„Burgunden“ – Versionsunterschied

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Wo genau die Siedlungsgebiete der Burgunden vor 406 lagen, ist trotz intensiver Forschung immer noch weitgehend unbekannt. Aus den Gebieten um [[Kocher (Fluss)|Kocher]] und [[Jagst]] liegen keine entsprechenden ostgermanischen Funde vor, obwohl in dieser Gegend häufig jene Salzquellen gesucht werden, um die Burgunder und Alamannen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach [[Ammianus Marcellinus]] kämpften. Ostgermanische Funde auf der [[Wettenburg]] bei [[Urphar]] deuten jedoch darauf hin, dass dort burgundische Einheiten in römischen Diensten stationiert waren. Sogar der Sitz eines burgundischen ''[[rex (Titel)|rex]]'' bzw. ein ostgermanisch-burgundisches Föderaten-Lager wurde dort vermutet. Wahrscheinlich lag das burgundische Territorium seit dem Ende des 4. Jahrhunderts im Mainmündungsgebiet und im Bereich vom unteren [[Neckar]] bis zum Rhein.<ref>Karlheinz Fuchs (Hrsg.): ''Die Alamannen'' (Ausstellungskatalog). Theiss, Stuttgart 2001<sup>4</sup>, ISBN 3-8062-1535-9 (1997<sup>1</sup>, ISBN 3-8062-1302-X).</ref>
Wo genau die Siedlungsgebiete der Burgunden vor 406 lagen, ist trotz intensiver Forschung immer noch weitgehend unbekannt. Aus den Gebieten um [[Kocher (Fluss)|Kocher]] und [[Jagst]] liegen keine entsprechenden ostgermanischen Funde vor, obwohl in dieser Gegend häufig jene Salzquellen gesucht werden, um die Burgunder und Alamannen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach [[Ammianus Marcellinus]] kämpften. Ostgermanische Funde auf der [[Wettenburg]] bei [[Urphar]] deuten jedoch darauf hin, dass dort burgundische Einheiten in römischen Diensten stationiert waren. Sogar der Sitz eines burgundischen ''[[rex (Titel)|rex]]'' bzw. ein ostgermanisch-burgundisches Föderaten-Lager wurde dort vermutet. Wahrscheinlich lag das burgundische Territorium seit dem Ende des 4. Jahrhunderts im Mainmündungsgebiet und im Bereich vom unteren [[Neckar]] bis zum Rhein.<ref>Karlheinz Fuchs (Hrsg.): ''Die Alamannen'' (Ausstellungskatalog). Theiss, Stuttgart 2001<sup>4</sup>, ISBN 3-8062-1535-9 (1997<sup>1</sup>, ISBN 3-8062-1302-X).</ref>

== Umsiedlung nach Savoyen, Ausdehnung ins Rhonetal, Solothurn und Frankreich ==

[[Datei:Karte Koenigreich Burgund 2 DE.png|thumb|Burgund als Teil des fränkischen Reiches]]
Die burgundische Niederlage gegen die Römer unter Aëtius war der Anlass ihrer nach römischem Einquartierungsrecht vollzogenen Umsiedlung im Jahre 443 als ''foederati'' in die heutige Westschweiz und nach ''Sapaudia'' (wohl das heutige [[Savoyen]]). Ein Versuch der Ausdehnung in Richtung Mittelmeer scheiterte bald darauf am Widerstand der dort bereits siedelnden [[Westgoten]]. 451 kämpften die Burgunden an der Seite der Römer auf den [[Schlacht auf den Katalaunischen Feldern|Katalaunischen Feldern]] gegen Hunnen und Ostgoten. Danach kam es zu einer engeren Anlehnung an das Römische Reich und ab etwa 500 zum teilweisen Zusammenschluss mit den [[Franken (Volk)|Franken]]. Nachdem das immer gespannte Verhältnis zu den Goten kurzfristig entspannter war, wurden die Burgunden 507/8 von [[Theoderich der Große|Theoderich]] militärisch geschlagen. Kurz darauf gelang ihnen unter König [[Gundobad]] aber eine erneute Ausweitung des Herrschaftsgebietes entlang der Rhône. Das Reich umfasste außer der Westschweiz und dem heutigen Burgund auch die Deutschschweiz um [[Basel]] und [[Solothurn]] bis zur [[Aare]], das [[Kanton Wallis|Wallis]], [[Aosta]], Savoyen, die Dauphiné und das Rhônetal bis hinunter nach [[Avignon]]. Gundobad ließ 516 das in seinem Land geltende Volksrecht aufschreiben, die [[Lex Burgundionum]], eine Mischung aus überliefertem römischen Provinzrecht und germanischen Einflüssen. Die Burgunden wurden von der romanischen Bevölkerung schnell assimiliert. Ihre Einwanderung in die Schweiz und nach Burgund bewirkte keine langfristige Verschiebung der [[Sprachgrenze]], anders als die nachfolgende Einwanderung der Alamannen. Zum [[oströmisch]]en Kaiser, dem formellen Oberherrn, unterhielt man insgesamt gute Beziehungen, was sich unter anderem darin ausdrückt, dass viele Könige der Burgunden den Titel eines ''[[magister militum]]'' (Heermeisters) verliehen bekamen.

Unter den folgenden Königen [[Sigismund (Burgund)|Sigismund]], dem ersten Burgundenkönig, der zudem den hohen römischen Ehrentitel eines ''[[Patricius]]'' trug, und [[Godomar II.|Gundomar]] wurde das Burgundenreich wieder verstärkt in den Konflikt zwischen [[Franken (Volk)|Franken]] und [[Ostgoten]] verwickelt, wechselte aber die Seiten. 523 und 524 griffen die Franken Burgund an, das sich nun schutzsuchend an das Ostgotenreich des [[Theoderich I.]] in Italien anlehnte. Nach Theoderichs Tod 526 unterlagen die Burgunden 532 in der [[Schlacht von Autun]] endgültig den Franken und mussten die politische Selbstständigkeit aufgeben. Das Reich teilten die Frankenkönige [[Chlothar I.]], [[Childebert I.]] und [[Theudebert I.]] unter sich auf. Innerhalb des fränkischen Reiches bestand weiterhin ein Reichsteil, der als ''Burgundia'' bezeichnet wurde - der Name sollte im Mittelalter dann zu Berühmtheit gelangen.


== Zeittafel ==
== Zeittafel ==

Version vom 19. Februar 2014, 09:19 Uhr

Das Reich der Burgunden zwischen 443 und 476 n. Chr.

Das Volk (gens) bzw. der Verband der Burgunden, auch Burgunder, wird den Ostgermanen zugerechnet. In der Spätantike begründeten burgundische Krieger an der Rhône ein eigenständiges Föderatenreich, das im 6. Jahrhundert im Frankenreich aufging.

Völkerwanderung

Das Reich der Burgunden im Jahr 511, zwischen Frankenreich und Ostgotenreich

Im Zuge der Südbewegung verschiedener germanischer Gruppen verließen wohl auch Teile der Burgunden ihre Siedlungsgebiete an der Oder. Die erste sichere Erwähnung von Kriegergruppen, die sich als Burgunden bezeichneten, im Rhein-Donau-Gebiet gehört in das Jahr 278, als sie mit Vandalen verbündet unter dem Anführer Igillos (Igilo) von den Römern unter Kaiser Probus am Fluss Ligys (wohl der Lech bei Augsburg) geschlagen wurden. Diese Niederlage führte offenbar dazu, dass Burgunden in der Folgezeit als östliche oder nördliche Nachbarn der Alamannen auftraten und die Gebiete am Main besiedelten, die durch den Abzug der Alamannen ins Dekumatland ausgedünnt waren. Im Jahre 286 fielen Burgunden gemeinsam mit Alamannen, Herulern und Chaibonen in linksrheinisches Gebiet (Gallien) ein. Nur kurz darauf, im Jahr 291 wird zum ersten Mal über ueben, Alanen und Burgunden überrannt (siehe auch Völkerwanderung). Die Gründe hierfür sind umstritten. Mehrere Forscher glauben, die Burgunden und Vandalen seien ihrerseits vor angreifenden Hunnen geflohen, andere hingegen vermuten einen Zusammenhang mit den Bürgerkriegen, die damals im Weströmischen Reich wüteten.

Wo genau die Siedlungsgebiete der Burgunden vor 406 lagen, ist trotz intensiver Forschung immer noch weitgehend unbekannt. Aus den Gebieten um Kocher und Jagst liegen keine entsprechenden ostgermanischen Funde vor, obwohl in dieser Gegend häufig jene Salzquellen gesucht werden, um die Burgunder und Alamannen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach Ammianus Marcellinus kämpften. Ostgermanische Funde auf der Wettenburg bei Urphar deuten jedoch darauf hin, dass dort burgundische Einheiten in römischen Diensten stationiert waren. Sogar der Sitz eines burgundischen rex bzw. ein ostgermanisch-burgundisches Föderaten-Lager wurde dort vermutet. Wahrscheinlich lag das burgundische Territorium seit dem Ende des 4. Jahrhunderts im Mainmündungsgebiet und im Bereich vom unteren Neckar bis zum Rhein.[1]

Zeittafel

  • um 150 breiten sich Burgunden möglicherweise unter dem Druck der Goten westlich der Oder aus
  • 278: Vorstoß einiger Gruppen bis an die römische Grenze
  • um 290: Verdrängung der Alemannen aus dem Neckar-Taunus-Raum
  • 406/407: nach dem Rückzug der Römer überschreiten die Burgunden zusammen mit den Vandalen den Rhein
  • 413 wird ihnen als römische Bundesgenossen ein Gebiet am Rhein vertraglich zugesichert
  • 435 Einfall der Burgunden in die römische Provinz Belgica
  • 436 Zerstörung des rheinischen Burgundenreiches durch den weströmischen Heermeister Aëtius, der dafür hunnische Hilfstruppen einsetzt. Das Nibelungenlied hat diese Ereignisse sagenhaft verarbeitet.
  • 443: die verbliebenen Burgunden werden durch Rom ins Gebiet des Rhône-Tals umgesiedelt und gründen dort später ein neues Reich
  • 532 geht das Burgundenreich im Frankenreich auf und bildet dort neben Austrien und Neustrien einen eigenen Reichsteil
  • Das Königreich Burgund geht ab 737 für Jahrhunderte in Neustrien auf. Der Name bleibt aber erhalten.

Stammliste der Könige

  • Gibica, nicht sicher belegter König der Burgunden Ende des. 4. Jahrhunderts
  1. Gundahar, 411 bezeugt, X 436 gegen hunnische Hilfstruppen im römischen Dienst, König
    1. ? Gundioch, † um 473, wohl aus der Familia Gibicas, nach 436 König der Burgunden, Magister militum 456; ∞ NN, Schwester Ricimers [1]
      1. Chilperich II. (Hilperik), † ca. 476
        1. Chrotechildis (Hrodehildis), * um 474, † 3. Juni 544, katholisch, ∞ um 493 Chlodwig I., König der Franken, † 27. November 511 (Merowinger) [2]
      2. Godomar I., † 476
      3. Gundobad, † 516, König in Lyon, seit 501 in ganz Burgund, Arianer, Patricius 472-474 [3]
        1. Sigismund der Heilige, † ermordet 1. Mai 524, katholisch, 501 Teilkönig in Genf, König von Burgund 516, Patricius; ∞ Ostrogotha, Tochter von König Theoderich dem Großen (Amaler)
          1. Sigrich, † 523 ermordet im Auftrag des Vaters
          2. Suavegotta; ∞ 517 Theuderich I., König der Franken, † 533 (Merowinger)
        2. Godomar II., 524 König von Burgund, 533 von den Franken gefangen
      4. Godegisel, * 443, † ermordet 501, König in Genf, katholisch ∞ Theodelinde [4]
    2. ? Chilperich I., † um 480, 457 als König bezeugt, um 473 Magister militum Galliarum; ∞ um 471 Caratene [5]

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. Karlheinz Fuchs (Hrsg.): Die Alamannen (Ausstellungskatalog). Theiss, Stuttgart 20014, ISBN 3-8062-1535-9 (19971, ISBN 3-8062-1302-X).