Diskussion:Biophilie

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Letzter Kommentar: vor 8 Jahren von ZielonyGrzyb in Abschnitt Kritik an der Biophilie-Hypothese
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Neufassung des Artikels[Quelltext bearbeiten]

Hallo, ich glaube es ist Zeit, mich jetzt auch in diese Debatte einzuschalten. Ich wurde von Neor Future vor einer Weile darauf aufmerksam gemacht, dass der Biophilie-Artikel in der Wikipedia eine sehr verzerrte Sicht auf die Dinge liefert und er hat mich kürzlich gebeten eine Neufassung des Artikels zu schreiben, da er mich als Koordinator des Berliner Arbeitskreises der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft für kompetenter hält und meint nicht die Zeit dafür zu finden. Ich habe vorher zusammen mit ihm über die Probleme an dem Artikel diskutiert und ihm Hinweise gegeben, wo es sich lohnt weiter nachzuforschen, die er hier, wie ich sehe, auch richtig eingebracht hat. Ich habe jetzt die Zeit dafür gefunden, mich hier anzumelden und eine Neufassung geschrieben. Diese Neufassung sollte m. E. der Tatsache Rechnung tragen, dass die Ethik von Rupert Lay in der Debatte kaum oder gar nicht diskutiert wird, weshalb ihm auch nicht ein Großteil des Artikels gewidmet werden darf. Darüber hinaus macht es keinen Sinn, Erich Fromm in einer Darstellung der Diskussion um eine biophile Ethik außen vor zu lassen - selbst wenn, und das muss auch zugestanden werden, Fromm wenig an ethischer Systematisierung leistet. Seine ethischen Theorien sind dennoch von wichtigen Personen debattiert worden, weshalb dem auch Rechnung getragen werden muss und nicht schon eine Wertung vorgenommen werden darf, ob es sich bei Fromms Ethik um eine 'echte' Ethik handele. Ich habe es nicht für sinnvoll befunden, Fromms gesamte Charakterologie in diesem Artikel mit darzustellen, auch wenn die Ausführungen zur Bedeutung der biophilen Charakterorientierung ohne eine Kenntnis von Fromms gesamter Konzeption schwer verständlich sind. Unten findet sich mein Vorschlag für den Artikel. Unabhängig davon, dass der Artikel noch verbessert werden kann, scheint er mir qualitativ hochwertiger zu sein als der jetzige und er liefert nicht ein so verzerrtes Bild von dem Begriff Biophilie, weshalb es mir richtig scheint ihn als neue Grundlage für eine etwaige Debatte zu nehmen.


Der Begriff 'Biophilie' (altgriech. bios „Leben“ und philia „Liebe“) wurde terminologisch von Erich Fromm in 'Die Seele des Menschen' (1964) im Kontext seiner Charakterologie und Ethik eingeführt und bedeutet 'Liebe zum Leben' oder ' Liebe zu Lebendigem'. Unabhängig von Fromm entwickelte der Soziobiologe Edward O. Wilson in seinem Buch 'Biophilia' (1984) die 'Biophilie-Hypothese'.

Die biophile Charakterorientierung In 'Die Seele des Menschen' erweiterte Erich Fromm seine in 'Psychoanalyse und Ethik' (1947) entwickelte Charakterologie um die Beschreibung des biophil ausgerichteten Wachstumssyndroms und des nekrophil orientierten Verfallssyndroms. Damit sollte erklärt werden, dass „zu einer biophil-produktiven bzw. nekrophil-nicht-produktiven Orientierung bestimmte Komponenten gehören, die mit zunehmender Stärke der produktiven bzw. nicht-produktiven Ausrichtung konvergieren.“ (Funk, Rainer: Mut zum Menschen: Erich Fromms Denken und Werk, seine humanistische Religion und Ethik. Stuttgart, 1978. S. 309) Daneben fügte Erich Fromm der in 'Psychoanalyse und Ethik' vorgenommenen Unterscheidung verschiedener nicht-produktiver Charakterorientierungen noch die einer nekrophilen Charakterorientierung hinzu, die er in 'Die Anatomie der menschlichen Destruktivität' (1973) noch weiter ausführte. Seine Kennzeichnung der produktiven Charakterorientierung erweiterte er dahingehend, dass sie „die volle Entfaltung der Biophilie“ sei (E. Fromm, 1964a, GA II, S. 186). Erich Fromm definiert die Biophilie als den „Wunsch, das Wachstum zu fördern, ob es sich nun um einen Menschen, eine Pflanze, eine Idee oder eine soziale Gruppe handelt.“ (E. Fromm, 1973a, GA VII, S. 331)

Die biophile Ethik In 'Die Seele des Menschen' und 'Die Anatomie der menschlichen Destruktivität' beschreibt Fromm auch das Prinzip einer 'biophilen Ethik': „Gut ist alles, was dem Leben dient; böse ist alles, was dem Tod dient. Gut ist die Ehrfurcht vor dem Leben, alles, was dem Leben, dem Wachstum, der Entfaltung förderlich ist. Böse ist alles, was das Leben erstickt, einengt und alles, was es zerstückelt.“ (E. Fromm, 1973a, GA VII, S. 331 und in anderer Übersetzung E. Fromm, 1964a, GA II, S. 186.) Fromm greift hier eine Formulierung von Albert Schweitzer auf, der in 'Kultur und Ethik' (1923) schrieb: „Gut ist, Leben erhalten und Leben fördern; böse ist, Leben vernichten und Leben hemmen“ und dies als das „Grundprinzip des Sittlichen“ auffasste. (Schweitzer, Albert: Kultur und Ethik. Kulturphilosophie, zweiter Teil. S. 378. In: ders.: Gesammelte Werke in fünf Bänden. Band 2. Zürich. S. 95-420) Auch wenn sich bei Erich Fromm in 'Die Seele des Menschen' kaum systematische Überlegungen zur Ethik finden lassen und der Bezug der 'biophilen Ethik' zu der in 'Psychoanalyse und Ethik' entwickelten 'humanistischen Ethik' ungeklärt bleibt, wird doch eine Kontinuität beider Konzeptionen angenommen. So schreibt etwa Rainer Funk, dass „humanistische Ethik mit 'biophiler Ethik' identisch“ sei. (Funk, Rainer: Mut zum Menschen: Erich Fromms Denken und Werk, seine humanistische Religion und Ethik. Stuttgart, 1978. S. 179.) Der Begriff der biophilen Ethik wurde einige Jahrzehnte später von Rupert Lay in 'Ethik für Manager' (1991) aufgegriffen, wobei er ihn allerdings von seiner Einbettung in Fromms Charakterologie löste und die biozentrische Komponente bei ihm verloren geht. So lautet sein 'Biophilie-Postulat': „Handle stets so, daß du das personale Leben in deiner Person als auch in der Person eines jeden anderen Menschen eher mehrst denn minderst.“ (Lay, Rupert: Ethik für Manager. Düsseldorf; Wien; New York, 1991. S. 60) Orientierungen, Einstellungen, Interessen, Erwartungen, Entscheidungen und Handlungen seien nach Lay „genau dann biophil, wenn sie eigenes und/oder fremdes personales Leben eher mehren denn mindern.“(Lay, Rupert: Ethik für Manager. Düsseldorf; Wien; New York, 1991. S. 62)

Biophilie-Hypothese Die 'Biophilie-Hypothese' ist eine aus evolutionsbiologischer Perspektive formulierte Theorie von Edward O. Wilson, die er zuerst in seinem Buch 'Biophilia' und später unter anderem mit Stephen Kellert in 'The Biophilia Hypothesis' (1993) ausführte. Da Wilson Erich Fromm nicht zitiert, ist unklar, ob er seine Theorien gekannt hat. (Vgl. Peter H. Kahn Jr.: Technological Natur / Adaption and the Future of Human Life. Massachusetts, 2011. S. 11) Wilson definiert 'Biophilie' als „the innate tendency to focus on life and lifelike processes“ (Wilson, Edward O.: Biophilia. Cambridge, 1984. S. 1) Im Laufe der Evolution habe sich „eine Affinität von Menschen zu den vielen Formen des Lebens und zu den Habitaten und Ökosystemen entwickelt [..], die Leben ermöglichen.“ (Olbrich, Erhard: Bausteine einer Theorie der Mensch-Tier-Beziehung. S. 113 In: Otterstedt, Carola; Rosenberger, Michael (Hg.): Gefährten – Konkurrenten – Verwandte / Die Mensch-Tier-Beziehung im wissenschaftlichen Diskurs. Göttingen, 2009. S. 111-132.) Dabei wurde auch versucht die Biophilie-Hypothese zum Ausgangspunkt einer evolutionsbiologischen Umweltethik zu machen. So schreibt Wilson etwa von einer 'Conservation Ethic', nach der das Leben und die Artenvielfalt bewahrt und geschützt werden solle.

Literatur: Fromm, Erich: Die Seele des Menschen: Ihre Fähigkeit zum Guten und zum Bösen. 1964a. In: Erich Fromm Gesamtausgabe in 12 Bänden (Hrsg. v. Rainer Funk). Stuttgart, 1999. S. 159-268. Fromm, Erich: Anatomie der menschlichen Destruktivität. 1973a. In: Erich Fromm Gesamtausgabe in 12 Bänden (Hrsg. v. Rainer Funk). Stuttgart, 1999. XIII-400. Wilson, Edward O.: Biophilia. Cambridge, 1984. Kellert, Stephen R.; Wilson, Edward O. (Hrsg.): The Biophilia Hypothesis. Washington, 1993.--Richard F. Runge (Diskussion) 22:12, 5. Feb. 2014 (CET)Beantworten

--Stefan B. Link (Diskussion) 13:59, 6. Feb. 2014 (CET) schreibt: Lieber Richard F. Runge, danke für die Überarbeitung/Neufassung des Arikles. Ich stimme allen Aussagen zu. Deshalb habe ich unter jeden Diskussionsabschnitt den BAustein "Erledigt" gesetzt; der entsprechende Abschnitt erscheint in 7 Tagen dann nurmehr im Archiv, um neue Diskutanten nicht mit langen, intensiv geführten Diskussionen zu belasten, sondern im Verbessern neu anfangen können. Du schreibst diesbezüglich ja: "Unabhängig davon, dass der Artikel noch verbessert werden kann ..." Weil Erich Fromm selbst (und Christian Müller in der angegebenen Dissertation) die Abhängikeit seines Begriffes von "Ehrfucht vor dem Leben" (Albert Schweitzer) betont, mangelt es an solchen Hinweisen in deiner Neufassung des Artikels. Mich interessiert, ob du einen solchen Hinweis und eine entsprechende Begriffseinordnung für lässlich, wünscheswert oder für nötig hältst. Dein diesbezügliches Werturteil ob deiner Fachkompetenz ist für jeden weiteren Bearbeiter zu berücksichtigen. Lieben Gruß --Stefan B. Link (Diskussion) 13:59, 6. Feb. 2014 (CET)Beantworten
Lieber Stefan B. Link, ich glaube dass der Artikel sicherlich noch dadurch an Qualität gewinnen würde, wenn er eine Verhältnisbestimmung von Albert Schweitzers Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben und Fromms biophiler Ethik darstellen könnte. Allerdings ist gerade bei Fromm relativ unklar, wie seine biophile Ethik einzuordnen ist und in welchem Verhältnis sie zu seiner in 'Psychoanalyse und Ethik' entwickelten Konzeption steht, was ja auch im Artikel wiedergegeben ist. Deshalb wäre es relativ schwierig eine solche Verhältnisbestimmung vorzunehmen, die nicht gleichzeitig eine eigene Interpretation ist (und die früher hier geführte Debatte zeigt ja, dass diese Frage durchaus kontrovers diskutiert werden kann). Gerade weil diese Frage also kontrovers ist, wäre es glaube ich problematisch, hier auf eigene Faust eine Interpretation darzulegen, sondern die Beantwortung der Frage müsste sich auf schon existierende Arbeiten hierzu beziehen. Allerdings gibt es, soweit ich weiß, im Moment noch keine Arbeit, die eine angemessene Einordnung von Fromms biophiler Ethik in sein Gesamtwerk leistet. Deshalb ist es glaube ich im Moment angebracht, die Frage offen zu lassen, weil sie auch in den Arbeiten zu Fromm nicht wirklich geklärt wurde. Ihnen die besten grüße --Richard F. Runge (Diskussion) 18:14, 6. Feb. 2014 (CET)Beantworten
--Stefan B. Link (Diskussion) 13:00, 3. Mär. 2014 (CET) schreibt: Lieber Richard F. Runge, ich bin mit den jetzigen Formulierungen der inhaltlichen Verknüpfung (Ursprung und Weiterentwicklung des Begriffes) sehr einverstanden, zumal sich inhaltlich meines Erachtens zur vorherigen Fassung nichts Wesentliches geändert hat. Wie auch immer - ich danke dir für die Auflösung eines schwierigen Diskussionsprozesses, der sich wohl noch hingezogen hätte bis eben zu einer Neufassung des Artikels, die du besorgt hast und anhand der man konkret sehen kann, was wesentlich besser zu formulieren wäre. --Stefan B. Link (Diskussion) 13:00, 3. Mär. 2014 (CET)Beantworten

Kritik an der Biophilie-Hypothese[Quelltext bearbeiten]

Am 12. Juli 2015 wurde der Artikel um eine relativ flapsig formulierte und unsystematische Kritik an Wilsons Biophilie-Hypothese erweitert. Wenn der Artikel durch eine Hinzufügung einer Kritik an Wilson verbessert werden soll, dann sollten entweder die einflussreichsten oder die stärksten Kritikpunkte genannt werden und nicht einfach irgendwelche. Die systematischste Kritik, die mir an der Biophilie-Hypothese bisher aufgefallen ist, findet sich bei Thomas Potthast: Die Evolution und der Naturschutz. Zum Verhältnis von Evolutionsbiologie, Ökologie und Naturethik. Campus, Frankfurt a.M. & New York 1999. Dort werden mehrere Kritikpunkte genannt, u. a. naturalistischer Fehlschluss, normativistischer Fehlschuss, und mangelnde empirisch-sozialwissenschaftliche Belegung. Da die bisherige Darstellung der Kritik an der Biophilie-Hypothese im Artikel weder die wichtigsten noch die überzeugensten Argumente nennt, sondern scheinbar einige willkürliche Punkte, wo unklar ist, ob diese tatsächlich wichtig sind, schlage ich die Streichung dieses Absatzes vor, da sie den Artikel gegenwärtig qualitativ verschlechtert.

Eine neue Fassung der Kritik an Wilson sollte zumindest auf der Diskussionsseite angeben, warum welche Punkte ausgesucht wurden und weshalb sie relevant sind und in einer Enzyklopädie stehen sollten. Zumindest sollte begründet werden, warum "Donald S. Maier: What's So Good About Biodiversity? A Call for Better Reasoning About Nature’s Value" vermeintlich so wichtig oder einflussreich für die Kritik der Biophilie-Hypothese sei. Die Punkte die er nennt, scheinen mir eher weit hergeholt. (nicht signierter Beitrag von Richard F. Runge (Diskussion | Beiträge) 13:28, 28. Okt. 2015 (CET))Beantworten

Bisher haben wir hier nur subjektive Kriterien: du meinst, Potthasts Kritik sei die systematischste, die du kennst (was ich nicht bestreiten möchte, zumal ich den betreffenden Text Potthasts nicht gelesen habe). Ich fand die Argumente von Maier sehr überzeugend (zugegebenermaßen habe ich sie hier sehr verkürzt zusammengefasst). Sein Buch wurde meines Wissens bisher nicht allzu intensiv rezipiert. Ich habe grundsätzlich nichts dagegen, Maier rauszunehmen und mit bspw. Potthast zu ersetzen. Dennoch frage ich mich, nach welchen Kriterien „die einflussreichsten oder die stärksten Kritikpunkte“ ausgewählt werden sollen. Daher werde ich deine Änderung erstmal nicht sichten, damit noch ein Dritter sich äußern kann. --ZielonyGrzyb|Fragen? 13:34, 28. Okt. 2015 (CET)Beantworten
Alternativ könnte ich versuchen, die Maier’sche Kritik besser zu formulieren (das habe ich, wie ich gerade sehe, tatsächlich ziemlich schlecht gemacht). --ZielonyGrzyb|Fragen? 13:36, 28. Okt. 2015 (CET)Beantworten
Die Kriterien sind, ob die Kritik in mehreren einschlägigen Fachartikeln oder Monographien von anderen Personen auch vertreten oder zitiert wird. Ich wäre schon zufrieden, wenn du eine Kritik angeben könntest, die zumindest von zwei Personen vertreten wird oder eine Position von jemandem, die zumindest in einem anderen Artikel aufgegriffen wurde. Aber an Einzelmeinungen gibt es halt zur Biophilie-Hypothese viele, das heißt aber noch nicht, dass sie alle in einem einführenden Artikel stehen müssen. Über die überzeugensten Argumente kann man sicherlich streiten - Potthast hat hier m. E. sehr intuitive Punkte genannt, Maier eher weniger - aber zumindest den Einfluss und die Häufigkeit einer Position kann man nachweisen. Richard F. Runge (Diskussion) 14:29, 28. Okt. 2015 (CET)Beantworten
OK, überzeugt. --ZielonyGrzyb|Fragen? 14:35, 28. Okt. 2015 (CET)Beantworten

Quellen/Fußnoten[Quelltext bearbeiten]