf dem höchsten Punkt der Anlage, dem schmalen Felskopf, finden sich Reste eines zweiteiligen Gebäudes. Von einem jüngeren rechteckigen Gebäude auf dem südwestlichen Vorgelände sind nur noch wenige Mauerreste erhalten. Der einstige Zugang war in den Fels geschlagen und erfolgte von Nordwesten her. Die Grabung von 2012 hat die nördliche Turmecke und Reste der feindseitigen Turmwand und den südöstlichen palastartigen Turmanbau freigelegt, dessen Fundamente tief unten in der Felswand liegen.

Am Fuß des gewaltigen Felsens an der alten Talstrasse von Ulm und Bregenz nach Chiavenna und Mailand lag als Vorburg eine Straßensperre mit Zollstätte; einzelne Mauerreste und Balkenlöcher zweier Tore sind noch erhalten. Diese Anlage am Eingang des Domleschg bestand aus einem ummauerten Hof mit einem quadratischen Turm in der Südecke.

Bei der Gesamtsicherung von 2010 – 2011 konnten die großen Breschen im Mauerwerk geschlossen und das Rheintörlein aufgrund der zahlreichen Befunde in den Originalmassen rekonstruiert werden. Schwellenhöhe und Sperrbalkenmasse erlaubten eine Rekonstruktion der bergseitigen Torwange, die nun auch als Stützwerk des stark ausgebrochenen Berings dient.

Geschichte

Hochjuvalt gilt als die ältere der beiden Burgen Rothenburgs und wurde wohl im 12. Jahrhundert als Sitz der Herren von Juvalt errichtet. Die Familie stand nach anfänglicher Unabhängigkeit im Dienst des Bischofs von Chur und wurde erstmal um 1123 und später im Jahr 1149 genannt. Dabei ging es um einen Rechtsstreit der Kirche von Chur mit denen von Castrisch um die Leibeigene Guta von Zizers, bei dem ein Siegfried von Juvalta und seine Söhne als boni viri auftraten.

In den folgenden Jahrhunderten erscheinen die Herren von Juvalt noch mehrere Male in den Urkunden. So war zum Beispiel 1219 beim Friedensvertrag zwischen dem Churer Bischof und den Stadtstaat Como ein Ulrich von Juvalta und seine Söhne als Richter zugegen. 1342 stritten sich die beiden Brüder Albert und Bartholomäus von Juvalt und ein fünfköpfiges Schiedsgericht beschloss, dass die Burg „mit Lüt und Gütern dem Albertus gehöre, dem Bartholomäus aber die Zehnte und die Gülten“. Bei einer Erbteilung erhielt Eglof von Juvalt 1372 „die vesti genannt Jufalt“.

Die Hochjuvalt wurde vor 1337 von Eglolf I. von Juvalt den Herren von Rietberg verkauft oder verpfändet. Davon zeugt ein Dokument von 1340, in dem Albrecht V. und sein Bruder Berchtram, Söhne des Eglolfs I. von Juvalt, den Fürstbischof von Chur dafür bitten, den Kaufvertrag zu bestätigen. Johann von Rietberg, gestorben am 5. September 1349, hat, obwohl er von seiner Gattin Berchta von Rhäzüns einen Sohn bekommen hatte, all seine Lehen und Güter seinen Onkeln von Landenberg geschenkt, seine Burg Rietberg und die Feste Hochjuvalt. Im Jahr 1352 verzichteten die Landenberg zu Gunsten des Bischofs auf die Burg Hochjuvalt für 3500 Gulden. Nach dem Tod des letzten Herren von Juvalt, Rudolf II. (1462), verkauften seine Töchter Ursula und Barbara, und seine Witwe Elsine (Elisabeth) geborene von Heidelberg Burg und Herrschaft Juvalt dem Pedrutt von Wannis, Ehemann der Ursula von Juvalt, der älteren Tochter des Rudolfs II., für 500 Gulden.

Im 15. Jahrhundert wechselte die Burg als Pfandobjekt mehrere Male den Besitzer. Sie wurde Eberhard Ringg von Baldenstein, dann der Sophia Sarganserin, einer Tochter des Rudolfs, eines Bastarden des Grafen Georg von Werdenberg-Sargans auf Ortenstein, und Gattin des Ritters Marti[n] von Capol "zem rothen brunnen" verliehen. Die Burgen Hoch- und Niederjuvalt, Ortenstein, Alt-Süns , Neu-Süns, Rietberg und andere wurden von den „thumben puuren“ während der Schamserfehde 1451 geplündert, verbrannt und abgetragen. Die Bauuntersuchung von 2012 weist zwar im Turm und im gefundenen Saalhaus eunen Brand nach, für einen Burgenbruch durch Untergraben, wie etwa auf Alt-Süns und Neu-Süns gibt es keine Indizien. Die Holzalterbestimmung an zwei Balken des Turmes weist 1216 als Baujahr aus. Der Turm trug im obersten Geschoss auf zwei Seiten auskragende Wehrlauben, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf allen vier Turmseiten bestanden. Um 1550 wurde die Hochjuvalt von Ulrich Campell als Ruine erwähnt.[1]

Durch die Eigentümerin, die Kulturinstitution «Pro Castellis» wurde 2010–2013 Burg und Vorburg unter der Leitung von Felix Nöthiger aufwendig gesichert.[2][3]

Galerie

Literatur

  • Fritz Hauswirth: Burgen und Schlösser in der Schweiz. Band 8. Neptun Verlag, Kreuzlingen 1972.
  • Otto P. Clavadetscher, Werner Meyer: Das Burgenbuch von Graubünden. Orell Füssli, Zürich 1984, ISBN 3-280-01319-4.

Weblinks

Commons: Burg Hochjuvalt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lanfranco de Clari, ein Nachkomme der Herren von Juvalt. Siehe "Geschichte und Chronologie der Herren von Juvalt 1223–1462" Work in Progress, zum Teil auf Généanet publiziert
  2. Südostschweiz
  3. Südostschweiz