Debrzno-Wieś

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Debrzno-Wieś
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Debrzno-Wieś (Polen)
Debrzno-Wieś (Polen)
Debrzno-Wieś
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Złotów
Gmina: Lipka
Geographische Lage: 53° 32′ N, 17° 14′ OKoordinaten: 53° 31′ 37″ N, 17° 13′ 49″ O
Einwohner:
Postleitzahl: 77-420
Telefonvorwahl: (+48) 67
Kfz-Kennzeichen: PZL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW188 Lipka-Człuchów
Nächster int. Flughafen: Danzig



Schloss

Debrzno-Wieś (deutsch Dobrin, früher Dobbrin) ist ein Dorf bei der Stadt Złotów (Flatow) in der polnischen Woiwodschaft Großpolen. Es gehört zur Landgemeinde Lipka im Powiat Złotowski.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im Netzedistrikt im ehemaligen Westpreußen, etwa vier Kilometer nördlich des Dorfs Lipka (Linde), 23 Kilometer nordöstlich der Stadt Złotów (Flatow) und 175 Kilometer östlich von Stettin (Szczecin).

Dorfkapelle

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf ist in dem ehemaligen Gutsbezirk Dobrin entstanden, zu dem mehrere adlige Güter gehörten. Im 18. Jahrhundert war die Ortschaft Dobbrin ein Marktflecken, der mit der Stadt Preußisch Friedland eine gemeinsame Grenze hatte und in dem regelmäßig Jahrmärkte stattfanden. Im Ort wohnten mehrere jüdische Familien, die hier eine Synagoge und einen Friedhof hatten.[1]

Das seinerzeit etwa 1500 Hektar große Rittergut mit Schloss kaufte im Jahre 1869 der Kreisdeputierte Leberecht Wilckens (1824–1900). Dessen Sohn Fritz Wilckens (1861–1913), der 1911 vom preußischen König in den erblichen Adelsstand erhoben wurde, wandelte das Gut 1909 in ein Fideikommiss um, wobei er seine beiden Söhne als Fideikommiss-Anwärter einsetzte.[2] Im Jahr 1896 war Hans Wilckens (in Bärenwalde, Kreis Schlochau) als Besitzer des Guts mit Brennerei und Ziegelei genannt worden, der es von dem Administrator Gröschke verwalten ließ.[3] Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Guts Dobrin 1631 Hektar, und 1925 wohnten im Gutsbezirk 712 Personen.[4]

Die Gemeindefläche von Dobrin war Anfang der 1930er Jahre 20,3 km² groß, und auf ihr standen 95 Wohnhäuser an sechs verschiedenen Wohnorten:[5]

  • Annenfelde
  • Dobrin
  • Kolonie Kleinfier
  • Minnenrode
  • Vorwerk Minnenrode
  • Ziegelei

Dobrin war der Hauptwohnort der Gemeinde Dobrin.

Dobrin war bis 1945 eine selbständige Landgemeinde im Landkreis Flatow. Mit dem Kreis Flatow gehörte Dobrin bis zum Inkrafttreten des Versailler Vertrags 1920 nach dem Ersten Weltkrieg zur Provinz Westpreußen, danach zur Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen und seit deren Auflösung 1938 zur Provinz Pommern.

Ende Januar/Anfang Februar 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde die Region von der Roten Armee eingenommen. Ein Großteil der Bewohner flüchtete vor den Kampfhandlungen in Pferdewagentrecks, darunter auch die Gutsbesitzerfamilie Wilckens, die im Januar 1945 zusammen mit den Bedienstetenfamilien des Gutsbetriebs mit einem Pferdewagentreck aufgebrochen war.[2] Viele mussten jedoch zurückkehren oder wurden später von den sowjetischen Soldaten zurückgeschickt und nur wenigen gelang die Flucht in den Westen. Einwohner von Dobrin, die im Dorf verblieben waren, wurden später von den Besatzern zu Arbeiten herangezogen, so zum Beispiel am 28. Februar, als sie zu diesem Zweck von Sowjetsoldaten im Wald von Bärenwalde zusammengetrieben wurden.[6][7]

Bald nach der Besetzung durch die Rote Armee wurde Dobrin seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der darauf folgenden Zeit wurden die Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Dobrin vertrieben. Das deutsche Dorf Dobrin wurde in Debrzno-Wieś umbenannt.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1766 431 [8]
1783 adliger Marktflecken und Vorwerk mit Ziegelei und einer Juden-Synagoge sowie 18 Feuerstellen (Haushaltungen)[9]
1818 285 adliges Hauptgut mit 277 Einwohnern und adlige Ziegelei mit acht Einwohnern[10]
1837 ca. 300 [11]
1852 490 [8]
1864 596 [8]
1910 944 am 1. Dezember, davon 317 im Dorf (259 Evangelische und 58 Katholiken; zwei Einwohner mit polnischer Muttersprache) und 627 im Gutsbezirk (darunter 508 Evangelische und 115 Katholiken; neun Einwohner mit polnischer Muttersprache)[12]
1925 966 davon 820 Protestanten, 118 Katholiken und sechs Juden;[5] 712 Einwohner im Gutsbezirk[4]
1933 821 [13]
1939 852 [13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dobrin, Dorf und Rittergut, links der Dobrinka, Kreis Flatow, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Dobrin (meyersgaz.org).
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Der Kreis Flatow. In seinen gesammten Beziehungen. Thorn 1867, S. 274.
  • Heimatbuch für den Kreis Flatow – Grenzmark Posen-Westpreußen – Provinz Pommern. Herausgegeben vom Heimatkreisausschuss für den Kreis Flatow mit Unterstützung des Patenschaftskreises Gifhorn. Druck: Karl Neef oHG (Wittingen), Gifhorn 1971.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann Friedrich Goldbeck: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen. Band 2, Teil I, Marienwerder 1789, S. 105, Nr. 6) (books.google.de).
  2. a b Heimatbuch für den Kreis Flatow – Grenzmark Posen-Westpreußen – Provinz Pommern. Herausgegeben vom Heimatkreisausschuss für den Kreis Flatow mit Unterstützung des Patenschaftskreises Gifhorn. Druck: Karl Neef oHG (Wittingen), Gifhorn 1971, S. 238–239.
  3. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band 11a: Westpreussen, Nürnberg 1896, S. 177 (books.google.de).
  4. a b Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 405 (books.google.de).
  5. a b Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Dobrin im ehemaligen Kreis Flatow in Pommern (2011).
  6. Lothar O. Gaunitz: Die Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland. 1987, S. 181.
  7. Günter Böddeker: Die Flüchtlinge - Die Vertreibung der Deutschen im Osten. 3. Auflage, Ullstein, Berlin 1997, ISBN 3-548-34322-8, S. 205.
  8. a b c Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Der Kreis Flatow. In seinen gesammten Beziehungen. Thorn 1867, S. 299.
  9. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 45 (books.google.de).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A–F, Halle 1821, S. 275, Ziffer 1245–1246 (books.google.de).
  11. Friedrich Christoph Förster: Statistisch-topographisch-historische Uebersicht über den Preußischen Staat. Berlin und Leipzig 1839, S.97.
  12. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 4. Kreis Flatow, S. 18–19, Ziffer 12 (books.google.de) und S. 22–23, Ziffer 119 (books.google.de).
  13. a b Michael Rademacher: Flatow. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.