Daniel Gravius

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Daniel Gravius

Daniel Gravius (auch: Daniel van de Graaff, Daniel van de Graef, Daniel Grauw; * 1616, Dordrecht, Republik der Sieben Vereinigten Provinzen; † 1681, Middelburg) war ein holländischer Missionar in Formosa. Er war ein begabter Linguist und übersetzte Teile der Bibel und anderer christlicher Texte ins Siraya. Nach einem Zerwürfnis mit dem Gouverneur von Formosa Nicolas Verburg wurde er wegen Verleumdung angeklagt und zensiert. Später wurde er völlig rehabilitiert und kehrte in die Niederlande zurück.

Missionar in Formosa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gravius wird in den Quellen das erste Mal als Prediger in Aardenburg erwähnt.[1] Er hielt sich zwei Jahre in Batavia (Jakarta) auf, wo er ausgebildet wurde und darauf wartete an eine Missionsstation entsandt zu werden. Dort heiratete er auch seine erste Frau Maria Poots[1], bevor er 1647 nach Formosa gesandt wurde und sich im Dorf Soulang (heute Stadtbezirk Jiali) niederließ. Er vermittelte den Einheimischen die Idee, Zugtiere zum Pflügen zu halten.[2][3] Gravius übersetzte christliche Schriften in die heute ausgestorbene Siraya-Sprache, ebenso Teile der Bibel wie das Matthäus- und Johannes-Evangelium und ferner auch einen Katechismus. Oft ergänzte er Beispiele, um die Bedeutung für die Einheimischen zu erklären.[2] Seine linguistische Arbeit wurde später von Forschern genutzt um die Kultur der Siraya zu erforschen; interessant ist hierbei zum Beispiel, dass die Siraya keine Worte für Glücksspiel, „Bedienstete“ oder Sklaverei kannten.[4]

In seinem Dorf erhielt Gravius nicht nur religiöse Funktion, sondern war auch ein Senior Judicial Officer in Residence. Diese Doppelrolle war schon oft von den Geistlichen beklagt worden, was aber vom Council von Formosa geflissentlich ignoriert wurde.[5] 1651 schrieb Gravius an den Gouverneur Nicolas Verburg und beschwerte sich über seinen Vorgesetzten, Super-Factor Dirck Snoucq. Er beschuldigte ihn als eine Person von hässlichem Charakter.[6] Zum Leidwesen von Gravius stellte sich Verburg auf die Seite von Snoucq.[7]

Governor Verburg umging den gewöhnlichen Dienstweg, auf dem normalerweise ein solcher Prozess geführt werden musste.[8] Er setzte für Gravius eine Strafe von 1.000 Gulden aus[9] und startete eine beißende Kampagne gegen Gravius und den Klerus.[10] Die Verantwortlichen in der Kolonie begannen Parteien zu bilden und ein Commissioner wurde von Batavia entsandt, um den Streit zu beenden. Dieser Commissioner, Willem Verstegen, erkannte beide Seiten für schuldig und empfahl, dass die Kleriker von ihren richterlichen Aufgaben entbunden würden, um weitere Konflikte zu vermeiden.[10] Gravius ging 1651 nach Batavia, um beim Gouverneur-generaal van Nederlands Indië Carel Reyniersz und seinem Nachfolger Joan Maetsuycker gegen seine Verurteilung Berufung einzulegen.[9] Er blieb dort drei Jahre lang, bevor er für unschuldig befunden wurde und sein Geld zurückerstattet wurde.[2] Dann kehrte er in die Niederlande zurück und arbeitete als Prediger. Er heiratete ein zweites Mal in Veere und starb 1681 in Middelburg.[1]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Het heylige Euangelium Matthei en Johannis. Ofte Hagnau ka d'llig matiktik ka na sasoulat ti Mattheus ti Johannes appa. (Das Evangelium des Matthäus in Formosan. Sinkang Dialekt und Dutch.) Amsterdam, Michiel Hartogh 1661.
  • The Gospel of St. Matthew in Formosan (Sinkang dialect) with corresponding versions in Dutch and English. Mit William Campbell, Trubner, London 1888.
  • Patar ki tna-'msing-an ki Christang ofte. 't Formulier des Christendoms. Formulary of Christianity in the Siraya language of Formosa. Amsterdam, Michiel Hartogh 1661.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Gravius, Daniël In: Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek (NNBW)
  2. a b c Otness: 64.
  3. "A short time ago the Rev. D. Gravius showed us an account referring to the purchase and attendant expenses of one hundred and twenty-one head of cattle to be used for ploughing. These cattle are destined for the inhabitants of the village of Soulang, in order to accustom them [...] to cultivate their lands in this manner." From the Minute-book of Castle Zeelandia, excerpted in Campbell 248.
  4. Crook
  5. Campbell: 260.
  6. “A person of shameful and odious character.” Governor Verburg paraphrasing the letter of complaint from Gravius, Campbell: 265.
  7. “This cable of infamous slander had been formed of many strands of abuses and misdeeds of so scandalous and unchristian a nature that they cannot even here be mentioned in detail.” Campbell: 265–66.
  8. Campbell 266.
  9. a b Campbell: 268.
  10. a b “launched a vitriolic campaign against Gravius and against clerical power generally.” Shepherd: 70.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tonio Andrade: How Taiwan Became Chinese. Appendix B: Governors-General, Governors, and Missionaries. 2005.
  • William Campbell: Formosa under the Dutch: Described from Contemporary Records. 1903; Southern Materials Center, Taipei 1992. ISBN 957-638-083-9
  • Steven Crook: Taiwan Journal: Breathing life into the Sirayan language. 2008-04-12 [1]
  • Gravius, Daniël. Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek (NNBW), abgerufen am 23. April 2009 (niederländisch).
  • Harold M. Otness: One Thousand Westerners in Taiwan, to 1945: A Biographical and Bibliographical Dictionary. Academica Sinica, 1999, ISBN 957-671-618-7.
  • John Shepherd: Statecraft and Political Economy on the Taiwan Frontier: 1600–1800. Southern Materials Center, Taipei 1995, ISBN 957-638-311-0 ( [1993]).