Carl von Weinberg

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Büste Weinbergs am Eingang des gleichnamigen Spielparks in Niederrad

Carl von Weinberg (* 14. September 1861 in Frankfurt am Main; † 14. März 1943 in Rom) war ein deutscher Kaufmann, Unternehmer, Stifter und sozial engagierter Bürger.

Leben

Er war zusammen mit seinem Bruder Arthur von Weinberg der Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Carl absolvierte eine kaufmännische Lehre und wurde 1882 mit 21 Jahren wie sein Bruder Teilhaber der Leopold Cassella & Co., die 1894 mit der von seinem Onkel Leo Gans gegründeten Frankfurter Anilinfarbenfabrik fusionierte und in der Folgezeit als Cassella Farbwerke Mainkur zu Weltruhm in der Herstellung synthetischer Farbstoffe gelangte.

Im damals noch nicht eingemeindeten Schwanheim hatte er sich 1898 zusammen mit seiner englischen Frau May (Ethel Mary Villers Forbes aus dem Hause der irischen Earls of Granard) die Villa Waldfried im englischen Landhausstil erbauen lassen. Der Brunnen des im Krieg zerstörten Hauses steht seit 1952 im Garten des Nebbienschen Gartenhauses, einem Künstlertreff in der Bockenheimer Anlage in der Frankfurter Innenstadt. Im Jahre 1908 wurde der Familie der Adelstitel verliehen.

1919 war Carl von Weinberg Mitglied der deutschen Delegation bei den Versailler Friedensverhandlungen. 1924 nahm er an den Verhandlungen über die deutschen Reparationen in London teil, die den Dawes-Plan zur Folge hatte. 1925 führten die Brüder Weinberg die Cassella in die Fusion zur I.G. Farbenindustrie AG, in der sie beide als Aufsichts- und Verwaltungsratsmitglieder mitwirkten.

Zusammen mit seinem Bruder gab er diversen Institutionen (unter anderem der Universität Frankfurt) zahlreiche finanzielle Zuwendungen. 1921 wurde in Schwanheim mit seiner Unterstützung die nach ihm benannte Carl von Weinberg-Schule errichtet. Auch die Gründung des Frankfurter Golf Clubs im Jahr 1913 und die Poloanlage gehen auf seine Initiative zurück. Ebenfalls gründete er das Gestüt Waldfried, das weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bekannt wurde.

Verfolgung

Nach der nationalsozialistischenMachtergreifung“ wurden die Brüder Weinberg aufgrund ihres jüdischen Glaubens verfolgt. Carl von Weinberg wurde gezwungen, seine Ämter in der Wirtschaft aufzugeben. Sowohl die Schule als auch die Carl-von-Weinberg-Straße wurden umbenannt. Die Namenspatronatschaft für die Buchenrodestraße, die nach Arthur von Weinbergs Villa „Buchenrode“ benannt war, und die Waldfriedstraße, benannt nach dem Gestüt der Familie Weinberg, wurde aufgehoben.

Nach den Novemberpogromen 1938 musste er seine Villa Waldfried zusammen mit seiner bedeutenden Kunstsammlung für einen Bruchteil ihres Wertes an die Stadt verkaufen. Der Frankfurter Künstlerin Lina von Schauroth, einer engen Freundin der von Weinbergs, gelang es, die vier von ihr geschaffenen Glasfenster der Privatkapelle der Villa Waldfried nach der Flucht des Hausherrn in Sicherheit zu bringen. Während des Krieges wurden sie im Limburger Dommuseum aufbewahrt und 1951 auf Veranlassung der Evangelischen Synode in das Schiff der Alten Nikolaikirche auf dem Frankfurter Römerberg eingebaut. Auf dem Fenster «Aufsteigender Christus» an der Westseite findet sich die Widmung: «Die Glasfenster stammen aus der Kapelle in Waldfried. Carl v. Weinberg hat sie zum Andenken an seine Gattin May geb. Forbes gestiftet.»[1]

Nach der Enteignung seines Vermögens ging der seit 1937 verwitwete Carl von Weinberg ins Exil zu seiner Schwester nach Italien. Am 14. März 1943 starb er in Rom, sechs Tage bevor sein Bruder Arthur im KZ Theresienstadt an den Folgen einer Operation verstarb.

Auszeichnungen

  • 1927 wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Universität Frankfurt ausgezeichnet,
  • 1928 erhielt er die silberne Plakette der Stadt Frankfurt verliehen.

Nach 1945 wurden alle Namensänderungen rückgängig gemacht. Neben der Carl-von-Weinberg-Schule und der Carl-von-Weinberg-Straße im Frankfurter Westend erinnert in Frankfurt-Niederrad eine Parkanlage mit seiner Büste auf dem Gelände der ehemaligen Villa Waldfried an den Mäzen und Unterstützer Frankfurts.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lina v. Schauroth. 1984, S. 10

Literatur

  • Ernst Mack: Die Frankfurter Familie von Weinberg. Im Zeichen der Kornblumenblüten. Heimat- und Geschichtsverein Schwanheim e.V., 2000, ISBN 3-921606-55-1
  • Angela von Gans, Monika Groening: Die Familie Gans 1350-1963. Verlag Regionalkultur, Heidelberg, 2006, ISBN 978-3-89735-486-9
  • Lina v. Schauroth - Eine Frankfurter Künstlerin. Herausgegeben von Helene v. Schauroth. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-7829-0291-2